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Artikel „Braun, Mathias“ von Bernhard Grueber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 271–272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Braun,_Mathias&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 15:57 Uhr UTC)
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Braun: Matthias v. B., Bildhauer und Baumeister, aus einer adlichen aber wenig bemittelten Familie, geb. zu Innsbruck 1684, † zu Prag 15. Febr. 1738. Schon in frühester Jugend verlegte er sich auf die Bildhauerei, durchreiste kaum 16 Jahre alt Italien, und nahm sich, wie es die Zeit mit sich brachte, vorzugsweise die Werke des Bernini zum Muster. Nach Innsbruck zurückgekehrt, ward er 1705 vom Grafen Franz Anton Spork nach Böhmen berufen und auf des Grafen am Fuße des Riesengebirges liegender Herrschaft Gradlitz mehrere Jahre hindurch beschäftigt. Dieser Frühzeit entstammen die besten Arbeiten Braun’s, darunter mehrere Reliefs und Colossalstatuen, die er aus dem in der Gegend vorgehenden Naturfelsen ausgehauen hat. Einige dieser Werke, z. B. Christus und die Samariterin am Brunnen, St. Hubert, St. Onuphrius, ferner drei Statuen an der Klosterkirche zu Kukus, unweit Gradlitz, können in Bezug auf lebensvolle Darstellung und Wirkung den bessern Sculpturen Bernini’s zur Seite gestellt werden, während andere im höchsten Grade flüchtig behandelt sind und zugleich jenes hohle Pathos offenbaren, welches der Meister nur allzugerne vorwalten ließ. Um 1720 übersiedelte B. nach Prag und fertigte hier verschiedene Denksäulen, Kanzeln und Altäre, auch ein für die Moldaubrücke bestimmtes Standbild, den heil. Ivo darstellend. Von Kaiser Karl VI. als Hofbildhauer nach Wien berufen, führte er mehrere für die Karlskirche bestimmte Arbeiten aus und modellirte daß Porträt des Kaisers. Wegen Kränklichkeit nach Prag zurückgekehrt, vollendete er hier eine Statue des Kaisers Karl VI. in carrarischem Marmor, seine vorzüglichste Leistung. B. war einer [272] der fruchtbarsten Künstler seines Jahrhunderts, dessen riesenhafte Thätigkeit schon durch die zu Gradlitz und Kukus aufgeführten Werke zur Genüge dargethan wird. Neben den erwähnten Felsenbildern hat er für die Kirche zu Kukus 14, und für einen dortigen Park 58 Statuen aus Sandstein im Laufe von etwa vier Jahren ausgeführt und zwar ohne einen Gehülfen zu haben. Die herrschaftlichen Paläste in Prag enthalten zahlreiche mythologische Gruppen und Figuren von seiner Hand, auch hat er mehreres in Dresden gearbeitet. In seinen Schöpfungen den Brüdern Asam sich vielfach nähernd, hat B. vieles beigetragen, das durch Bernini in die Sculptur eingeführte affectirte Gepräge, die flatternden Gewänder und übertriebenen Stellungen dem Gipfelpunkte zuzuführen, wenn ihm auch eine sehr gefällige Auffassungsweise und ein lebendiger Formensinn nicht abgesprochen werden kann. Als Baumeister hat B. zwar keine großen Paläste und Gärten aber mehrere mit feinstem Geschmack durchgebildete Wohnhäuser ausgeführt, indem er sich an den Stil, welchen Palladio in seinen Landhäusern festgehalten, mit Geschick anschloß. Ein in der obern Breitengasse zu Prag gelegenes Eckhaus darf den Meisterwerken der späteren Renaissance beigezählt werden. Zu dem prachtvollen Treppenhaus im gräfl. Czernin’schen Palaste in Prag hat B. die Entwürfe gefertigt. – Nach B. haben mehrere Kupferstecher, besonders Renz, gearbeitet, auch sind seine architektonischen Entwürfe in neuere Sammelwerke aufgenommen worden.

Jaroslaw Schaller, Topographie von Böhmen, XV. 83 ff. – Pelzel, Abbildungen und Biographien böhmischer Gelehrten und Künstler. IV. 126 ff.