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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie schenk Erasmus von Erpach mit frölen Elsbethen grevin von Werdenberg sich vermehelt und nur zwo döchtern verlassen. Sein gemahl, die witib, hat zue Philipsen Echtern geheurat, aber ire zwo unmündige döchtern sein in schenk Eberharts von Erbach gewalt kommen.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 198–206
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
Kurzbeschreibung:
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[410] Wie schenk Erasmus von Erpach mit frölen Elsbethen grevin von Werdenberg sich vermehelt und nur zwo döchtern verlassen. Sein gemahl, die witib, hat zue Philipsen Echtern geheurat, aber ire zwo unmündige döchtern sein in schenk Eberharts von Erbach gewalt
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kommen.
Schenk Philipsen, herrn zu Erbach und Bickenbach, hat sein gemahl, die grevin von Hohenloe, nur ain sone, schenk Erasmusen genannt, geporen. Diesen jungen herren hat sein herr vatter in aller gotzforcht und zucht uferzichen lassen,
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und ob gleichwol guet, das die jugendt bei zeiten gedempt, hernach desto leichter in officio und aller gepür zu erhalten, iedoch kann der sach auch zuil gethon werden, derhalben der spruch des allererfarnesten kaisers Maximiliani, «Halt

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[199] maß!» wol in achtung zu haben. Bemelter schenk Erasmus, der für sich selbs ain frome, ufrechte und unschalkbare art in im gehabt, ist durch das gnaw ufsehen seines hern vatterns, auch der hofmaister unbeschaidenhait oder
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unverstandt dohin gerathen und in ain solche gewonhait kommen, das er hernach, wie sein herr vatter mit todt abgangen gewesen und er erwachsen, sich kains regiments frölichen underziehen dörfen, sonder ist alles durch seine hofmaister und preceptores guberniert worden; hat nit höcher, dann
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dieselbigen, suspicirn dörfen, sonder allain, so im was fürkommen oder fürgebracht, mermals gesagt: «Was Johannes rath, dem solt ir nachkommen!« Aber in solchen fellen nit allain des mentschen verstand, sonder auch oftermalen das fatum oder die ordnung Gottes sein fürgang haben und
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durch mittel ins werk mueß gericht werden. Sein herr vatter ist im vil zue früe gestorben, ist alles hernach durch die tutores und curatores, insonderhait aber durch die churfürstliche Pfalz, als den landsfürsten gehandelt worden. Er ist ain ainziger son gewest und den die gedechtnus seiner
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vorfarn und anherrn, änis und herrn vatterns gnugsam het megen recomendiern. So waren aber uf der andern seiten seine vettern, schenk Eberhart, schenk Jörg und dann schenk Veltin, die waren kriegsleut und die zu gebrauchen waren; zu denen, als vasallen und deren dienst zu hoffen, hielt sich
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mertails die Pfalz. Ime warde anno 1485 durch underhandlung graf Craften von Hohenloe, herr Mang Ulrichen marschalk von Bappenheim, ritter, und Hannsen von Rottenstain frölin Elsbeth von Werdenberg, weilunt graf Jörgen und frawen Catharina marggrefin von Baden dochter, elichen
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verheirat, und ist solche heirats abrede zu Hailprunen in obberüertem[1] jar uf Bartolomei beschehen, darauf umb Martini die hochzeit zu Erbach gehalten worden. Sie lebten etliche jar bei ainandern. Von iezgehörter seiner gemahl hat er ain ainigen sone, Philipus genannt, bekommen, der
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ist doch nit gar järig gestorben; dann er, schenk Erasmus, die fürsorg getragen, dem sone sei die zung nit recht oder genug geleset, als auch villeucht wol mag die mainung gegewesen sein, hat er den saugamen und weibern bevolchen, dem kindt die zungen noch mehr zu lesen, darauß gevolget,
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das sie so gar grob und ungeschickt mit dem unschuldigen

