Warum können die meisten protestantischen Landpfarrer heut zu Tag nicht mehr von ihren Besoldungen leben?

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Autor: Anonym
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Titel: Warum können die meisten protestantischen Landpfarrer heut zu Tag nicht mehr von ihren Besoldungen leben?
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 81–95
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
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Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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IV.
Warum können die meisten protestantischen Landpfarrer heut zu Tag nicht mehr von ihren Besoldungen leben?

So gewiß es ist, daß sich die protestantischen Land- und Dorfpfarrer ehedessen in dem besten Wohlstande ihres Hauswesens befunden haben, eben so unwidersprechlich ist es im Gegentheil, daß die meisten dieser Herren gegenwärtig von ihrer Besoldung und mit ihren Einkünften die nothdürftigen Ausgaben nicht mehr bestreiten können.

| Es hat Landpfarrer gegeben, die beym Antritt ihres Amtes Schulden zu bezahlen hatten, welche sie nicht nur in kurzer Zeit, von dem Ertrag ihrer Pfarren, wieder abgezahlt, sondern auch noch überdieß eine zahlreiche Familie auf eine ihrem Stand angemessene Art erzogen und versorgt haben.[1] Dagegen gibt es jetzt viele Landpfarrer, die beym Antritt ihres Amtes ein ansehnliches Vermögen hatten, welches sie in kurzer Zeit zugesetzt haben, und nun von Mangel und Dürftigkeit gedrückt werden. Dieses ist ungefähr die allgemeine Verfassung und der Zustand von den ländlichen Pfarrhäusern jetziger Zeit. Und dieses mag vielleicht auch die Ursache seyn, um welcher willen sich gegenwärtig viele Land- und Dorfpfarrer vom Heyrathen abschrecken lassen. Woher mag denn diese Veränderung kommen?
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Viele wollen solches gar nicht glauben. Andere können es nicht begreifen. Und die| meisten haben die armen Dorfpfarrer im Verdacht, daß sie Verschwender seyen. Es kann zwar seyn, daß, gleichwie sich in allen Ständen manche Verschwender finden, dergleichen auch unter den Dorfgeistlichen seyn mögen. Deßwegen hat man aber gar nicht nöthig, seine Zuflucht zu dieser Hypothese zu nehmen, wenn man obige Frage begreiflich machen will.

Die jetzigen Landpfarrer haben erstlich ungleich mehr Ausgaben, als jene, die in den vorigen Zeiten lebten. Und zweytens haben sie die ehemahligen Einkünfte nicht mehr.

