Zum Tage der Kaiserproclamation

Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Hofmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Zum Tage der Kaiserproclamation
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 52
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[52]
Zum Tage der Kaiserproclamation.
(18. Januar 1871 – 18. Januar 1881.)


In Nanzig war ich, der Stadt der Pracht –
Von Geschützen erdröhnend, auf eherner Bahn,
Wie rollte, gleich grollenden Schatten der Nacht,
Im Sturme Wagen um Wagen heran!
Noch trotzte Paris, und im Süd und Nord
Auflohten im Volke die Flammen des Kriegs.
Da trugen die Wagen an klirrendem Bord
Die jungen Kämpfer zum Banner des Siegs.
Doch wohin sie fuhren, horcht, auf! dorther
Erschallte die stolze, beglückende Mär.

Aufsprangen wir Alle in Hof und Saal,
Die Krieger und Waller von jeglicher Art,
Wie Deutschland von Küste, Berg und Thal
Im Feindesland sie zusammengeschaart –
Von der Alpenhöh’ und vom Bernsteinstrand,
Von der Donau und Elbe, vom Neckar und Main,
Sie Alle, die sich aus so vielerlei Land
Zusammengefunden als „Wacht am Rhein“,
Sie Alle lauschten der jubelnden Mär:
Sie kam von Versailles, von König und Heer.

Und wie durch die Reihen die Kunde erschallt
Von dem theuern, dem wiedergewonnenen Reich,
Da werden auf einmal mit Wonnegewalt
Die Augen naß und die Herzen weich.
„Die kaiserlose, die schreckliche Zeit“,
Im Grolle getragen so manches Jahr,
Von der uns nicht Wunden noch Thränen befreit,
Nun liegt sie auf schmählicher Todtenbahr,
Und daneben in goldener Wiege lacht
Das neue Reich in Siegespracht.

Versunken war der Vergangenheit Bild,
Das „Kaiser und Reich“ uns in’s Herz gemalt,
Wo in Heldenarmen Deutschlands Schild
Und der deutsche Name in Ehren gestrahlt.
Da kam der rettende Krieg – er trat
Der Zwietracht Hyder den Kopf entzwei –
Auf dem Kampfplatz steht ein Volk der That;
Mit dem Siege zieh’n Macht und Ruhm herbei,
Und wieder vor allen Landen verklärt
Steht Deutschlands Thron und das deutsche Schwert.

Ich eilte hinaus in den Sternenschein,
Von Begeisterungswonne die Brust geschwellt;
Ich mußt’ in die festliche Nacht hinein
Die Kunde zujauchzen der staunenden Welt.
Dort trugen die Wagen das junge Heer
Gen Paris – und der dienende Blitz trug dort
Nach Deutschland die völkerdurchzuckende Mär
Von dem neuen Reich und dem Kaiserwort;
Und ich hob zum Himmel Herz und Hand:
Gott segne dich, herrliches Vaterland!

Friedrich Hofmann.