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Artikel „Ah, Josef Ignaz von“ von Gabriel Meier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 710–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ah,_Joseph_Ignaz_von&oldid=- (Version vom 3. Oktober 2024, 22:53 Uhr UTC)
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Ah: Josef Ignaz von A., katholischer Geistlicher und Schriftsteller, geboren am 15. December 1834, † am 1. September 1896. Er war das älteste von fünf Kindern des Theodul v. A., aus einer wackern Bauernfamilie in Sachseln, Obwalden. Seine Gymnasialbildung erhielt er bei den Benedictinern am Collegium im nahen Sarnen und in Einsiedeln, wo er 1851–53 das Lyceum (Philosophie und Physik) besuchte. Es waren besonders P. Gall Morel (s. A. D. B. XXII, 220) und Karl Brandes (s. d. unter den Nachträgen), welche nachhaltig auf ihn einwirkten, denen er auch zeitlebens ein dankbares Andenken widmete. Seine theologischen Studien absolvirte er vollständig am Priesterseminar St. Luzi in Chur und da er das für die Priesterweihe erforderliche Alter noch nicht hatte, leistete er mittlerweile am Knabenseminar in Chur Aushülfe. Am 9. August 1857 erhielt er die Weihe zum Priester und feierte in [711] Sachseln am 16. August seine erste hl. Messe, wobei P. Gall Morel die Festpredigt hielt. 1857–59 wirkte A. als Vicar an der katholischen Kirche in Bern, zu deren Bau er Beiträge auf weiten Reisen, namentlich in Oesterreich, sammelte. 1859–63 war er Vicar an der St. Nikolauskirche in Freiburg im Uechtland und eignete sich dabei eine vollkommene Kenntniß der französischen Sprache an. In die Heimath zurückgekehrt wirkte er 1863–67 in Stans zuerst als Kinderpfarrer und Oberlehrer und seit 1866 als Frühmesser. Ende dieses Jahres gründete er mit gleichgesinnten Freunden das „Nidwaldner Volksblatt“, dessen Leitartikel er unter dem Namen „Weltüberblicker“ bis zu seinem Tode redigirte. Diese stets originellen, geistreichen und immer frisch, packend und ungemein volksthümlich geschriebenen Wochenberichte haben dem Blatte, dessen Leserkreis zunächst nur einen halben Kanton umfaßte, eine ungewöhnliche Verbreitung, selbst über die Grenzen der Schweiz hinaus, verschafft und A. zum namhaften Publicisten gemacht. Im März 1886 erschien der tausendste und nicht lange vor Ah’s Tode der 1500ste Wochenbericht. Am 29. September 1867 war er zum Pfarrer von Kerns in Obwalden erwählt worden und weihte von da an sein Wirken dem heimathlichen Halbkanton. Im J. 1872 zum Schulinspector gewählt, bekleidete er dieses Amt bis 1887 und dann nochmals anderthalb Jahre bis zu seinem Tode. Seit 1874 war er auch Mitglied des kantonalen Erziehungsrathes. Für die Verbesserung der schwierigen Schulverhältnisse Obwaldens war er rastlos thätig und hat viel dazu beigetragen, diesem Ländchen eine ansehnliche Stellung unter den eidgenössischen Mitständen zu erringen. Im Juni 1888 ernannte ihn der Bischof von Chur zum Commissar für Obwalden und am 2. November ertheilte ihm Kerns das Bürgerrecht. 29 Jahre wirkte er als Seelsorger eifrig, opferwillig, wohlthätig, dabei stets im besten Frieden mit seiner Gemeinde. Als beliebter geistlicher Redner wurde er auf zahlreiche Kanzeln der Schweiz berufen und verstand es ebenso gründlich wie populär zu sprechen. Mehr als 40 seiner Vorträge liegen gedruckt vor. Ein solcher mit dem bezeichnenden Titel „Käse und Menschen“ 1875 am Aelplerfeste in Sachseln gehalten, erlebte eine ganze Reihe von Auflagen. Als Dichter trat A. unter dem Namen „Hartmann von Baldegg“ zuerst 1858 mit „Subsylvania, historisch-romantisches Festspiel“ in die Oeffentlichkeit. Später dichtete er noch eine Reihe von Volksschauspielen, von denen „Der Löwe von Luzern“ und „Hans Waldmann“ 1896 im Drucke erschienen. Als tüchtiger Kenner und Freund der vaterländischen Geschichte hat er weniger durch eigene Forschung als durch originelle Darstellung sich hervorgethan. 1876 versammelte er als Präsident des historischen Vereins der V Orte dessen Mitglieder um sich. Als Festschrift gab er heraus: „Die Bundesbriefe der alten Eidgenossen, 1291–1513, zusammengestellt und erläutert“. Mit 3 Facs. (Einsiedeln 1891). Mehr der Erbauung dienen die Lebensbeschreibungen des seligen Nikolaus von Flüe (Einsiedeln 1887) und des hl. Karl Borromäus (ebd. 1888). Uebersetzung aus dem Französischen, gemeinschaftlich mit J. Wipfli, ist das Leben der hl. Katharina (ebd. 1886). Nebstdem lieferte er noch Beiträge zu zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. Seine Eigenart, hohe vielseitige Begabung, unermüdliche Arbeitskraft, edler Charakter und gutes Herz haben den „Kirchherrn von Kerns“ weit über die Grenzen seiner Heimath hinaus bekannt gemacht und sichern seinem Namen ein ehrenvolles Andenken.

(A. Wirz,) Obwaldner Volksfreund vom 5.[WS 1] u. 12.[WS 2] Septbr. 1896. – J. Schmid, Kath. Schweizerblätter. N. F. 12 (1896), 338–345, m. Portr.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Josef Ignaz von Ah. In: Obwaldner Volksfreund, Nr. 36, 5. September 1896, Seite 1. Digitalisat auf ZentralGut.ch
  2. Josef Ignaz von Ah. In: Obwaldner Volksfreund, Nr. 37, 12. September 1896, Seite 1-2. Digitalisat auf ZentralGut.ch