Das Haushalten eines Landpfarrers erfordert gegenwärtig viel mehr Kosten und Auslagen, als in den vorigen Zeiten. Noch in der ersten Hälfte dieses zu Ende laufenden Jahrhunderts kaufte sich der Dorfpfarrer die Elle Tuch zu einem schwarzen Kleid für einen Gulden Fränkisch oder höchstens für einen Reichsthaler; da man im Gegentheil seit 1750 die Elle für 3 bis 4 Gulden bezahlen muß. Man darf rechnen, daß bey den übrigen Artikeln der Auslagen solche nach eben diesem Verhältniß, z. B. in Ansehung der Schneider und Schuster, zugenommen haben. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts war ein gestiefelter Pfarrer| noch eine seltene Erscheinung, da im Gegentheil jetzt mancher keine Schuhe mehr an die Füsse bringet, und daher auch, nach Art der Französischen Nation, seine silbernen Schuhschnallen, die er seit seinem Hochzeittage nicht mehr gebrauchet hat, in die Münze oder zum Goldschmid schicket. Mich hat wenigstens ein gewisser Dorfpfarrer versichert, daß er seit vielen Jahren, weder Schuhe, noch Schnallen mehr, für seine Person, im Hause habe. Wer kann daran zweifeln, daß ein Mann, der beständig anstatt der Schuhe Stiefeln trägt, einem Schuster jährlich noch einmahl so viel bezahlen müsse, als in jenen Zeiten, da sich die geistlichen Herren bloß mit Schuhen beholfen haben, und auch, wenn sie zu Pferde saßen, ein Paar schlechte Gamaschen um die Beine hatten.
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Hiezu kommt noch eine Ausgabe, wovon man in den vorigen Zeiten gar nichts wußte. Die Ausgabe für den Kaffe, ein Getränke, das man in den vorigen Zeiten nicht einmahl dem Namen nach kannte. Und eben dieses Getränke ist es, welches heut zu Tag den stärksten Artikel in der Ausgabrechnung der Landprediger ausmachet. Wenn man zur Bestreitung der Kosten, auf welche dieses ausländische Product zu stehen kommt, jährlich| 100 Gulden ansetzet, wird man die Sache gewiß nicht übertreiben. Die Türken und Mohren sind auf den Gebrauch dieses Getränks verfallen, weil ihnen ihr Gesetz den Wein verbietet, und weil der Kaffe, wenn solcher, wie jene Völker zu thun gewohnt sind, auf das Essen ohne Milch genossen wird, die Verdauung befördert, und dem Durst widerstehet. Warum aber die Teutschen, die so viele Abwechselungen von erlaubten Getränken haben, den Kaffe zu ihrem Lieblingstrank erwählet haben, ist mir eine unerklärbare Sache.
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Vielleicht glaubt man, daß ich die Sache übertreibe, und daß der Thee, an dessen Stelle der Kaffe eingeführet worden ist, eben sowohl als der Kaffe, Kosten verursachet habe. Welche Vergleichung! Von einem, höchstens anderthalb Pfund Thee kann ein Pfarrer mit Weib und Kindern ein ganzes Jahr hindurch frühstücken, da ihm im Gegentheil das Kaffetrinken jährlich auf 100 Gulden zu stehen kommt. Ich will zwar nicht in Abrede seyn, daß sich einige Haushalten in diesem Punct mit geringern Kosten durchschlagen, zumahl da man auf den Einfall gerathen ist, dieses Getränke mit allerhand Zusätzen zu vermischen. Gesetzt aber auch, daß| manchem Landpfarrer der Kaffe jährlich mit Zucker und Milch nur auf 50 Gulden zu stehen komme, so ist doch dieses schon ein beträchtliches Stück Geld für ein ehemahls unbekanntes Bedürfniß, in dem Hause eines Mannes, der ungefähr das Jahr über seine Einnahmen auf 400 Gulden berechnen kann; denn höher kann man doch die meisten Pfarren nicht anschlagen. Ich übergehe mit Fleiß noch viele andere Arten von erhöheten oder vermehrten Ausgaben des geistlichen Standes auf dem Lande, worüber besonders diejenige Herren zu klagen haben, deren Dienste mit Landwirthschaft verbunden sind. Der im Denken, Forschen und Schreiben unermüdete und um die Landwirthschaft verdiente Herr Pastor Johann Friedrich Mayer zu Kupferzell hat solches in seinen ökonomischen Betrachtungen deutlich gezeiget.

Es ist nunmehr Zeit, daß ich zu meiner zweyten Behauptung komme, nach welcher die Landpfarrer die ehemaligen Einkünfte nicht mehr haben.

Eigentlich sollte ich das zu Ende laufende Jahrhundert mit seinem Anfang oder der ersten Hälfte nur vergleichen. Man wird mir aber erlauben, zuvor einen Blick in das vorhergehende Jahrhundert zu thun.

