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Artikel „Adolf V., Graf von Berg“ von Karl Leopold Strauven in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 93–95, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adolf_V.&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:23 Uhr UTC)
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Adolf V., Graf von Berg, reg. 1259–96, Sohn und unmittelbarer Nachfolger Adolfs IV. Doch finden wir 1259 seine Mutter Margaretha noch als Regentin und 1262 stifteten beide zusammen einen kirchlichen Gedächtnißtag für den verstorbenen Gemahl und Vater. Wahrscheinlich also war A., auf dessen Jugend auch seine 37jährige Regierung schließen läßt, damals noch minderjährig. Eine seiner ersten Handlungen war die Begabung Lenneps, eines Hauptsitzes der Wollenweberei, dessen Tuchfabriken noch heute blühen, mit Stadtrecht und Privilegien. Ingleichen ertheilte A. 1276 dem Orte Ratingen Stadtrechte und bestätigte 1282 die Privilegien der Stadt Wipperfurth. In den Kämpfen der Kölner Erzbischöfe Engelbert von Valkenburg und Siegfried von Westerburg mit den Bürgern Kölns steht Graf A. fast stets auf Seite der letztern; ebenso finden wir ihn auf Seiten des mächtigsten Gegners dieser Erzbischöfe, Wilhelms von Jülich, und insbesondere als Mitglied des großen Bundes, welcher 1277 gegen Erzbischof Siegfried unter Bischof Simon von Paderborn und Wilhelm von Jülich sich bildete. Für seine Parteistellung mag Vieles beigetragen haben, daß Siegfried von Westerburg die beinahe einstimmig auf den Dompropst Konrad, Grafen von Berg, des regierenden Grafen Adolfs Bruder, gefallene Wahl zum Erzbischof von Köln 1274 zu vereiteln und seine eigene [94] Wahl durchzusetzen wußte; noch mehr aber der Umstand, daß nach dem Tode Herzog Walrams von Limburg 1280 der Erzbischof den Ansprüchen Adolfs als nächsten Agnaten auf dieses Herzogthum entschieden entgegentrat. Walrams von Limburg einzige Tochter war mit Reinald von Geldern vermählt und starb kinderlos nach dem Vater, Reinald behauptete sich aber im Besitze des Herzogthums Limburg, gestützt auf das Leibzuchtsrecht, welches er an dem Nachlasse seiner Gemahlin hatte. Bei der entschiedenen Stellung, die der Erzbischof von Köln in dieser Erbschaftsangelegenheit genommen hatte und in Folge des dadurch herbeigeführten Schiedsspruches, welcher dem Grafen Reinald das Leibzuchtsrecht zuerkannte, sah sich A. von Berg nicht im Stande, sein Recht mit den Waffen zu erkämpfen. Er übertrug daher seine Ansprüche auf Limburg dem Herzoge Johann von Brabant, dessen Sohn mit Adolfs Nichte, Margaretha von Windeck, verlobt war. Der Kampf zwischen Geldern und Brabant entbrannte zuerst in den Maasgegenden und insbesondere gab eine Versammlung, welche die Verbündeten Gelderns mit ihren Streitkräften 1288 zu Valkenburg ausschrieben, Veranlassung, daß Johann von Brabant und dessen Bundesgenossen gegen Valkenburg rückten. Beide Heere schlugen neben einander die Richtung an den Rhein und in die Nähe Kölns ein, wo Johann von Brabant Woringen einschloß, hauptsächlich auf Bitten der Kölner, welche sich durch die dort vom Erzbischofe angelegten Befestigungen bedroht sahen. An der Spitze des geldern’schen Heeres stand Erzbischof Siegfried, den einen Flügel führte Graf Heinrich von Luxemburg und Walram von Valkenburg, den andern Reinald von Geldern. Das