Zur neuen Reichtstags-Wahlbewegung

Textdaten
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Titel: Zur neuen Reichtstags-Wahlbewegung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 641, 652
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[641]

Wahlagitatoren.
Nach dem Oelgemälde von H. Schaumann.

[652] Zur neuen Reichstags-Wahlbewegung hat ein politischer Künstler uns mit einem Bilde (S. 641) überrascht, aus welchen man weit mehr heraus studiren kann, als man auf den ersten Anblick anzunehmen geneigt ist. Vor Allem ist seelischer Zusammenhang zwischen den verschiedenen Gruppen, und damit muß ein Haupterforderniß guter Composition und Agitation als erreicht angenommen werden. Abermals sind nämlich die seltenen Tage angebrochen, wo der gemeine Mann zu staunen pflegt über die außerordentliche Freundlichkeit, mit welcher er plötzlich von verschiedenen Seiten her behandelt wird, von denen er dies sonst nicht gewöhnt ist. Wollen wir uns nicht mit freuen über das Lächeln und Schmunzeln des verblüfften Arbeiterhäufleins, dem zu Liebe ein gar feiner städtischer Herr den ersten besten Arbeitskarren als Rednerbühne benutzt für „das liebe treue Volk“? Und wie leutselig ist der andere vornehme Herr von behaglicher Aeußerlichkeit, der hier den beim kargen Mittagsbrod sizenden Tagelöhnern und ihren Weibern und Töchtern seine frommen politischen Ermahnungen vorträgt!

Der Redner auf dem Karren ist übrigens nicht schlecht versorgt, dem hinter ihm füllt ein Anderer das Glas aus dem Weinkrug, der doch wohl mitwirken soll, daß die Wahlrede nicht nur feuriger aus dem Munde des eifrigen Agitators heraus-, sondern auch geläufiger in die Ohren der erquickten Zuhörer hineingeht. Das gute Fortkommen des hohen Redners ist ebenfalls vorgesehen; wartet nicht auf der Brücke die stattliche Equipage, welche den Sieger des geflügelten Wortes in Triumphe weiter fährt, nachdem Programme und Wahlzettel glücklich in die Taschen der Arbeiter untergebracht sind? Nicht bedeutungslos scheint auch die thierische Zugabe um des versöhnenden Contrastes willen angebracht: linker Hand treibt ein Kind seine Enten in’s Wasser, und rechter Hand spielt der Karrenführer auf der Deichsel hockend mit seinem Hund auf des Gaules Kruppe. Beide sind offenbar unschuldig an Allem, was für die ohne Zweifel „volksfreundlichsten Parteien“ des künftigen Reichstags hier geleistet worden ist.