<<< Kapitel 8 >>>
aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 43–52
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[43]
Wie herr Albrich freiherr von Zimbern vier sön verlassen, under denen herr Friderich bei kaiser Hainrich, dem ersten des namens, in ainer schlacht wider könig Ruodolphen von Burgundt und herzog Burkharten von Swaben beistendig
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gewest.
Kaiser Hainrich ward, als man zellet nach Christi unsers lieben herrn und [27] seligmachers gepurt neun [A16b] hundert und zwainzige, nach absterben kaiser Conradts, seines vorfars, auch auf beger der mererthail fürsten und
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gemainer reichsstende, zue kaiser erwelt, bei welches zeiten und regierung in leben ain freiherr zu Zimbern, herr Alberich oder Adelwert gehaißen. Des gemahel, fraw Muetlieb, ain geborne grävin von Calv, het im vier sön geporen, herren Friderrichen, herren Jörgen, herrn Gottfriden und herrn
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Sigfriden, auch ain dochter, fröle Richarda genant. Nu findt man nit, ob dise alle verheurat oder wen sie gehabt, ausgenomen herr Jörg, des gemahel ain grävin von Helfenstain gewesen, hat Agnes gehaißen. Zu denen zeiten kaiser Conradten, des ersten dises namens, so von seiner gepurt ain
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herzog zu Franken gewesen, hat regiert und ingehabt das herzogthumb Schwaben herzog Burkhart, seins herkomens ain grave von Feringen, welchem gedachter kaiser sein ainige dochter vermehelt, mit welcher gemelter Herzog Burkhart kain leibs erben, dann ain ainige dochter, verließe, dieselbig
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er, nachdem sie erwuochs, könig Ruodolfen von Burgund und Arelat vermehelt und im das ganz herzogthumb Schwaben nach seinem absterben zu vermachen bewilligt. Unlangs darnach hat sich begeben, das vilerzelter könig Ruodolf nach absterben könig Rupprechts von Frankreich von etlichen
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fürsten und herren zu ernenntem königreich erfordert [A17a] und komen ist, dardurch dann herzog Burkhart, sein schweher, etwas mutiger und küner worden, sich ganz widerspennig und ungehorsam gegen kaiser Hainrichen erzaiget. Derhalben ermelter kaiser, wie nit unpillig, bewegt, zog mit
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großer macht auf Schwaben. Bei im ward ain mechtiger adel aus Frangken, Sachsen und Rheinstram, insonderhait die graven, freien und vom adel aus dem Schwarzwaldt, under welchen auch herr Friderrich und herr Gottfrid, gebrüeder, freiherrn von Zimbern, gewesen. Nichtsdesterweniger
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hat sich herzog Burkhart auch gerüst. Im ist sein dochterman, könig Ruodolf von Frangkreich, Burgundt und Arelat,

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[44] in aigner person zugezogen, sein also kaiser Hainrichen mit macht bei Winterthawr in Turgew begegnet, daselbst ain ernstliche schlacht beschehen, darin kaiser Hainrich erstlichs unden gelegen, doch zuletsten hat er könig Ruodolfen sampt
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seinem schweher, herzog Burkharten, gewaltigclichen in die flucht geschlagen. In diser schlacht sein dise nachernempten graven und freien neben andern haupt- und bevelchsleuten gewest, namlich grave Bruno von Eberstain, herr Ludwig von Radenburg, herr Friderich von Zimbern, herr Eberhart
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von der Lippe, sampt herren Adamen von Hohenclingen und herrn Philipsen von Wulsdorf aus Meichsen, welche herren ain lange zeit auch vor disem zug bei ermeltem kaiser zu hof gewesen und sich in diser schlacht dermaßen gehalten, dardurch [28] ermelter kaiser ain solchs vertrawen
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in sie gesetzt, das er inen hernach die hohen praefecturas und hauptmannschaften in Obotriten [A17b] und Wenden zu verwesen eingeben. Nach solcher behaltne victoria wider könig Ruodolfen von Frankreich, Burgundt und Arelat und seinen schweher, herzog Burkharten in Schwaben, ward
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ain friden zwischen baiden parteien fürgenomen und aufgericht. *[1198] Herzog Burgkart von Schwaben, der seins herkomens ain graf von Veringen gewesen, hat könig Ruodolfs von Burgundt dochter zu aim weib gehabt, genannt Rigelanda. Nit findt man grundtlich, ob er ain son verlassen,