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[200] jungen herren umbgangen, das er mangel halben der zungen nit essen künden und also hungers sterben[2] müeßen. Was clag und jamers hierauß ervolgt, ist bei den eltern und auch den underthonen leichtlichen [411] zu erachten. Doch
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sein ime in leben bliben zwo döchtern, fröle Catharina, die ander fröle Anna. Ime het sein herr vatter, schenk Philips, die ober herrschaft Erbach, sampt baiden herrschaften Schönberg und Freienstain, so von der churfürstlichen Pfalz lehen, sampt der herrschaft Bickenbach, denen menzischen
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lehen, so nun die völlischen lehen genempt warden, sampt aim trefflichen vorrat an parschaft, hausrath und anderm verlassen, welche gieter er (wie dann selten leib und guet, gesundhait und reichtumb bei ainandern wonnen) doch wenig jhar mit frewden oder rhueen nießen konte; dann als er bei
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fünf oder sechs jharen ungefärlichen vor seinem absterben zu erzbischoffen Berchtolden von Menz, dem churfürsten, ob der taffel gessen, hat im gedachter churfürst in aim hochen becher ain trunk gebracht. Es hat aber bischof Berchtold bei wenig jharen darvor die krankhait, so man
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Franzosen nempt, gehapt, deren er so wol nit hat megen gehailt werden; es sein ime die zaichen im angesicht neben dem mundt bliben, und wiewol er sonst für ein höflichen und weisen churfürsten geschetzt worden, so hat er doch ohne ainige discretion oder underschaidt mit iederman gessen
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und getrunken, wenig achtens, wer hievon ain grausen oder abscheuhen empfahe, zu dem seiner hochait halben niemands sich ainigen unwillens merken hat dörfen lassen. Als nun der from schenk Erasmus zum churfürsten also kommen und mit ime ußerm becher trinken müeßen, hat er ain
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solchen grausen und unwillen darab gehapt, das in bedeucht, so baldt er getrunken, seie im ain weetag durch allen leib gangen. Wiewol er nun solche beschwerdt, zum bösten er vermögt, domals verdruckt, ist er doch, so bald er ab solcher rais widerumb anhaimisch geen Erpach kommen, gleich
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krank worden, hat sich zu bett gelegt und große schmerzen gehapt. Das hat nun etliche jhar geweret, das im ain stain in der ainen seiten gewachsen, und wiewol mehrmals bei den allergelertesten und erfarnesten erzeten rath gepflegen, auch letzstlichs, als nichs helfen wellen, etlich Juden zu
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Frankfort und Wormbs, so in der arznei verrüempt gewesen, hie-

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[201] runder gebraucht, so ist doch der stain in der seiten also gewachsen und zugenommen, auch sich täglichs gemeret, das er in seinem bösten alter und blüeenden jugendt, als er über 40 jar nit gewest, zu Erbach im schloß, gleichwol
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christenlich und nach catholischer ordnung versehen, in Gott verschieden; ist beschehen anno domini 15[03][3] den [ersten] tag des monats [September]. Er ist zu Schönaw im closter, unferr von Haidelberg gelegen, in seiner eltvordem begrept, sampt seinem schilt und helm, nemlichen den sternen mit
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den sechs spitzen, wie von alter here gebreuchlich, seitmals er kain manlichen leibs erben hünder ime verlassen, begraben worden. Er hat in seinem todtbet hoch behalten, darauf auch gestorben, der trunk, so er bei erzbischof Berchtolden gethon und darab er ain solchen unwillen gehapt, seie im
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ain ursach des tods gewesen. Dozumal, als schenk Erasmus mit tod abgangen, ist seiner vetter der andern linia, so man die nidern schenken nennet, keiner zu landt gewest, dann sich schenk Erasmusen absterben in ansehen seiner jugendt niemands noch selbiger zeit versehen gehapt. Es lag schenk
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Jörg dozumal im soldt zu Rom, so war sein brueder, schenk Eberhart, bei könig Ludwigen dem zwelften in Frankreich, schenk Valentin, irer baider vetter, zoch den fürstenhöfen nach in teutschen landen. Es konte schenk Erasmus kaum die augen zu thuon, die posten giengen hin. Schenk
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Eberhart kam in kurzer zeit zu lande. Wenig tag war er zu [412] Fürstenaw, er hett alle gelegenhait und bericht eingenomen; dann wiewol graff Christoffen von Werdenberg domals gepürt het, seiner schwester sachen sich anzunemen, auch des orts sein hilf und trost erscheinen zu lassen, so
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het er doch domaln mit den zimbrischen, auch andern sachen sovil zu thuon, das er die böste gelegenhait, so er seiner schwester, auch seinen jungen basen nutz und wolfart schaffen het mügen, ohne frucht liese hiegeen, zu dem er mit seiner gegenwürte vil, so sonst darauß ervolgen mueste, verhündem
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und abstellen hett künden. Dann demnach die alten herren und schenken von Erpach das schloß und stetlin Erbach vor allen andern iern güetern, als darvon sie iren namen empfangen, sonderlichen lieb und wert gehapt, haben sie

