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Artikel „Adalbold“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 71–72, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adalbold&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:31 Uhr UTC)
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Adelbold: Adalbold, Athalbaldus, Albaldus, Bischof von Utrecht. Herkunft und Geburt dieses merkwürdigen Mannes liegen im Dunkel; in einem zwischen 999–1003 an Papst Sylvester II. geschickten Werke nennt er sich juvenis. Durch seinen Zeitgenossen Anselm v. Lüttich (s. d.) wissen wir, daß er in der berühmten Lütticher Schule zu Notkers Schülern gehörte. Zu Lobbes, wo er mit Heriger befreundet war, ist er wol eher Geistlicher als Schüler gewesen. Ex clerico Lobiensi (nach Sigebert v. Gemblours) ward er Bischof von Utrecht. Gerbert (Sylvester II.), mit dem er in naher Beziehung stand, nennt er seinen conscholasticus, ohne daß wir sagen könnten, wo sich diese Genossenschaft bildete. Auch mit Berno von Reichenau stand er in freundschaftlichem und brieflichem Verkehr; so sehen wir ihn also inmitten der hervorragendsten Träger der großen geistigen Bewegung jener Zeit. 1010 erhielt A. nach Bischof Ansfrieds Tode von Kaiser Heinrich II. den Utrechter Bischofssitz, ob unter Mitwirkung des Capitels und päpstlicher Bestätigung, ist nicht ausdrücklich bezeugt. Beka’s Angabe, A. habe schon vorher am kaiserl. Hofe als proconsul eximius großes Ansehen genossen, ist sehr wahrscheinlich, denn Heinrich II. pflegte die Bischöfe unter den Männern seines Vertrauens zu wählen und A. erscheint hinfort stets als treuer und vielfach begünstigter Anhänger des Kaisers. Wir finden ihn sehr häufig am kaiserlichen Hof, zu Dortmund, Paderborn, Goslar und anderwärts (vgl. Pertz, Mon. VI. 682), auch hat er mehrfach im kaiserl. Auftrag das Schwert ziehen müssen, das erste Mal gegen einen Grafen Godizo von Bodegraven, der sich Räubereien gegen das Stift erlaubt hatte und von A. zur Unterwerfung gezwungen ward; namentlich aber 1014, wo er mit der Vollziehung der Reichsacht gegen die Gräfin Adela (s. d.) und Graf Balderich betraut ward. Ein schlimmerer Krieg entspann sich mit Graf Dietrich III. von Holland. Dieser that durch einen neuen Zoll an der Maasmündung, da, wo jetzt Dortrecht liegt, der stiftischen Schifffahrt und dem Zoll zu Tiel großen Abbruch. Auf Adelbolds Beschwerde beauftragte der Kaiser, als er 1015 das Osterfest zu Nymwegen feierte, den Herzog Gottfried III. von Brabant und Lothringen mit der Schlichtung der Sache. Dieser aber, mit den Erzbischöfen von Köln und Trier, den Bischöfen von Cambray, Lüttich u. a. ins Feld gerückt, ward von Dietrich geschlagen und selbst verwundet und gefangen nach Dortrecht gebracht. Jetzt rieth der immer dem Frieden geneigte A. selbst zum Ausgleich und nachdem Dietrich den Herzog ohne Lösegeld freigelassen hatte, erhielt er vom Kaiser das begehrte Gebiet um Dortrecht. – Für die innere Verwaltung seines Stiftes hat sich A. sehr verdient gemacht und wußte auch vom Kaiser wiederholt neue Begnadigungen zur Hebung der Macht und Wohlfahrt Utrechts zu erlangen. Die abgebrannte Martinskirche zu Utrecht ist von ihm wieder aufgebaut und 1023 feierlich eingeweiht; ebenso die Walpurgiskirche zu Tiel, welche von den Normannen zerstört war. – Gegen Ende seines Lebens zog er sich zeitweilig in das von Ansfried gegründete Kloster auf dem Heiligenberg bei Amersfort zurück, dem er auch viele Schenkungen machte. Doch nahm er den Stab noch einmal wieder zur Hand. Nach Kaiser Heinrichs Tode finden wir ihn auf dem Mainzer Reichstage als Gegner des zum Könige gewählten salischen Konrads. Wahrscheinlich schon das Jahr darauf, 1025, nicht erst 1027 ist er gestorben.

Alpertus sagt in seinem Werke De diversitate temporum 1022, also noch vor Heinrichs II. Tode: das von ihm über den Kaiser Berichtete habe A. in uno volumine beschrieben; wol daraus schöpfte Sigebert v. Gemblours seine [72] Nachricht, A. habe eine „Vita Henrici II.“ verfaßt, und hieraus entstand in einer Handschrift des 16. oder 17. Jahrhunderts, welche die von Waitz bei Pertz, Mon. VI edirte Vita H. enthält, die Notiz: Vita Henr. pr. imperatoris ab Adelb. ep. Traj. ut creditur conscripta. Das Werk, eine mit allerlei Betrachtungen verbrämte Compilation aus Thietmars Cronicon, wovon freilich nur ein Bruchstück, der Anfang, auf uns gekommen, ist eines Mannes wie A. wenig würdig, wird ihm daher auch von Moll in seiner neuesten Untersuchung (s. u.) abgesprochen. Mit noch weniger haltbarem Grund ist ihm von den Bollandisten eine „Vita S. Walburgis“ (A. S. Febr. III. 542) zugesprochen worden. Auch um die Autorschaft einer Schrift „De Musica“ (Gerbert, Script. de Mus. I. 304), steht es mißlich. Allerdings findet sich die Handschrift vor der Schrift „De crassitudine sphaerac“, die wirklich Adelbolds Arbeit ist; aber nur die Beischrift einer jüngeren Hand nennt auch zur Musica A. als Verfasser. – Die Schrift „De crassitudine sphaerae“. von Pez im Thes. anecd. noviss. III herausgegeben, ist, wie schon erwähnt, an Papst Sylvester II. gerichtet, also zwischen 999–1003 verfaßt. Von lateinischen Gedichten, die A. zugeschrieben worden, ist uns nichts erhalten; dagegen hat Moll noch ein Werkchen über ein Metrum des Boethius bekannt gemacht, in welchem A. an der Hand der Schriften Plato’s allerlei philosophische Fragen behandelt.

Moll, Kerkeschiedenis II. 1 und 2. – Ders., Bissch. Adelbolds commentaar op een metrum van Boethius. im Kerkhistor. Archief door Kist en Moll III. 161.