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Artikel „Blumberger, Friedrich“ von Adalbert Horawitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 744–745, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blumberger,_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 05:30 Uhr UTC)
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Blumberger: Friedrich B., 17. Dec. 1778 zu Wien geboren, absolvirte dort die Gymnasialstudien und die Philosophie, trat 1797 in das Benedictinerstift Göttweig ein, dessen Mitglied er 1802 wurde. In der Seelsorge und im theologischen Lehramte bis 1813 thätig, wendete er sich sodann ganz und gar zu archivalischen Studien, die durch seine Stellung als Stiftsarchivar und Kämmerer sehr gefördert werden konnten. Vorbereitungen zu einer Abfassung der Stiftsgeschichte führten ihn zur Diöcesangeschichte und zu dem Plane, eine kritische Geschichte der Lorcher Kirche und des Passauer Bisthums schreiben zu wollen, ein Plan, für den er unendlich viel während seines langen Lebens gesammelt und zusammengetragen, den er aber so oft umarbeitete, daß er nie zum Abschlusse kam. In den vierziger Jahren wäre, wie der Herausgeber von Blumberger’s Nachlaß, Pastor Adalbert Dungel[1], bemerkt, das Buch grundlegend gewesen, jetzt ist es überholt und unedirbar. Blumberger’s Vorarbeiten waren aber bedeutend und führten ihn auf so viele dunkle Gebiete der österreichischen Geschichte und auf so viel Neues, daß sich sein Wirken von der Geschichte der neueren österreichischen Geschichtsforschung nicht trennen läßt. Diese Verdienste des thätigen Gelehrten erkannte nicht blos die k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien an, die ihn im J. 1848 zum correspondirenden Mitgliede erwählte, sondern auch andere Gesellschaften, wie der historische Verein für Kärnthen und die Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde, die ihn schon 1821 zum Ehrenmitgliede ernannte. 1861 wurde er bischöflicher Rath von St. Pölten, 14. April 1864 starb er in Göttweig an Altersschwäche. Seine zahlreichen Monographien, Besprechungen und kleineren Aufsätze zur österreichischen Geschichte erschienen im Archiv für Geographie und Historie 1818–1819, in den Wiener Jahrbüchern für Litteratur 1824, 1827, 1836, 1837, 1839, im Archive der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien VIII. vgl. dazu die treffliche Abhandlung von Heinrich Friedrich Sailer, Niederösterreichische Münzwerthe, Wien 1869) X. XVI und den Sitzungsberichten der philosophisch-historischen Classe XVII. Neben diesen die Streitfragen vom Zeitalter des heiligen Rupert, den Gehalt des österreichischen Pfennigs betreffenden Abhandlungen hinterließ B. auch ein interessantes Tagebuch während der französischen Invasion in Göttweig und Umgebung um 1809, das theilweise in Kinzl’s Chronik der Städte Krems und Stein abgedruckt ist. Im Nachlasse Blumberger’s finden sich außer dem voluminösen Manuscript seiner kritischen Geschichte der Bisthümer Lorch und Passau bis zum Tode Pilgrim’s einige ganz verdienstvolle Specialarbeiten. Schon um 1849 schrieb B. über die Lorcher Geschichte: „Ich glaubte da bald zu bemerken, daß es mit der älteren Periode des aus der Lorcherkirche abgeleiteten Passauerbisthums nicht geheuer stehe, was nun Fortsetzungen veranlaßte, die mich zur Ueberzeugung geführt, daß jene Periode einer durchgängigen ernsten Revision unterworfen und förmlich regenerirt werden müsse, wenn nicht fortan ein Fabelwesen für Geschichte gelten und die wahren Verhältnisse verdeckt halten solle.“ Trotz dieser mit Dümmler’s (Pilgrim von Passau, Leipzig 1854) fast zusammenfallenden Aeußerungen sprach sich B. aber dennoch gegen Dümmler’s Beweisführung aus, indem er einen neuen Versuch machte, das Entstehen der Lorcher Fabel zu [745] erklären. Die durch Adalbert Dungel’s dankenswerthe Bemühungen aus Blumberger’s Nachlasse zusammengestellte Schrift „Die Lorcher Fälschungen“, Wien 1871, läßt uns einen Einblick in Blumberger’s Hypothese thun, der aufs neue die Gelehrsamkeit des Göttweiger Mönches erweist.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 744. Z. 20 v. o. l.: Professor Adalb. Dungl. [Bd. 3, S. 794]