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Artikel „Bormann, Karl“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 113–115, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bormann,_Karl&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 09:13 Uhr UTC)
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Bormann: Karl Wilhelm Emil B., ein namhafter Schulmann, dessen Wirken nicht nur für die preußische Hauptstadt und die Provinz Brandenburg, sondern über deren Grenzen hinaus von nachhaltigem Einfluß gewesen ist, wurde am 26. Juni 1802 in Potsdam geboren, wo sein Vater Premierlieutenant beim königlichen Cadettencorps war. Im J. 1811 wurde dieser an das Cadettencorps in Berlin versetzt, und hier besuchte der Sohn 1814–23 das Gymnasium zum grauen Kloster. Zu seinen Lehrern gehörte auch der spätere Provinzialschulrath Otto Schulz, dem B. nicht nur die wirksamsten Anregungen auf der Schule und in seinem späteren Berufe, sondern auch eine stetige, wohlwollende Förderung seines äußeren Lebensganges verdankte. Nachdem B. von Ostern 1823 bis Michaelis 1826 an der Berliner Universität, besonders unter Neander und Friedrich Strauß, Theologie studirt und im Januar 1827 das erste theologische Examen abgelegt hatte, wurde er im März d. J. Rector der städtischen Töchterschule in Charlottenburg und Hülfsprediger daselbst, erhielt im Herbst 1830 durch das Schulcollegium der Provinz Brandenburg einen Ruf als erster Lehrer an das in Berlin zu errichtende Seminar für Stadtschullehrer und leitete diese Anstalt bis zur Berufung Diesterweg’s, des ersten Directors (1832). Um diese Zeit eröffnete das Schulcollegium eine neue Töchterschule auf der Friedrichstadt (Königl. Augusta-Schule) und unterstellte sie der Leitung Bormann’s, der mit ihr sehr bald eine Bildungsanstalt für Lehrerinnen verband. In der Pflege dieser Anstalten, die er so aus dem Keime hatte hervorsprießen sehen, wuchs B. sich erst zu seiner pädagogischen Tüchtigkeit aus. Beide Anstalten erfreuten sich eines solchen Zuspruchs und gediehen in solcher Weise, daß B., der sein Amt [114] am Seminar für Stadtschullehrer noch beibehalten hatte, dieses 1839 aufgab, um seine ganze Kraft der Töchterschule zu widmen, zu deren Director er dann 1841 ernannt wurde. Im Verein mit seinen Lehrcollegen hielt B. auch allwöchentlich in Berlin jene Vorträge, durch die er, über die Grenzen seines Seminars hinaus, in weite Kreise der gebildeten Frauenwelt Berlins Anregung und Belehrung trug, und aus denen später sein Buch „Ueber Erziehung und Unterricht“ (1847) erwuchs, in welchem er ein Zusammenwirken von Schule und Haus zu dem gemeinsamen Ziele nicht nur forderte, sondern auch förderte. Neben dieser Thätigkeit hatte B. auch vom Jahre 1837 an, durch länger als zwei Jahrzehnte, die Ehre und Freude, Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses unterrichten zu dürfen. Er wußte diesen Vorzug um so höher zu schätzen, als es ihm durch diese Beziehungen vergönnt war, den Kreis seiner Anschauungen und Erfahrungen, vornehmlich auch durch ausgedehnte Reisen, welche ihm die hohen Herrschaften ermöglichten, zu erweitern. Nach dem Tode seines unmittelbaren Vorgesetzten, des ihm so wohlgesinnten Provinzialschulraths Otto Schulz (1849), wurde B. in dessen Stelle berufen, und in derselben verblieb er, bis er im Herbst 1872 mit dem Charakter