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meisten haben die armen Dorfpfarrer im Verdacht, daß sie Verschwender seyen. Es kann zwar seyn, daß, gleichwie sich in allen Ständen manche Verschwender finden, dergleichen auch unter den Dorfgeistlichen seyn mögen. Deßwegen hat man aber gar nicht nöthig, seine Zuflucht zu dieser Hypothese zu nehmen, wenn man obige Frage begreiflich machen will.

Die jetzigen Landpfarrer haben erstlich ungleich mehr Ausgaben, als jene, die in den vorigen Zeiten lebten. Und zweytens haben sie die ehemahligen Einkünfte nicht mehr.

Das Haushalten eines Landpfarrers erfordert gegenwärtig viel mehr Kosten und Auslagen, als in den vorigen Zeiten. Noch in der ersten Hälfte dieses zu Ende laufenden Jahrhunderts kaufte sich der Dorfpfarrer die Elle Tuch zu einem schwarzen Kleid für einen Gulden Fränkisch oder höchstens für einen Reichsthaler; da man im Gegentheil seit 1750 die Elle für 3 bis 4 Gulden bezahlen muß. Man darf rechnen, daß bey den übrigen Artikeln der Auslagen solche nach eben diesem Verhältniß, z. B. in Ansehung der Schneider und Schuster, zugenommen haben. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts war ein gestiefelter Pfarrer