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Artikel „Auerbach, Jacob“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 84–85, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Auerbach,_Jacob&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 14:19 Uhr UTC)
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Auerbach: Jacob A., geboren am 24. November 1810 in Emmendingen, † am 31. October 1887 in Frankfurt a. M., hervorragender Theologe und Pädagoge. Sein Vater Marcus, Lehrer in Emmendingen, der ihn zum Rabbiner bestimmte, ertheilte ihm bis zu seinem zwölften Jahre ausschließlich Unterricht. Er wurde dann dem „Pädagogium“ der lateinischen Schule des Ortes übergeben, wo er auf der sogenannten „Judenbank“ seinen Platz hatte. Dreizehn Jahre alt, kam A. nach Ihringen, wo er ganz dem Studium des Talmud hingegeben war, das er von 1825 ab in Mannheim bei dem Stadtrabbiner Traub durch 2 Jahre fortsetzte. Von Mannheim ging A. nach Karlsruhe, woselbst er sich für die Oberclasse des Lyceums vorbereitete und gleichzeitig den von dem Rabbiner E. Willstaedter eingerichteten Lehrcursus für Rabbinats-Candidaten besuchte. Hier traf A. mit seinem Vetter Berthold Auerbach zusammen, mit dem er von da ab durchs ganze Leben in inniger Freundschaft verbunden war. A. trat 1830 in das Lyceum zu Karlsruhe ein und verließ dasselbe 1832, um die Universität in Heidelberg zu besuchen, wo er Vorlesungen bei Umbreit, Daub, Schlosser hörte und im pädagogischen Seminar bei Schwarz eine eifrige Thätigkeit entfaltete. [85] Die Universitätsstudien mußte A., dem es an Mitteln fehlte und der oft mit Entbehrungen zu kämpfen hatte, unterbrechen, und finden wir ihn 1835 wieder in Heidelberg, als sein Vetter Berthold A. von Stuttgart dahin kam und für sein Fortkommen sorgte. Er betheiligte sich als Mitarbeiter an Berthold Auerbach’s Geschichte Friedrich’s d. Großen und faßte den Plan, eine Biographie Lessing’s zu schreiben, worüber 1835 ein Contract mit dem Verleger Scheible in Stuttgart geschlossen wurde, der aber nicht zur Ausführung kam. Schon nach kurzem Aufenthalte in Heidelberg trat A. die Stelle eines Religionslehrers und Vicars in Wiesbaden an, woselbst der jugendlich aufstrebende Abraham Geiger Rabbiner war, zu dem er in ein freundschaftliches Verhältniß trat, das später durch ein nahes verwandtschaftliches ein noch innigeres wurde. Am 31. Juli 1836 erhielt A. in Tübingen die philosophische Doctorwürde auf Grund einer Dissertation „Ueber den Kampf und Gegensatz zwischen den Sokratikern und Sophisten“, ein Gegenstand, mit dem er sich früher schon bei Gelegenheit der Bewerbung um eine Preisfrage in Heidelberg eingehend beschäftigt hatte. Von Wiesbaden ging A. als Erzieher nach Wien und folgte von dort einem Rufe als Religionslehrer an das „Philanthropin“ in Frankfurt a. M. als Nachfolger Michael Creizenach’s. Am 18. März 1843 hielt er im „Andachtssaale“ seine Antrittsrede über Jes. 44, V. 1–6. 1848 wurde er zugleich Lehrer des Hebräischen am städtischen Gymnasium in Frankfurt a. M. und übernahm 1865 die Direction des Julius Flersheim’schen Institutes daselbst.

Im J. 1847 faßte er den Gedanken, die „Andachtsstunde“, an der er als Prediger wirkte, in einen deutschen Gottesdienst mit jüdischem Charakter umzuwandeln und gab zu diesem Zwecke mit Jost eine „Sammlung von Gebeten und Psalmen für Israeliten zum Gebrauche bei öffentlichen und häuslichen Andachten“ heraus. A. war ein Mann von klarem Geiste und mildem Sinne und entfaltete eine reichgesegnete Thätigkeit als Jugendbildner und Schriftsteller. Von ihm sind erschienen: „Die Herstellung und Achtung Israels in der Welt, Predigt, gehalten in Emmendingen“, 1840; „Sprüche der Vater“, 1842 (Jahrbuch von Busch), „Kurze Geschichte der israelitischen Gemeinde zu Wien seit 1784“, 1843 (Jahrbuch von Busch); „Kleine Schul- und Hausbibel“, 1858 (später mehrere Neuauflagen); „Lessing und Mendelssohn“, 1867 (Programm der isr. Realschule in Frankfurt a. M.); „Dem Andenken des Dr. S. Stern“, 1868 (Programm der isr. Realschule zu Frankfurt a. M.); „Biblische Erzählungen für die israelitische Jugend“, 2 Bändchen, Leipzig 1877; „Berthold Auerbach’s Briefe an seinen Freund Jacob Auerbach“, 1884. Außerdem war A. Mitarbeiter an Geiger’s „Zeitschrift für jüdische Theologie“ und „Zeitschrift für Wissenschaft und Leben“, an Klein’s „Jahrbuch“ und an dessen „Schul- und Jugendbibliothek“, an der classischen hebräischen Zeitschrift „Kerem Chemed“ und an der „Allgemeinen Deutschen Biographie“.

Quellen: Seine Schriften, Programm der Real- und Volksschule der isr. Gemeinde, 1888: Dr. Jacob Auerbach, von Dir. Dr. Baerwald, woselbst auch S. 20 dessen am 3. November 1887 gehaltener Nachruf abgedruckt ist.