„Nase und Schule“
[840] „Nase und Schule.“ In dem Artikel über den chronischen Nasenkatarrh (vgl. „Gartenlaube“ Jahrg. 1887, S. 442) hat Dr. Fritsche darauf hingewiesen, daß Krankheiten der Nase die geistige Thätigkeit beeinträchtigen können. Dieses Thema wurde auch auf der letzten Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte behandelt. Herr Guye aus Amsterdam bereicherte dabei die Wissenschaft um ein neues gelehrtes Wort: „Aprosexia“, was auf deutsch die Unfähigkeit, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand zu lenken, bedeutet. Daß dieselbe sehr oft mit Krankheiten der Nase zusammenhängt, ist wiederholt beobachtet worden; besonders schlagend ist aber das folgende von Guye mitgetheilte Beispiel. Ein siebenjähriger Knabe konnte in der Schule in einem ganzen Jahre nicht mehr als die drei ersten Buchstaben des Alphabets erlernen. Nach einmaliger Operation einer Geschwulst in der Nase lernte er in einer Woche das ganze Alphabet. Guye legt nun in Folge seiner Erfahrungen den Pädagogen besonders ans Herz, bei jedem hinter den Anderen zurückbleibenden Schüler auf den Zustand der Nase und insbesondere auf die Form des Athmens ihre Aufmerksamkeit zu richten. Die Thatsache, daß die sogenannte „Aprosexia“ oft auch mit der sogenannten „Faulheit“ zusammenhängt, wird durch die an und für sich beachtenswerthen Guye’schen Ausführungen natürlich in keiner Weise erschüttert, und man sollte darum in der Schule künftig nicht zu viel auf die Nase schieben! *