Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Zur Seemannssprache
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 528
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[528] Zur Seemannssprache. Daß in unserem lieben Deutschland nautische Ausdrücke vielfach unrichtig und verdreht seitens des Publicums gebraucht werden, ist eine längst bekannte Thatsache. Es wäre eine Arbeit, ärger als das Leerpumpen eines lecken Schiffes, eine Berichtigung all dieser Irrthümer vornehmen zu wollen. Seit einiger Zeit aber wird ein seemännischer Ausdruck selbst in officiösen und officiellen Artikeln in ganz corrumpirter Weise und so häufig gebraucht, daß es fast scheint, als wolle er sich in dieser unrichtigen Form in unserer Schriftsprache einbürgern.

Es handelt sich um den Ausdruck: „Das Schiff macht so und so viel Knoten die Stunde.“ Bekanntlich wurde früher allgemein und wird jetzt noch auf den kleineren Schiffen, welchen ein Patentlog zu theuer ist, die Schnelligkeit der Fahrt durch das Log gemessen, ein kleines dreieckiges, mit Blei beschwertes Brett, welches so construirt ist, daß es sich bei einem gelinden Zuge gegen das Wasser stemmt und so ziemlich auf dem Platze liegen bleibt, wo es in’s Wasser geworfen ist. An demselben ist eine Leine befestigt, welche auf dem Schiffe an einer leicht drehbaren Rolle läuft. Während das Log fest liegt, das Schiff sich aber von demselben entfernt, kann man an der Länge der sich während einer bestimmten Zeit abrollenden Leine genau sehen, welchen Raum das Schiff in dieser Zeit durchfahren hat. Um nun die Leine nicht zu lang machen und das Geschäft des Loggens nicht zu sehr ausdehnen zu müssen, ist die Zeit der eigentliche Messung bei allen seefahrenden Nationen nur auf eine halbe Minute festgesetzt. Zur leichteren Messung ist die Logleine mit gleichmäßig von einander entfernten Marken versehen. Die Entfernung dieser Marken von einander beträgt 1/120 Seemeile oder ziemlich genau 15,43 Meter, und bezeichnet man diese Entfernung mit dem Ausdrucke „Knoten“. Genau so viel Knoten also ein Gegenstand (Schiff, Strom, Ebbe- und Fluthwellen) in einer halben Minute macht, genau so viel Seemeilen macht er in einer Sekunde oder geographische Meilen in vier Stunden. Da jeder Seemann weiß, was er darunter zu verstehen hat, so ist der Ausdruck „das Schiff macht so und so viel Knoten“ völlig correct; der Seemann ergänzt dabei aber: „in der halben Minute. Ebenso correct ist es zu sagen: „das Schiff macht so und so viel Seemeilen die Stunde“. Aber zu sagen: „das Schiff macht so und so viel Knoten die Stunde oder in der Stunde“, ist nach dem eben Entwickelten ein bodenloser Unsinn.
Ein Seemann.