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[202] sich vor vil jharen, zu achten, es seie gleich anfangs geschehen, beflissen, solch stetlin Erpach merthails mit edelleuten zu besetzen. Denen sein sie mit gebewen, auch aller handtraichung verholfen gewest. Denen mererthail haben
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sie auch lehen, damit sie ainer herrschaft Erpach dester getrewer weren, verlihen, und ist dahin kommen, das wenig heuser alda gefunden, so nit denen vom adel zugehört. Ich geschweig, das dieselbigen mit der zeit dermaßen umb sich gefressen haben und in der herrschaft sovil güeter an sich
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zogen, wie wir diser zeit speuren von den pfaffen und münchen vor vil jharen auch beschehen sein. Als aber hernach die alt disciplina nachgelassen und die sach felen hat wellen, haben gleichwol die herren, aber zu spatt, allerlai insehens fürgenomen.
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Also, demnach schenk Erasmus gestorben und sein nachgelassne witib, die grevin von Werdenberg, noch ganz jung hünder im verlassen, und dann graf Christoff von Werdenberg, ir brueder, ganz liederlichen zu allen sachen thette, mueste zu letzst etwas enderung hierauß ervolgen. Es hat
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ain edelman, ains gueten, ehrlichen, alten geschlechts, genannt Petter Echter von Mespelbron, bei seiner hausfrawen, ainer von Tüngen, genannt Margreth, etlich söne, under denen er den eltesten, genannt Philips, in seiner jugendt den hochen schuelen het nachgeschickt, in mainung, so er
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erwachsen, den uf dem hochen stift Menz zu befürdern. Derselbig war nun ain angender mann, und demnach er gelert, auch bei erzbischof Berchtolden von Menz verdient, der in auch anfieng in die räth zu gebrauchen, was er dozumal in selbiger landtsart under allen vom adel seins alters
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in hochem ansehen. Der selbig wandlt geen Erpach (dann sein vatter, Petter, vil und der selbigen guete güeter in der herrschaft ligen het), das er letzstlich die witib, die grevin von Werdenberg, so von irem brueder, auch andern iren freundten verlassen, ime vermehelt. Solcher sachen sein
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bemelten schenken von Erbach hievor mehr begegnet, das inen ire schwestern und döchtern von denen vom adel, auch ainstails iren lehenleuten uß der herrschaft hingefüert, sich zu inen verelichet haben; derhalben den grafen und herren am nutzlichisten, underthonen oder hündersaßen zu haben,
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deren man zu recht mechtig und die der herrschaft am wenigsten unrhue zu machen understeen dörfen. Als nun schenk Eberhart außer Frankreich wider zu lande kommen