eines Geh. Regierungsraths in den Ruhestand trat. Gleichzeitig übernahm er die Redaction des von Otto Schulz 1836 gegründeten „Schulblatt für die Provinz Brandenburg“, die er bis an seinen Tod führte. In seiner neuen Stellung lag B. die Beaufsichtigung des Berliner Gemeindeschulwesens und der Seminare der Provinz Brandenburg ob; doch gewährte ihm sein Amt immer noch Muße zu schriftstellerischer Thätigkeit auf den verschiedensten Gebieten der Erziehung und des Unterrichts. Bereits 1833 hatte er seine „Grundzüge der Erdbeschreibung mit besonderer Rücksicht auf Natur- und Völkerleben“ (8. Aufl. 1871) veröffentlicht; im folgenden Jahre schrieb er „Ueber die feinen weiblichen Arbeiten und über den Unterricht in denselben in unsern Töchterschulen“, ein Buch, das für die weitere Ausgestaltung des Handarbeitsunterrichts grundlegend geworden ist. Dann folgten „Spiele und nützliche Beschäftigungen für die Jugend“ (1836); „Methodische Anweisung zum Unterricht in den deutschen Stilübungen“ (1836, 6. Aufl. 1862); „Hilfsbuch für deutsche Stilübungen, insonderheit für Uebungen im mündlichen Vortrag“ (1839, 3. Aufl. 1862); „Zweihundert Aufgaben zu Aufsätzen für reifere Schüler etc.“ (1839); „Der orthographische Unterricht in seiner einfachsten Gestalt“ (1840); „Handbuch zur Erklärung und unterrichtlichen Behandlung der wichtigsten biblischen Erzählungen“ (1841, 3. Aufl. 1867); „Das Leben in Stadt und Land, in Feld und Wald. Ein Lese- und Hilfsbuch zu den 16 Bildertafeln für den Anschauungsunterricht von C. Wilke“ (1848, 7. Aufl. 1875). Nach Erlaß der bekannten und viel angefeindeten Raumer’schen Regulative für den Volksschul-, Präparanden- und Seminarunterricht (October 1854) schrieb B. auf Grund derselben seine „Schulkunde für evangelische Volksschullehrer“ (1855, 17. Aufl. 1872) und als Ergänzung die „Unterrichtskunde für evangelische Volksschullehrer“ (1856, 10. Aufl. 1872), zwei Bücher, die seitdem als Grundlage für den Unterricht in der Pädagogik in den preußischen Seminaren benutzt wurden. Sie erfuhren zwar nach Aufhebung der Regulative (1872) unter dem Titel „Pädagogik für Volksschullehrer, auf Grund der allgemeinen Bestimmungen vom 15. October 1872 bearbeitet“ (1873, 3. Aufl. 1879) eine theilweise Umarbeitung, traten aber bald gegen andere derartige Schriften in den Hintergrund. Bekundet schon diese schriftstellerische Thätigkeit Bormann’s eine große Mannichfaltigkeit, so muß schließlich doch auch noch seiner litterarischen Bestrebungen gedacht werden. Als Mitglied des „Litterarischen Sonntagsvereins“ in Berlin hat er selbst hin und wieder der Dichtkunst gehuldigt und uns mit zwei kleinen Sammlungen seiner Gedichte beschenkt, „Bilder aus Glienecke“ (1849), die nur als Manuscript gedruckt [115] wurden, und „Die Tage des Herrn“ (1852), religiöse Dichtungen, welche sich den besten dieser Art getrost an die Seite stellen können. Nach seinem Uebertritt in den Ruhestand widmete B. seine Muße vorwiegend der Redaction seines Schulblatts und dem Berliner Zweigverein der „Deutschen Schillerstiftung“, zu dessen Mitbegründern er gehörte und dem er zuletzt auch als Vorstand präsidirte. B. starb in Berlin am 31. August 1882.

Schulblatt für die Provinz Brandenburg. Jahrg. 1883, S. 1 ff. – Heinrich Fechner, Die Lehrer und Schüler des Berliner Seminars für Stadtschullehrer in Berlin, 1881.