ADB:Behaim, Hans der Ältere
Neudorffer) 27. Aug. 1531 oder (nach Rettberg, der dabei wol der unvollendeten Haller’schen[WS 1] Ausgabe Neudorffer’s in den „Beiträgen“ von 1822 folgt) 27. Aug. 1538, gehört einem denselben Namen wie das rathsfähige Geschlecht führenden, sehr verbreiteten, rein bürgerlichen Handwerkergeschlecht an, das aber außer durch ihn, auch durch Männer der Wissenschaft einen nicht unbedeutenden Glanz erhalten hat. Sohn eines gleichnamigen Vaters wird er zuerst in einer Urkunde vom Samstag 4. Febr. 1497 genannt, zugleich mit den Kindern seines damals bereits verstorbenen Bruders Lorenz, darunter drei Söhne, nämlich Georg, welcher damals Magister, nachher Doctor und von 1513 bis 1520 Propst zu St. Lorenzen war; Sebald, Rothschmid und Beckschleger und Dr. Lorenz, damals zu Rom im päpstlichen Dienst, später Canonicus zu St. Stephan in Bamberg, wo er vermuthlich auch starb, ein Freund Pirckheimer’s. Die Familie war nach Allem nicht unbemittelt und zugleich wissenschaftlichen Bestrebungen nicht abhold, weshalb Dr. Christoph Scheurl in seinem Nekrolog auf den Propst Anton Kreß, dessen Nachfolger [275] Georg B. wurde, sie gegenüber den rathsfähigen Geschlechtern so erhob, daß der Rath nicht mit Unrecht sich dadurch beleidigt fand und ihm einen ernstlichen Verweis nebst dem Befehl, seine Schrift zu unterdrücken, zugehen ließ. Sie ist uns gleichwol erhalten. Ueber den Bildungsgang Hanns Behaim’s liegt nichts vor. Technische Kenntnisse waren von Alters her in Nürnberg zu Hause, ohne daß viel Wesens davon gemacht wurde, und wenn auf Regiomontan’s kurzen Aufenthalt herkömmlich ein großes Gewicht gelegt wird, so ist dagegen zu erinnern, daß die bedeutenden Arbeiten, die noch jetzt vor Augen sind, der Bau der Kirchen, der jetzt der Zerstörung entgegengehenden Mauern, die kunstvollen Wasserleitungen sowol des Schönen Brunnens, als auch des Spitalbrunnens, die unter der Pegnitz hinweggeführt sind, und noch Anderes, lange vor Regiomontan’s Zeit fallen. Erst Johann Neudorffer, den man als den Vater der modernen deutschen Kalligraphie betrachten darf, hat in seinen 1547 leider sehr flüchtig in wenig Tagen aus dem Gedächtniß zusammengeschriebenen Nachrichten (herausgegeben durch Fr. Campe, 1828) den Grund zu einer Kunstgeschichte Nürnbergs gelegt, dem dann – abgesehen von Sandrart’s „Deutscher Akademie“, 1675, die einen allgemeineren Zweck verfolgt – 1730 Doppelmayr gefolgt ist; den Schluß machte 1860 Joseph Baader durch seine „Beiträge“. Hanns B. wird sich dem Rath zuerst durch die Ausführung des Kornhausbaus auf der Stätte des 1420 niedergebrannten burggräflichen Schlosses empfohlen haben. Dieser Bau wurde aber nicht 1493 vollführt, wie Neudorffer angibt, sondern erst am 11. Oct. 1494 beschlossen und 1495 beendet, wie auf der aus der Zeit des Baues stammenden wohlerhaltenen Tafel deutlich steht. Ohne Zweifel war B. schon damals Werkmeister der Stadt, obgleich er erst am 2. Aug. 1496 gelegentlich als solcher genannt wird. Jetzt ward ihm als „Maurer“ und Georg Stadelmann als „Zimmermann“ der am 11. Jan. 1497 beschlossene Bau eines neuen Wag- und Zollhauses übertragen, und den beiden Meistern zu ihrem geordneten Lohn noch eine „ziemliche Ehrung“ versprochen, damit sie das Werk möglichst fördern möchten. Hierzu kam noch am 28. Aug. 1498 der Beschluß, auf der Wage zwei Stuben zu machen, von denen die im mittleren Gaden zu einer Trinkstube, die im obern Gaden zu einer Poeten- und Philosophen-Schule gebraucht werden solle. Dies war der erste Versuch, eine Schule außerhalb des kirchlichen Verbandes auf rein humanistischer Grundlage zu errichten, sie ging aber nach etwa zehnjährigem Bestand aus Mangel an Schülern wieder ein. Die Herrentrinkstube, wie