ADB:Burg, Johann Friedrich
Gottfried Olearius, in dessen Hause er viel verkehrte, mit den Herausgebern der Acta eruditorum in nähere Berührung und wurde nach seiner Promotion zum Magister 1708 ihr fleißiger Mitarbeiter. Den Abschluß seiner Studien bildete eine große wissenschaftliche Reise, auf welcher er mit den berühmtesten Gelehrten Deutschlands, Belgiens, Hollands und vornehmlich Englands persönliche Verbindungen anknüpfte. Nach seiner Zurückkunft erwarb er sich 1711 in Leipzig noch das Baccalaureat der Theologie, wartete aber seine Beförderung zur Professur, für welche er schon in Aussicht genommen war, nicht ab, sondern kehrte nach Breslau zurück, wo er rasch und außer der Reihe in höhere Aemter und 1735 [589] zum Pastor an Elisabeth und Inspector der breslau’schen Kirchen und Schulen befördert wurde. Als solcher durfte er den an ihn ergangenen Ruf zum ersten Professor der Theologie in Göttingen wol ablehnen. Mit dem Einrücken Friedrichs des Großen in Schlesien und der Besetzung Breslau’s durch die Preußen brach für die evangelische Kirche Schlesiens eine neue Aera an. B., welcher „das glimpfliche regimen togatum des allermildesten Erzhauses Oesterreich“ zu gut kannte, um von Friedrich trotz des bei ihm „zu besorgenden regimen sagatum“ für die evangelische Kirche Schlesiens nicht das beste zu hoffen, begrüßte in der nach der Huldigung der Stadt am 13. August 1741 gehaltenen Dankpredigt die neue Ordnung der Dinge mit solcher Beredsamkeit, daß ihm der dankbare König dafür eine große 200 Ducaten schwere goldne Medaille durch den geheimen Rath v. Reinhard öffentlich überreichen ließ und ihn 1742 in das neu errichtete Oberconsistorium als Rath berief. In dieser einflußreichen Stellung hat sich B. um den Auf- und Ausbau der evangelischen Kirche Schlesiens unsterbliche Verdienste erworben und nicht mit Unrecht hat man ihn den evangelischen Bischof Schlesiens genannt. B. gehörte zu den gelehrtesten Theologen seiner Zeit. Seine „Einleitung zur natürlich-vernünftigen und christlichen Sittenlehre“, 1736, befriedigte ein so allgemeines Bedürfniß, daß 1740 bereits die dritte Auflage nöthig wurde; die zunächst für seine eignen Vorlesungen als Professor der Theologie am Elisabethan von ihm verfaßten „Institutiones theologiae theticae cum librorum symbol. perpetuis et antiquitatis ecclesiasticae selectis allegationibus“, 1739. 1746. 1766, bahnten sich als Compendium der Dogmatik den Weg in Universitäts-Hörsäle; sein „Evangelisches Gesangbuch für die königlich schlesischen Lande“, zuerst 1742 erschienen, ist noch heute in Hunderten von Gemeinden in gesegnetem Gebrauch. Als Prediger war B. gefeiert und weit berühmt. Seine Reden sind im damaligen Geschmack breit angelegt und mit Citaten aus den Kirchenvätern wie aus den Classikern der Griechen und Römer reich ausgestattet, aber er versteht zu rühren und zu ergreifen. Aus der großen Zahl der von ihm gedruckt erschienenen einzelnen Predigten hat er auf Verlangen selber eine Sammlung veranstaltet, welche 1750–1756 in 6 Bänden erschienen ist. Wie sehr B. geliebt und verehrt wurde, bezeugten die an seinem Amtsjubiläum 1763 aus ganz Schlesien ihm dargebrachten Huldigungen. Die theologische Facultät in Halle verlieh ihm bei dieser Gelegenheit ihr Doctorat.
Burg: Dr. Johann Friedrich B., Inspector der breslau’schen Kirchen und Schulen und königlich preußischer Oberconsistorialrath, geboren 1689 am 13. Mai in Breslau, † 1766 am 4. Juni, wurde nach dem frühen Tode seines Vaters, eines Arztes, im Hause seines mütterlichen Großvaters, des Inspectors bei St. Elisabeth, M. Viccius, erzogen und 1706 mit großen Hoffnungen vom Elisabethan zu den Universitätsstudien entlassen. In Leipzig trat er durch- Karl Benjamin Stieff, Sammlung der Jubelschriften zu Burg’s Jubiläum. Breslau und Leipzig 1764. – Elogium J. F. Burgii, Theologi Vratislaviensis primarii Auctore Chr. Adolpho Klotzio. Halis 1767. – Ehrhardt, Presbyterologie I. 219–229. Dort auch ein Verzeichniß der übrigen Schriften Burg’s.