Textdaten
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Autor: Bu.
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Titel: Zur Frauenfrage
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 686–687
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Philadelphos, Dr. pseud.: Zur Frauenfrage. Heutiger Stand der Frauenfrage mit besonderm Bezug auf Dr. C. Pelmans Broschüre 'Nervosität und Erziehung : Warum ist die Frau als Lehrerin und Arzt unentbehrlicht?', Berlin, L. Oehmigke, 1891 Harvard
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[686] Zur Frauenfrage. „Und ihre Zahl ist Legion,“ wird man bald sagen können beim Anblick der steigenden Fluth von Schriften für und gegen das Frauenstudium. Auf der einen Seite die Vertreter der „guten alten Zeit“, welche alle Schuld in der modernen Erziehung suchen und alles Heil von der Rückkehr zu stiller bescheidener Weiblichkeit erwarten, auf der andern die Vorkämpfer und Vorkämpferinnen der Emanzipation [687] mit dem Anspruch der Gleichberechtigung, weil Gleichbefähigung der Frauen zu jedem wissenschaftlichen Berufe. Wo solche Extreme gegeneinander stehen, thut verständige Vermittlung noth, denn nur durch sie wird das Erreichbare bestimmt und vertreten. In diesem Sinne hat sich auch die „Gartenlaube“ in Nr. 40 des vorigen Jahrgangs ausgesprochen. Als ein weiteres höchst beachtenswerthes Mahnwort zur Mäßigung nach beiden Seiten ist neuerdings eine kleine Schrift unter dem oben genannten Titel von Dr. Philadelphos (Berlin, L. Oehmigke’s Verlag) erschienen. Sie stellt alle Hauptpunkte der Frauenfrage richtig und bezeichnet mit voller Klarheit die beiden Ziele, welche auch unserer Ansicht nach allein mit Aussicht auf Erfolg anzustreben sind: das erweiterte Lehrfach für Frauen und die weibliche Arztesthätigkeit für das eigene Geschlecht, die Kinder und weiblichen Irren.

In ruhiger und klarer Weise knüpft der Verfasser diese Forderungen der Neuzeit an die von alters her dem weiblichen Geschlecht zugeschriebene Fähigkeit zur Krankenpflege und Kindererziehung an, indem er treffend nachweist, daß veränderte Zeiten veränderte Lebensformen fordern. Auch der unsinnigen, so oft wiederholten Behauptung tritt er entgegen, daß die moderne Erziehung allein die seltenere Eheschließung verschulde, indem er mit Beziehung auf die von den Emanzipierten immer so hartnäckig außer acht gelassenen Klöster des Mittelalters den Frauenüberschuß auch jener Zeiten nachweist und den sehr richtigen Satz ausspricht: „Die Stellung des unverheirateten Weibes liegt in der Kulturentwickelung der Menschheit so tief begründet, daß sie bei näherer Betrachtung als nothwendige Ausnahme in der Gesellschaft erkannt werden muß.“ Hieraus folgen aber die Pflichten der Gesellschaft für die dem Ganzen dienenden Einzelnen von selbst.

Es sind in vorliegender Schrift so viel gute und eigenthümliche Gedanken ausgesprochen im Gegensatz zu den anderwärts mit ermüdender Einförmigkeit wiederkehrenden Argumenten, daß wir sie allen denen zur Kenntnißnahme empfehlen, welche zu der schwierigen Frauenfrage öffentlich oder privatim Stellung zu nehmen haben. Die Schlußvorschläge des Verfassers, auf dem ganzen Stand der Dinge fußend, halten sich auch nur an das Einfache, Erreichbare, und es gehört keine große Prophetengabe dazu, um zu sagen: dies wird verwirklicht werden, denn das Bedürfniß der Zeit drängt dazu! Bn.