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Artikel „Aitinger, Sebastian“ von Karl Bernhardi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 167–168, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Aitinger,_Sebastian&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 12:32 Uhr UTC)
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Aitinger: Sebastian A., Sohn des Stadtsecretärs Konrad A. zu Ulm, geb. daselbst 1508, † 1547. Eine sehr begabte Natur, entwickelte er sich so rasch, daß er bereits in seinem 17. Lebensjahre Notar und in dem darauf folgenden auch Stadtsecretär in Ulm wurde. In Folge eines Zerwürfnisses mit dem Stadtrath daselbst trat er 1540 in die Dienste des Landgrafen Philipp von Hessen, welcher, als „Hauptmann“ des schmalkaldischen Bundes, ihn zum „Secretarius“ desselben bestellte. Geheimschreiber im eigentlichsten Sinne des Worts, hatte er in dieser neuen Stellung nicht nur die Kassengeschäfte des Bundes zu besorgen, sondern er ward auch sieben Jahre lang „Tag und Nacht mit den Bundessachen auf allen Reichs-, Deputations- und Bundestagen, mit hochwichtigen Geschäften beladen“. Nach der Niederlage des schmalkaldischen Bundesheeres und der Gefangennehmung des Landgrafen trat er aus den Diensten desselben, um der in der halle’schen Kapitulation vorbehaltenen Amnestie theilhaftig zu werden und hoffte, als Bürger von Ulm, welche Stadt sich mit dem Kaiser ausgesöhnt hatte, daselbst gegen Verfolgung sicher zu sein. Indessen erfuhr er nach einiger Zeit, daß man ihm nachstellen ließ, um durch ihn Beweismittel gegen die gefangenen Fürsten zu erlangen. Er war deshalb auf seiner Hut und als er im Nov. 1547 zu Burlofingen[1], einem benachbarten Dorfe, wohin er wegen einer in Ulm ausgebrochenen pestartigen Krankheit mit seinen Kindern geflüchtet war, überfallen werden sollte, gelang es ihm, wiewol er krank im Bett lag, halb angekleidet zu entkommen und sich schwimmend über die Donau zu retten. Auch [168] fand er in einem benachbarten Schlosse liebevolle Aufnahme und Pflege; doch starb er bereits nach wenigen Tagen.

Landgraf Philipp suchte später den Sohn, Joh. Konrad A., für die Opfer zu entschädigen, welche ihm der Vater gebracht hatte, und als ihm derselbe im J. 1563 im Schlosse zu Marburg vorgestellt wurde, sagte er mit Thränen in den Augen: „Dieses Vater hat Leib und Leben für mich gelassen, wollte Gott wir hätten solcher Diener viel.“ Johann Konrad A. und dessen Nachkommen blieben bis zu dem 1729 erfolgten Aussterben der Familie in hessischen Diensten.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 167. Z. 4 v. u. l.: Burlafingen. [Bd. 12, S. 794]