<<< Kapitel 34 >>>
aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 193–198
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[193]

Wie herr Wörnher freiherr von Zimbern nach absterben seines schwehers mit andern truchseßen der verlassnen erbschaft halben sich vertragen und fröle Brigita von Gundelfingen zu ainem ehlichen gemahel genomen.

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Nach absterben fraw Anna truchseßin von Waldtpurg hat sich herr Wörnher so freuntlich und wol mit herr Berchtolten, seinem schweher, gehalten, das er im bei leben die herrschaft Mösskirch und was er gehabt, als den er für sein erben erwellet, unangesehen das er brueders söne het,
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eingeben. Zehen jar ungeverlich, nachdem fraw Anna von Rordorf mit tod abgangen, nemlich anno domini 1351, ist gedachter herr Berchtolt truchseß zu Mösskirch gestorben, auch allda mit großem clagen seines dochtermans, herrn [122] Wörnhers, und der armen leut vergraben worden. Herr
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Wörnher hat im ain gehawen stain auf sein begrebt in sant Martins pfarrkirchen mit seim schilt und helm machen lassen. Nach seim absterben ist ain span zwischen herr Walther, truchseßen, und seinen sönen, Othen und Friderrichen, an ainem und dann Herrn Wörnhern von Zimbern anderstails
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umb die erbschaft, ligends und varends, so weilund herr Berchtolt, truchseß, ir brueder, vetter und schweher, verlassen, entstanden, und als sie sich desshalben gar nit verainen, sonder ieder thail erb zu sein vermainte, sein sie des spans auf sechs unpartheiisch zusätz komen, welche gewesen
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grave Eberhart von Nellenburg der elter, Eberhart truchseß von Waldtpurg, Albrecht von Steußlingen, Ortholf von Hewdorf, Hartung von Bartenstain, alle vier ritter, und Eberhart von Oberstetten. Die haben anno domini 1354 zu Stockach baide tail nach genugsamer verhör güetlichen vertragen,
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insonderhait haben baide thail ain gelerten aid zu Gott und den hailigen geschworn, bei sollichem vertrag vestigclich zu beharren und darwider nit zu thuon in kainen weg. Was aber derselbig vertrag, den die sechs von den graven und der ritterschaft aufgericht, ingehalten, hab ich nit finden
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mögen, dann vil der alten verträgsbrieven verloren; doch ist zu vermuoten, es seie herrn Wörnhern von Zimbern die herrschaft Mösskirch sambt irer zugehörde, auch alle haab und güetere, die weilund herr Berchtolt, truchseß, hünder im verlassen, zugesprochen worden; dann ich find,
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das eben desselbigen jars herr Walter, truchseß, und baid seine söne, Oth und Friderrich, ain verzig aller deren nach-

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[194] volgenden stött und dörfer auf dem landtgericht zu Stockach thon haben, als namlichen uf Mösskirch die stat, auf Rordorf, Hewdorf, Schnerkingen, Ober- und Underbeichtlingen, Wauggershofen, Oberstetten, sampt dem kirchensatz zu
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Biethingen und aller deren oberkaiten und zugehörden, darzu aller andern ligenden und varenden güetern, die weilund herr Berchtolt, truchseß, hünder im verlassen, und ist, als solchs beschehen, grave Eberhart von Nellenburg der junger selbs zu gericht gesessen und bei im dise nachvolgende
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beisitzer und urthailsprecher: Goswein und Burkart, sein brueder, von Hochenfels, Hanns von Bodman der jung, Wolf von Jungingen, Ortolph von Hewdorf, alle ritter, und Eberhart von Oberstetten; und zu merer sicherhait und becreftigung der sachen hat herr Walther, truchseß, sambt seinen
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sönen, obbenennt, vorm hofgericht zu Rotweil ain verzig gethon aller oberzellten herrn Berchtolten, truchseßen, verlassnen haben, ligenden und varenden, und ist dozumal herr Conradt freiherr [124][1] von Wartenberg hofrichter-amptsverwalter gewesen, alles in oberzelltem 1354 jar.
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Demnach aber herr Wörnher von Zimbern ain ainziger herr seins geschlechts, und im sein gemahel, die truchseßin von Rordorf, ohn künder, wie obgehört, von im geboren, abgestorben, derhalben er verursacht zum andernmal sich zu verheiraten, nam also mit rath seiner herrn und fraind
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fröle Brigitam, herrn Degenharts freiherrns von Gundelfingen und fraw Anna grevin von Kirchberg dochter, welches beschehen anno domini 1353. Disen heurat halfen abreden[2] Conrat, Hainrich und Johanns graven zu Fürstenberg, grave Wilhelm von Kirchberg und Wullenstetten, sampt herrn Walthern
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von Geroltzegk und Herrn Schweiggern freiherrn voh Gundelfingen, genannt der edler, als die nechsten vettern und fraindt herrn Wörnhers und fröle Brigiten. Gedachte fraw Brigita hat irem gemahel, Herrn Wörnhern, ain son, Johanns gehaißen, und ain dochter, Anna genannt, geporen, welches
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fröle hernach, als es erwachsen, von ihrem herrn vatter herrn Huldereichen freiherrn von Schwarzenberg vermehelt worden, als man zellet nach Christi gepurt 1372. Ir warden fünf tausendt guldin an gold zu aim zugelt geben. Under-

