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Artikel „Campe, Julius“ von Wilhelm Sillem in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 424–425, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Campe,_Julius&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:15 Uhr UTC)
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Campe: Johann Julius Wilhelm C., bekannter Buchhändler und Verleger in Hamburg, der in der A. D. B. XII, 574 im Anschluß an den Artikel Benjamin Gottlob Hoffmann schon erwähnt ist, war am 18. Februar 1792 in Deensen am Sollingerwald bei Holzminden geboren, wo sein Vater, ein Bruder des Pädagogen (s. A. D. B. III, 733), Justitiar war. Er erlernte den Buchhandel bei seinem Bruder Friedrich C. in Nürnberg. Bei Ausbruch des Freiheitskrieges schloß er sich dem Lützow’schen Corps an, aber unter dem Namen August Kämpfer. Ein Pseudonym hatte C. gewählt, weil er, im Königreich Westfalen beheimathet, gewärtig sein mußte, im Falle seiner Gefangennahme erschossen zu werden. In dem Gefechte an der Göhrde wurde er verwundet. Wiederhergestellt trat er in Braunschweig, wohin er durch Geburt gehörte, bei den schwarzen Husaren ein. Später wurde er in preußische Dienste, in das 10. Husarenregiment, übernommen, wo er es bis zum Premierlieutenant brachte. Nach dem Frieden gefiel ihm das Soldatenleben nicht mehr. Ehe er einen anderen Beruf ergriff, machte er eine zweijährige Fußreise nach Italien. Durch einen anderen Bruder, den Finanzrath Heinrich C. in Leipzig, der ein großer Kunstfreund und selbst Sammler alter Kunstwerke war, ist nämlich C. wol in künstlerische Bestrebungen eingeweiht worden, die ihn in der Sehnsucht nach Italien bestärkten. Hier befreundete er sich mit deutschen Künstlern, unter denen besonders der Kupferstecher Ferdinand Anton Krüger (s. A. D. B. XVII, 223), nachmals Professor an der Kunstakademie zu Dresden als Campe’s Freund genannt wird. In den Künstlerkreisen lernte er auch Thorwaldsen kennen, dem C. eine Eule lieferte, als sie dem berühmten Bildhauer für sein bekanntes Relief, die Nacht, fehlte. Italien hatte C. so angezogen, daß er, schon auf der Rückreise begriffen, in den Alpen wieder umkehrte und noch längere Zeit dort verweilte. Nach Hamburg zurückgekehrt trat er bei seinem Bruder August C. (s. A. D. B. III, 732) in die Buchhandlung Hoffmann & Campe ein. 1823 kaufte Julius C. das Sortimentsgeschäft mit der Firma seines Bruders, der sich nur einige Verlagsartikel (s. A. D. B. XII, 573) vorbehielt. Julius C. wandte sich nun dem Verlage der jugendlichen Elemente zu, der Schriftsteller, die unter der Bezeichnung des jungen Deutschlands zusammengefaßt werden und in Heine (s. A. D. B. XI, 338 ff.) ihren Führer hatten. Heine und sein nachmaliger Gegner Börne, Gutzkow, Wienbarg, Leop. Schefer, Hebbel und Vehse nebst Anderen waren es, deren Schriften C. verlegte. Die Nähe der damaligen „dänischen“ Grenze, wo ohne Censur gedruckt werden durfte, erleichterte den politischen Verlag. So konnte C. diese Unternehmungen fortsetzen, trotz des Verbotes, das der Bundestag im J. 1835 für ganz Deutschland gegen Campe’s Verlag erlassen hatte und das, wenigstens für Preußen, erst im J. 1842 aufgehoben [425] wurde. Wenn in Heine’s Biographie (s. A. D. B. XI, 344) sich die Bemerkung befindet, daß C. „nicht glänzend honorirte“, so mag hier auch constatirt werden, daß C., was den geschäftlichen Theil seiner Thätigkeit betrifft, nur auf eigen erworbene Mittel angewiesen war, indem sein väterliches Erbtheil in einem alten Mansfelder Thaler bestanden hatte und daß er Erbanfälle von einigen unverheiratheten der sechzehn Geschwister stets ausgeschlagen hat zu Gunsten minder bemittelter Geschwister. Trotz des Bannes, der über Campe’s Verlag ruhte, wenn nicht auch infolge desselben, bildete die Buchhandlung in der Bohnenstraße in Hamburg einen Mittelpunkt für die dortigen litterarischen Kreise. Eine Schilderung des mannichfaltigen Verkehrs daselbst gibt E. Beurmann, Verfasser der „Skizzen aus den Hansestädten“ (Hanau 1836, S. 204 ff.): Riesser (s. A. D. B. XXVIII, 586), Wienbarg (XLII, 419), Wurm (XLIV, 326) neben Anderen lernte er bei C. kennen. Dieser vermittelte auch den Buchhandel mit England und Amerika. Für die verwittwete Gemahlin Dom Pedro’s in Brasilien, so schreibt Beurmann (a. a. O. S. 211) müsse C. deutsche Litteratur verschaffen, weniger die großen Dichter als die bei G. Basse in Quedlinburg verlegten Artikel. Der politische Theil seines Verlags erweiterte sich namentlich nach dem Jahre 1848, als die Unterdrückung der Revolution in Deutschland und besonders in Oesterreich und Ungarn unter den Flüchtlingen Männer, die eine Rolle gespielt hatten, nach Hamburg verschlagen hatte. So hatte C. verstanden, seinen Verlag zu hoher Blüthe zu bringen. Nach seinem am 14. November 1867 in Hamburg erfolgten Tode übernahm denselben sein gleichnamiger Sohn Julius C., welcher 1885 Verlag und Sortiment von einander trennte, dies verkaufte und jenen unter der Firma „Hoffmann & Campe Verlag“ fortsetzte.

Außer den bereits angeführten Quellen standen dem Verfasser dieser Zeilen Familienmittheilungen zur Verfügung.