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[203] und aller gelegenhait befart, hat er unverzogenlichen die ober herrschaft Erbach, sampt baiden herrschaften Schönberg und Freienstain ingenomen, auch die von der churfürstlichen Pfalz als der eltest schenk zu lehen empfangen,
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die herrschaft Bickenbach hat er im selbs, auch denen zwain [413] schenk Erasmusen selligen döchtern, den herrn von Reupolzkirchen und den Eulern, iedem zu seinem rechten, schweren und huldigung thuon lassen; auch, wiewol in absterben und begrept schenk Erasmusen das wappen mit den
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sechs spitzigen sternen begraben, so hat er doch solchs auch wider angenomen und die fünf spitzigen sternen faren lassen. Gleich ist er hernach zu der witfrawen, der von Werdenberg, gangen und des dreißigisten halb schenk Erasmusen, der außer graf Christofs von Werdenberg liderlichkait so
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lang verzogen und angestanden, red gehalten, mit beger, das sie uf solchen ir frindt und nechst verwandten wol möge beschreiben, das welle er auch thon. Mitler weil ist er widerum zu der witfrawen kommen und sie gebetten, demnach sein vetter sellig, schenk Erasmus, zwai klaine
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döchterlin verlassen, das sie dieselbigen hinfüro zu ir nemen welle, auch zum aller trewlichisten und bösten erziehen und thuen, wie ain muetter, dieweil doch die niergends billicher, dann bei ir seien; angesehen das es döchtern, so solle ir darumb von der kinder guet reuchliche underhaltung
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gegeben werden. Welches sich domals die witib gewidert, schenk Eberharten darfür gebetten, mit anzaig, das sie rüebig sein welle und ires widdumbs begeen, mit bit, er welle die kinder, so best er könde, versehen und sie desshalben unbekümmert lassen. Was nun die witib der zeit hierin für
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ain bedenken gehapt, mag man gründtlichen nit wissen; das ist aber die warhait, das sie iezundt in solchen fall schenk Eberharten sein begern abgeschlagen, darzu sie hinnach mit großer mühe beschwerlichen wider kommen hat mügen. Es hett aber ir brueder, graf Christof von Werdenberg, vor dem
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allem sein könden, waver er bei zeiten seiner schwester sich mit trewen angenomen und die, was zu thuon, oder zu lassen, getrewlichen underichten het lassen. Wie nun schenk Eberharten sein begern von der witib also abgeschlagen, name er die zwai döchterlin zu sich (hette im die sach anders nit
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erwinschet) und, seitmals er der zeit nit verheirat, schickt er die baid hinüber geen Reichenberg, da wurden sie von aim keller und seiner frawen under denen diensten und

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[204] wachten erzogen. So baldt er die frölin also bei handen, schlueg er sich mit der that in alle ir güeter, nam die brief, silbergeschier, gelt, klainater, die farende hab und nemlichen alles, so den frölin zustuende, zu seinen handen. Er
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underwande sich auch deren völlischen lehen, so frawenlehen. Geen Bickenbach verordnet er ain edelman, Hannsen Gansen von Neuses, der hernach das schloß und die edel herrschaft dem landtgrafen verriet, und disponirt alle sachen, wie ain tutor und negotiorum gestor. Indess fieng an der
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dreißigest herzu zu rucken. Uf selbigen schickt graf Christof von Werdenberg ain vogt zu seiner schwester und ließ die aller sachen, was zu thon, gleichwol zu spat, underrichten, fürnemlichen aber, das sie ire kinder, baide fröle, zu ir nemen solte, domit megte sie derselbigen güeter dester mit
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bössern fuegen zu und an sich ziehen. Allererst warden der witfrawen die augen ufgeen und bedenken, was sie hierinen übersehen und schenk Eberharten das schwert in die handt geben, derhalben sie der frölin wider begert. Die wolt aber schenk Eberhart nit mehr von handen lassen, und
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ob wol ain anders bedenken darhünder verborgen, so name er doch an die handt, das die witib ohne rath und vorwissen irer nechsten fründt mit aim vom adel sich verheirat het, derhalben er ir die fröle nit lassen wolte, und gab für, das solchs von ime denen frölin zu guetem beschehe. Im
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grundt aber stach schenk [414] Eberharten in die augen der ufgang Philips Echters, auch des anhangs, den er hette im landt Franken, Hessen, Pfalz, Wederow, so im verwandt. Gleichwol hat er die witfrawen domals mit irem widdem, der farenden haab und sovil ir sonst zugestanden, uf dem
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dreißigist abgefertigt. Sie ist aber uf iren widdem, der im schloß Schönberg gewesen, nie kommen; [es ist ir][4] durch anschiften schenk Eberharts sovil widerdrieß, wiewol er das nit wort haben wellen, begegnet, das sie irem widdum nit nachtrachten künden, sonder hinüber geen Mespelpron zu
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irem hauswürt, Philips Echtern, gezogen, alda sie bei dreißig jaren ungefärlich gerüeblichen gelebt. Sie hat bei gedachtem Philipsen Echtern kain kind nie gehapt, hat doch mittler weil vil kommers erlitten und eingenomen von wegen irer brüeder, die sie alle überlept. Der abgang ires geschlechts
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hat sie etliche jhar vor irem ende nit wenig gekrenkt und

