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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: In disem capitel beschicht bericht, was unraths auser grave Felixen von Werdenberg tätlichen handlung erfolgt tätlichen handlung erfolgt und wie es ime letzstlich darob ergangen; auch von etlichen andern sachen, dem herren von Guetenstain begegnet.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 247–269
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
Kurzbeschreibung:
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[247]
[435] In disem capitel beschicht bericht, was unraths auser grave Felixen von Werdenberg tätlichen handlung erfolgt und wie es ime letzstlich darob ergangen; auch von etlichen andern sachen, dem herren von
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Guetenstain begegnet.
Uf den tag, als grafe Felix von Werdenberg grave Endressen von Sonnenberg, wie inne vorgehendem capitel gehört, entleipt, do ist graf Felix nach der that selbigs tags uf Wartenberg und nachgends uf Muselburg geritten. Uf
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den aubent des tags, als er die thatt begangen, hat er uf dem weg herr Johannsen Wernhern von Zimbern mit aigner handt geschriben, und dieweil aber in selbigem schreiben sein verantwurtung des handels, hab ich nit underlassen sollen, das von wort [zu wort][1] hier einzuverleiben. Uf der
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übergeschrift: »Johanns Wernhern vom Zwilch,« im brief underschriben: »Hanns Kranchsfelder«. Mein freintlichen grueß. Lieber schwager! Ich laß euch wissen, das ich heut hab wellen reiten zu kaiserlicher Majestät, und so ich kommen biß gen Hundersingen, hab ich sechs oder siben[2] pferdt
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sehen gegen mir ziehen. Alsbald inen under augen geschickt und wellen beschaidt geben, haben sie kainen beschaidt geben und von stund an uf meine knecht abgeschossen. Da ich das sah, kam ich meinen knechten zu hilf und sach, das ainer von leder gewann. Da hew ich darein und hab
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sovil gehandelt, das mir laidt ist. Darum bit ich euch, ir welt thuon, als ich euch vertraw, und verbrennet den brief, als bald ir in gelest.« Wie nun lautmer worden, das grave Endres von graf Felixen entleipt, ist, wie obgehört, in der ganzen landsart ain empörung entstanden. Herr Wilhelm,
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truchseß, manet seine underthonnen uf, des vorhabens, die von Werdenberg zu überziehen, auch Hailigcreuztal, wa müglich, einzunemen. Hergegen besetzt graf Christof von Werdenberg sollich gotzhaus zum bösten und bewarb sich iederthail bei seinen [herrn] und freunden[3], so fast er mocht.
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Iedoch hete herr Wilhelm, truchseß, den maisten beifal der freundtschaft und sonst von menigclichem, als der die bösser und gerechter sach hette. Damit nun die sach und handlung zu keinem weitern und thättlichen angriff geriete, ge-

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[248] bott der kaiser eilents den truchseßen und auch den grafen von Werdenberg den friden, bei peen und verlierung irer güeter. Dise handlung bekommert herr Hannsen truchseßen von Waldpurg, so zu Waldsee gesessen, so hoch,
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das er baldt hernach, anno 15[11][4], vor großem komer und laidt starb. Es ließe graf Felix zu Muselburg ain offen schreiben an alle reichsstende teutscher nation außgeen, darin er sich der entleibung halben und thatt, an graf Endresen begangen, entschuldiget, mit vermeldung, das er von
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graf Endrissen angriffen, sich selbs und die seinen hab retten müeßen. Dargegen liesen herr Hanns, herr Wilhelm und herr Jörg, gevettern, truchseßen zu Waldtpurg, auch ain offen schreiben an alle chur- und fürsten, auch gemainlich an alle stende außgeen, darin sie nit allain das factum mit
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allen umbstenden erzellten, sonder waren die thatt, nach dem die verborgenlich und unentsagt, wie sie fürgaben, beschehen sein sollt, aggravieren und in ain mordt ziehen, welches bezigs sich graf Felix lange jar nit entladen künden, biß doch letzstlich kaiser Maximilian durch sondere
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underhandlung und pratiken [436] herr Johann Jacobs von Landow, ritters und landtvogts zu Nellenburg, ine, graff Felixen, des mords halben ledig gezellet, vermeg ains darumb ufgerichten briefs, welches doch ganz beschwerlichen ist außgebracht worden. Was nun baide partheien, Werdenberg
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und Truchseßen, in diser laidigen handlung gegen und wider ainandern fürgenommen, das ist von den truchseßen von Waltpurg weitleufig beschriben und der gedechtnus bevolchen worden. Allain würt dis factum graf Felixen von Werdenberg derhalben in diser historia inseriert, seitmals
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wenig gefelet, herr Johanns Wernher freiherr von Zimbern were seiner herrschaften und güeter nit allain in gefar gestanden, sonder auch das ime die entwert und ingenomen weren worden. Dann, als kuntbar, das graf Felix graf Endressen außer dem schloß Wildenstain verkuntschaft, warde
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die sach, als ob herr Johanns Wernher wissens hierumb gehabt und darzu verholfen, bedeutet. Dieweil dann graf Endres herzog Ulrichs von Würtembergs diener gewest, nam sich solcher herzog der sach nit weniger, dann ob in die selbs berüerte, mit allen trewen an, war derhalben nit allain

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[249] den grafen von Werdenberg, sonder vil mehr herr Johannsen Wernhern ufsetzig, des entlichen vorhabens, waverr er ainigen glimpf oder fueg bekommen, sein theil zimbrischer güeter inzunemen. Nun warde ain verhöre[5] zu Stuttgarten
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gehalten. Domals erschine herr Wilhelm, truchseß, sampt merthails seinen freunden und ainem ansehenlichen beistandt vom adel. Uf der von Werdenberg seiten kam graf Christof von Werdenberg sampt herr Johannsen Wernhern von Zimbern, der iezundt auch ain part worden. Die baide haben
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vor dem herzogen, auch seinen räthen und menigclichem sich offenlich purgiert, auch das juramentum calumniae gethon, das ires brueders und schwagers, graf Felixen, begangne that an graf Endrisen sellig inen nit allain in trewen laidt, sonder auch hievon ainig wissen gehapt, oder auch
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mit wissen weder hilf, noch fürschub gethon haben. Dessen zu gezeugnus ließ herr Johanns Wernher ofenlich den brief, so ime graf Felix der öffnung zu Wildenstain halb mit aigner handt zugeschriben, auch wie listig sich derselbig bei im in enthalt daselbst ingefüert, lesen und fürbringen.
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Hiemit waren sie baide bei dem herzogen, bei der freundtschaft und menigclichem entschuldiget. Es soll sich herzog Ulrich merken haben lassen, waverr herr Johanns Wernher die enthaltung graf Felixen zu Wildenstain nit gnugsamlich verantwort und beigebracht het, oder auch graf Christof
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sich obgehörts juraments gespert, wolte er sie überzogen und alle ire güeter gewaltigclichen ingenomen haben. Were ime für wahr ain gueter graf Endres gewest, so im hiedurch ain solche landtschaft zugestanden[6]. [437] Im sei aber, wie im welle, so hat sich herzog Ulrich von Würtemberg der
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truchseßen in diser handlung getrewlichen und mit allen gnaden angenomen, derhalben auch zu verwundern, das hernach in seinem vertreiben und verjagen herr Wilhelm und herr Jörg sich wider ine gebrauchen haben lassen, der ain im landt statthalter, der ander etliche jhar in der
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regierung. Und herr Jörg in seiner jugendt auch würtembergisch gewest, aber, als ich in denen truchseßischen actis

