„Cultur- und Literaturgeschichte der Französischen Schweiz und Savoyens“

Textdaten
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Titel: „Cultur- und Literaturgeschichte der Französischen Schweiz und Savoyens“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 239–240
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch „Cultur- und Literaturgeschichte der französischen Schweiz und Savoyens“ (1881, Heft 52)
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[239] „Cultur- und Literaturgeschichte der Französischen Schweiz und Savoyens“ von H. Semmig. Die Schweiz, namentlich die herrlichen Gestade des Genfer Sees, sind bekanntlich alljährlich das Ziel zahlreicher Reisender aus den gebildeten Ständen Deutschlands, von denen der größte Theil lediglich durch die Reize der Natur angezogen wird, mit denen diese Landschaften so verschwenderisch geschmückt sind. In den vielen Pensionaten und Lehranstalten der romanischen Schweiz befindet sich aber auch eine nicht geringe Anzahl junger Leute, die hier einen längeren Aufenthalt nehmen, um sich in der französischen Sprache auszubilden, und sie Alle möchten wir auf ein Werk hinweisen, das ihren Zwecken auf das Beste dienen dürfte, auf Hermann Semmig’s soeben im Verlage [240] der Trüb’schen Buchhandlung (Th. Schröter) in Zürich erschienene „Cultur- und Literaturgeschichte der Französischen Schweiz und Savoyens“. Der Verfasser hat zwanzig Jahre in Frankreich, darunter zwei in Savoyen, zugebracht und namentlich die französische Sprache und Literatur zum Gegenstand eingehender Studien gemacht. Bisher galt Frankreich, das um Paris concentrirte Frankreich, für den ausschließlichen Herd französischer Sprache und Literatur, während es doch nur eine, wenn auch die größte Pflanzstätte des französischen Sprach- und Schriftthums ist. Man hat dabei aber ganz übersehen, daß es in Frankreich solcher Pflanzstätten noch mehrere giebt und daß die sogenannte französische Schweiz unter ihnen einen hervorragenden Rang einnimmt; denn in ihr ist aus einer eigenen selbstständigen Civilisation und auf einem selbstständigen geschichtlichen Boden eine eigene Literatur erwachsen, und zwar mit dem sechszehnten Jahrhundert – eine Literatur, deren Einwirkung auf die französische eine größere gewesen ist, als umgekehrt. Das Semmig’sche Buch weist dies nun überzeugend nach und giebt dabei so zahlreiche Auszüge aus den Werken der einheimischen Schriftsteller, daß man daraus die moderne französische Sprache verstehen und beherrschen lernt. Er widmet sein Werk den Familien und Schulen und stellt ihm die Aufgabe, die Erziehung der Jugend vollenden zu helfen – er hat vollkommen Recht darin; denn die ganze Literatur der protestantischen romanischen Schweiz ist mit dem Boden der Reformation verwachsen und von tief religiösem Geiste durchdrungen; sie athmet aber auch treue, aufopfernde Vaterlandsliebe und belebt und pflegt den Sinn für Naturschönheit in einer idealen Weise, die an die Innigkeit und Wärme erinnert, in der einst Klopstock den Zürichsee besungen hat. So sei denn das Werk allen Freunden der französischen Literatur auf’s Beste empfohlen!