Textdaten
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Titel: Zu Schiller’s Tell
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 656
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[656] Zu Schiller’s Tell. Börne hat in seiner Kritik dieses Dramas auch die Stelle mit scharfem Tadel begossen, wo es heißt:

Ich aber sprach: Ja, Herr, mit Gottes Hülfe
Getrau ich mir’s und helf’ uns wohl hindannen.
So ward ich meiner Bande los und stand
Am Steuerruder und fuhr redlich hin etc.

Diese drei letzten Worte mit dem Stein des Anstoßes „redlich“ sind nun nicht Product von Schiller’s Feder; sondern sie stehen in des Dichters Quelle, in Tschudi’s Chronik. Da heißt es in der Baseler Ausgabe vom Jahre 1734 pag. 239: „Also ward Er uffgebunden, stund an das Stürruder, und fur redlich dahin, doch lugt Er allweg uff den Schieß-Züg, der ze nächst bi Im lag“ etc. Börne hat etwas Recht; es ist wirklich stark, hier von Redlichkeit zu sprechen, Nun aber ist bekanntlich die Sprache der schweizerischen Chroniken sehr mundartlich gefärbt und in der Mundart der Urcantone heißt „redli“ nicht was in der ebenen Schweiz und in Deutschland, sondern es heißt: eilig, schnell, geschwind. So hab’ ich mit eigenen Ohren das Wort angewendet gehört. Schiller konnte diese Bedeutung des Wortes nicht wissen; und wenn er vielleicht am Worte Anstand nahm, so mochte er sich wohl sagen: Wenn Tschudi so schreiben konnte, so darf ich’s auch. – Die Etymologie des Wortes ist mir unbekannt, vielleicht giebt das sich in Arbeit befindende schweizerische Idiotikon einst Aufschluß darüber; oder heißt es etwa: so geschwind wie man redet? oder: so geschwind wie man geredet, d. h. versprochen hat? also so geschwind wie man konnte?

Aarau.
J. R.