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aber ain dochter hat er gehapt, Dietpurga; die hat er vermehelt grave Hugwalden von Kiburg und Dillingen; die haben ain ainzigen son gehapt, s. Ulrichen, den bischof von Augspurg, und ain dochter, Leutgardis. Dieweil dann sonst kain graf mer von Kiburg war der linia von Dillingen, do
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hat s. Ulrich dieselbig grafschaft dem stift Augspurg frei ledigclich übergeben und geaignet. Sein schwester Leutgardis ward graf Burkharden von Helfenstain verheirat. Demselbigen verlihe kaiser Otto der erst das herzogthum Schwaben nach absterben des vorigen herzog Burkhard, aber er konte
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zu der posses dises fürstenthumbs nit kommen. Nach absterben der grefin von Kiburg, seines ersten gemahels, vermehelt er sich widerumb mit ainer herzogin von Sachsen, hieß Hedwig, und wiewol das herzogthumb Schwaben widerumb von den graven von Veringen kommen und in solchem
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geschlecht über 50 oder 60 jhar nit bliben, so haben doch die graven nit ain kleinen theil vom herzogthumb gerissen und inen selbs mit bewilligung der römischen kaiser incor-

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[45] poriert, insonderhait das ganz Hegow und die Höre, mit aller oberkait und dem forst. Die haben sich nachgendt graven von Nellenburg geschriben und mit den graven von Veringen ain wappen gehabt; aber uf dem helm haben die
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graven von Nellenburg ain guldine hirßprust ußer ainer guldin kron gefiert und darauf ain ploes hirßgehürn. Wie dieselbigen graven zu abgang kommen und außgestorben, das wurt bei vermeldung von den graven von Thengen angezaigt werden. Aber die ander linia der graven von
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Veringen[1] haben gleichfalls große güeter gehapt, dann sie nicht allain die grafschaft Veringen an der Lochart und die herrschaft Hettingen besessen, sonder auch die herrschaft Truchburg und Issne die statt, auch anders mehr im Algew; zu dem sie das closter Issne gestift anno . . . .[2]. So haben
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sie auch den halben stift zu Hettingen uf der Alb fundirt, da die letzsten graven ir begreptnus haben. Aber durch großen unfall und unsorgsams, liederlichs hausen neben aim großen bracht sein sie nach und nach umb alle ire güeter kommen und in ein solche armuet gerathen, das man sagt,
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es haben die letzsten grafen von Veringen die settl ab den rossen genommen und ins stettle zu Veringen verkauft. Graf Wolfart starb anno 1335, graf Hainrich anno 1366, graf Eitelfriderich, dem fraw Adelhait, ain grevin von Zollern, vermehelt, anno 1385, sodann graf Wölfin, welcher der letzst
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war seins geschlechts, anno 1400, sein alle zu Hettingen in dem stift begraben. Umb solche zeit oder doch bald hernach sein noch zwai fürnemer grafen geschlechter in deutschen Landen zu grundt gangen, namlich die graven von Lützelstain, deren
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zwen gebrüeder, uf denen ir stamm und namme gestanden, von der Pfalz, von ir grafschaft, land und leuten vertriben worden (actum anno 1452, das schloß ward gewonnen uf s. Martins abent) und im ellend gestorben. * [1522] Dieweil es aber ain so alts und fürnems
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gravengeschlecht und das sovil guter thaten vor alten zeiten gethon und zu den eltesten gerechnet wurt, do kan ich nit

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[46] underlassen, gelegenhait und herkommen zu vermelden, wie sie umb ir grafschaft und andere ligende güeter kommen, landreimig worden und in höchster armut in frembden landen sterben müßen. Und ist aller unfal disen grafen und ander
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leuten anfengclichs von dem babst zu Rom herkommen, welcher ain sollichs würgen und blutvergießen hin und wider in deutschen landen angericht hat mit zwaien bischoffen von Menz. Den ein wolt der babst haben, den andern wollt er nit; ain tail fürsten namen sich ußer anreizen und