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[250] findt, umb ainer liederlichen ursach willen, das seinen pferden etlich fuetter zu hof sollte abgebrochen worden sein, hat er den hof verlassen und sich zu den herzogen von Bayrn begeben. Bald darnach ist er österreichischer diener worden,
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in welchem dienst er auch anno 15[31][7] gestorben. Darbei ist zu vermerken, das er hernach, die zeit er noch zu leben het, sich zu allen denen gehalten, so Würtembergisch zum höchsten nachtailig und zuwider. * [1534] Es ist dise verhere ganz verrüempt und ver-
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nampt gewest, dan sich von weiten here vil namhafter leut dohin verfüegt, die gelegenhait und herkommen der sachen, auch den ußgang begerten zu wissen. Es ward die verhere zu Stutgarten uf dem rathhaus gehalten. Begab sich one geferde, nachdem es dann ußerhalb den schranken, dorin
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die grafen als assessores saßen, ain übergroß getreng, das herr Wilhelm Wernher freiherr zu Zimber und dann der burgermaister von Rotweil, Augustin Egen, uf ain hohen bank kamen und bei ainanderen stuenden under dem volk und dem getrenge. In aller handlung und den fürtregen,
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so es am allerstillesten, kam dem burgermaister der hust an, das er sich reuspern müst. Das beschach aber mit ainer solchen reßen, groben stim, das meniglich hinder und über sich thet plicken, wer doch mit so reßer stim sich reusperen. War über ain klaine weil, so beschahe es dann wider und
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so oft, das herr Wilhelm Wernher sich dessen übel schampte und gern von ime gewichen, waver er das mit ainichen fugen het thon künden, dann er sampt obbemeltem burgermaister mermals von sollichs reusperen wegen angesehen ward. Aber er must von wegen des großen trengs wider
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seinen willen bleiben. Über etlich und fünfzig [1535] jar hernach do hab ich gar nahe ein gleichen fal von ainem burgermaister von Rotweil gesehen, das war der Hanns Conrad Hettinger. Derselbig kam anno domini 156[0][8] von seiner herren wegen uf graf Hainrichs von Fürstenberg
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[hochzeit][9], ward sollich fest ganz stattlichen erhalten. Man hielt ain ampt im großen sal aldo, und war den merer tailn ir stand geordnet. Nit mag ich wissen, wie der burger-

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[251] maister von Rotweil übersehen, oder ob er sich sonst versumpt, er kam uf ain disch, der im sal in ainem winkel stande, und ließ mer dann umbs halb thail ob menigclichen im getrenge sehen. Er hett mer ufsehens, und war ain
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größers nachfragen, wer er doch were, dann sonst kainer. Also blib er das ganz ampt durchauß uf dem tisch und ward sein gnug gelacht. Iedoch wurt denen von Rotweil mit irer cortesia vil zugeben, damit sie bei allen iren nachpurn wol berüempt.
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Aber mit ainem sollichen vilfaltigen, unzeutigen reusperen hat sich uf verschinem reichstag zu Augspurg anno 15[66][10] ain gleichförmiger, aber vil ain lecherlicher handel begeben. Das beschach in ainem banket, do danzet der polnisch orator Lasca mit des curfürsten bei Rein gemahl,
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wollt welsch danzen, kont aber das deutsch nit wol. Es ward sein wol von allen zuseher gelacht, seitmals er so abenteurig danzet und doch vermaint, das er das wol konte. So war aber grave . . . von Rietpurg auch darbei, der stand bei ander grafen und vom adel, sahe dem danz zu, war
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aber so gestoßen voll und darzu so keisterich in der prust, das er one underlassen hustet und köderet. Das trib er immerdar mit ainer holen, dunklen stim, das sich die zuseher und umbstender diser baider zu krank wollten lachen. Aber das ich der verhere zu Stuttgarten widerum ingedenk seie etc. *
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* [1349] Neben der sonnenbergischen und truchseßischen handlung do war ain große verhöre zwischen grave Reinharten von Bitsch und grafe Philipsen von Hanow von wegen irer anforderungen und zenk, die sie hetten umb die herrschaft Liechtenberg, die ieder zum halben tail inhaben
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sollt und sie dessen sich nit vergleichen konten. Es sas der kaiser Maximilian selbs in der verhöre, sampt etlichen chur- und fürsten. So het iedtweder graf ein fürsten uf seiner seiten und ain großen beistandt von der freundtschaft. Bei graf Reinharten stande herzog Ulrich von Würtemberg als
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sein nechster vetter, bei graf Philipsen aber marggraf Ernst von Baden, sein schwager, dessen schwester er verheirat. Was nun in diser verhöre ußgericht, das ist hieher zu vermelden undienstlich, allain ist zu wissen, das baider grafen redner mit spaiworten an ainandern kamen, von der princi-

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[252] palsach ließen und ainandern mit worten anziehen waren. Das kunt nur graf Eitelfritz von Zollern den doctorn nit lenger vertragen oder still darzu schwigen, sprücht offenlich: «Sammer die feifel! was zanken ir um die ehr? ich zank
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mich nur umbs guet.» Marggraf Ernst het ain verdruß ab der redt, wollt dem von Zollern auch ain kletten in bart werfen, sprücht: «Hei ja, graf Eitelfritz, man weist werlich wol, was ir für ain mann seind.» Sprücht der graf ganz lecherlich und gespöttig: «Die feifel! was bin ich dann für
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ain man? bin ich doch nur ain hurenman.» Es wardt ain groß gelechter und gespött, welches doch mehr über den marggrafen gieng, dann über den grafen, und wie man sagt, hat marggraf Ernst ain großen verdruß darab gehapt unds für kein schimpf haben wellen.*
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* [1496] Es sein die grafen von Sonnenberg und dann die truchseßen von Walpurg etliche zeit bei herzog Ulrichen von Würtenberg in ainem ansehen gewest; beschaint sich sonderlichen im pfalzgräfischen krieg, do war der alt herr Hanns, truchseß, dem die grefin von Zollern vermehelt,
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herzog Ulrichs fendrich, auch der erst statthalter im land zu Würtemberg, wie kaiser Maximilian den Romzug wollt fürnemen. Dessen, herr Hannsen, truchseßen, sone, herr Jerg, war hernach der, so herzog Ulrichen half des lands übergeben und im am maisten verhinderung thet, sein
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landtschaft widerum einzunemen und zu erorbern.* * [1535] Im vierten jar hernach, anno 1515, do nam herr Jerg, truchseß, urlaub von herzog Ulrichen und begab sich in dienst bei dem herzogen von Bayrn, deren landtshauptman ward er. Die ursach, das er sich von Würtenberg
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thet, war die, das der herzog und etliche seine geheime räth ain newe hoffordnung gemacht mit füeterung[11], und mindert etlichen das futer uf die pferd, darunder herr Jerg auch begriffen war. Dess beschweret sich der herr Jerg gegen dem herzogen selbs, aber der herzog gab im was schregen
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beschaids und rupft ime in ainer gehe sein herkommen uf. Das verdroß her Jergen nit wenig, darumb stalt er auch von dannen. Bald hernach kam der herzog in großen unfal, her Dietrich Spet, ritter, entpfiert im die herzogin, bracht die irem brueder in Bayrn. Man sagt glaublichen von ime,
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das er uf die gesesen und mit sporen hab geritten, ehe dann

1 [253] sie von ime gewichen. Wie er dann mit dem frommen Huten[12] gehandlet und den erstlichs entleibt und dann hernach nach westfälischen rechten personlichen hab gericht, das ist noch vilen leuten bewisst. *

