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Artikel „Berly, Carl Peter“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 408–409, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berly,_Carl_Peter&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 05:00 Uhr UTC)
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Berly: Karl Peter B., geb. 10. Nov. 1781 zu Frankfurt a. M., † 9. Mai 1847. Er stammte aus einer reformirten Familie, welche nach Aufhebung des Edicts von Nantes nach Deutschland kam. Früh verwaist und mit Glücksgütern nicht gesegnet, war er, was den Unterricht betraf, auf sich selbst angewiesen, wodurch seine Kenntnisse und Leistungen der Natur nach bestimmt wurden. Er konnte nur zwei Jahre das Gymnasium seiner Vaterstadt und zwar nur in den unteren Classen besuchen; kam dann nach Hanau in eine Pensionsanstalt, wo er die Elemente der classischen Sprachen erlernte. Im J. 1796 trat er als Lehrling in ein Frankfurter Handlungshaus ein. Unter dem Druck kleinlicher Beschäftigungen suchte er sich weiter auszubilden, wozu er die ihm übrigbleibenden wenigen Freistunden benützte. Er scheute weder Opfer noch Entbehrungen um seine früh erwachte Bücherlust zu stillen, und so vergingen sorgenvoll die Lehrjahre ohne die mindeste Aussicht auf Ausdehnung seines Gesichts- und Wirkungskreises. Da geschah es, daß der Minister von Kretschmann zu Koburg ein Bankinstitut gründete und einen Vorsteher dazu suchte. B., welcher ihm empfohlen wurde, erhielt jene Stelle und trat 1804 in koburgische Dienste. Hier erwarb sein Talent bald Vertrauen und eine ungewöhnlich rasche Beförderung. Er wurde 1804 Kammerrath und 1805 wirklicher Finanzrath. Mit dem Tode des Herzogs Franz im J. 1806 und dem bald darauf gefolgten Zurücktreten des Ministers von Kretzschmann aber erbleichte Berly’s Glücksstern. Jung und unerfahren war er in schwierige Verhältnisse gerathen, und sollte in der Schule des Unglücks die Ueberzeugung gewinnen, daß, wer im Streit mit ungleichen Waffen unterliegt, gegen das Urtheil der Menge sich mit Selbstbewußtsein wappnen muß. Unbereichert kam er 1811 nach Frankfurt zurück und mußte dort Unterricht geben, um sich und die Seinen vor Mangel zu schützen. Doch bald fügte es sich, daß Männer, wie Graf Bentzel-Sternau, Moritz von Bethmann, Anton Kirchner u. A., den nicht von Schuld sondern von Schicksal Niedergedrückten wieder aufrichteten, indem sie seine Kenntnisse und Erfahrungen in der Journalistik auszunutzen wußten. Auch machte ihn Moritz von Bethmann zum Vorleser seiner Mutter, welche 1822 starb. Dann wandte er sich ganz der Journalistik zu. Er erhielt die Redaction der „Zeitung der freien Stadt Frankfurt“ von 1821-1829. Auch das dazu gehörige Beiblatt „Iris“ erschien 1827 und 1828 unter seiner Leitung. Dann übernahm er die Redaction der „Oberpostamtszeitung“, für welche er anfangs die Leitartikel schrieb, dann die ganze Leitung besorgte; später gingen die speciellen Bearbeitungen des deutschen Theils in andere Hände über, während er nur die Nachrichten der englischen und französischen Blätter, aber um so ausführlicher und [409] selbständiger in eigenen Artikeln zusammenstellte. B. hatte ein wahrhaft seltenes Compilirungstalent. Er hatte unter anderem in den Jahren 1834 bis 1837 ununterbrochen 1300 Eingangsartikel in die „Oberpostamtszeitung“ geliefert. Seine Eigenthümlichkeit als Litterat hatte schon Malten in seiner „Weltkunde“ 1833 anerkannt, der ihn hinsichtlich seiner Leistungen als Journalist William Combe an die Seite und in Hinsicht auf Talent, Fleiß und Anspruchslosigkeit sogar über ihn stellt. Seine selbständig gedruckten Arbeiten bestanden neben dem „Kern der osmanischen Reichsgeschichte“ meistens in Ausgaben (Byron, 1826 und 1829; Walter Scott’s „Poet. Works“, 1826; „The british poets of the 19 century“, 1828; „Beauties of Shakspeare“, englisch und deutsch, 1835) und Uebersetzungen englischer und französischer Schriftsteller (Lingard, „Geschichte von England“, Bd. 11-14, 1830-33; Villemain, „Leben Cromwell’s“, 1830)