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anstiften des babsts des ainen bischofs an, der pfalzgraf bei Rein, curfürst, herzog Friderich, hielt dem ander bischof rucken. Wie jemerlich der loblich, alt stift Menz in diser zwittracht zerrissen, verderpt, das erfordert ain sonders capitel, geschweig, das etlich fürsten darob gefangen, vil
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erlicher leut umbkommen und ir leben verloren haben. Beschach fast im anefang, als pfalzgraf Friderich erst ins regiment war eingedretten. Do hat er vil feindt und widerwertigen, haimlich und auch offenlich, darunder waren Menz, herzog Steffan von Bayrn, margraf Jacob von Haden und
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andere. Dise hetzten ime die zwen graffen von Lützelstain, gebrüder, an die haut, das waren zwen jung, unrubig graffen und gute kriegsleut. Was aber ire ansprach sonst an den curfürsten gewesen, das findt man nit, gedenk wol, schlecht genug. Der elter hieß Wilhelm, der ander Jacob, und ließen
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sich die obgenannten fürsten dahin bereden, das sie des curfürsten fündt warden. Von denen hetten sie, so haimlich, so offenlich, alle hilf und fürschub. Dise grafen sein auch dem unrüebigen herzog Carln von Burgund angehangen, der ist selbiger zeit dem pfalzgrafen Friderichen gar widerwertig
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gewest, und haben sich die grafen denselbigen herzogen auch wider die Pfalz verhetzen lassen, das sie des pfalzgraven amptleut ußer dem tail, so an Litzelstain der Pfalz zugehört, ußstießen und damit den burgfriden übergiengen. Darob ergieng es inen, wie hernach volgt. Es haben
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gleichwol andere ursachen ires unfals und verderbens fürgewent, und namlich das sie eins domherren von Straßburg sone gewest, welches ich doch nit wol glauben kan; dann hetten sie sich wesenlich und fridlich gehalten, so weren sie gewisslichen nit vertriben worden. Wie es aber ain gestalt gehapt,
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das iren herr vatter ein domher und gaistlich gewest, auch hernach widerum weltlich worden, das ist also zugangen. Es war vor der zeit ain graf von Lützelstein, genannt Burk-

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[47] hart, zu ainem domherren worden zu Straßburg uf dem hohen stift, darauf er sich also gehalten, das er zu domdechant erwellt. Nun war der zeit ain bischof zu Straßburg, hieß Friderich, und war seins herkommens ein freiherr
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von Blankenhaim. Der hielt sich mit seinen schatzungen und unersettigem geiz, das im sein clerisei, auch die statt Straßburg abgunstig wurd, welch er unwill also zuname, das er letstlich das bischtum verließ, vertauschet das mit bischof Wilhalmen von Utricht, der war ain graf von Diest. Wie
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nun derselbig ain zeit lang das bischtum Straßburg inhett, kundt er sich eben so wenig, als sein vorfar, mit seinen domherrn, auch der statt vergleichen, und erlangt ain [1523] großen missverstandt oder missgonst bei menigclichem. Darum sagt man, es hab ime gedachter sein vorfar, bischof
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Friderich von Utricht, herauf geschriben und inne ganz ernstlich vor dreien sachen in allen trewen gewarnet, und das er sich nun wol soll fürsehen, namlich vor der macht der statt Straßburg, am andern vor der untrew seiner lehen- und amptleut, die es wider inne hetten, und zum dritten
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vor der großen dorhait seiner domherren. Und wiewol der pabst het gelt genommen und in den tausch bewilliget, nochdann so war der wechselbischof von Utricht dem capitel und der statt Straßburg so gar zu wider, das die vom domcapitl ain ander und nemlich den dritten bischof erwellten,
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das war der obgenannt graff Burkhart von Lützelstain, ain wesenlicher, verstendiger graff. Darufs entstand ain große widerwertigkait. Darumb thett er als ain weiser graf, wolt in disem zank lenger nit wonen und resignirt sein gerechtigkait, die er zu dem bischtum hett, und behielt ime vor die