das ganze Gebäude gewöhnlich auch noch jetzt genannt wird, bestand als Gesellschaftslocal des Patriciats und überhaupt der Ehrbarkeit bis nahe zum Ausgang der Reichsfreiheit Nürnbergs. Aeußerlich trägt das Gebäude noch ganz seinen alten Charakter, wie er auf dem Blatt Joh. Alex. Böner’s zu sehen ist. Bekannt ist es zumeist durch das treffliche, launige Hochrundbild Adam Kraft’s über der einen nach Westen schauenden Thür, welche aber wegen ihrer kunstreichen Construction nicht minder beachtenswerth ist. Noch in demselben Jahr wurde am 27. Nov. 1498 beschlossen, für die Stadt „noch ein Kornhaus zu bauen, auf den Graben vor St. Lorenzen, da wo der innere Frauenthorthurm gestanden war“. Auch diesen Bau führte Hanns B.; Neudorffer sagt: „Dazu wurden der Juden Grabsteine zum Grund gebracht“. „Unter diesem Kornhaus kann man ohne alle Verhinderung des Wetters Steine hauen, und es ist mit solchen starken Gewölben verfertigt, daß man darin unter der Erde mit geladenen Lastwägen fahren mag“. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde es ebenfalls zum Waggebäude bestimmt, und führt seitdem, zur Unterscheidung von jener ältern Wage, den Namen der großen Wage. Außer diesen größten Werken des Meisters Hanns B. war er bei den vielen Arbeiten, die außerdem das Bedürfniß der Stadt erheischte, ohne Zweifel [276] auch bei dem damals über den Fluß geführten Spitalbau, in erster Reihe beschäftigt, und da er nun auch als Anschicker in der Prunt (Verwalter im Bauhof) erscheint, so war er gewiß in vollem Maße mit Arbeit bedacht. Auch auswärts wurde seine Geschicklichkeit zu Zeiten in Anspruch genommen, z. B. in Bamberg 1516 und 1518 (s. Beitr. zur Kunst und Litter. 1822 S. 15). Zur Erleichterung wurde ihm daher 1514 von Rathswegen für die Haltung eines Pferdes 25 Guld. rhn. verwilligt. (Baader, Beitr. 2. 16). Im J. 1520 wurde er unter die Genannten des größern Raths gewählt, dem er dann bis an seinen Tod angehörte. Als König Karl 1519 zum Kaiser gewählt worden war, sah man dem ersten gemäß der Goldnen Bulle in Nürnberg abzuhaltenden Reichstag entgegen, der aber bekanntlich wegen der 1520 mit großer Heftigkeit auftretenden Seuche, nicht daselbst, sondern zu Worms (1521) gehalten wurde. Dessen ungeachtet fand man es nothwendig, das Rathhaus renoviren zu lassen, was nicht blos im Innern, im großen Saale geschah, der damals durch die an der nördlichen Wand befindlichen Gemälde, Triumphwagen, Pfeiferstuhl und die allegorische Darstellung des Gerichts, welche der Idee und dem Entwurf nach auf Dürer zurückgeführt werden, geziert wurde, sondern auch am Gebäude selbst, und zwar, nach Neudorffer, mit nützlichen Gemachen und zwei zierlichen Schnecken- oder Wendeltreppen, was durch Hanns B. ausgeführt wurde. – Hanns B. starb hochbetagt, nachdem er 49 oder (nach Rettberg, s. o.) 48 Jahre im Dienste des Rathes gewesen war. Von seinen Söhnen war Matthias Kleriker und erhielt 1521 eine Pfründe zu St. Lorenzen. Ein zweiter, Hanns, war Landbaumeister, gab aber 1518 diese Stelle auf; der dritte Paulus, war ebenfalls Steinmetz. Der Name dieser bürgerlichen Behaim’s, die auch Böheim, Beham u. s. w. geschrieben werden, kommt noch längere Zeit in handwerklichen, auch künstlerischen Lebensstellungen vor; es ist aber schwer, ja fast unmöglich, die Zusammengehörigkeit, wo nichts als der bloße Name einen Anhalt gibt, nachzuweisen. Ob diese Behaim’s aus Weißenburg im Nordgau nach Nürnberg gezogen sind, so wie ob sie zu dem Wappen eines rothen Schildes mit zwei übereinander gekreuzten Hirtenstäben ein Recht hatten, muß unentschieden bleiben.
Behaim: Hanns B., Baumeister, † (nach
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Sehr wahrscheinlich muß es Heller’schen heißen.