| Schon der dreyßigjährige Krieg hat die Pfarreinkünfte ungemein geschmälert, weßwegen damahls viele Pfarren mit einander verbunden worden sind. So wurden z. B. in der Gegend von Uffenheim, die Pfarren Pfaffenhofen mit Buchheim, und Rudolshofen mit Ermezhofen verbunden. Und es wird kaum eine Pfarre in jener Gegend seyn, wo die Pfarrer aus ihren Besoldungsbüchern nicht sollten beweisen können, daß ihre bestimmte Besoldung vor jenem verderblichen Krieg, weit beträchtlicher, als nach demselben, gewesen sey.
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Die bestimmte Besoldung bey den Fränkischen Pfarren bestehet gemeiniglich in einer geringen Morgenzahl von Getraid- und Krautfeld, wie auch etlichen Morgen Wiesen. Ausserdem haben sie noch Gültfrüchte von Roggen, Weizen, Dinkel und Haber. Diese haften theils auf Bauernhöfen, oder auch auf gewissen mit einander verbundenen Äckern und Wiesen, die der Pfarre lehenbar sind, und Gütlein genennet werden. Es ist selten eine Dorfpfarre, die ursprünglich nicht mit 40 bis 80 Malter (wovon bey den glatten Früchten 2 Malter ein Simra machen, bey dem Haber ungefähr 21/2 Malter dazu erfordert werden) benannter Früchte,| unter welchen der Roggen immer den größten Theil ausmachte, begabt gewesen wäre. Nach dem Westfälischen Frieden sind diejenigen Pfarren schon selten, die noch 40 Malter von bemeldten Früchten jährlich zu erheben haben. Der Grund hievon liegt in folgenden Umständen: Da der Bauer wegen des verheerenden Kriegs der zukünftigen Ernde nicht gewiß war, so ließ er entweder die zur Pfarre gültbaren Äcker öde liegen, oder er machte mit dem Pfarrherrn einen Vertrag, nach welchem sich dieser mit einem geringen Theil, statt der ordentlichen und bestimmten Gült, befriedigen ließ. Und weil solche Verträge nicht schriftlich verfasset worden sind, so wurden sie zur Gewohnheit, und diese Gewohnheit erhielt endlich die Rechtskraft. Wenn man den Gültbauern dieses nunmehr vor Augen leget, geben sie zur Antwort: solches ginge sie nichts an. Sie hätten diese Veränderung oder Verminderung der Gült nicht verursacht, und man könne von ihnen nicht mehr verlangen, als der vorige Besitzer des Lehns geliefert hätte. Bey den weltlichen Ämtern, wo man allenfalls seine Sache klagbar anbringen könnte, wird das sogenannte Possessorium zur| Entscheidungsregel angenommen, und folglich bleibt es bey der verringerten Gült.

In dem ehemahls Huttenischen nunmehro aber Pöllnizischen Pfarrdorfe Gekenheim bey Uffenheim findet sich nicht nur ein beträchtlicher Abgang an der Gült, sondern es fehlen auch noch überdieß zwey Morgen von den beschriebenen Pfarrfelden. Die Ursache hievon mag folgende seyn. Im 30 jährigen Kriege war dieses Dorf fast gänzlich eingegangen, es war von 1632 an ohne Pfarrer, und die noch übrigen wenigen Einwohner daselbst wohnten dem Gottesdienst in dem nicht weit davon entlegenen, auch Huttenischen Pfarrdorfe Reusch, bey. Dieses dauerte auch nach dem Frieden so fort, bis endlich 1679 besagte Pfarre wieder einen eigenen Pfarrer bekam. Als man diesen in die Pfarrfelder, die während der Vacanz als Gemeindäcker behandelt wurden, einwies, fehlten zwey Morgen an der beschriebenen Zahl. Vermuthlich sind solche von den Vorstehern der Gemeinde, die nicht daran dachten, daß sie einstens ihren eigenen Pfarrer wieder bekommen würden, als ein Eigenthum verkauft worden.