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statt Rufach sampt dem ganzen ampt, darzu geherig. Aber in kürze hernach, als seine brüder und agnaten one manliche leibserben abgestorben, do verließ er mit verwilligung des bapsts den gaistlichen stand und verheurat sich mit freulin Agate frein von Hohenfels, dann die grafschaft
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Litzelstain sampt allen zugeherigen güeter uf inne geerbet war. Sein gemahel gebar ime hernach zwen söne, das waren dise zwen, von denen wir hierin meldung gethon, grave Jacob und graff Wilhelm. Nachdem sie aber die Pfalz mermals angriffen und vil schadens gethon, do legt sich der pfalzgraf[3]

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[48] umb Bartholomei anno 1452 mit großer macht für Lützelstain, welches sich die grafen gleichwol nit versehen gehapt. Er lag darvor biß an sant Martins abendt, hiezwüschen der elter graf, als der sache, das er den stich nit heben, het
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er sich mit etlichen vertrawtesten diener und was er guts in der eil mit ime darvon pringen möcht, haimlich ußerm haus durch die welt hin und darvon gemacht, dieweil er ihe augenscheinlichen sahe, das schloß nit möcht in die harr erhalten werden. Der junger[4] von Lützelstain, graf
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Jacob, lag dozumal sampt graf Tschoffarten von Leiningen und ander uf Liechtenberg gefangen, do ward er in schwerer gfengnus erhalten, so lang biß Lützelstain ufgeben ward. Wie aber graf Wilhelm von Lützelstain ußerm schloß Lützelstain entronnen, do ward bald hernarh zwüschen dem
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curfürsten und dem kriegsvolk im schloß getädinget, das sie das haus ufgaben und man sie mit aller hab und gut, wie kriegsleut, abziehen ließ. Der pfalzgraf nam das schloß und stettle sampt der grafschaft, wie er das noch inhett. Hiezwüschen und die belagerung het geweret, do war vil volks
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zu baiden tailen umbkommen und geschediget worden, im schloß drei vom adel ußerm Schwabenland, ainer von Wehingen, ain Pfauser von Nortstetten und dann Helfrid von Newenstain. Uf des curfürsten seiten warden vil mer beschediget und die umbkamen, insonderhait aber der
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pfalzgraf selbs ward in ain schenkel geschossen. Wie nun Lützelstain erobert, do ruck der pfalzgraf für Einartshausen[5], das die grafen auch noch inhetten, und im schrecken erobert ers gleich, zog darnach für das schloß Villiers in Luttringen, dorin sich die grafen noch enthielten, aber er vertrib sie
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auch darauß, ließ darauf das schloß gar ußbrennen. Domit hetten sie weder ut, noch nut[6] mer, wie man spricht. Damit warden sie landreumig und wichen ußer land, dann sie kain behausung mer in deutschen landen hetten, auch kain hoffnung mer, das ir widerum zu erlangen. Ob nun
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dise baid graven verheurat gewest, findt man nit. Der elter, so bald er vertriben, kam er zu herzog Carln von Burgund; damit hett er ain herren, war eben so unrubig, als er sein möcht, und dieweil aber derselbig herzog Carl vil krommer[7]

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[49] hendel mit seinen eignen underthonen in der grafschaft Flander zu Gent und sie im alle ungehorsame bewisen, wie dann hievor etlichen seinen vorfarn auch war begegnet, do verordnet er disen grafen Wilhelmen von Lützelstain zu ainem
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obersten wider sie. Also schluegen sie etliche mal, insonderhait aber anno 1453 do thet der graff abermals ein schlacht mit denen von Gent, und wiewol sein hauf vil geringer war, dann der ander, iedoch so gluckt es ime, das er sie ritterlichen in die flucht bracht und iren ob den zwainzigtausenden
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werhafter man erschlug, war one zweifel der will Gottes, das die stolzen und hohmüetigen bauren sollten gedemüetiget werden, und hiemit hat der graf von Lützelstain groß ehr eingelegt, dann nach solcher behaltnen victoria do ergaben[8] sich die hartneckigen leut irem herren, dem herzogen.