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* [1467] Hernach anno 1519, als herzog Ulrich von Würtenberg, von wegen das er die reichsstett Reutlingen und Eßlingen dem reich understand zu entziehen, vom schwebischen bundt überzogen, ward herzog Wilhalm von Bayrn oberster veldhauptman und herr Jerg, truchseß,
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desselbigen leitenant. Aber herr Jerg widert sich dessen, under dem schein, im wellt nit gepüren, wider den herzogen zu ziehen, der im so vil gnaden ainest hett bewissen. Aber es ward zu erkantnus der hofrät zu München[13] gesetzt, die erkannten, das er und menigclich schuldig, wider den
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herzogen zu veld sich zu begeben, als wider ain findt des reichs, wer ain hülzin schüreisen. Aso ließ er sich doch letstlich bereden und half den herzogen verdreiben.* Dieweil und aber hievor so vil meldung von graf Endresen beschehen, will die noturft erfordern, auch seinet
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halber was anzuzeigen, dann er von jugendt uf ein ufrechter, redlicher graf gewest und insonderhait ain gueter waidman, darzu er ain besondere liebe und mainung gehapt. Das hat sich auch sonderlichen an dem beschaint, das er ain hundt gehapt, dem er nach seinem todt ain begrept am schloß
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zu der Scheer im kirchgarten in ainem schwibogen machen lassen und den hundt darbei malen. Sollichs ist zu unsern zeiten alles hinweg brochen und verendert. Grafe Endres hat auch dem kaiser Maximiliano etliche jhar als ain veldoberster in Niderlanden gedienet, auch mit seinen deutschen
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reutern und knechten etliche schlachten zu Kochsee und andern orten mit den Franzosen gethon, denen auch etliche anbehalten. Er ist bemelts kaisers obrister gewest, als man das künigreich Ungarn überzogen; dergleichen ordnet ine[14] bemelter kaiser zu ainem obristen veldhauptman über den
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schwebischen punt, als derselbig herzog Albrechten von Bayrn wider pfalzgrave Ruprechten hilf thette. In denen und andern handlungen hat er vil ehrlicher und gueter thatten gethon und dem kaiser, seinem herren, auch dem reich

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[254] getrewlichen gedienet. Im bayrischen krieg hat er neben andern ain trabanten gehapt, der ime insonderhait vor den andern lieb gewesen. Der ist uf ain zeit von spils wegen, wie dann der bös feindt nit feiret, von seiner bösten
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spießgesellen ainem erstochen worden. In der selbigen nacht ist desselbigen trabanten gaist in aller form und gestalt, als ob er noch lept, zun graven übers bet kommen, hat ine geweckt. Graf Endres, der seines entleibens kain wissens gehapt, hat sich verwundert, was sein trabant also zu
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unzeiten welle, und in befragt, was sein beger. Do gab der trabant antwurt, er were todt und den selbigen aubent von dem und dem ob dem spill entleibt worden, kem derhalben und wellt ime gnaden. Der graf erschrack, erkecket doch widerumb und fragt, ob er aber behalten were, oder
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ewigclichen verloren. Darauf sprach der trabant, er were verloren, der ursach, das er die welt zuvil het geliept. Wie nun der graf weiter fragen wolt, do verschwandt der gaist, das er nit wüst, wo er hinkomen. Dergleichen historiam[15] hab ich ainest von herr Hanns
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Jacoben von Landow, ritter, gehört, der sagt, wie vor vil jharen an kaiser Maximilians hof ain behemischer herr, ainer von der Weitmül, seiner bösten und liebsten gesellen ainer, gewesen, der were auch also bei nacht zu ime kommen, allernechst zu im zum bet gestanden und lang[16] gespracht,
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auch darneben angezeigt, das er verloren und große marter und pein [438] leiden müest. Als sich aber er, herr Hanns Jacob, understanden, den gaist anzugreifen, do were er sichtbarlichen verschwunden. Das ich aber wider uf graf Endresen sachen kom, so
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hat ine der kaiser Maximilian ganz gnedigclichen gemaint, dann er ime umb seiner getrewen dienst willen umb ain treffenlichen heirat im Niderlandt geholfen, dobei im ain groß guet zugestanden, und ist auch zu kirchen gangen. Er hat sie aber wenig zeit gehapt, do ist sie von ime auser
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nachvolgender ursach geschaiden worden. Bemelte fraw hett nach absterben[17] ires ersten gemachels also in witwenstandt sich heimlich zu ainem jungen kaufman, der ir gefiel, vermehelt; den hielt sie bei ir zu hof als ain haushofmaister. Als sie aber von kaiser Maximiliano, der dann graf Endres-

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[255] sen zu ehren zu befürdern gnaigt, und irer freuntschaft vilmals angeredt und importuniert, konte sie letzstlich nit fürüber, sie müest graf Endressen auch nemen. Dieweil sie nun also die zwen eheman, hielt sie die gewonhait, das sie
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die halb nacht bei graf Endressen zu bet war; gegen tag name sie sich bettens an in irer capellen. Alsdann so kam der jung kaufman, den sie im haus erhielt, mit dem las sie die horas. Sollichs wesen weret ain zeitlang, aber der Schwab fiengs an bald zu merken, der het ain deutsch gemüet,
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wolt nit lenger henselin sein, und als er alle sachen nach notturft hett erkündiget, do pracht er die sach für den kaiser. Also ußer bevelch des kaisers und bewilligung derer freundtschaft do ward die fraw iezgehörter irer misshandlung halb gefangen, vom grafen geschaiden und ir
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lebenlang ingemaurt. Wer sie vom geschlecht gewesen, oder wie sie hab gehaißen, das hab ich über vilfeltigs nachforschen nit erfragen künden; dergleichen ist auch unbewisst, wo der kaufman seie hinkommen, aber wol müglich, er seie auch under ain eis gewüscht.
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* [1465] Darum hat der Freidank nit vergebens gesagt und darvon ain reimen[18] gemacht, sprechend:
»Ain kaufman, der liegen lert,
Ain freihait, die das recht verkert,
Ain herr, der sein landt verkauft,
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Und ain weib, die gern in dmettin lauft:
Das sein vier großer schaden,
Die gar selten wol geraden.«*
Hernach erst über etliche jhar hat sich graf Endres mit der witfrawen von Schaumburg, sie war ires herkomens ein
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frein von Starenberg, wie obgehört, in Österreich vermehelt. Es ist im, als ich ainest von den alten gehört, von vilen übel außgelegt worden, das er[19] sein erste gemahl also, wie oblaut, beim [kaiser] oder[20] der freundtschaft angeben und zu irer straf ursach geben hab. Aber meins erachtens hat
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er ehrlichen gehandelt. Bei unsern zeiten haben sich dergleichen sachen, gleichwol ain wenig leidenlicher, in Niderlanden under hochen leuten auch begeben, aber derselbig guet herr het ein verdewigen magen, sahe durch die finger, ließ fünfe gerad sein. Sovil vermag das schnöd guet. Es

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[256] besorgt auch mancher, er müeß bekennen, wie kaiser Antoninus sprach: «Soll ich mein weib von mir thon, so mueß ich ir das heiratguet auch wider zustellen[21]«; dann er ließ das römisch kaiserthumb, das er von der Faustina, seim
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weib, het, nit gern von sich, darumb litt er sich, das ime auch übel hierum zugeredt wardt. Kaiser Maximilian hielt graf Felixen von Werdenberg vil ruggens; er enthielt und verglait ine an seim hof, das sich die truchseßen gegen ime mit thättlicher handlung
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enthalten muesten. Indess fiel ein der reichstag zu Trier anno domini 15[12][22]. Dahin sagt[23] der kaiser ain tag an beiden partheien, da warden baide thail in gegenwurte und beisein Ir Majestat, etlicher der fürnempsten chur- und fürsten, und sonst etlicher[24] stende des reichs gegen ainandern verhört.
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Die truchseßen zogen den handel für ain mordt an und fielen dem kaiser zu fueß, rueften umb peinlichs rechtens gegen grafe Felixen an, das aber inen nit gestatet. Herzog Ulrich von Würtemberg war auch domals zu Trier, der half den truchseßen iren verhöretag ersten und handlt ganz
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gnedigclichen mit inen. Herr Wilhelm und herr Jörg, truchseß, hetten doctor Hanns Lupfdichen zu eim redner. Als nun [439] die verhöre fürgenommen, redt der doctor den anfang mit erschrocknem herzen. Do gaben die truchseßen für, graf Felixen parthei het das durch die dritt person
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angericht, das sich der doctor fürsehen sollt; da er wider Werdenberg weiter was reden oder handlen, stund darauf er würde haimlich uf der gasen oder in ander weg erstochen. Nachdem aber die truchseßen rätig, das sie den kaiser wolten zu eim richter, seitmals er den thetter gleich nach
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der that biß uf selbige zeit am hof enthalten, recusiern, da speret sich der doctor gar, den handel zu reden, und muest herr Jörg, truchseß, solchs vor dem kaiser selbs anzaigen und ain unpartheiischen richter begern. Aber es wardt abgeschlagen und blib unvertragen ansteen bis uf den
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reichstag zu Augspurg anno 1530, das graf Felix starb, wie hernach gemeldt würt.