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[205] angefochten, zu dem die geferliche und sorgcliche handlungen Philipsen Echters, die er mit dem landtgraven Phillipsen von Hessen und andern von des erzstifts Menz wegen gehapt, sein ir nit ain geringe beschwerdt gewesen. Auch
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hat sie vil und schwere krankhaiten erliten, die sie doch alle mit der hilf Gots glücklichen überwunden, biß sie zu letzsten anno domini 1536 ain heftigs blueten außer der nasen ankommen, darfür sie nichs helfen wellen, und darvon vil geschwecht worden. Und wiewol sie villeucht des legers sich
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wider erholen, so hat sie doch den kreps an ainer prust überkommen; der hat umb sich gefressen, in maßen sie in obermeltem jhar zu Mespelbron an s. Thomas abent, war der 20 December, umb neun uren nach mittemtag, christenlichen und wol verschaiden. Sie ist in unser Frawen kirchen
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zum Hessenthal, dahin sie bei irem leben ir begrept verordnet, uf die rechten seiten des fronaltars mit großer clag der armen, denen sie alzeit beratten und genaigt gewesen, begraben worden. Ir hauswürt, Phlilips Echter, hat sie umb etliche jhar überlept und ist in großem alter zu Mespelbron
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eins naturlichen dots verschiden, anno 154 . ., und gleicherweis zu Hessenthal neben sein gemahl begraben worden. Er ist bei seinen lebzeiten und in seinen vermüglichen jharen in hochem thuon gewest. Dem erzstift Meinz hat er vil jhar getrewlichen gedient, dem in den sorgclichesten und
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gefarlichisten zeiten vorgewesen und hierin seinen nutz gar nit bedracht, wiewol im das mit dem wenigisten nit widergolten, sonder, als vil jhar mit darstreckung seiner güeter, leib und guet, auch allem schaden hat helfen ufsetzen, ist er bei dem churfürsten, erzbischof Albrechten von Brandenburg,
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von Wolf Behem von Mörlen und dann dem commissario in gaistlichen zu Aschaffenburg, doctor Endressen Ruggers, des canzlers brueder, haimlichen hünderredt und mit der unwarhait eingehept, das der churfürst zu etwas ungnaden ime bewegt worden. Wol ist letzstlich die warhait an tag
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kommen. Mit landtgraf Philipsen von Hessen hat er wunderbarliche handlungen gehapt und den im überzug des erzstifts zu Menz in vil stucken merklichen verhündert. In somma, er ist ain mann gewest, der wol gelert, bevorab in kaiserlichen rechten, ain gueter reuter, ain kriegsman, ain
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hofman, ain waidman, wolberedt und anschlegig, ist zu allen sätteln, wie man sprücht, zu schimpf und zu ernst, vor andern seins gleichen zu gebrauchen gewesen, und dessen im

1 [206] erzstift Menz noch vil und lange jhar als ains getrewen, unverdrossnen vasallen und lehenmanns, seinen erben zu ehren und guetem, nit leichtlichen soll vergessen werden.



  1. obberüertem] hs. obberuerptem.
  2. sterben] hs. sterbens.
  3. 15[03] u. s. w.] in der hs. fehlt die minderzahl, dann die angabe des monats und des monatstages. Über die zeit seines todes s. Simon a. a. o. s. 438.
  4. es ist ir] fehlt in der hs., ohne zweifel durch versehen des abschreibers.