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Darauf giengen sie alle wullen und barfuß uß der statt für den herzogen herauß, vielen vor ime uf die knei und begerten gnad; hierauf nam sie der herzog widerum an uf ain besondere capitulation. Damit ward der handel uf dißmal gericht. Ob sie die hernach gehalten, da hat man
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kaiser Carlen über vil jar hernach müßen ußfragen[9]. Aber die graffen von Lützelstain waren irer [1524] güeter halben in deutschen landen hindurch. Iedoch warden zwüschen inen und der Pfalz etlich dagsatzungen zu Hagnaw und auch an ander orten gehalten, aber nichts fruchtbarlichs ußgericht,
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dann Pfalz wollt das, so mit dem schwert gewonnen, nit wider lassen, so vermöchten die grafen nit, den sachen weiter, wie das die notdurft hett erfordert, nachzusetzen. Damit ist es also hernach ersessen, das Lützelstain sampt den zugeherigen dörfern der Pfalz bliben, und haben die graven
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ir ansprach und vorderung verlassen. Got waist, wa sie zu letst hinkommen oder wie es inen ergangen. Diser grafen vorelter sein vor jaren gar vermögenlich und vernampt gewest, aber die stiftungen in clöstern, spittelen und anderswa haben sie auch verderpt, wie dann ander vil guten, erlichen
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geschlechter mer begegnet, die das ir haben den pfaffen, nonnen und mönchen angehenkt, so überflissig, das sie hernach nit allain zu armut komen, sonder auch[10] die geschlechter gar in abgang sein geraten. Ich sag nit darumb, das es unrecht sei, stiftungen thon und den gottsdienst uffnen,
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aber ein iede sach soll ain maß und ain zil haben, dann

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[50] sonst ußer der liberalitet ain prodigalitet[11] und verschwench wurt; zu dem offenbar, wie schandtlich und ellendclich solche herliche gotzgaben und stiftungen zu zeiten, ja vilmals missbraucht werden und wider der stifter erlichs gemüt und
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willen gehandlet wurt. So nemens die weltlichen iezund gar hinweg, thun den gotzdienst ab, machens also, das der Türk erger nit wol thun könnte. Also ist es disen erlichen grafen auch gangen. Hernach, als die güter und nutzungen mertails ußgetailt und hingeben und allain die hohen
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oberkait sampt dem forstlichen titel noch gehapt, deren inen die gaistliche leut nit hetten gewünschet, do haben sich die grafen der kriegshandlungen und reutereien beholfen und sich damit wellen erneren. Das ist inen misslungen, sein darob vertriben, verjägt und in ellendt kommen, von haus und
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hof, land und leuten, und auch letstlichen im verderben störben müßen, darum auch etlich haben vermaint, solcher unfal sei den graven daher entstanden, von wegen der übergroßen unbarmherzigkait und grimme, die sie mit iren gefangenen leuten mutwilligclichen getriben und domit gegen
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Gott was sollten beschuldt haben, zugleich wie man bei unser zeiten gesagt, das ußer solcher, iez erzellter ursach der beharlich und langwirig unfal deren von Klingenberg auch doher entspring, und namlich das etlich unschuldige gefangne, in reder geflochten, über die hohen berg uf Tweil
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ganz grausamlichen und erschrockenlichen seien herab gelassen worden. Der allmechtig verzeihe uns allen! * So sein gleicher gestalt die rauchgrafen von Bainburg selbiger zeit in ain solchen abgang kommen, das sie nit allain kain adels stat oder standt halten, sonder auch es
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hat der letzst, so etwan außer Frankreich zu graf Felixen von Werdenberg geen Moselburg komen, in Frankreich sein unvermegens halb als ain reisiger dienen müeßen. Also ist das glück wandelbar, und, wie man sagt, in hundert jaren hiertenkünder künigskünder und künigskünder werden
