ADB:Arentschildt, Wilhelm Daniel von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Arentschildt, Wilhelm Daniel von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 34–36, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Arentschildt,_Wilhelm_Daniel_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 46 (1902), S. 34–36 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Wilhelm Daniel von Arentschildt in der Wikipedia
Wilhelm von Arentschildt in Wikidata
GND-Nummer 135754798
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|34|36|Arentschildt, Wilhelm Daniel von|Bernhard von Poten|ADB:Arentschildt, Wilhelm Daniel von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135754798}}    

Arentschildt: Wilhelm Daniel von A., kaiserlich russischer Generalmajor, am 7. Januar 1761 als der Sohn eines kurhannoverschen Officiers geboren, welcher als Generalmajor von der Cavallerie starb, wurde in seinem 13. Lebensjahre in das Pagencorps zu Hannover aufgenommen, trat aus diesem als Fähnrich bei der Fußgarde in die nämliche Armee, welcher sein Vater angehörte, und ging im Winter 1781/82 als Lieutenant im 15. (später 14.) Infanterieregimente, dessen Officiere sich für diese Verwendung freiwillig gemeldet hatten, über England nach Ostindien. Georg III. hatte gestattet, daß in des Königs deutschen Staaten zwei Regimenter für den Dienst der Indischen Compagnie geworben würden. Hier hat A. fast zehn Jahre lang gegen die Franzosen und die eingeborenen Völkerschaften unter Tippo Sahib gefochten. Erst 1792 kehrte das Regiment in die Heimath zurück (von dem Knesebeck, Geschichte der churhannoverschen Truppen in Gibraltar, Minorka und Ostindien, Hannover 1845). Als darauf im J. 1793 das Kurfürstenthum zum Kriege gegen Frankreich ein „Auxiliarkorps“ nach den Niederlanden entsandte und aus diesem Anlasse das 14. Infanterieregiment zu einem leichten Regimente umgewandelt wurde, erhielt A., zum Capitän aufgerückt, das Commando einer der beiden dazu gehörenden, aus Forstleuten errichteten Jägercompagnien, führte diese im März 1794 nach Flandern in das Feld, wurde im August d. J. zum Major im 11., 1802 zum Oberstlieutenant im 4. Infanterieregimente befördert und befehligte dieses als im J. 1803 die Franzosen das Land besetzten. Nachdem die Armee in Gemäßheit der Elbconvention vom 5. Juli d. J. aufgelöst war (L. v. Sichart, Geschichte der Königlich Hannoverschen Armee, 3. Bd., 2. Abth. und 4. Bd., Hannover 1870/71), fand A. unter Zustimmung König Georg’s III. mit dem gleichen Grade Anstellung im russischen Generalstabe und war, als der Krieg von 1805 gegen Frankreich bevorstand, nach Mecklenburg entsandt, um [35] von Bützow aus bei dem Einrücken der Russen in das Kurfürstenthum das Erforderliche vorzubereiten (v. Ompteda, Politischer Nachlaß, 1. Abth., Jena 1868). Als im Spätherbste der Einmarsch erfolgte, begleitete A. die vom General Ostermann geführte Vorhut der Armee des Generals Tolstoi. Aus dem russischen Dienste im J. 1807 aus Gesundheitsrücksichten geschieden, kam er 1809 in die des Herzogs von Oldenburg, welcher, nachdem er dem Rheinbunde beigetreten war, ein Truppencorps von 800 Mann Infanterie errichtete und A. an die Spitze stellte; seines Bleibens war aber dort nicht lange. Am 28. Februar 1811 machte ein Willkürgebot Napoleon’s dem Bestehen des Herzogthums ein Ende, Oldenburg wurde dem Kaiserreiche einverleibt, das Truppencorps ging in dem 129. französischen Infanterieregimente auf, A. nahm den Abschied (v. Weltzien, Militärische Studien aus Oldenburgs Vergangenheit und Geschichte des Oldenburgischen Contingents, Oldenburg 1858).

