ADB:Baumgarten-Crusius, Gottlob August

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Artikel „Baumgarten-Crusius, Gottlob August“ von Ernst Christian Achelis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 259–260, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Baumgarten-Crusius,_Gottlob_August&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 07:30 Uhr UTC)
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Baumgarten: Gottlob August B.-Crusius, Vater des bekannten Jenenser Theologen Ludwig Friedrich Otto Baumgarten-Crusius (1788–1842), Regierungs- und Consistorialrath zu Merseburg, ein seiner Zeit vielgenannter Theologe streng lutherischer Richtung, wurde am 1. April 1752 zu Penig als zweiter Sohn eines Volksschullehrers geboren. Der früh (1759) verstorbene Vater hinterließ die Wittwe mit drei jungen Kindern in so dürftigen Umständen, daß der siebenjährige Gottlob August durch Arbeit bei einem Leineweber den täglichen Unterhalt verdienen helfen mußte. Im J. 1760 ging die Mutter eine zweite Ehe ein mit dem siebzigjährigen Oberpfarrer in Mittweida M. Christoph Crusius, der in den folgenden zehn Jahren bis an seinen Tod sich der Stiefkinder auf das treueste annahm; ihm zu Ehren fügte Gottlob August seinem Familiennamen den seines Stiefvaters bei. Von 1764—1769 besuchte er die Fürstenschule zu Grimma, der er außer der Anregung zu geschichtlichen Studien eine große Fertigkeit in der lateinischen Sprache und in der Dichtkunst verdankte; noch als sechzigjähriger Mann übersetzte er die Psalmen unter Verwendung verschiedener Metren in lateinische Verse. Im J. 1769 bezog er die Universität zu Leipzig, um unter Christian August Crusius und besonders unter dem ihm später nahe befreundeten Johann August Ernesti Theologie zu studiren. Aber schon 1770 wurde ihm sein Stiefvater durch den Tod entrissen, und zum zweiten Male versank die verwittwete Mutter in völlige Mittellosigkeit. Der Sohn mußte sich seinen Unterhalt durch Druckcorrecturen erwerben; vielfache Entbehrung und Ueberarbeitung legten den Grund zu bleibender Kränklichkeit. Gleichwol fand er Zeit zu seinen ersten schriftstellerischen Leistungen auf geschichtlichem Gebiet. Nach zweijähriger Wirksamkeit als Hauslehrer [260] beim Kreishauptmann v. Gersdorf erhielt er 1774 die Patronatspfarrei zu Kleinzschocher und Großmiltitz bei Leipzig; seine Mutter und seine Schwester zogen zu ihm. Hier verheirathete er sich 1776 mit der Tochter des Pfarrers Löwe in Eythra; die Ehe war mit zwölf Kindern gesegnet, von denen vier Söhne und eine Tochter den Vater überlebten. Im J. 1780 holte er das Candidatenexamen in Dresden nach und wurde sofort zum Diakonus an der Kreuzkirche daselbst berufen; das Kirchengebäude lag seit dem siebenjährigen Kriege in Trümmern, so hatte er in der evangel. Hofkirche zu predigen. Sein Ruf als Prediger und wissenschaftlich tüchtiger Theologe verschaffte ihm 1787 die Berufung zum Stiftssuperintendenten, Consistorialassessor und Inspector des Gymnasiums zu Merseburg; 1789 promovirte er in Leipzig zum Doctor der Theologie. Als 1815 durch die Theilung Sachsens Merseburg an Preußen gefallen war, wurde er (1816) zum Regierungs- und Consistorialrath zu Merseburg und zum Mitgliede der Regierung in Magdeburg ernannt. Doch schon am Ende desselben Jahres starb er nach kurzer Krankheit. – In den letzten Jahren seines Lebens hatte er sich, ohne seine streng confessionelle Stellung zu ändern, an die Brüdergemeinde angeschlossen. In seinen mehrfachen Verwaltungsämtern wird er als ein sehr pflichttreuer Arbeiter, gegen seine Untergebenen als ein sehr wohlwollender und gerechter Vorgesetzter geschildert. Als wissenschaftlicher Theologe und Prediger erfreute er sich eines hohen Ansehens, und sein Charakter wird als höchst ehrenwerth und unbedingt zuverlässig gerühmt.

Schriften: „Elementa historiae singularum Europae ac Germaniae in primis rerum publicarum insigniorum“ (Lipsiae 1772); „Elementa historiae antiquae“ (1775); „Unterricht vom Eide und Warnung für Meineid“ (1779, in der Theologischen Zeitschrift von Zeller [in Zeitz]); „Zwo Predigten im Lager zu Leipzig gehalten“ (1780); „Predigten über die sämmtlichen Sonn- und Festtagsevangelien, in Dresden gehalten“ (1788); „De lege Mosaica“ (1789); „Schrift und Vernunft für denkende Christen“ (erster Band 1793, mit Widmung an den König von Preußen, theilweise ins Holländische und Schwedische übersetzt, 1797 in sechs Bänden vollendet); eine satirische Schrift: „Filantropin für Pferde, in einem dem Geiste unseres aufgeklärten Jahrhunderts angemessenen Plane vorgetragen von Hypofilos, der Weltweisheit Doctor u. s. w., Deutschland, in allen Filantropinen zu haben“ (1795); „Einer ist euer Meister, Christus“ (Abhandlung in Köthe’s Zeitschrift für Christenthum und Gottesgelahrtheit, 1816).

Leben des Kön. Preuß. Regierungs- und Consistorialraths, Stiftssuperintendenten zu Merseburg, D. Gottlob August Baumgarten-Crusius, beschrieben von Detlev Carl Wilhelm Baumgarten-Crusius, Conrector der Kreuzschule zu Dresden. Dresden 1820.