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Artikel „Betke, Joachim“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 576–577, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Betke,_Joachim&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 21:28 Uhr UTC)
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Betke (Betkius): Joachim B., luth. Prediger des 17. Jahrhunderts, einer der Lebenszeugen der lutherischen Kirche, oder vielmehr der Zeugen wider den Verfall des christlichen Volkslebens in den Zeiten des dreißigjährigen Krieges. Geboren 1601 in Berlin, studirte er Theologie zu Wittenberg, wurde Conrector zu Ruppin, dann Pfarrer in Linum, einem Dorf bei Fehrbellin, wo er 1663 starb. Von seinem äußeren Leben ist wenig bekannt, er soll sein Predigtamt treu verwaltet und in den traurigen Kriegszeiten „viel Soldaten und rohe Leute durch Wort und Wandel zu Gott bekehrt haben“, – ein aufrichtiger, treu der Augsb. Confession zugethaner Lehrer, der den Schaden Josephs zu Herzen genommen und der einreißenden Bosheit sich entgegengesetzt hat. – Seine für die Sitten- und Culturgeschichte jener Zeit merkwürdigen Schriften („Christianismus ethnicus“ 1633, „Mensio Christianismi et ministerii Germaniae“ 1636, „Mysterium crucis“ 1637, „Sacerdotium“ 1640, „Antichristenthum“ 1650. 1661, „Irenicum s. fortitudo pacis“, „Göttliche Leidensgemeinschaft“ 1660, „Excidium [577] Germaniae“, herausgegeben von Friedrich Breckling. Amsterdam 1686. 1701) zeigen einen ernsten und eifrigen, aber freilich etwas stark pessimistisch gesinnten Mann, der überall in Volk und Kirche nichts als Verfall und Verderben, ja „lauter teuflisches Wesen“ sieht, und der insbesondere der Kirche, ihren Lehrern und Predigern die Hauptschuld beimißt an dem Verfall des christlichen Lebens, an dem überhandnehmenden Antichristenthum, an der barbarischen Unwissenheit und dem ruchlosen Wesen des Volks, wie an den Gottesgerichten des dreißigjährigen Krieges, durch welche Gott das zu einem zehnfachen Sodom und Gomorrha gewordene Deutschland jetzt heimgesucht und verderbt hat. – Mit andern gleichgesinnten Männern seiner Zeit stand B. in vielfacher litterarischer und persönlicher Verbindung: so mit dem Fanatiker Gistheil aus Schwaben, mit dem Mystiker Hoburg aus Lüneburg, besonders aber mit Friedrich Breckling aus Holstein, der sich seinen geistlichen Sohn nannte und einen Theil seiner Schriften herausgab. Was ihn von Arndt, J. V. Andreä, Spener unterscheidet, das ist das verständige Maß und die evangelische Milde, welche diese vor B. voraushaben: Spener selbst gesteht, Betke’s Schriften mit Nutzen gelesen zu haben, ohne seine Excentricitäten zu billigen.

Seidel, Bildersammlung. Berlin 1731. Hendrich, Pandectae Brandenb. 1699. Arnold, Kirchen- und Ketzer-Hist. III, Cap. 13, S. 125 ff. Klose in Herzog’s Realencyclopädie.