In diser verhöre, wie ernstlich die ware, begab sich ain 1

[257] ganz lecherliche sach. Es het der loblich kaiser Maximilian ain freiherren von Guttenstain außer Behem zu hof, der war ain hofman, mit feinen[25] klaidern, guldin kettinen, pferdten und anderm apparat staffirt, inmaßen das er das vilen
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andern merers und niders stands zu hof weit vorthette, zue dem man ime sollichs nit sagen oder anmanen dörfte, sonder wuste sich auch darnach zu halten. Nun war graf Michel von Werthaim[26] auch alda, das war ain seltzam, abenteurlich man, wie er dann in deutschen landen weit erkannt
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gewesen. Der behalf sich seines alters und uralten herkomens, pflag ganz schlecht und unachtbar klaidt zu geen. Gemainlich het er nun ain gaißbelz an oder sonst ain klaidt, das er vil ehe für ein wächter oder offenheizer het megen angesehen werden, dann für ain grafen, gleichergestalt grafe
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Christof von Werdenberg, herr Sigmundt von Falkenstain und andere auch im brauch gehapt. * [1400] Wie diser graf Michel von Werthaim mit seinem gaißbelz, also auch ward graf Christof von Werdenberg mit seinem alten kittel. Als der groß reichstag zu Augspurg
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ward, anno 1530, do ließ er sein alten zwilchin kittel widerumb schwerzen und zurichten, gieng in demselbigen für kaiser Carln, wiewol sein leiblicher brueder, graf Felix, auch sein dochterman, graf Friderrich von Fürstenberg, im das getrewlich und höchlich widerriethen und darfür batten.
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Aber er ließ im sein manier eben als wenig, als der alt graf Michel, abziehen. Man sagt, wie er geen hof in die pfalz kommen und voranhergangen, hab in der huissier nit einlassen wellen, sonder die thür vor im zugeschlagen, dann er ine nit gekennt, auch nit gewisst, wer er seie; iedoch
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wie derselbig gesehen, das im graf Felix und andere wolbekannte graven nachgangen, hat er doch ine eingelassen, und es soll sich kaiser Carl ab ime und seiner überalten deutschen manier höchlichen verwundert haben[27]. * Begab sich, daz in der werdenbergischen oder
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truchseßischen verhöre baid herren, grafe Michel von Werthaim und dann der herr von Guettenstain sich beflißen, wol davornen zu steen. Grave Michel hett an sein ehrenklaidt, das war ain beschabener belz von gaiße, der von Guettenstain

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[258] war beklaidt mit einer gueten, köstlichen zoblinen schauben, weit und groß, mit langen ermeln, als dozumal der sitt war. Wie heftig nun der von Guettenstain sich herfür trang, sovil mehr wolt graf Michel von Werthaim nit hünder im steen.
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Das mocht aber der herr von Guettenstain nit verguet haben, sonder vermaint, es were etwann ain quidam oder sonst ein gemainer mann, der nit wol bei sinnen, der treng sich auser dorhait also herfür; nam darab ain grose mühe, derhalben stieß er den gueten graf Michel etliche mal hünder
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sich, wolte ine in der verhöre keins wegs neben ime gedulden, noch wissen. Grave Michel, wiewol es ine erfrewt, das in der herr von Guettenstain nit kent, iedoch nam er die repulsam letzstlich zu eim verdruß an. Damit er im aber sein thorhait verwiß, ließ er sich mit fleiß von der
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vile leut hünder den von Guettenstain tringen. Dem hueb er den ain langen ermel von der schauben zum glimpflgisten uf, brunzt ime denselben ermel vol. Damit behielt er den ermel in der handt, schlich durch das gedreng hindurch, so lang er den ermel kunt erhalten. Wie er ine aber geen
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ließ, do fiel das wasser ußerm ermel in den sal vorm kaiser und den chur- und fürsten uf den boden, das ain groß gefloz warde. Es schempt sich der von Guettenstain nit wenig. So flohe menigclichem von ime und wiche. Do sahe man wol, wem der ermel naß war und drof, also das merthails
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vermainten, bemelter herr hett sich in disem gedreng seins wassers gelest und were im also missrathen, darum in aller handlung und verhöre von hoches und niders stands ain groß gelechter wardt. Es muest der kaiser, wie hoch er in dieser sach affectioniert war, selbs lachen. [440] Solch
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gespai thett dem von Guettenstain wee, kunt wol erachten, das der urhab von dem mit dem gaißbelz kem. Darum sagt er vor menigclichem, wie ain offenheizer oder wächter in aim gaißbelz sich neben ine gestellt und wie er so lüstigclich mit solchen bösen fauten sich von ime in dem
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gedrenge wider gestolen, der het ime ain solche schmach bewisen. Es ließ der kaiser gleich fragen und suechen, aber es het sich grave Michel in dem gedreng darvon gemacht. Gleichwol der kaiser hernach aller handlung avisirt worden, und wie es desshalben ergangen, darbei blib es. Baide
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herrn, graf Michel und der von Guettenstain, warden hernach vom kaiserischen hofgesündt mehrmals zu gast geladen und

1 [259] die kunten sich derhalben wol mit ainandern vergleichen, ohne biderleut, wie man sprücht.

Schier ein gleichförmiges begab sich anno 154[3][28], als bischof Otto von Augspurg zu Dillingen warde consecrirt[29].
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Do berüeft der bischof ainmals nach dem morgenessen den alten herren Georgen von Rechperg, so zu Kelminz saß, und hielt den lang mit reden uf, wie dann die fürsten im brauch, das sie nach dem essen lang pflegen zu steen. Das wellt nun dem gueten alten zuvil werden, het auch ob disch
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weidlich zecht und konte das wasser nit lenger halten, muest das hölles tags ofenlichen vorm bischof und menigclichem faren lassen, das ain großer floz von ime in sal liefe. Es lachet menigclich. Zu letzst weicht er vom bischof, schüttlet den ainen ermel am rock, sprechendt: »Ich waiß nit, wie
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es zugeet, es haben mir die bueben wasser in erml geschütt,» gieng damit hinweg. Dieser rede ward noch mehr gelacht, dann man sahe im die hosen noch triefen, und waren weder bueben, noch medlin bei ime, die er het künden bezeihen, das sie im was boshait bewiesen hetten.
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Aber dem obgehörten beheimischen herren N. von Guettenstain sein vil seltzamer hendel am hof begegnet, under denen ich ain nit underlassen kan zu vermelden. Der kaiser Maximilian hielt anno 15[18][30] ain reichstag zu Augspurg. Was kurzweil dozumal daselbst mit rennen, stechen
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und andern sachen fürgenomen, darvon wer vil zu schreiben, insonderhait aber war das rennen und stechen das loblichest und am rumreichisten, dann es stach herr Hanns Jacob von Landow, ritter, als ain kaiserischer, herr Jörgen von Eblingen, ain pfalzgrevischen ritter, ledig herab. Das ward
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für ain großes gehalten und nit weniger, als so herr Kaii[31] het herrn Lanzeloten herab gestochen. Darauß machten die kaiserischen vil ruembs. Wer waist aber, mit was vorteil sollichs alles zugangen? Gleicherweis uf des mitler landtgrafen Wilhelms von Hessen hochzeit ein herzog von
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Lünenberg in ainem gesellenstechen ledig ward herab gerennt, das er mit der ainen datzen blib hangen und sich menig-