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[195] hendler in disem heirat seind gewesen grave Wilhelm von Kirchberg und Wullenstetten, herr Schweigger von Gundelfingen, der edler, grave Ego von Freiburg, landgrave im Breisgew, und Martin Malterer, ritter. Im neunten jhar
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hernach, anno domini 1381, hat iezgemelte fraw Anna von Schwarzenberg, geborn freifraw von Zimbern, alles vätterlichen, müetterlichen und brüederlichen erbs, ligends und farends, vermeg heuratsabredung, biß an ain ledigen anfaal, verzig gethon vor dem landgericht zu Stockach; ir vogt ist
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gewesen grave Eberhart von Nellenburg, in beisein herrn Huldreichs von Schwarzenbergs, ires gemahels, auch ires bruders, herrn Johannsen freiherrens zu Zimbern. Aber gedachte fraw Anna von Schwarzenberg hat irem gemahel, herrn Ulrichen, mittler zeit ain dochter, Brigita genannt,
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auch ain son, Johanns Wörnher gehaißen, geporen. Fröle Brigita ist volgends nach absterben ires herrn vatters von herrn Johannsen von Zimbern herrn Wilhelmen freiherrn von Grönenberg vermehelt worden. Bei solcher heuratsabred als underhendler seind gewesen marggrave Rudolf von
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Hochberg zu Rötteln und Susenburg, grave Rudolf von Sulz der elter, grave Herman von Sulz, herr Hanman und herr Grim von Grönenberg, frein, und herr Rudolf Vitzthumb, ritter, und ist solchs, als man zellet nach Christi gepurt 1401 jar, zu Schafhausen beschehen. Aber herr Johannsen Wörnhern
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freiherrn von Schwarzenberg [126][3] ist ain fröle von Geroltzegk, [Beatrix][4] gehaißen, zu der ehe worden, die im nachgends ain son, herrn....., und ain dochter, Anna genannt, geborn. Das fröle hat man Hainrichen von Rechberg geben. Ir brueder, herr....., der letzst seins namens und stamens,
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ist in seiner jugend in frembde land komen, hernach in teutscher nation nimmermer gesehen worden. Also ist durch obgenannten heirat die herrschaft Schwarzenberg sambt Elzach und deren darzu gehörden an die von Rechberg komen, von denen diser zeit an die von Ehingen, also ist
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auf erden nichs bestendigs.

*[1209] Es ist dise herrschaft also uf die von Rechberg komen, die haben sie ingehapt, biß uf wenig jar; do Martin von Rechberg ohne leibserben abgestorben, do sein die 1

[196] güeter alle uf sein schwester, so Baschion von Ehingen gehapt, gefallen; der hats vil jar besessen und hat ain ainigen son gehapt, Jacob, der hat sein fromen alten vatter, als der im seine dorheiten undersagt, bei unsern zeiten zu
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Elzach umbgebracht. Die muetter hat ime haimlich darvon geholfen und, wie man sagt, so hat er kain mangel. Sie schickt im gelt und anders, wiewol er entritten und an kainem ort bleiben dorft. Ist schad, das im ain solchs groß parricidium also ungestraft soll hingeen, verhoffenlich, er werde
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noch keins rechten tods sterben. Das ain große suspition seiner muetter halb gewesen, dess hat dise that nit ain klaine anzaigung geben. Die güeter sein zertrent und an seine schweger gefallen; so hat sich die regierung zu Enshaim auch nit gesaumpt von des haus Österreichs wegen. In
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somma, es is kain glück mehr alda gewesen. * * [1187] Umb die zeit Caroli quarti und darvor ist zu Preisach in leben gewest ain reicher burger, genannt Martin Malterer[5], welcher in der jugent das metzger handtwerk getriben und damit ain solche narung bekommen, das er
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hernach das handtwerk ver[1188[lassen und seiner gülten und jhärlichen einkomen sich beholfen hat. Er het aber die beschwerdt, das er kain künd nie gehabt, war auch deren kains mehr gewertig; derohalben wol gedenken kunte, das seine güeter nach seinem todt, hin und wider auch villeucht
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an ort und ende, da er das nit hin gunte, zerstrewet müesten werden. Derselbig gieng uf ain zeit in solchen beschwerden und gedanken zu Preisach an den Rein spazieren und, als er ain guete weil hin und wider geet, sicht er, sonder zweifel ußer schickung Gottes, ain kleins schifflin den Rein herab
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fließen. Dieweil nun dasselbig nit sonders ferr von ime, auch niemands darin, sonder allain ain wiegen und ain truchen ersahe, ließ er im die vischer, so ungeferdt alda, das schiefflin uffahen. In welchem fande er ein wiegen und darin ein lebendigs jungs kneblin, darab er sonders erfrewt.
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Ließ das kündt sambt der truchen und allem, so er im schiefflin gefunden, in sein haus tragen. Als nun die truchen geöffnet, fandt er nit ein kleine barschaft an gelt, dessgleichen von schönen perlen und edelgestain etwas namhafts, darneben auch ain geschribnen brief des inhalts, das solch