Dieses ist aber noch nicht alles, was jener verderbliche Krieg, zum Nachtheil der Pfarreinkünfte| in Franken, verursachet hat. Die gültbaren Pfarrlehen hatten keinen Wehrt, und man war froh, wenn sich Leute fanden, die solche gegen die Gültlieferung unentgeltlich übernehmen mochten. Auf solche Weise blieb aber auch das Handlohn zurück. Und dadurch ist es geschehen, daß die Pfarrlehen hievon, wenigstens in den ehemaligen Huttenischen Pfarren, befreyet worden sind, und die Bauern haben von Jugend auf den Grundsatz gehöret und angenommen: daß die Pfarr- und Gotteshaus-Lehen kein Handlohn geben, worüber sie auch steif und vest halten, weil sie bey den Erbschaften dergleichen fast noch einmahl so theuer annehmen, und bey Kauffällen bezahlen müssen.
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So wenig nun der Lehen bey einer Pfarre seyn mögen, so könnte man doch immer das davon fallende Handlohn, ein Jahr in das andere gerechnet, wenigstens auf 50 Gulden anschlagen. Dieses alles aber gehöret nicht zu meinem Hauptzweck, weil ich vornämlich zu erörtern habe, wie es zugehe, daß die jetzigen Landpfarrer denen vom Anfang und der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, so weit nachstehen, das ist, woher es komme, daß die Dorfpfarrer die Einkünfte nicht mehr| haben, deren sich ihre Vorfahrer zu Anfang und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zu erfreuen hatten, und wovon beynahe ihr ganzes Haushalten führen konnten. Diese Einkünfte bestanden in allerhand Bedürfnissen des Lebens, die man unter dem Namen der Geschenke begreift. Es bekamen nämlich die Dorfgeistlichen nicht nur an Fleisch, Butter, Eyern, Erbsen, Linsen, Gemüßen, und allerhand Geflügel, so viel sie brauchten, sondern auch noch überdas den benöthigten Flachs und anderes Gespinst, welches alles entweder gänzlich in Abgang gekommen, oder sehr gemindert worden ist. Die Ursache hievon ist keineswegs darin zu suchen, als ob die vorigen Land- und Dorfleute freygebiger gewesen wären, als die jetzigen. Der Grund hievon muß vielmehr von den Zeiten der Reformation hergehohlet werden. Es ist bekannt, daß die Geistlichkeit vor jener Zeit dem Landvolk äusserst beschwerlich fiel. Man mußte nicht nur die Bettelmönche ernähren, sondern man hatte auch wegen der so genannten Pönitenzen viele Kosten. Als nun die Dorfleute durch das Reformationsgeschäfft von diesen geistlichen Plagen befreyet wurden, und sahen, daß man ihnen den Weg zur Seligkeit ohne Kosten zeigte, ja so gar| die Vergebung der Sünden ohne Genugthuung verkündigte, so mußte ganz natürlich der Gedanke in ihnen aufsteigen, „weil uns alle diese geistliche Wohlthaten umsonst zu Theil werden, so wollen wir dasjenige, was uns ehedessen der geistliche Stand kostete, unsern Pfarrherrn geniesen lassen.“ Die Geschenke, die vormahls in die Klöster der Bettelmönche geschleppt wurden, trug man von nun an in die Pfarrhäuser, und die Kosten, welche die Pönitenzen verursachet hatten, wurden in den sogenannten Beichtpfenning verwandelt. Dieses ist wenigstens die natürlichste Entstehungsart von diesem geistlichen Einkommen. Und wo dieser nicht Mode wurde, schickte man vor oder nach der Beicht etwas in die Pfarrküche. Nach und nach hat sich obige Denkungsart verloren, und die ergiebige Quelle, woraus jene Wohlthaten in das Pfarrhaus geflossen sind, ist meistens versiegt. Dagegen siehet sich der Pfarrer gezwungen, gedachte Nahrungsstücke, welche ihm ehedessen geschenket wurden, für theures Geld zu bezahlen. Ich schreibe dieses keineswegs, das Landvolk zu verunglimpfen. Die Sache ist ganz natürlich.
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Die jetzt lebenden Menschen wissen nichts von den ehemahligen Bedrückungen| unter der römischen Hierarchie. Sie sind von Kindheit auf gewohnt, daß ihnen das Wort Gottes unentgeldlich geprediget wird. Sie wissen nicht einmahl, und denken also auch nicht daran, daß dieses eine Wohlthat ist. Wie sollten sie also dankbar dagegen seyn?

