Zwei Künstler von echt deutscher Eigenart

Textdaten
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Titel: Zwei Künstler von echt deutscher Eigenart
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 532a
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[532 a] Zwei Künstler von echt deutscher Eiqenart, der Berliner Bildhauer Erdmann Encke und der Frankfurter Maler Eugen Klimsch, sind in der zweiten Juliwoche dieses Jahres vom Tode hingerafft worden. Beide standen noch in bestem Mannesalter. – Erdmann Encke, der am 26. Januar 1843 in Berlin geboren war, wo er auch die Akademie besuchte und dann Atelierschüler Albert Wolffs wurde, hat in seiner 1880 enthüllten Statue der Königin Luise im Berliner Tiergarten, in den Sarkophagen des Kaisers Wilhelm I. und der Kaiserin Augusta im Charlottenburger Mausoleum Werke hinterlassen, die seinem Namen bleibende Dauer sichern. Feines künstlerisches Empfinden, edle Natürlichkeit in der sorgfältigen Technik bringen diese durch die Bedeutung ihres Gegenstandes doppelt wertvollen Werke zum Ausdruck. Auch sonst ist die Arbeit seines schaffensfreudigen Lebens hauptsächlich der Reichshauptstadt und ihrer Umgebung zu gute gekommen.

Eugen Klimsch.
Nach einer Aufnahme von Hofphotograph Prof. E. Hanfstaengl in Frankfurt a. M.

Erdmann Encke.
Nach einer Aufnahme von Hofphotograph J. Baruch in Berlin.

Sein erstes größeres Werk, das Denkmal des Turnvaters Jahn, steht auf der Hasenheide. Der künstlerische Ausschmuck des Berliner Rathauses enthält auf der Vorderfront die Bronzestatue des ersten brandenburgischen Kurfürsten, die Herrscherhalle im Zeughaus die Kolossalgestalten des Großen Kurfürsten und Friedrichs des Großen von ihm. In Spandau befindet sich sein Standbild Joachims II. Die ungemein anmutende Gruppe, welche die Kurfürstin Elisabeth ihren Sohn in der Religion unterrichtend darstellt, fand Aufnahme in der Nationalgalerie. Das schleichende Lungenleiden, dem Encke am 8. Juli in seiner Villa in Neu-Babelsberg erlag, entriß ihn einer Welt noch unausgeführter Entwürfe. – Der Maler Eugen Klimsch, der am 9. Juli in seiner Vaterstadt Frankfurt a. M. in einem Anfall von geistiger Umnachtung aus dem Leben schied, hat nicht in Kolossalwerken wie Encke, vielmehr in Werken kleinsten Umfangs sein bestes Können offenbart, aber er vertrat als Künstler dieselbe ideale Richtung wie jener. Er war am 29. November 1839 als Sohn eines Lithographen geboren, der sich als Illustrator bereits besonderen Ansehens erfreute. Von diesem empfing er seine erste künstlerische Ausbildung, vor allem eine ausgezeichnete technische Schulung als Zeichner. In München war er dann längere Zeit Atelierschüler bei Professor Andreas Müller. 1865 begründete er das eigene Atelier in seiner Vaterstadt. Als phantasievoller Illustrator namentlich auf dem Gebiete der Darstellung fröhlichen Kinderlebens errang sich Eugen Klimsch früh einen Namen; aber auch seine farbenfrischen Gemälde, die in kleinen Formaten poetische Scenen idyllischen Liebesglücks und verwandte Stoffe darstellen, fanden, wo sie auf größeren Ausstellungen erschienen, allgemeinen Beifall. Am eigentümlichsten und reizvollsten hat sich Klimschs liebenswürdiges Talent jedoch in den zierlichen Miniaturen ausgesprochen, die er für Ehrenurkunden und ähnliche Zwecke in Gouache und Aquarell in sauberster Ausführung malte. Seine leichtbeschwingte kräftiggestaltende Phantasie und zeichnerische Kunstfertigkeit vereinigten sich hier zur Hervorbringung kleiner Meisterwerke von hohem künstlerischen Zauber. Eugen Klimsch, dessen Söhne sich gleichfalls der Kunst gewidmet haben, war erst neuerdings als Nachfolger Frank Kirchbachs Professor am Städelschen Kunstinstitut geworden.