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[197] künd von Christen und hochen leuten geporn, auch noch nit geteuft were, derhalben so bette sein vatter und muetter (die sich doch nit nempten) den oder die, so das künde ußer fürsehung des glücks zukeme, umb Gottes willen, das
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künde zu der hailigen teufe kommen zu lassen, auch das volgends in der forcht Gottes mit dem gelt und kleinotern, dess sie im hiemit geben und damit ußsteuren wellten, zu uferziehen; bevalchen damit das künde in den schurm des allmechtigen. Der guet Martin Malterer und seine alte
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hausfraw warden der sach nit wenig erfrewt, bedachten, das inen der allmechtig hiemit ein erben beschert, namen das künd willigclichen an, ließen das teufen und Martin haißen. Ime ward ain saugamman bestellt und hernach mit aller liebe und trewe, nit anders, dann als ob das ir leiblich
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künd were gewesen, erzogen. Der alt Martin Malterer nam die barschaft und anders, so er bei dem künde gefunden, zu handen, das legt er mit allem fleis an jhärliche zins und gülten, dergleichen ordneten und vermachten sie baide alte dem künde alle ire güeter, ligende und varende, und
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namlichen alles, das sie nach irem todt verließen. So baldt nun der jung Martin Malterer ein wenig erwachsen, ward er ain adenlicher, schöner junger, der auch zu allen adenlichen kurzweilen und sachen vor andern seins gleichen ein sonderen lust und geschicklichkait het, und gieng im auch sonst
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alles, das er anfieng, so glücklichen von handen, darab sich menigclichen verwunderte. Insonderhait sein stiefvatter, der alt Martin Malterer, het ain herzliche frewd ab im und half im zu allen turner und höfen; daran spart er kain costen. In suma, er ward bei allen römischen kaisern und königen,
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die zu seinen zeiten lebten, nit allain wol bekannt, sonder auch in besondern hochen gnaden, die in mit reichslehen und hochen emptern versahen. Er ward von könig Ruprechten geadlet und nach absterben seins stiefvatters ward ime vermehelt ain grefin von Dierstain. Er ward auch von
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ermeltem könig seiner theuren thaten halb zu ritter geschlagen. Und wiewol er von Gott und dem glück höchlichen begabt, auch ains namhaften grafen güetere und vermügen bekomen, so verließ er doch kain son, sonder allain drei döchtern, deren aine er bei seinen lebzeiten eim
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freiherren von Tengen, [1189] die ander aim herren vom Creuz in Burgundia vermehelt, die dritt soll in ledigem stand abgangen sein. Hernach zoge er mit herzog Lupolden von

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[198] Österrrich an die Schweizer, do ward er mit seinem herrn, auch anderer fürsten, grafen, herrn, ritter und knechten vor Sempach anno 14 . .[6] erschlagen und zu Königsfelden begraben. Er hat groß guet verlassen; was nun ußerhalb
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der reichslehen, das ward under die döchtern ußgetheilt. Also ist der stamm, der ain gehen ufgang gehabt und schnell zugenomen, auch baldt wider zergangen. Die güeter, so er den döchtern verlassen, haben den dritten erben nit erraicht, sonder die selbigen geschlechter sein zum thail, wie das
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die erfarnus gibt, an leib und guet verdorben. Es haben sich vil bemüehet, zu erfaren sein herkommen und wer er doch von seiner gepurt gewesen seie, hat aber doch grundtlichen nihe erkundiget megen werden, wiewol ußer allerlai umbstende und gelegenhaiten abzunemen, das er
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von hochen leuten und geschwistergiten geborn seie worden; wer aber dieselbigen mit namen, auch was geschlechts die gewest, das will mir zu mären und zu offenbaren nit gepüren. *



  1. 124] auf s. 123 stehen die wappen von Zimmern und Gundelfingen.
  2. halfen abreden] bis fröle Brigiten, z. 32, gedruckt bei Riezler, Fürstenbergisches Urkundenbuch II, 192.
  3. 126] auf s. 125 sind die wappen von Schwarzenburg und Zimmern.
  4. Beatrix] so nach Reinhards geschlechtstafel in seiner Geschichte des Hauses Geroldseck; die hs. hat eine lücke.
  5. Malterer] vgl. über ihn Rosmann und Ens, Geschichte der Stadt Breisach s. 220 ff.
  6. 14 . .] unrichtig, 1386, 9 Juli.