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[260] clich sehen ließ, ain hacken haben gebraucht und hiemit gleichwol ain schlechte ehr eingelegt. Dieweil nun sollich gesellenstechen zu Augspurg so vernampt und der from kaiser domals als vil als sein valete geben wollt, do war
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menigclich solchem festin zuzesehen und beizewonnen begirig. Nun het aber der herr von Guettenstain ein bulschaft, bei der er sich mit vil schmeichelwerk und uncosten, der zeit er zu Augspurg gewesen, eingeflickt, war nit ußer dem geschlecht deren, so noch zum theil die eseles schuech
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antragen, sonder der robustiern und deren, so auch sonst den listigen und vilgeiebten buller künden betriegen und uf den kloben setzen. Bei der begert sich der guet herr nachts zu erzaigen, in maßen Apuleius sich rüempt[32], zu Larissa in Thessalia gethon haben. Derhalben ließ er durch sein
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kemmerling ein recept, damit er die [441] kunftig nacht frewdig sein konte, in die fürnempst apoteken aldo tragen, mit bevelch, ime ohne verzug solche dosin zuzurichten. Begabe sich aber, das sonst ain gueter burger in der statt so gar constipirt, das seins lebens zu besorgen. Der ließ im
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außer rat seins medici ain laxatif zurüsten. Solch recipe kam selbigs tags auch in obgehörte apotek. Es warden die baid recepta neben andern vom maistergesellen verfertiget, nach allem vorteil. Dieweil aber nach mittemtag das berüempt festin angieng und menigclichem, dem zu zu sehen,
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nachlief, do wolt der apotekergesell lenger in der boutique auch nit bleiben und volgt dem gesehel nach, befalch aber seinem jungen, waverr der oder der hiezwischen keme, wie er sich halten und wem er die arzneien sollte austailn. Der guet jung war unwillig zu warten, het vil lieber dem
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gesellenstechen zugesehen, als er sich auch entschloß; so baldt des von Guettenstains kemmerling und dann des andern pacienten diener kemen und die arzneien geholt hetten, so welt er sich auch darvon machen. Wie er nun ain gute weil mit großem verlangen wartet, so kommen die diener.
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Dieweil aber baide arzneien in latwergan weis zugerüst, verfält der guet jung und gab dem constipirten, kranken burger die confection ad saltandum, das laxatif das ward dem kemmerling. Der trugs heim, überantworts uf den aubent seim herren. Derselbig war aller sachen fro, ver-

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[261] maint, dieselbig nacht ain fein gesell zu sein und wol zu besteen. Uf die nacht ward er von der burgerin ganz heimlich eingelassen, und wiewol im ain schlafftrunk zugericht, iedoch begert er den nechsten zu bet. Das ward im von
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der burgerin verwilligit. Nun hett er das laxatif in einer zimlichen dosi eingenomen, welches auch zimblich scharpf. Derhalben, wie er zu bet kompt und vermaint, sich ganz freuntlich gegen der burgerin zu erzaigen, do facht die arznei an zu treiben. Wem war engster, dann dem gueten herrn?
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So baldt er sich ain wenig geüept und erhitziget, do kunt er lenger nit bleiben, sonder must eilends uf. Der burgerin war das ain frembde sach, die wust nit, was ime beschehen was. Die hett sich dem herrn zu gefallen wol perfümirt[33] mit irem zibet und andern dienstlichen sachen, das ir
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gleichwol nit unnot thette, wie ir hören werden; auch mit ainer guldin kettin und ainem klainat. Wie nun der herr darvon eilt, ufstett und dem haimlichen gemach zu will, do kunt er sich lenger nit enthalten, im ufsteen do lasst die büchs und perfümirt[33] der gueten frawen über das bett ins angesicht
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und uf die bloßen brust; do war nichs sicher, die kettin und das kleinet warden beschmaist und alle ding verwüst. Sie muest auch wider ufsteen, sich weschen und alles wider seubern. Ob sie diser bulschaft nit ungeduldig gewest und unwillig, das ist wol zu erachten; dann ir dieselbig nacht
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nichs freuntlichs begegnet, von wegen das der herr die ganzen nacht laufen muest und schier gestorben were. Des morgens früe schiedt er ab, so guet er konte, macht sich in sein herberg. Do legt er sich zu bet, dann ine het die arznei also geschwecht und durchtriben, das er mit rath
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der doctorn in etlichen tagen sich nit wol erholen konte oder wider zu creften kommen. Der krank, constipirt burger het uf den aubent die ander arznei ingenommen, so dem herren von Guettenstain solt worden sein, vermaint nun, es solt in laxiern. Das beschach nit, sonder macht im ain
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grose unrhue die ganzen nacht, der er doch nit notturftig war. Derhalben beschickt er sein medicum in aller früe, klagt im über die arznei. Der arzet konte sich nit gnug verwundern, was [442] die ursach, oder wie es zugangen were, geet in die apoteken. Da erkundiget er nach langem,
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wie es ain gestalt hab gehapt. Man hats dem kaiser Maxi-

1 [262] miliano anzaigt, der hat sein sonderlichen wol lachen megen, wie dann sein nepos, hernach kaiser Ferdinandus, auch ain solichen gebrauch. Dem haben seine kemerling, was gueter schenk fürgangen, abents, so er schlaffen geen wellen, fürgebracht.

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* [1222] Diser herr von Guettenstain hat über etliche jar hernach, wie man sagt, ain grefin von Castell vermehelt, sie war ain dochter graf Friderichs von Castell und fraw Elsbetten geporn von Reizenstain. Verhoffenlich, er hab sich etwas züchtiger[34] bei dero, dann bei der burgerin von
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Augspurg, erwisen. * * [1450] Bei gar wenig jaren sein im closter Wald die arzneien auch also verwechselt worden. Es hett die aptissin ain gastmaister, war lang in colica krank gelegen, also das er schier war erlamet. Sein weib gieng zu doktor Jergen
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Hanen geen Überlingen umb rad. Der verordnet irem man ain salben zun lamen glider und ain purgatz, sagt ir darbei, wie sie iedes brauchen sollt. Was beschach? Das weib bracht irem man die arzneien, verirret aber in den hefelin, das sie dem man die salben ingab, damit sie in sollt haben
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gesalbet, mit der purgatz aber do salbt sie im die erlampten glider. Aber es gerüet im zu allen thailen und hett mer glücks, dann rechts, zuversichtlich, das was an ime gelegen, es würde im so wol nit bekommen sein. * Das ich aber wider uf mein angefengte materi kom, so
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ist hernach die rechtvertigung zwischen grave Felixen und den truchseßen zu keiner endtlichen vergleichung nihe kommen. Darbei ist auch wol zu merken, das ußer allen denen, die bei der thatt, als grave Endres entleibt gewesen, keiner, wie man sagt, ains rechten, natürlichen tods und in
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gepürlichen alter gestorben, dann der Wölfle Homburger. Von denen waffen, damit der from grave Endres hingericht, sein derselbigen herr Gotfrid Wernhern von Zimbern hernacher zwai worden, das erst ist gewesen ain scheffelin, hat ime Welfle Homburger geschenkt; dergleichen hat ime hernach
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graf Felix von Werdenberg auch das schefelin, das er in diser handlung gebraucht, verehret, und in denen baiden haben die masen des schweiß[35] nit megen außgebutzt oder außgefegt werden, do hat kein arbait an geholfen. Herr Gottfridt Wernher hat die baide sehefelin ußer iezgehörter

