Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 7

<<< Kapitel 7 >>>
aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 40–42
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Wie der römisch kaiser Carle der gros etliche mechtige herren von Rom in teutsche land verschicket, aus denen der merertail sich auf und an dem Schwarzwaldt nidergelassen und von inen vil geschlechter abkomen sein,
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doch der alten freiherschaft Zimbern onabbrüchlich und an iren alten herkomen onnachtailig etc.

Über etliche jar hernach, als man zalt nach Christi unsers lieben herrn gepurt sibenhundert achtzige[1], besaß den bäpstlichen stuol zu Rom Leo, der dritt dises namens,

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[A14b] der ward von den obristen und gewaltigisten gedachter stat von wegen seiner getrewen leer und straf irer laster unschuldigclichen gefangen und gemartert.

* [1381] Herr Conradt von Grünenberg, ein weiterfarner und vil wissender ritter, schreibt, das bapst Leo, der von

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den Remern vertriben und verjagt, sey ein geborner Deutscher und ain grave von Calv gewesen. So meldet sein Hermannus, sprechendt, er sey des großen kaisers Carls naher freundt gewesen. * Alsbald solchs könig Karle erfuor, wardt es ine nit
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wenig beschweren, angesehen des bapst unschuld und das er im mit freundtschaft verwant. Derhalben auf erfordern und begern des bapsts zog er mit macht personlich geen Rom, setzet gedachten bapst nach gnugsamer inquisition und erkundigung seiner unschuld widerumb ein und emphieng
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darnach von im die kaiserliche kron. Und wiewol der bapst kainer rach oder straf wider die, so ganz schmechlichen und unbarmherzigclich wider ine gehandelt, begert, nichts desterweniger lies vilernempter kaiser deren hauptsacher solcher aufruorn nit wenig mit dem schwert richten. Aber etliche
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der alten und guoten geschlechter, wiewol die mit der that [25] und in aigner person nichts unpillichs fürgenomen oder gehandelt, hetten sie doch solche frävenliche ungepürliche begangne that der andern gestatet und zugesehen; darzu waren die schuldigen, so iezund mit irem leben gepüeßet,
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inen dermaßen gefreundt, das er inen nit getrawen dorfte, sonder besorgte, sie möchten nach seinem abschid kain friden halten und villicht noch mer aufruorn und übels erwegken. Darumb nam er dieselben mit sich in deutsche

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[41] land, thailet sie allenthalben im reich aus. Dann gab er inen landtschaften, herschaften und ligende güeter, ainem vil, dem andern wenig, nachdem sie vorhin zu Rom ains hohen oder nidern standts gewesen. Von denen seind
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volgendts andere geschlechter von graven, freien und gemainem adel entsprungen, welcher [A15a] mit der zeit vil widerumb abgestorben, die andern noch in leben und sich von denen Römern herkomen sein berüemet. Aber das inen der kaiser also zugestelt und eingegeben, müeßen sie zu lehen
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empfahen, im und dem reich darvon, wie sich ze thun gepürt, huldung und phlicht thun etc. Etlichen andern aber diser Römer gab er fürbeträchtigclich die art und gegne auf und an dem Schwarzwaldt umb des willen, dieweil das gemain volk daselb, die der mererthail, wie obgehört, von denen
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Zimbris abkomen, grob und aigenwillig war, also das sie under inen vil unordnung und böser gepreüch, die sich mit dem römischen rechten und gewonnhaiten nit vergleichen möchten, aufgericht und herbracht hetten, damit sie ain sollichs volk regiereten und mit vernunft zu gehorsam
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prechtend; freit sie darbei, wie dann die edlen geschlecht an dem Schwarzwaldt von alter her und noch allwegen frei gewesen, also das sie ire herschaften und güeter als ir aigen besessen und nit, wie gemainclich in Schwaben, zu lehen empfiengen. Und sind dises die geschlechter des endes am
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Schwarzwaldt, so von denen Römern abkomen, die eltesten und ersten herzogen von Urslingen (dann das geschlecht abgestorben und widerumb mit aim vertribnen herzogen von Spoleto ersetzt worden), die freiherren von Hornberg, Treiberg, von Kürnegk, von Brandegk, von Negkerburg,
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Eisenburg, Falkenstain, Grüningen und andere vil mer, on der gemain adl, die alle zu ernennen und zu erzelen ain verlengerung prechtent. [A15b] Nu geschach aber sollich einsetzen der Römer gar nicht zu nachtail oder ainigem abbruch denen freiherrn
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von Zimbern, die von der Zimberer ersten herschaft, wie gehört, abkomen, dann dieweil sie vil ain lengere zeit vor denen Römern an denen orten, da noch die freiherrschaft Zimbern ist, ir wonung und haimwesen gehabt, was er inen gar nichts von newem geben, sonder allain ire possessionen,
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schloß, stett und flecken, wie sie die mit iren zugehörden von unverdächtlichen jaren ingehabt und besessen, sampt allen oberkaiten gnedigclichen confürmieren und bestätigen,

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[42] darbei zu beleiben. Also haben die freiherren von [26] Zimbern nie nichts von dem römischen reich oder ainigem kaiser an iren herschaften zu lehen enpfangen, sonder dieselben als ire aigne und freie güeter ie und allwegen on
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beschwert und auflegung, ja on alle phlicht, ingehapt. Des zu ainer glaublichen urkundt phligt ain römischer kaiser, der zu ieder zeit regiert, der herschaft Zimber die regalia nicht wie andern stenden im reich zu verleihen, sonder inen die, wie sie die von alter here herbracht, gnedigist zu
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confürmiren. Daher kaiser Karle, der fünft des namens, der graf- und herschaft Zimbern die regalia, das seind die hohen gericht oder der bann über das bluot, sampt vilen andern hohen privilegien und freihaiten allain aus gnaden und altem herkomen confürmiert und nicht wie andern geschlechten,
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hohers und nidern standts, die darumb mit gewonlicher huldigung und phlichten verstrickt werden, verleicht. Dise sonderliche gnad und alte hergeprachte gewonnhait, dieweil es nie erhört oder erfunden, zu was zeiten [A16a] oder bei welchem kaiser das angefangen, ist wol
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möglich, auch glauplich, das der loblich theur kaiser Carle der gros, wie er die Römer in teutsche landt und besonder der enden des Schwarzwaldts erstlichs verschicket, der freiherrschaft Zimbern sollichs anfengclichs geben hab. Darzu geben nit ain claine anzaig und vermuotung obangezaigt
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historia, aus apt Arnfrido und andern gezogen, das vilgemelter kaiser Karle zu herzen genomen die getrewen, vleißigen dienst der freiherren von Zimbern oder was standts sie dann dozumal gewesen, und inen volgendes und iren nachkomen solche freihaiten aus besonderm kaiserlichen gwalt geben
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und verlihen hab. Nach obgeschribner zeit findt man ungevärlich bei ainhundert und zwainzig jaren nichts von denen freiherrn von Zimbern geschriben, gleicherweis wie vor kaiser Carlen bis auf die zeit, das regiert hat das römisch reich Hainrich, der
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erst des namens, genannt der Vogler, seines stamens ain herzog von Sachsen und Teuringen etc.



  1. sibenhundert achtzige] Leo III wurde erst im jahre 795 zum papste erwählt.