ADB:Buol-Schauenstein, Karl Graf

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Buol-Schauenstein, Karl Ferdinand Graf von“ von Johann Baptist von Hoffinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Buol-Schauenstein,_Karl_Graf&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 3 (1876), S. 553–554 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Ferdinand von Buol-Schauenstein in der Wikipedia
Karl Ferdinand von Buol-Schauenstein in Wikidata
GND-Nummer 118665022
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|553|554|Buol-Schauenstein, Karl Ferdinand Graf von|Johann Baptist von Hoffinger|ADB:Buol-Schauenstein, Karl Graf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118665022}}    

Buol-Schauenstein: Karl Ferdinand Graf v. B.-Sch., Sohn des vorigen, geb. 17. Mai 1797, † 28. Oct. 1865, im Staatsdienst von 1816–1859. Er war als Gesandtschaftsattaché und Secretär in Florenz, Hannover, Cassel, Frankfurt, im Haag, in Paris und London, selbständig seit 1825 in Karlsruhe, Stuttgart, Turin, Petersburg und London. In Petersburg führte er die Verhandlungen wegen der russischen Hülfe in Ungarn. In London trug er zur Wiederannäherung Englands an Oesterreich bei. Den Fürsten Schwarzenberg begleitete er nach Olmütz wie zu den Dresdener Conferenzen. Nachdem er sich in solcher Laufbahn eine sehr große Sach- und Personenkenntniß im diplomatischen Fache erworben hatte, ward er nach Schwarzenberg’s plötzlichem Tode 1852 als dessen Nachfolger berufen. Anfangs war er nicht unglücklich in dem Versuch, die kühne Politik seines geistvolleren Vorgängers fortzuführen; es gelang ihm, Oesterreich den Westmächten zu nähern. Bald aber wurde er Palmerston und Napoleon gegenüber statt des Schiebenden der Geschobene, dies um so mehr, als er auch auf die immer rückläufiger werdende Politik in seiner Eigenschaft als Conseilspräsident keinen mäßigenden Einfluß zu üben verstand. So fiel er während des orientalischen Conflictes 1854 bald aus seiner Vermittlerrolle heraus, sah sich in die westmächtliche Politik hineingezogen und fand doch nicht die Energie, ernsthaft in den Kampf mit einzutreten. Diese Halbheit kostete Oesterreich Millionen an Gut und Tausende von Menschen, die an Seuchen starben; es kostete dazu die alten Alliancen ohne neue dafür zu bringen. Er mußte, als der Friede verhandelt wurde, den so lange zurückgehaltenen sardischen Nebenbuhler in Italien nun als gleichberechtigt neben sich sehen. Durch den Abschluß des allerdings von Bach und Thun veranlaßten Concordates (1855) ward seine Stellung im Innern nur noch schwächer, um endlich 1859 die Ueberraschung des Napoleonischen Neujahrsgrußes zu erleben. Anfangs suchte man sich die Sache noch optimistisch auszulegen und abzuschwächen; als endlich der blutige Ernst nicht mehr zu bezweifeln war, wurde zu spät um Alliancen geworben. Noch während dies geschah, überraschte B. nun auch seinerseits mit dem Ultimatum an Sardinien, jedoch abermals ohne dem scharfen [554] Worte durch rasche That sofort Nachdruck zu geben. – Graf B. selbst trat zurück kurz nachdem er daß Ultimatum unterzeichnet hatte und lebte seitdem in stiller Zurückgezogenheit, meist in Wien.