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[263] ursach nit behalten wellen, sonder wider hingeben. Als das grave Felix erfaren, hat er ime ein anders schefelin, so im erst außer Hispannia worden, zugestellt. Das het herr Gottfridt Wernher behalten und ist zu Wildenstain noch
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verhanden. Fürwar, wa bemelter graf Felix diese thatt nit begangen, were er weit herfürkommen und zu hochen sachen gebraucht worden, und befindt sich clarlich, das nach dieser thatt weder er, graf Felix, oder auch die andern graven von Werdenberg weder glück oder fal mehr gehapt, und damit
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dieses geschlechts aureum seculum ußgewesen. Von grave Felixen todt ist mancherlai gesagt worden, aber es ist ain gemeine und bestendige red gewesen, es sei im ergangen, wie dem herren von Tschiefri[36] oder Croy, den kaiser Carl von seiner grosen untrew und bösen stuck wegen
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uf dem reichstag zu Wurmbs anno 1521 heimlichem enthaupten lassen, zu gleicherweis sein brueder, der cardinal[37], gift trinken müeßen und zu verdientem todt gedrungen worden, und sein die baidt brüeder zu Heffern[38] im closter begraben bei Loven, »et viderunt lugubria moenia Vormaciae», also
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lauten ire epitaphia. Grave Felix ist anno 1530 von kaiser Carolo uf den reichstag geen Augspurg beschriben worden, dohin er mit trawrigem herzen von Sigmaringen abgeraist. Alda zu Augspurg soll im außer bevelch kaiser Caroli in ainer nacht unversehenlichen das haupt sein abgeschlagen
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worden, und wie die gemain rede, das er uf den sammat[39] soll gesetzt sein worden, welche ehr dann (sover es anders ain ehr sein soll) allain denen illustribus personis bewisen wurt. Denen ursachen hab ich vil nachgefragt, aber anders nihe vernomen, dann das solchs von wegen der entleibung
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grave Endresen und dann das er im zug in Italia, als Florenz deren von Medices halben belegert und auch erobert worden, ain italianischen grafen soll umbbracht haben, be-

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[264] schehen sei, und haben desselben verwandten sampt den truchseßen von Waltpurg umb recht bei kaiser Carolo angerüeft, welches auch inen gestattet und ergangen, doch seie denen partheien ewigs stillschweigen uferlegt worden.
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Als man die par mit dem todten cörper von Augspurg gen Trochtelfingen gefiert, hat man das haupt in der bar rollen hören, dergleichen als die diener die bar geen Trochtelfingen gebracht, haben sie von graf Christoffen, seim brueder, den bevelch gehapt, die par keins wegs öffnen zu lassen, [443]
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sonder ohne mittel also in die alt werdenbergisch begreptnus daselbs zu begraben, wie beschehen. Und als sie die bar dennost öffnen wellen, hat der kemmerling gesagt: »Ach, was wellen wir in herzlaidt sehen!» Es soll auch herr Wilhelm, truchseß, der elter, bei wenig jharn vor seim todt,
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als man der entleibung graf Endressen zu redt worden, sich hören haben lassen, Gott solle inen zu allen theiln gnedig sein, graf Felix habe wol gebüest und seie ime sein lon gnug darob worden. Solchs alles macht argwenig, das bemelter graf Felix so gar ungern und mit höchster beschwerdt den
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reichstag zu Augspurg besucht hat. Im sein vom kaiserlichen hof vil potten und geschriften zukommen, ehe er zu parieren sich entschlossen, und ist ine bei aim halben jhar ein solche melancolia und schwermüetigkait angestoßen, das er kein oder doch wenig frewdt mehr gehapt, zu achten,
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die Furiae haben in gejagt. So in dann sein traurigkait so gar überwunden, hat er im denz zu Sigmaringen zurichten lassen; denen hat er zugesehen, damit, sovil müglich, die schwermüetigkait seins gemüets gemültert. Aber, wie man sagt, was sein soll, mag nicht leuchtlich geendert werden,
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sonder mueß durch mitel geschehen. Also hat graf Felix seim herren, dem kaiser, getrawet und villeucht bössers gehofft, dann er mit der thatt hernach erfaren. Aber wer ist der, so in seinen aignen gescheften und sachen im selbs nach notturft raten oder helfen kan? Die freuntschaft und
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insonderhait sein brueder, graf Christof, Friderich von Fürstenberg und herr Hanns Jacob von Landow, so bei ime die letzsten nacht in der kamer gelegen, haben fürgeben, das er nachts ans bet gesundt gangen, morgens aber gegen tag todt und an der ainen seiten schwarz und ainer
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tödtlichen farb, als ob er in apoplexia gestorben, gefunden seie worden. Ich hab von herr Hanns Jacoben gehört, als grave Christof seinen brueder, graf Felixen, des morgens in seim

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[265] bet todt gefunden, hab er sich darab dermaßen entsetzt und seie in ain soliche melancoliam gefallen, das er stilschweigendt von inen gangen, sich under dem dach verborgen hab, und sie alle besorgen müeßen, er wurde im
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selbs villeucht was zufüegen, derhalben sie in mit freuntlichen und rauchen worten wider herab gefiert haben, ine etliche tag nit dörfen allein lassen, sonder im die fantaseien mit gewalt ausreden müeßen. Gott waist die recht warheit, wie es ergangen, der sei inen allen gnedig und barmherzig!
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* [1305] Es haben ain tail sagen wellen, grave Felix seie ußer unmut gestorben, der ursach, das kaiser Carl die donation oder die belehnung uf die grafschaft Sigmaringen dem jungen grave Carln von Zoller, uf der crönung zu Bononia beschehen, uf anhalten des römischen königs
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Ferdinandi zu Augspurg hab müßen revociren und widerrüefen, seitmals er, grafe Felix, die grafschaft sonst niemands baß gonnen thete. Das mag aber nun wol sein, oder nit. * Man hat ainest von dem alten graven Eitelfriderichen von Zollern, dem großen hofmaister, gesagt, er sei auch
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seines vilfeltigen verschuldens halb gegen kaiser Maximiliano uf dem reichstag zu Trier anno 15[12][40] uf den sammat gestellt und in der stille enthauptet worden, aber es hat sich das widerspill befonden; zudem herzog Ulrich von Würtemberg in gar wenig stunden bei im gewesen, als er den 13
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Junii anno 1512 zu Trier am reisenden stain gestorben ist, und soll ein christenlichs ende genomen haben. Über vil jhar hernach, nemlich anno 153[8][41], ist pfalzgraf Friderich, der churfürst, sampt seinem gemahl, der künigin von Denmark, in Hispaniam zu kaiser Carolo geraist. Die ursach
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solcher rais, und mit was großen buebenstucken, untrew und unerberkait etliche der niderlendischen herren mit ime umbgangen und ine mit iren falschen pratiken umb das künigreich Denmark gepracht, darob sie auch und sonderlichen der herr von Hochstratten vom kaiser hernach zu
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redt gestellt worden und mit dem schwert irem verdienen nach gestrafft, das laß ich fallen, precht ain verlengerung. [444] Es war ain rais, wie man in der tafelrundt list, das könig Ban von Benoie[42] zu könig Artussen von Britanien, seinem herren, raist umb hilf und zu erhaltung seines landts

