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Artikel „Brun von Querfurt“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 433–434, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brun_von_Querfurt&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 01:41 Uhr UTC)
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Brun (Bruns)[1], mit seinem kirchlichen Namen Bonifacius genannt, der zweite christliche Apostel und Märtyrer bei den heidnischen Preußen, † 1009. Aus dem der sächsischen Kaiserdynastie verwandten Hause der Dynasten von Querfurt stammend und auf der berühmten Domschule zu Magdeburg ausgebildet, trat er etwa 20 Jahre alt in die Hofgeistlichkeit Kaiser Otto’s III. ein. Aber schon nach einem Jahre gab er diese vielversprechende Stellung auf und wurde, da er den Kaiser auf dem Krönungszuge nach Rom begleitet hatte (996), Mönch im Kloster des heiligen Alexius und Bonifacius auf dem Aventin, gerade in demselben Augenblick wo der Bischof Adalbert von Prag, sein Vorgänger im Martyrium, dasselbe Kloster verließ. Nach fünfjährigem Klosterleben schloß B. sich dem heil. Romuald an, dem großen Eiferer gegen die arge Versumpftheit der Mönche; sobald aber die Nachricht von dem am 23. April 997 erfolgten unglücklichen Ende Adalberts nach Italien gekommen war, faßte er den Entschluß, seinem Beispiel zu folgen, konnte ihn jedoch nicht gleich ausführen. Erst zu Anfang 1004 begab er sich, nachdem ihm der Papst die Würde eines Erzbischofs für die östlichen Heiden ertheilt hatte, nach Deutschland zu Kaiser Heinrich II., um auch dessen Unterstützung nachzusuchen, doch setzte sich dieser, der mit dem Polenherzog Boleslav dem Kühnen in Feindschaft und Kampf stand, seinem Vorhaben so entschieden entgegen, daß er zunächst davon abstehen mußte. Er ging zu König Stephan dem Heiligen von Ungarn und von da, weil hier Böhmen und Italiener den Deutschen vorgezogen wurden, zu dem russischen Großfürsten Wladimir nach Kiew, weniger um diesen von der griechischen zur römischen Kirche hinüberzuziehen, als um von dort aus den Petschenegen, die vom untern Don bis zur untern Donau hausten, das Christenthum zu bringen. Während eines fünfmonatlichen Aufenthalts in ihrem Lande gelang es ihm wirklich den größeren Theil dieses Volkes, das für das wildeste aller Heidenvölker galt, zu bekehren. Von Dauer freilich war das nicht, denn nach seinem Scheiden von ihnen fielen sie wieder vom Glauben ab. Er hatte aber doch wenigstens noch einen Frieden zwischen ihnen und dem Großfürsten zu Stande gebracht. Jetzt endlich wandte er sich seinem Hauptziele zu und ging an den Hof des Polenherzogs Boleslav (1008). Da indessen ein neuer Krieg der Polen mit den Deutschen ihm auch jetzt noch hinderlich entgegentrat, so sandte er einen seiner Gefährten als Glaubensboten nach Schweden, dessen König Olaf Schoßkönig mit einem großen Theile seines Volkes sich für die Taufe gewinnen ließ. Dann machte er noch einen letzten Versuch, um das große Hinderniß an seinem Hauptwerke, die Feindschaft zwischen Polen und Deutschen, aus dem Wege zu räumen, Heinrich und Boleslav auszusöhnen, indem er ein offenes, rückhaltloses Schreiben an den Kaiser richtete, aber auch dies blieb vergebens, und so machte er sich denn schließlich, allein seinem Worte vertrauend und nur von 18 Gefährten begleitet, auf den Weg nach Preußen. Ueber seine Schicksale bei den Heiden und über sein Ende wissen wir nur, daß er bis an die Grenzen der Russen, d. h. nach damaliger Sprechweise der Littauer, vorgedrungen und sammt allen seinen Genossen am 14. Febr. 1009 von den Heiden erschlagen sei. Nach dieser Seite also blieb all sein Mühen erfolglos, dafür aber hat er ein treffliches litterarisches Denkmal hinterlassen: die beste der drei gleichzeitigen [434] Biographien des heil. Adalbert ist von ihm verfaßt, und zwar im J. 1004, als er in Ungarn weilte.

J. Voigt, Geschichte Preußens I. S. 281 ff.; W. v. Giesebrecht, Erzbischof Brun-Bonifacius, in: Neue Preuß. Provinzialblätter 1859 I. Die Biographie Adalberts ist vollständig abgedruckt in Pertz, Monum. hist. germ. SS. Tom. IV und Bielowski, Monum. hist. Polon. I. Lohmeyer, St. Adalbert, Bischof von Prag, in: Zeitschrift für Preuß. Geschichte von D. Müller IX. (1872) S. 1–6.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 433. Z. 8 v. o. l.: Bruno st. Bruns. [Bd. 3, S. 795]