Man möchte hier einwenden, daß die Landleute zu Anfang und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts schon in eben dieser Lage gewesen sind, wie jetzt. Ich antworte hierauf: sie wußten doch noch vieles durch mündliche Überlieferungen ihrer Eltern und Großeltern, und sodann haben die Dorfpfarrer solches in ihren Controverspredigten, die dazumahl noch Mode waren, immer wieder erneuert. Nicht zu gedenken, daß sich diese geistlichen Herren in jenen Zeiten noch nicht schämten, ihre Pfarrkinder an die Geschenke zu erinnern.

Endlich muß auch dieses noch in Betrachtung gezogen werden, daß der Bauernstand bey dem erhöheten Preis der Güter, und wegen mehrerer Abgaben von denselben, weit sparsamer ist, als in jenen wohlfeilen Zeiten, da man mit etlich 100 fl. eben so viel Güter kaufen konnte, als man kaum mit so viel 1000 heutiges Tages erwerben kann. Und| weil die Victualien bey dem Ende dieses Jahrhunderts noch einmahl so theuer sind, als zu Anfang desselben, so trägt auch dieser Umstand nicht wenig zur Verminderung der Geschenke bey.

Wie sollen nun aber die häuslichen Umstände der Dorfpfarrer verbessert werden? Ich wollte nur den Grund von der mißlichen Lage der Landgeistlichen aufsuchen. Das übrige überlasse ich andern. Es ist aber zu befürchten, daß die meisten Vorschläge auf fromme Wünsche hinauslaufen möchten.

Ich kann nicht umhin bey dieser Gelegenheit eine großmüthige und fromme Handlung des vor einigen Jahren zu Nürnberg verstorbenen Herrn Ritterhauptmanns von Hutten zu berühren. Dieser Herr sah ein, daß seine Pfarrer in Ansehung ihrer Einkünfte eine Unterstützung brauchten. Er verordnete demnach in seinem Testament, daß von seinen zurück gelassenen, ansehnlichen Capitalien an jede Pfarrkirche 100 fl. Rh. ausgezahlt werden sollten. Die Hälfte von den Zinsen sollten einem zeitigen Pfarrer zukommen, die andere Hälfte aber zu dem Capital geschlagen werden, wovon der Pfarrer den Zins ganz genieset. Auf solche Weise soll dieses wohlthätige Vermächtniß administrirt| und behandelt werden, bis jeder Pfarrer jährlich auf 300 fl. am baaren Gelde dienet. Diese Verordnung kam anfänglich einigen seltsam vor und sie sagten, daß auf solche Weise die zukünftigen Pfarrer einen größern Vortheil von dieser Stiftung zögen, als die jetztlebenden, da doch der größte Vortheil auf dieser ihrer Seite seyn sollte, weil sie ihrem Herrn gedienet hätten. Wenn man aber die Sache genau betrachtet, so wird man finden, daß dieser Herr bedächtlich und weise zu Werk gegangen ist. Vermuthlich war seine Denkungsart folgende: die Bedürfnisse der Pfarrer haben sich vermehrt. Sie brauchen Unterstützung. Diese sollen sie haben. Da sich aber die Bedürfnisse in Zukunft vermehren könnten, so will ich die Sache also einrichten, daß die künftigen Pfarrer sich einer verhältnißmäßigen Unterstützung zu erfreuen haben mögen.



  1. Dahin ist zu rechnen, daß die meisten Dorfpfarrer ihre Söhne studiren ließen. Mir sind drey Landgeistliche bekannt, von denen einer 5, die zwey andern aber, jeder 4 Söhne studiren ließen. Heut zu Tag fället es den meisten schwer, die Kosten zu dem Studiren eines einzigen Sohnes aufzubringen.