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[266] und wenig darbei außricht. In seiner widerrais außer Hispanien hat er den weg durch Frankreich genomen. Was groser ehr im und seim gemahl von künig Francisco begegnet, das bedörft ains sondern tractats. Zu Paris ist er
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etliche tag am podagra krank gelegen, da hat in[43] herzog Christof von Würtemberg, der dozumal am französischen hof war, mehrmals in seiner krankhait besucht. Einsmals ist der pfalzgrave under andern propositen deren deutschen obristen zu redt worden und erzellt, was kriegsvolk, sampt
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iren fürgesetzten, dem künig Francisco zuzogen und was fürnemer von Frankreich wegen zu grundt gangen und vom künig mit gelt bestochen worden, deren ainstails haimlich, ainstails offenlich sich wider das haus Burgundt hetten prauchen lassen. Under denselbigen heimlichen deutschen
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Franzosen er diesen graf Felixen von Werdenberg und graf Eitelfriderichen von Zollern, so zu Pavia umkommen, auch genempt und dabei vermeldet, das er der ursach halb bei kaiser Carolo insonderhait angeben und darumb vil mehr, dann graf Endresen von Sonnenberg halben, sei, wie
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oblaut, gestrafft worden, welches ich doch nihe glaubt, auch noch nit glauben kan; dann alle gelegenhait angesehen, so ist graf Felix kain solcher praticant nihe gewest, auch solchen sinn nie gehapt, sein herren, under dem er seßhaft und alle seine güeter gelegen, dermaßen zu veruntrewen
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oder in ain solliche weitleufigkait und gewisse gefahr sich einzulassen; hats auch nit bedörft, dann er grose und nutzliche herrschaften gehapt, darvon er sein stat wol halten künden. Er hat, als sich wol beschaint, nit ain gnedigen kaiser gehapt; villeucht mag neben anderm auch die ursach
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gewesen sein, das er den haufen kriegsvolk, so er außer Ir Majestat bevelch für Florenz gefüert, in allem kriegsgewerb ohne erlaubt verlassen, das regiment seim obristen übergeben und also den nechsten in Teutschlandt geen Sigmaringen mit wenig dienern geraist ist, welches dann seine
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missgonner und widerwertigen dohin bedeutet, als ob das allain von wegen seins herrn vatters brueder, graf Hugon von Werdenbergs, dochter Leonorae, die solcher ursach halb vorhin von irem eheman zu Ebingen, Hannsen Schotten, geschaiden worden, beschehen seie. Es ist dieser from
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grafe zu berewen, das er mit dieser schandtlichen, flaisch-

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[267] girigen bestia also ellenglichen hat sollen behenkt sein, und mentschlich darvon zu reden, wiewol die urthailn Gottes frei sein sollen, ist im aller unfall von ir herkomen, dann er von iren wegen den römischen kaiser Carlen, bei dem er
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doch vorhin in sondern hochen gnaden von wegen seiner getrewen dienst, dem reich und dem haus Burgundt vilfeltigclichen bewisen, verloren, das er von im handt abgethon und auch durch die finger gesehen hat. Sie, die Leonora, ist in ir jugendt in die art geschlagen, wie man
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gemainlichen sprücht ein französischen reimen, ein baschart[44], thue er guet, so sei es ain abenteur oder doch ungewonlich, thue er args, so handle er nach seiner natur. Sie wardt nach absterben ires vatterns, graf Haugen von Werdenberg, aim wolhebigen kürsner zu Ebingen verheirat, hieß Hanns
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Schott, aber sie bliben nit lang bei ainandern. So bald das werdenbergisch golt an irem hals erwarmet, so gleich war es auß, do war kein gueter belz mehr, [445] das kürsnerhandtwerk stank sie an, sampt dem hauswürt. Sie clagt an dem[45] man, bei dem wolt sie lenger nit bleiben, oder auch
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ain solche lange weil bei ime treiben. Man nam sie wider geen Sigmaringen, der Schott muest von ir weichen[46] und unrecht haben. Von dem hab ich mehrmals hören sagen, das im anfangs, ehe und zuvor er wissendt worden, die sach ganz laidt sei gewesen und schwer, sie zu verlassen,
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als er aber, wie und wann, bericht empfangen, hab er ir hernach weiter nit begert; bevorab, wie er mit seinen augen gesehen, das ir etlich, und nit die wenigisten, haben überzuckert apfelküchlin außerm maul gessen, do seien im erst die augen ufgangen. Sie hat hernach stettigs zu Sigmaringen
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gewonet, do haben ir baidt graven von Werdenberg, graf Christof und graf Felix, ain behausung erbawen. In somma, sie ist ganz gewaltig gewesen, und do etwar bei den graven was wichtigs zu handlen oder zu verrichten gehapt, der hat dieser Leonora wol geniesen megen. Und wiewol grave
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Felix vil uf ir gehapt, iedoch hat er dessen wenig gegen

ir genossen oder sie im glauben gehalten, dann wenig under seinen trabanten gewesen, die ir nit verborgenlich bekannt 1

[268] gewesen. Als er außer erfordern kaiser Caroli mit etlich regiment knechten in Italiam zog uf die chrönung, so zu Bononia gehalten worden, die er nachgeends für Florenz füert, domals het sich Hanns Schnabel von Bregenz, der
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hievor graf Felixen trabant gewesen, ußer was ursach, ist mir nit wissendt, im Teutschlandt verhündert. Der war an dem ort des fromen grafen leitenant, der im doch nit vertrawte, und als zu Sigmaringen irenthalben und des Schnabels die sach zu laut worden, erdacht Leonor ain andern
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schick. Sie wiglet uf des Gültlingers weib, war ain Mulfingere, auch Caspar Jegers weib; mit denen thett sie ain walfart gen Ingelswis; kamen darnach zu Hannsen Gremlingen gen Menningen, bei dem waren sie übernacht. Nach dem nachtessen, als sie frölich gewesen, warden die drei
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frawen in ain besondere kammer gelegt. Nun war Hanns Schnabel, als ain wolbekanter der Gremblichen, selbigs tags auch geen Menningen; der wardt in ain sondere kammer losiert. Er wust aber sein beschaidt. Im ersten schlaff standt er uf, schlich zu der weiber cammer, die fandt er
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geöffnet. Ob er das recht bet des ersten mals troffen, das ist nit wissendt, aber die weiber haben reinen mundt gehalten, auch von ainandern nihe schwetzen wellen, leuchtlichen zu gedenken, was sprach er mit inen geredt. Ich hab wunder hievon hören sagen, wie er sich gegen den
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weibern gehalten, iez in das, dann in das ander bet. Gegen tags was er früe uf, rit darvon. Das kunten weder sein herr, graf Felix, noch auch der Gültlinger, oder der Caspar Jeger schmecken, und gieng eben hiemit zu, wie man sprücht, das kein würt von ains gasts wegen ain raif ußsteck.
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Unangesehen des alles ließ sich der from graf sein aignen willen des orts überwinden, rit dem kaiser, seim herren, auserm veldt den nechsten Sigmaringen zu, damit er dann ain große ungnad uf sich lude, die im nit zu kleinen unstatten kam. Aber im seie, wie im welle, gedachter graf
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Felix, so man widerwertigen eins mentschen aigenschaften wol ermessen will, befindt sich, das er ist ain fürnemer, beherzter und warhaftiger graf gewesen und den ich dieser zeit in unsern landen keinem waiß zu vergleichen; dann was treffenlicher kriegshändel in hochen und nidern
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teutschen, auch in den welschen landen er außgericht und verwalten, deren würt nit vergessen, sonder [446] andern, höchers und niders stands, ime nachzuvolgen, in langwüriger

