ADB:Botta d’Adorno, Anton Marchese

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Botta d’Adorno, Anton“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 139–141, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Botta_d%E2%80%99Adorno,_Anton_Marchese&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 13:41 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 47 (1903), S. 139–141 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Antoniotto Botta Adorno in der Wikipedia
Antoniotto Botta Adorno in Wikidata
GND-Nummer 119119064
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|139|141|Botta d’Adorno, Anton|Oscar Criste|ADB:Botta d’Adorno, Anton Marchese}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119119064}}    

Botta d’Adorno: Anton Otto Marchese B., kaiserlicher Feldmarschall, geboren im Jahre 1688 in Pavia als Sohn des als Dichter geschätzten Alexander B., erhielt durch die Gunst des Prinzen Eugen bereits in jungen Jahren eine Hauptmannstelle im kaiserlichen Heere und erwarb im J. 1717 durch Kauf eine Oberstwachtmeisterstelle im Regimente Marulli, dessen Oberst und Commandant er später wurde. Schon in diesen Stellungen wurde B. zu diplomatischen Sendungen verwendet, so im J. 1719, als er die Verhandlungen wegen Uebergabe der Liparischen Inseln leitete, und 1733, da er als Oberst an den Hof des Kurfürsten von Baiern gesandt wurde, um sich über die politischen Absichten desselben zu informiren. Im Türkenkrieg 1737 bis [140] 1739 zeichnete sich B., welcher 1734 zum Generalmajor und ein Jahr später zum Feldmarschalllieutnant befördert worden war, besonders in der Schlacht bei Kornja, 4. Juli 1738, aus. Die Türken hatten an diesem Tage die Stellung der Kaiserlichen gleichzeitig in der Mitte und auf beiden Flügeln angegriffen. Da die linke Flanke, trotz den für unwegsam gehaltenen Felsen umgangen worden war, so mußten aus dem Innern und selbst aus der Front rasch einige Truppen dahin disponirt werden. Ehe die dadurch in der Front entstandene Lücke wieder ausgefüllt werden konnte, waren aber schon etwa fünfzig verwegene Spahis in das Innere des Vierecks gedrungen und bald folgten ihnen größere Haufen nach, welche die nächststehenden Bataillone von rückwärts anfielen und unter ihnen bedeutende Verwirrung anrichteten. In diesem kritischen Augenblicke führte FML. Botta aus dem zweiten Treffen mehrere Bataillone gegen die erste Linie vor. Bei der Annäherung dieser Truppen verließ der eingedrungene Feind eilends das Innere des Carrés und hieb seine eigenen Verwundeten nieder, um sie nicht in Gefangenschaft gerathen zu lassen. So wurde die augenscheinliche Gefahr, in welcher die ganze Armee sich befunden, durch die Geistesgegenwart Botta’s abgewendet, und da die übrigen Angriffe der Türken auch glücklich abgeschlagen wurden, behaupteten die Kaiserlichen das Schlachtfeld. Am 12. Januar 1739 wurde dem FML. B. die Inhaberschaft des Infanterieregiments Nr. 12 verliehen, da „er schon lange bei dem Militare sich befindet, annebst jederzeit und nicht minder im letzt abgewichenen Feldzug mit Distinction gedienet“ und weil „derselbe hiernächst die ihm anheuer gleich im vorigen Jahr an den russischen Hof aufgetragene, von so delicater Beschaffenheit seyende Commission mit allem Eyffer, auch sonderbarer Vernunfft und Geschicklichkeit fortan verrichtet“. Die in diesem Ernennungsdecret angedeutete diplomatische Mission Botta’s beim Petersburger Hof wurde bald durch die Rüstungen König Friedrich’s von Preußen unterbrochen, welche die Aufmerksamkeit des Wiener Cabinetts zu erregen begannen und die Entsendung eines erfahrenen und scharfblickenden Mannes nach Berlin erheischten. B. fand denn auch bald, daß es König Friedrich mit seinen Plänen auf Schlesien sehr ernst sei und kündigte mit Bestimmtheit an, daß die preußischen Truppen binnen kurzer Zeit die schlesische Grenze überschritten haben würden. Bei Ausbruch des Krieges wurde B. von Berlin abberufen und kam als Gesandter nach Petersburg, wo es ihm bald gelang die Beziehungen der beiden Höfe freundlicher zu gestalten, wenn er es auch nicht durchzusetzen vermochte, daß die russische Regierung der Königin Maria Theresia werkthätigen Beistand leistete. Eine Hofintrigue, in welche Botta’s Name ohne jeden Grund mit eingeflochten wurde, war Veranlassung, daß er von seinem Posten abberufen und sogar eine Zeit lang in Haft gehalten wurde. Nach Abschluß der Untersuchung, die seine vollständige Schuldlosigkeit erwies, wurde B. zum Feldzeugmeister befördert und zum österreichisch-sardinischen Heer gesandt. In der Schlacht bei Piacenza, 16. Juni 1746, in welcher die vereinigten Franzosen, Spanier, Neapolitaner und Genuesen geschlagen wurden, befehligte B. den rechten Flügel und übernahm bald darauf den Oberbefehl, als FM. Fürst Wenzel Liechtenstein das Heer wegen Kränklichkeit verlassen mußte. Am 10. August 1746 schlug er im Verein mit dem Könige Karl Emanuel von Sardinien den Gegner bei Rottofredo und rückte dann gegen Genua vor, das er besetzte. Als später der größte Theil der kaiserlichen Truppen gegen die Provence weiterrückte und mit B. nur geringe Streitkräfte in und bei Genua zurückblieben, brach hauptsächlich infolge der Härte, mit welcher B. die Contributionen eintrieb, ein Aufstand der mißvergnügten Bevölkerung aus, der B. zwang, die Stadt am 10. December [141] 1746 zu räumen und sich über Novi nach Parma zurückzuziehen. Infolge dieses Ereignisses wurde B. seines Commandos enthoben und auch von seiner Wiederverwendung auf einem andern Kriegsschauplatz abgesehen. Bis zum 23. April 1749 lebte B. nun in Zurückgezogenheit; an diesem Tage wurde er zum bevollmächtigten Minister in den Niederlanden und zum Obersthofmeister des Generalstatthalters, des Prinzen Karl von Lothringen, ernannt. In dieser Stellung, die B. bis zum Jahre 1753 versah, sowie in seiner späteren Verwendung als Oberhaupt der Regierungsbehörden in Toscana, rechtfertigte er vollständig die Erwartungen, die Kaiserin Maria Theresia, entgegen den Ansichten mancher ihrer Rathgeber von ihm hegte. „Für die Oekonomie“, so schrieb die Kaiserin, „ist er einzig und mit Recht setze ich mein ganzes Vertrauen in ihn; ich habe gesehen, was er in diesem Zweige in den Niederlanden und selbst in Toscana vollbracht hat“. B. starb am 30. December 1774 zu Pavia.

Acten des k. und k. Kriegs-Archivs. – Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Herausgegeben von der Direction des k. und k. Kriegs-Archivs. – Arneth, Geschichte Maria Theresia’s. – Erzherzog Johann, Geschichte des k. und k. Infanterie-Regiments Nr. 12. – Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich.