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Artikel „Bol, Hans“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 94–95, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bol,_Hans&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:17 Uhr UTC)
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Bol: Hans (Johannes) B., Maler, geb. zu Mecheln in Brabant 16. Dec. 1534, † zu Antwerpen 20. Nov. 1593, fing von seinem 14. Jahre an die Kunst zu lernen. In Mecheln gab es dazumal, wie K. van Mander in seinem Schilderboek (Amsterdam 1604) berichtet, mehr als 150 Werkstätten miserabler Maler, die in Wasserfarben auf Leinwand malten, und unser Hans mußte leider bei einem solchen zwei Jahre lang in die Lehre gehen. Hierauf trieb es ihn in die Ferne; er wandte sich nach Heidelberg, wo er gleichfalls zwei Jahre zubrachte. Die gebirgige Natur, die er hier antraf, hat offenbar auf seine Kunstrichtung entschieden eingewirkt. Sodann kam er in seine Heimath zurück, und malte hier gute Wasserfarbenbilder, worin, wie van Mander sich ausdrückt, „große Sauberheit und eine gute Behandlung mit einer festen und sichern Manier des Anlegens und Ausführens“ erkennbar waren. Ein derartiges Bild sah der niederländische Vasari bei seinem Vetter Jan van der Mander, Pensionär zu Gent; es war darauf die Flucht des Dädalus und Icarus durch die Lüfte vorgestellt. Van Mander rühmt es sehr, und bemerkt noch, daß Bol’s Werke von den Kunsthändlern begehrt und gut bezahlt worden seien. Als Mecheln 1572 von dem Kriegsvolk überfallen und geplündert wurde, kam auch B. um seine Habe. Er flüchtete nach Antwerpen, wo ihn ein Kunstfreund aus Bailleul in Flandern, Antoine Couvreur, gut aufnahm und herrlich herausstaffirte. Im J. 1574 trat er als freier Meister in die Lucasgilde und wurde 16. Sept. 1575 Bürger. In Antwerpen gab Hans die Malerei auf Tuch gänzlich auf, indem er bemerkte, wie man seine derartigen Arbeiten copirte und sie hernach als echte Bols verkaufte; er wandte sich der Landschafts- und Historienmalerei in Miniatur zu. So schmückte er damals u. a. ein Buch mit allerlei [95] Gethier, Vögeln und Fischen, Im J. 1584 aber sah sich der Künstler durch die Belagerung Antwerpens genöthigt, auch diesen Ort zu verlassen; er ging nach Bergen op Zoom, von da nach Dordrecht, wo er ungefähr zwei Jahre wohnte, hierauf nach Delft, endlich nach Amsterdam. Auch hier setzte er seine Miniaturmalerei fort, unter anderm stellte er den Prospect der Stadt von der Wasserseite und von der Landseite dar. Bei dem Kunstliebhaber Jacques Razet zu Amsterdam sah van Mander einen ziemlich großen Christus am Kreuz mit Umgebung, der mit außerordentlichem Fleiß in einer reichen Composition gemalt war. Bol’s Miniaturen kommen noch ziemlich häufig vor, sie sind von sehr fleißiger und sauberer Behandlung. Der Künstler liebte eine reiche Fülle von Figuren in seinen Landschaften, die auch mit Felsen, Baumgruppen, Gebäuden etc. reich ausgestattet zu sein pflegen. Die besten Stecher jener Zeit, wie Goltzius, C. de Passe, A. Collaert, Sadeler u. A. wetteiferten, seine Erfindungen wiederzugeben, auch hat er selbst verschiedene Blätter radirt, die ganz dieselbe Auffassung wie seine Bilder zeigen; es wohnt ihnen ein namhaftes Verdienst inne. Sein Porträt ist u. a. von der Meisterhand des Hendrik Goltzius im J. 1593 in Kupfer gebracht. Als Bol’s Schüler nennt van Mander Jakob Savery, den Bruder des berühmten Roeland. Er selbst hatte von seiner Frau, einer Wittwe, keine Kinder, jedoch brachte ihm diese einen Sohn, Frans Boels, in die Ehe, der seines Stiefvaters Schüler wurde und nach van Mander „sehr nette Landschäftchen“ malte. Frans starb wenige Jahre nach seinem Stiefvater. Uebrigens könnte B. auch einen Bruder gehabt haben, denn bei seiner Auszeichnung in den Liggeren findet sich: Jan Bols, schilder, ende Jaques Bols, schilder. Die Zusammenfassung der Beiden ist wol nicht ohne Grund.