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[269] gedechtnus erhalten. Und würt keiner sach bei allen verstendigen höcher getadelt, als seines gehen zorns und grimen gemüets halben, dann er umb schlechter ursachen willen vil landsknecht mit scheffelinen erstochen und mit bengeln
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erworfen hat, darauß sich beschaint, das niemands unschuldig bluet so leuchtlich vergießen; dann, so das beschicht, beleibt es nimmer ongerochen. Ich hab von den alten kriegsleuten mehrmals gehört, wie er mit den bengln zu werfen so gar gewiß sei gewest, darum auch in die knecht
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so übel desshalben entsessen. Er hat auch ieden, so er außer der ordnung gewichen, maisterlich und wie er gewellt, mit dem bengel treffen künden. Ich eracht, er habs also in seiner jugendt im Niderlandt gewonet, darin bei meiner zeit nach ufgehenkten gensen also geworfen wardt;
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war ain sondere kurzweil. Man sagt sonst ain guete historia von im, die im in Hollant widerfaren; dann als er etwas bevelch vom Maximiliano gehapt, wider die fürsten zu handlen, und domals zu Ambsterdam gewest, hat er in fürfallender nott eilends nach dem obristen burgermaister geschickt
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und bevolchen, ohne verzug nach Brüxell zu postiern, daselbst die bezallung uf das kriegsvolk, auch anders richtig machen. Der burgermaister, der sein tag nit vil gewonnt zu postiern, hat uf sein sprach geantwurt, he künde nit perden, aber zu scep und zu waagen sol he nok wel reiden.
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Dieweil dann dem kaiser so hoch an der sach gelegen war, hat graf Felix in der gehe ein »kirchenknopf« geschworen, welches sein maister und höchster schwur gewest, und den gueten burgermaister beim kopf erwischt und die stegen hinab geworfen. Ist fürwar ain groß exempel, das ain
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solcher berüempter und fürnemen obrister auch in seim höchsten zorn und colera nit höcher, dann »kirchenknopf« geschworen hat, so doch unsere kriegsleut eins teils sich iezundt ains solchen kleinen schwurs nit wol behelfen megen, sonder dem allmechtigen Gott, auch seinem ainigen und
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geliebten son, unserm herrn und erleser, sein allmechtigkait, auch sein bitter leiden und sterben also frevenlich und muetwilligclich ufheben und verweisen. Gott geb genad, das ain solchs greusenlichs und straffbars laster abgestellt werde und in ewigkait verbleibe!



  1. [zu wort] ist wohl zu ergänzen.
  2. siben] hs. sibendt.
  3. seinen [herrn] und freunden] hs. seinen und freunden.
  4. 15[11] die minderzahl ergänzt nach Mathäus von Pappenheim a. a. o. I, 161.
  5. verhöre] über dieses verhör oder gerichtstag vgl. das darüber entstandene gedicht bei M. von Pappenheim a. a. 0. II, 175 ff. und Walchner und Bodent, Biographie des Truchsessen Georg III s. 219.
  6. zugestanden] darauf folgt in der hs. und im ersten Drucke ein satz, der unrichtigerweise an diese stelle gekommen zu scheint; er kommt wörtlich in geeignetem zusammenhange vor s. unten.
  7. 15[31] die minderzahl ergänzt nach Walchner und Bodent a. a. o. s. 212.
  8. hs. 156.., so ergänzt, da ohne zweifel die hochzeit des grafen Heinrich von Fürstenberg gemeint ist, welche am 31. März 1560 stattfand.
  9. hochzeit] ist in der hs. ausgelassen, jedoch mit aller wahrscheinlichkait zu ergänzen.
  10. 15[66] die minderzahl ergänzt; da die chronik in und um das jahr 1566 geschrieben ward, so ist wohl dieser reichstag gemeint.
  11. füeterung] sieh oben s. 250, 1 ff.
  12. frommen Huten] hs. frommer huter; ausführliches hierüber s. bei Heyd, Ulrich, Herzog zu Württemberg I, 388 ff.
  13. München] hs. Munzen.
  14. ine] hs. ime.
  15. historiam] sie wird nochmals erzählt im vierten bande; s. im register.
  16. lang] hs. langt.
  17. absterben] hs. absterbens.
  18. ain reimen] dise Priamel steht in den gedruckten ausgaben nicht.
  19. das er] hs. das erst.
  20. beim [kaiser] oder] hs. beim oder.
  21. zustellen] Si uxorem dimittimus, reddamus et dotem; s. Capitolinus, M. Antoninus C. XIX.
  22. 15[12] die minderzahl 12 fehlt in der hs.
  23. Dahin sagt] bis gestatet [z. 17] stimmt fast wörtlich überein mit Pappenheim, Chronik der Truchsessen von Waldburg I, 155.
  24. etlicher] hs. etliche.
  25. feinen] hs. seinen.
  26. Werthaim] über ihn s. Aschbach, Geschichte der Grafen von Wertheim s. 278 ff.
  27. haben] über ihn s. Vanotti Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg s. 465.
  28. 154[3] die zahl 3 ergänzt nach Pl. Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg III, 366.
  29. consecrirt] hs. consecirt.
  30. 15[18] die minderzahl 18 ergänzt, da wohl dieser reichstag gemeint ist; vgl. Stetten, Geschichte der Stadt Augspurg I, 281.
  31. Kaii] d. i. Kaiîn, Keiîn; vgl. Lanzelet. Eine Erzählung von Ulrich von Zatzikhoven. Herausgegeben von K. A. Hahn, s. 68 ff. Über Keis Doppelwesen s. Sachse im Archiv f. n. Sprachen 29, 165 ff.
  32. Apuleius sich rüempt] s. Metamorphos., ed. Ruhnkenius, Lugd. Batav. 1786, lib. II, p. 131.
  33. a b perfümirt] hs. perfunirt.
  34. züchtiger] hs. zuchtiget.
  35. schweiß] vgl. Aus Schwaben I 278, wo eine Anzal ähnlicher Sagen mitgetheilt sind.
  36. Tschiefri] d.i. Wilhelm von Croy, herr von Chievres; vgl. Wormser Chronik von Friedrich Zorn, herausgegeben von Wilhelm Arnold (Bibliothek des liter. vereins XLIII) s. 254.
  37. sein brueder, der cardinal] er hieß gleichfalls Wilhelm, war aber nicht bruder, sondern neffe des ersten.
  38. Heffern] d. i. Heverle, lustschloß, dabei ein kloster der Cölestiner, das die herzoge von Arschot (von Croy) gestiftet und zu ihrem begräbnisort erwählt haben; s. Brvzen la Martiniere, Historisch-Politisch-Geographischer Atlas, unter Heverle; Butkens, Trophées du duché de Brabant, suplement s. 250.
  39. sammat] wie es scheint, wurden die delinquenten aus höhern ständen auf sammt sitzend oder stehend (s. unten s. 265, z. 21) hingerichtet; Grimm, Deutsche Rechts-Alterthümer, scheint diese sitte nicht gekannt zu haben.
  40. 15[12] 12 ergänzt nach der folgenden angabe des jahres.
  41. 153[8] die zahl 8 ergänzt nach Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz I, 582.
  42. WS:Fußnote nach der Ausgabe von 1932 ergänzt: könig Ban von Benoie] vgl. Jonck bloet, Roman von Lancelot, s. VIII ff.; Le Saint-Graal, par E. Hucher III, 303, 1 und anm.
  43. in] hs. im.
  44. baschart] dieses sprichwort lautet im Französischen:
    Bastard est bon c'est avanture,
    Estant mauvais c'est de nature.
    s. Le Roux de Lincy, Le Livre des proverbes français (III. édit.) II, 71; s. noch unten III, 72, 7 ff.
  45. an dem] hs. am dem.
  46. weichen] hs. weihen.