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auch wider hiertenkünder. * Demnach aber die Huni, das sein die Ungern, die fürstenthumb Brandenburg, Stettin, Pomern, Meckelnburg, Rügen und Wenden, die der zeit mit andern namen, als Obitriten, Lausin, Surben, Melzine und Dellmanz benannt waren, mit
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mer anstoßenden landtschaften, herrschaften und gepieten

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[51] mit gwalt eingenomen, dem reich empfüeret und inen zinsbar gemacht, vermainet kaiser Hainrich im schimpflich, sollichs lenger zu leiden und zu gedulden. Derhalben, als man zellet nach Christi, unsers seligmachers, gepurt neunhundert fünf
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und dreißige, aus kaiserlicher macht und oberkait gepott er allen obgemelten lendern, das sie hinfüro denen Hunis kain zins oder tribut geben solten. Welches die Huni bald gewar, versamelten sich mit großer menig mit Reüßen, Tartern und andern, zogen mit höres craft in die land der
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Obitriten und Wenden, auch in die fürstenthumb Sachsen, Teuringen, Meichsen und andere gepiet, die sie den größern thail bezwangen und einnament, besatzten die auch nach irem wolgefallen und raupten auf des kaisers und des reichs lender, theten an allen orten großen schaden mit mordt,
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raub und brandt, derhalben kaiser Hainrich bewegt ward ernstlich aufzumanen und zu gepieten bei verlierung des reichs freihaiten, auch eheren und aidspflichten[12], eim ieden reichsstandt in dreien monaten den nechsten nach inhalt der mandaten vor Magdeburg im veldt zu erscheinen. Als nun
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die mandata fürgebracht, waren sie alle ußer christenlicher liebe und schuldiger gehorsame willig, hilf und rettung nach allem irem vermögen zu thun; daruf dann pfalzgraf Conrad bei Rhein, herzog Herman zu Schwaben, herzog Berchtolt in Bairn und herzog Conrad zu Franken als oberste
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hauptleut des reichs dem kaiser zwei und vierzig tausent man prachten, welcher mit zwaien seinen sönen, herzog Otten und Hainrichen, uf zwenzig tausent geruster man ufbrachten. Zu denen theten sich uß frembden nationen vil fürsten und herren. Da nun das kriegsvolk alles zusamen kam, befand
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sich, das iren bei neunundsechzig tausent zu ross und zu fuß wol gerust im feldt waren. Mit denen zohe der kaiser aigner person uf die feindt, welche vor Merspurg in Türingen an der Sale sich gelegert, [A18a] und in wenig zeit hernach hat der almechtig dem christlichen kaiser ein treffenliche
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und große victoria wider dieses ungleubig volk verlihen, dan ob die [29] vierzig tausend Huni von ermeltem kaiser erschlagen und gefangen sein worden, dardurch auch ir macht dermaßen geschwecht, das sie die königreich der Obitriten

1 [52] und Wenden verlassen und in Ungern sich hinfüro enthalten haben müeßen[13].



  1. Veringen] über die grafen von Nellenburg; und Veringen vgl. Stälin, Wirtemb. Gesch. I, 552 ff; über Veringen s. Locher, Regesten zur Geschichte der Grafen von Veringen, in Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollern, II. Jahrg, 1868/69, s. 3 ff.; III. Jahrg. 1869/70, s. 35 ff.; IV. Jahrg. 1870/71, s. 1 ff.; V. Jahrg. 1871/72, s. 1 ff.
  2. . . . .] Das kloster wurde im jahre 1090 gestiftet.
  3. pfalzgraf] über diese lützelsteinische fehde s. Häusser, Geschichte der rheinishien Pfalz I, 320—321, 332 und 339 ff.
  4. Der junger] hs. Die jungern.
  5. Einartshausen] hs. Summartshausen; s. Häusser a. a. o. I, 341.
  6. ut, noch nut] häufiger aut oder naut.
  7. krommer] krummer, hs. kommer.
  8. ergaben] hs. ergab.
  9. ußfragen] hs. uns fragen.
  10. auch] hs. an.
  11. prodigalitet] hs. prodigaliter.
  12. aidspflichten — verliehen, dan [z. 36], ist von anderer hand auf den untern rand von 17b, auf den bruchtheil des folgenden ungezählten blattes und auf den obern rand von 18a geschrieben.
  13. müeßen] darauf folgt in B, den grösten theil der seite einnehmend, »effigies Lusonis de Cimbra« und auf s. 30 das zimmerische wappen und das wappen der grafen von Kalw.