ADB:Brun (Bischof von Würzburg)

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Artikel „Bruno, Bischof von Würzburg“ von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 435–436, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brun_(Bischof_von_W%C3%BCrzburg)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:13 Uhr UTC)
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Bruno, Bischof von Würzburg, geb. Ende des 10. oder Anfangs des 11. Jahrhunderts, † 27. Mai 1045. B. stammte aus dem fränkisch-salischen Hause und war der jüngere Sohn Herzog Konrads des Aeltern von Kärnthen und der Mathilde, Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, Bruder Herzog Konrads des Jüngeren von Kärnthen. Schon früh scheint er eine ausgezeichnete Bildung empfangen zu haben. In den Jahren 1027–1034 stand er der italienischen Kanzlei Kaiser Konrads II. als Kanzler vor, bis ihn das Vertrauen des Kaisers auf den durch B. Meinhards Tod erledigten Würzburger Stuhl beförderte, den er am 14. April 1034 bestieg. Die Nachrichten über Bruno’s Leben und Wirken sind leider nur dürftig; doch stimmen sie darin überein, daß er zu den hervorragendsten Männern jener Zeit gehörte. Durch seine nahe Verwandtschaft mit dem Kaiserhause – er war Geschwisterkind mit Konrad II. und zugleich Neffe von dessen Gemahlin Gisela – stand er in den engsten Beziehungen zu Konrad II. und besonders zu Heinrich III. Letzteren begleitete er 1040 auf seinem Umritt durch die deutschen Lande, und auch später begegnen wir ihm vielfach in dessen Gefolge; so 1042 auf einem Zuge nach Burgund, 1044 in Ungarn. Welches Vertrauen B. bei seinem königlichen Vetter genoß, zeigte sich, als ihn dieser bei Gelegenheit eines Aufenthaltes zu Würzburg Ende Mai 1042 mit einer Gesandtschaft an die vereinigten Höfe von Anjou-Poitou beauftragte, um dort für ihn um die Hand der Agnes, einer Tochter Herzog Wilhelms V. von Aquitanien zu werben, was er, trotz mehrfachen Widerstandes in Deutschland, zu einem glücklichen Abschluß zu bringen wußte. Auch bei Neubesetzung erledigter Bischofsstühle war sein Einfluß mehrmals entscheidend. Was die Stellung Bruno’s zu seinem Territorium anlangt, so fand er hier Alles aufs günstigste vorbereitet. Das Würzburger Stift hatte die durch die Gründung Bambergs eingetretene Wendung in den ostfränkischen Verhältnissen glücklich und ohne wesentliche Schädigung seiner Macht und seines Ansehens überstanden, und es wetteiferten die deutschen Könige in den Beweisen ihrer Gunst für die Würzburger Kirche. Abgesehen von zahlreichen Güterschenkungen hatte vor Allem Bischof Meinhard 1030 durch ein königliches Privileg die wichtigsten Zugeständnisse in Bezug auf Handel, Münze und Gerichtsbarkeit erhalten. Bruno’s nahe Beziehungen zum Herrscherhause waren nur dazu angethan, diese Gnadenbezeigungen noch zu vermehren. So ist uns die Kunde von einer am 3. Jan. 1042 erfolgten Zuwendung königlicher Güter im südlichen Franken, im Kochergau, erhalten. Und B. selbst hat sich durch Schenkung einer ererbten Besitzung im Paderborner Sprengel, Sunrike bei Borgentreich, zum Wohlthäter seines Stifts gemacht, wobei merkwürdige Bestimmungen über die gerichtlichen und wirthschaftlichen Verhältnisse daselbst getroffen wurden. Doch scheint Würzburg nicht lange im Besitze dieses Gutes geblieben zu sein. An seiner Kathedrale ließ B. 1042–45 zum Theil aus eigenen Mitteln umfassende Neubauten vornehmen. Vor Allem aber war Würzburg damals ein weithin leuchtender Mittelpunkt für die geistige Cultur; aus der von dem hochgepriesenen Magister Pernolf geleiteten Domschule gingen die ausgezeichnetsten Männer hervor. B. selbst ist als Schriftsteller durch Abfassung von Commentaren zu den Psalmen und anderen biblischen Stücken, geschickte Zusammenstellungen aus den Werken verschiedener Väter, aufgetreten. Mitten aus dieser vielseitigen segensreichen Thätigkeit riß B. ein jäher Tod. Als er (1045) Heinrich III. auf einer Reise nach Ungarn begleiten wollte, fand er unterwegs zu Persenbeug, dem Sitze der Gräfin Mathilde v. Ebersberg, durch Einsturz des Gebäudes, in dem man versammelt war, am 27. Mai sein Ende; eine Erscheinung soll ihm auf der Fahrt dasselbe vorausgesagt haben. Seine Leiche wurde in der von ihm erbauten Domgruft zu Würzburg beigesetzt. Wegen verschiedener Wunder, die der frommen Ueberlieferung zufolge in den [436] nächsten Jahrhunderten nach seinem Tode an seinem Grabe geschahen (vgl. das sittengeschichtlich höchst merkwürdige Verzeichniß vom J. 1202 in Mon. Boic. 37 p. 158–162), hat sein Name später in dem römischen Martyrologium Aufnahme gefunden; eine förmliche Canonisation ist jedoch trotz mehrfacher Bemühungen, besonders von Seite Bischof Hermanns I. von Lobdeburg im 13. Jahrhundert, nicht erfolgt. Seine Gebeine wurden später mehrmals feierlich erhoben. – In B. sehen wir so recht eigentlich das Bild eines jener Reichsprälaten vor uns, mit deren Hülfe vorzugsweise Heinrich III. seine umfassenden Pläne in Staat und Kirche zu verwirklichen strebte; es ist die Zeit der innigsten Eintracht zwischen der geistlichen und weltlichen Gewalt und des glücklichen Gedeihens der bischöflichen Territorien.

Ausgabe von Bruno’s Werken von H. Denzinger mit biographischer Einleitung in Migne’s Patrologia Tom. CXLII. p. 1. s.