Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Gideon Ernst Freiherr v. Laudon

Textdaten
<<< >>>
Autor: Ludwig Bechstein
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Gideon Ernst Freiherr v. Laudon
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 223–224
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]


Gideon Ernst Freiherr v. Laudon.
Geb. d. 5. Juli 1716, gest. d. 14. Jul. 1790.


Ein Name schönen Klanges, ruhmreich und vielfach gefeiert, unsterblich fortklingend mit den größten Heldennamen seines Jahrhunderts. Laudon wurde zu Tootzen in Liefland geboren, wo seine Familie, schon im vierzehnten Jahrhundert aus Schottland eingewandert, ansäßig war. Die Natur hatte das Aeußere des Knaben nur stiefmütterlich bedacht, und wie dieses Aeußere vernachlässigt erschien, so auch seine erste Bildung. Fast ohne Kenntnisse, außer etwas Mathematik und Geographie, trat der junge von Laudon als Kadet in seinem 18. Lebensjahre in russische Kriegsdienste ein, und lernte in diesen bald genug fühlen, daß zum tüchtigen Krieger mehr gehöre, als der persönliche Muth, die bloße Tapferkeit und die Führung der Waffen. Mächtig erregend wirkten edle Beispiele; Laudon wohnte der Belagerung und Eroberung von Danzig 1733 bei, machte den russischen Feldzug gegen die Türken unter General Münich mit, half Asow, Okzakow und Choczim erobern, und machte, ausgezeichnet durch Pünktlichkeit im Dienst, Eifer, Tapferkeit und jede sonstige kriegerische Tugend in rascher Eile den Lauf durch alle militärischen Grade vom Korporal bis zum Oberstlieutnant.

Als 1739 der Friedensschluß erfolgt war, nahm Laudon seinen Abschied, in der Absicht, in Wien, wohin er empfohlen war, österreichische Dienste zu suchen. Auf der Reise dahin berührte er Berlin und man suchte ihn dort zu bewegen, preußische Dienste zu nehmen. Laudon war bereit dazu, er ließ sich dem König Friedrich[WS 1] II. vorstellen und – misfiel diesem. „Den Mann mag ich nicht, er gefällt mir nicht!“ hatte der König geäußert, und dies Wort brachte Preußens Heer um den tapfersten Mann, schuf dem großen König seinen ebenbürtigsten Gegner. Laudon trat in Oberst von Trenks Pandurencorps, dessen rohes Gebühren im Feldzug von 1743 bis 1744 ihm fälschlich zur Last gelegt wurde. Wunden und Siege, Gefangenschaft und Befreiung und mancher sonstige Wechsel im Leben, zu denen auch der des Glaubens gehörte, führten ihn weiter auf der begonnenen kriegerischen Laufbahn, ließen ihn endlich eine stille Stelle auf einem Grenzposten finden, wo ihm verheirathet, zwar kinderlos, [Ξ] aber glücklich, ernste strategische Studien zu machen, hinreichende Muße vergönnt war, und rissen ihn dann wieder aus diesem Stillleben hoch auf die Wogen des Kampfes gegen Preußen, den Friedrich II. begonnen. Von nun an war Laudon’s Leben nur eine Kette von Siegen, deren glänzendster den Feldzug des Jahres 1757 bei der Belagerung von Prag krönte. Maria Theresia ernannte den Helden jetzt zum Generalmajor, und bald darauf, da Laudon unablässig neue Kränze des Ruhmes zu den schon erstrittenen fügte, zum Feldmarschalllieutenant, und schmückte ihn eigenhändig mit dem Großkreuz des Theresienordens, indem sie ihn zugleich in den Reichsfreiherrenstand erhob.

Laudon rettete 1759 die von den Russen schon gegen Preußen verlorene Schlacht bei Kunnersdorf, wurde darauf zum Feldzeugmeister ernannt und empfing von der russischen Kaiserin einen mit Brillanten besetzten Ehrendegen. Jetzt hatte der große Preußenkönig das volle Recht, zu sagen: „Der Mann gefällt mir nicht“ – doch ehrte er anerkennend Laudon’s unübertreffliche Feldherrngaben. Laudon hoffte nach kurzen Unterbrechungen sein ruhmgekröntes Leben in goldener Ruhe, mit der Thätigkeit eines Landwirthes auf seinem Lustschlosse Hadersdorf beschließen zu können, aber noch einmal riefen ihn sein Geschick und sein Kaiser an die Spitze der Armee gegen die Türken. „Laudon!“ war das Feldgeschrei, vor dem der Feind nicht Stand zu halten vermochte. Kaiser Joseph ernannte den greisen Helden zum Generalissimus, und schmückte seine Brust mit dem brillantnen Sterne des Theresien-Großkreuzes, das nur der Kaiser selbst als Großmeister des Ordens zu tragen berechtigt war. Auf die höchste Höhe des Ruhmes und aller Ehren gehoben, endete Laudon als 74jähriger Greis. Ein einfaches Grab im Parke zu Hadersdorf trägt die viel sagende Inschrift: Hier liegt Laudon.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Frierich