Herzog Peter begab sich nach Rußland und dorthin wurde auch A. berufen. Er sollte als Mittelsmann gebraucht werden, um für den mit Frankreich drohenden Krieg preußische Officiere, die nur mit Widerwillen auf Seiten der Franzosen fechten würden, in den russischen Dienst herüberzuziehen. Bald nach seinem Eintreffen in Petersburg wurde er, in der ihm ertheilten Instruction vom 20. November/2. December 1811 als kaiserlich russischer Oberst bezeichnet, zu jenem Zwecke nach Berlin gesandt. Bei Vollziehung seines Auftrages unterstützten ihn der hannoversche Gesandte L. v. Ompteda (s. A. D. B. XXIV, 355) und Gneisenau. Das Ergebniß von Arentsschildt’s Sendung war der Uebertritt einer Anzahl hervorragend tüchtiger Officiere aus dem preußischen Heere in das russische. Sie bildeten demnächst den Kern der Führer der russisch-deutschen Legion. Als nach langen Vorbereitungen die Errichtung derselben begann wurde A. im Juni 1812 mit der Aufgabe betraut in Reval Truppen aller Waffengattungen aufzustellen. Aber schon zu dieser Zeit war er nicht mehr der frische, unternehmende Mann, der er früher gewesen war. Der Geschichtschreiber der Legion, der preußische Hauptmann v. Quistorp (Berlin 1860) schildert ihn in nachstehender Weise: „Damals ein Einundfünfziger, durch das Schicksal mehrfach hin und her verschlagen, in vielfachen Feldzügen – selbst in der heißen Zone Indiens gegen Tippo Sahib – verbraucht, und Vater einer zahlreichen Familie, wurde der Oberst nicht mehr von der Thatkraft geleitet, welche die außerordentlichen Verhältnisse erforderten. Wenn nun auch in Folge dessen die Geschäfte nicht den Fortgang nahmen wie bei energischer Führung zu erwarten stand, so fehlten ihm doch nicht jene Haupteigenschaften, auf denen der Werth des deutschen Officiers beruht: Rechtlichkeit und Pflichtgefühl; und die jugendliche Tüchtigkeit der ihm zugetheilten Officiere glich mancherlei Mängel großentheils aus“. Im Frühling 1813 marschirte er mit den von ihm gebildeten Truppen nach Königsberg und von dort, nachdem die sehnlich erwarteten Gewehre eingetroffen waren, mit dem marschfertigen Theile der Legion, etwa 5000 Mann, im Juni nach dem Kriegsschauplatze an der Niederelbe. Am 28. d. M. wurde der englische General Graf Wallmoden zum Chef der Legion und zum russischen Generallieutenant, A., unter Belassung in der von ihm bis dahin bekleideten Stellung als Commandeur der 1. Brigade, zum Generalmajor ernannt. In den während des Feldzuges ausgegebenen Ordres de bataille erscheint er als Commandeur der russisch-deutschen Infanteriedivision des Wallmoden’schen Armeecorps und als solcher nahm er an dem Treffen bei der Göhrde sowie an den ferneren Kriegsereignissen in Mecklenburg, Lauenburg und Holstein theil bis der am 15. Januar 1814 abgeschlossene Friede den Feindseligkeiten gegen Dänemark ein Ende machte und die Legion zur Blokade von Hamburg auf dem linken Elbufer herangezogen wurde. Von dort ging Wallmoden in Dienstangelegenheiten [36] nach Hannover, A. übernahm am 31. d. M. das von jenem geführte Commando, wirkte bei zwei vom Oberbefehlshaber, dem russischen General Graf Bennigsen, unternommenen vergeblichen Angriffen auf Harburg mit und führte Mitte Februar die Legion nach den Niederlanden, wo Wallmoden am 28. März das Commando wieder übernahm und keine Gelegenheit zu nennenswerther kriegerischen Thätigkeit mehr geboten ward. Als der Friede geschlossen war handelte es sich darum, was aus der Legion werden solle. Die Frage wurde im Juli dahin entschieden, daß sie bestehen bleiben solle, ohne daß bestimmt war, in welches Staates Dienste sie treten würde; es war später Preußen. A. nahm schon damals den Abschied, welcher ihm unter Belassung seines Gehaltes als Pension bewilligt wurde; bevor er sich aber nach Hildesheim, wohin er sich zurückzuziehen gedachte, begab, schiffte er sich nach England ein, um dort mit Erfolg für die Neubekleidung der Truppen thätig zu sein; auch wirkte er diesen hier ein zweimonatliches Gehalt als Ehrengabe aus. Den Rest seiner Tage verlebte er in Hildesheim, wo er am 25. October 1835 gestorben ist.