brabant’sche Heer befehligte der Herzog selbst, auf dessen rechtem Flügel standen Arnold von Looz und Walram von Jülich, auf dem linken A. von Berg, Graf Everhard von der Mark und die Stadt Köln. Da der Erzbischof und seine Verbündeten von Südwesten gegen Woringen anrückten, so nahm das Brabanter Heer Stellung mit der Front gegen Köln und Brabant. Der Kampf entbrannte am 5. Juni 1288 früh am Tage und dauerte bis zum Abend mit größter Erbitterung und wechselseitigem Erfolge, bis es dem Grafen A. von Berg mit den Kölnern und seinen Bergischen gelang, unter dem Feldgeschrei „Romryke Berge“ den rechten Flügel zu werfen und, bis zum feindlichen Centrum vordringend, den Erzbischof Siegfried zum Gefangenen zu machen, da die massenhaft umherliegenden Krieger und Pferdeleichen seine Flucht vereitelten. Er wurde aufs andere Rheinufer zuerst nach Monheim, dann nach dem Schlosse Burg in Verwahrsam gebracht. Johann von Brabant erhielt Limburg. Für den bergischen Grafen war der Kampf und die Gefangennahme des Erzbischofs von höchster Bedeutung. Die Grafen von Berg hatten nämlich schon in früher Zeit auf Anlagen von Befestigungen in ihrem Territorium an den Ufern des Rheins zur Beherrschung dieser Wasserstraße und Hauptpulsader des ganzen Landes ihr Augenmerk gerichtet. Alle dahin zielenden Versuche waren aber an den entgegenstehenden Interessen der Kölner Erzbischöfe und der Stadt Köln gescheitert. Jetzt, wo der Erzbischof gefangen, die Kölner Bürger Bundesgenossen des Grafen waren, hatte Graf A. keinen Widerspruch zu erwarten. Er erhob deshalb Düsseldorf, welches bereits als Dorf unter dem Schutze eines gräflichen Hauses und an den vorbeifließenden Düsselbach lehnend mit Gräben versehen war, am 15. Aug. 1288 zur Stadt und wandelte sodann am 5. Sept. nämlichen Jahres die dortige reichbegüterte Pfarrkirche in ein Stift um, wofür er die Genehmigung des Papstes Nicolaus nachsuchte und erhielt. Erzbischof Siegfried erkaufte im folgenden Jahre seine Befreiung aus der Gefangenschaft des Grafen durch Zahlung von 12,000 Mark kölnisch, wofür Deutz und die erzbischöflichen Schlösser Wied, Waldenberg, Rodenberg und Aspel dem Grafen A. zur pfandweisen Benutzung übergeben wurden. Graf A. sah sich durch nachfolgende neue Fehden [95] und Wirren, insbesondere aber dadurch, daß der Papst den Erzbischof Siegfried von der Befolgung der in der Gefangenschaft eingegangenen Verträge entband und die von demselben gegebenen Versprechungen löste, genöthigt, manche Vortheile, die er errungen, wieder aufzugeben, nachdem der Erzbischof aus der Haft befreit, bis zu seinem Tode danach strebte, das Verlorene wieder zu erlangen. Das Verhältniß zwischen beiden blieb daher ein gespanntes, wenngleich Graf A. das Schiedsrichteramt zwischen dem Erzbischofe und dem Grafen von der Mark betreffs der Vogtei des Stiftes Essen übernahm und zu Gunsten des Erzbischofs entschied. Graf A. starb 1296 und wurde nicht in der Familiengruft zu Altenberg, sondern zu Kloster Gräfrath begraben, wo auch seine Gemahlin Elisabeth von Geldern 1313 ihre Ruhestätte fand. A. starb ohne Nachkommen und es folgte ihm sein Bruder Wilhelm, der, zuerst Domstiftsherr in Köln, sich in der Folge mit Irmgard von Cleve vermählte, aber ebenfalls keine Nachkommen hinterließ. Nach dem Tode Wilhelms, 1308, folgte sein Neffe Adolf von Windeck in der Regierung des Landes (s. d.).