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Artikel „Arnold“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 578–579, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Arnold&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 06:44 Uhr UTC)
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Arnold von Selenhofen, Erzbischof von Mainz, geb. wahrscheinlich gegen Ende des 11. Jahrhunderts, † 24. Juni 1163. A. stammte aus einem angesehenen Mainzer Dienstmannen-Geschlechte. Seine Studien hat er, wie man vermuthen darf, u. a. in Paris gemacht. Zurückgekehrt und in den geistlichen Stand eingetreten, eröffnete sich ihm rasch eine glänzende Laufbahn. Von der Würde eines Domherren und erzbischöflichen Stadtkämmerers in Mainz aus gelangte er bald in den Besitz mehrerer angesehener Propsteien (zu Mainz, Aschaffenburg und Aachen), eine Begünstigung, die unzweifelhaft mit der Thatsache zusammenhängt, daß er früh die Aufmerksamkeit Kaiser Konrads III. gewann, der ihn (im J. 1151) schließlich zu seinem Canzler ernannte. Konrads Nachfolger, Kaiser Friedrich I., bestätigte A. in diesem Amte und würdigte ihn in dem Grade seines Beifalls und Vertrauens, daß er ihn auf den Stuhl des h. Bonifacius beförderte, nachdem Erzbischof Heinrich I. diese Würde in Folge der einmüthigen Action des Papstes und des Kaisers verloren hatte (1153).

Indeß diese Erhöhung schlug zum schließlichen Verderben Arnold’s aus und verwickelte ihn von Anfang an in die peinlichsten Schwierigkeiten. Die hohe Mainzer Geistlichkeit konnte es ihm nicht verzeihen, daß bei seiner Erhebung ihre herkömmliche Mitwirkung so gut als ganz umgangen worden war, und unter ihr befanden sich persönliche Gegner Arnold’s, die einem Geschlechte angehörten, mit dem das seinige seit langer Zeit bitter verfeindet war. Dazu kam, daß er, im Gegensatz zu der schlechten Regierung seines beseitigten Vorgängers, thatkräftig und rücksichtslos als Wiederhersteller auftrat und daher, wie immer er dabei auch im Rechte sein mochte, sich nach allen Seiten hin Gegner erweckte. So traf ihn schon während des ersten Römerzugs K. Friedrichs I. eine verheerende Fehde der großen stiftischen Lehnsträger, darunter der rheinische Pfalzgraf Hermann von Stahleck, gegen die dann der zurückkehrende Kaiser strafend einschritt. Und als bald darauf A. aus Veranlassung des zweiten Zuges K. Friedrichs nach Italien, und weil seine anderen Hülfsmittel erschöpft [579] waren, von seinen Vasallen, Dienstmannen und der Stadt Mainz eine Kriegssteuer forderte, erhob sich dagegen allgemeiner Widerstand, der nach seiner Abreise in offene Rebellion ausbrach. Auch die noch keineswegs erloschene, oben berührte Verstimmung des Mainzer Clerus hat an diesen Vorgängen wesentlichen Antheil gehabt. Der in Italien weilende Kaiser, bei welchem A. Klage führte, gab nun allerdings ihm Recht und gebot, strenge Ahndung drohend, den Aufrührern unverweilte Unterwerfung: aber, jenseits der Alpen festgehalten, und nun überdieß in ein unübersehbares Zerwürfniß mit P. Alexander III. verflochten, hätte er die Mainzer Verwickelung auch aus dem Grunde gern gütlich beigelegt, weil er der Dienste Arnold’s, auf den er sich in dem kirchlichen Streite völlig verlassen konnte, jetzt unlieber als je entbehrte. A. hatte bei Gelegenheit der gedachten Beschwerdeführung bei Friedrich am Concil von Pavia Theil genommen und lebhaft für die Anerkennung des kaiserlichen Gegenpapstes gewirkt. Indeß jener Wunsch des Kaisers nach einer friedlichen Beilegung der Mainzer Wirren erfüllte sich nicht. Wenn auch die Mehrzahl der Aufständischen zur Nachgiebigkeit bereit war, so bestand eine Minderheit, die zu leidenschaftlich war, als daß sie nicht zum Aeußersten getrieben hätte. Dieser Hartnäckigkeit gegenüber ließ endlich auch A. die Gedanken der Versöhnung fallen und beschloß Gewalt zu brauchen. Gleichwol hielt er aber den schon erhobenen Arm noch einmal an und ließ sich von den Führern des Aufstandes in nur auf Täuschung berechnete Unterhandlungen verwickeln, wobei er sich fast wehrlos ihren bösen Absichten auslieferte. So wurde er im St. Jacobskloster, vor den Thoren von Mainz, von der im wilden Aufruhr entflammten Menge angegriffen und fand in der Verwirrung des Ueberfalls ein tragisches Ende (24. Juni 1163). Es darf übrigens nicht verkannt werden, daß bei dieser gewaltsamen Bewegung, deren Opfer A. geworden ist, nebst den Vasallen und Dienstmannen desselben die städtische Bevölkerung (Altbürger und Zünfte) einen wesentlichen und selbständigen Antheil genommen hat, während die Stellung Arnold’s zum Kirchenstreite ohne jeden Einfluß auf dieselbe gewesen ist.

Wegele: Arnold von Selenhofen, Erzbischof von Mainz. Ein Vortrag. 1854. – L. Nohlmanns: Vita Arnoldi de Selenhofen, archiepiscopi Mogontini, Bonnae 1871. – Dr. Baumbach: Arnold von Selenhofen, Erzbischof von Mainz. Berlin 1872.