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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Ain sonders capitel, nechst vor dem, als herr Wilhalm Wernher die landtgrevin von Leichtenberg vermehelt.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 590–596
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[1328] Ain sonders capitel, nechst vor dem, als herr Wilhalm Wernher die landtgrevin von Leichtenberg vermehelt.

Es kan etwann ain loser, unnutzer vogel, ein ainziger
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mentsch ainer obrigkait vil unruw machen. Das ist bei unsern zeiten vil beschehen, in sonderhait aber ist das herr Wilhelmen Wernhern freiherrn zu Zimbern begegnet. Derselbig het umb die jar 1520 ein hünderseßen zu Altoberndorf, ein paursman, hieß Ludwig Scheffer, der het ain hirß
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geschossen und den zu Oberndorf am markt offenlich außhowen lassen. Darab hetten nun die von Rotweil nit vil gefallens, unangesehen das allenthalben umb Rotweil umbher ein freie gebürs. Derhalben vermeg des burgrechts, damit inen die freiherren von Zimbern domals verwandt,
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auch das sie ire gepürs mit den hochen gerichten vermaintlichen zu handthaben gedachten, do fielen sie bei nechtlicher weil zu Altoberndorf ein; daselbs namen sie den Ludwig Scheffer gefengclichen an, füerten in geen Rotweil in thurn, unangesehen das von alter her und allwegen die
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hoche und nidere gericht zu Altoberndorf fürnemlich dem haus Österreich und dann auch den inhabern der herrschaft Oberndorf hetten zugehört. Sie strafften den pauren ires gefallens. Herr Wilhelm Wernher hett ab disem thätlichen ingriff ain große beschwerdt, schrib denen von Rotweil,
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mit beger, das sie ime sein underthonnen ohne entgeltnus ledig lassen, mit dem erpieten, waverr sie ainige sprüch oder vorderung an ine hetten, das er inen den in seinen gerichten zu recht stellen und halten wellt, dann so das nit beschehen, würd er ußer schuldiger pflicht disen
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gewaltigen eingriff der kaiserlichen Majestat und dem haus Österreich, daher dann die pfandtschaft herrüert, langen lassen, dessen er dann umb geliebter nachpurschaft lieber vertragen und umbgeen wellte. Solch schreiben hat bei den von Rotweil nit mehr erschießen megen oder verfahen,
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sie haben kein antwurt darauf geben, auch den pauren erst über acht tag uß der gefengnus gelassen. Dieweil nun herr Wilhelm Wernher disen trutz und hochmuet derzeit von denen von Rotweil, deren er nit mechtig sein kunt, gedulden und temporisiern müeßen, darneben erachten, das der
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Ludwig Scheffer sein schießen und andere unschick nit lassen, damit er dann nit wider seinethalber in zenk und irrung

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[591] mit der stat Rotweil kem, so welt er ine lenger als ain hündersäßen under ime nit wissen, sonder des erpietens, ine mit allen gnaden ußer der herrschaft hinweg und darvon abscheiden lassen. Der paur aber, wiewol er weder haus
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noch hof, ecker, wissen oder ainich andere ligende güeter zu Altoberndorf, dess er sich billich het megen beclagen, man wellt ine von seim gewerb und dem seinen vertreiben, dann er nun in vogtsweis seins brueders selligen kinder uf irem hof saße, [1329] nochdann so gab er ime zil und luft
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uf drei monat, sich mitler zeit anderswo zu versehen. Das wolt der paur nit thuon, auch nit verrucken, es würdt dann recht. Neben dem so betrachtet er, das sein herr, herr Wilhalm Wernher, umb solche verachtnus und ungehorsame ine straffen mecht; das zu fürkommen und damit
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er sein muetwillen dester kecklicher und mit weniger gefahr hinauß mögt pringen, so erkauft er sich von dem gotzhaus Sant Jörgen, dessen leibaigen er war, und ergab sich von stund an an die von Rotweil, rümpt sich auch offenlich zu Oberndorf und an andern orten, er hett ime ain
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schürm gesucht und gefunden, durch das ime sein herr oder etwar anders kein[1] härle dürfe krümmen. Kurzlich darnach tratt er auß, thette sich geen Rotweil. Daselbs understandt er, die von Rotweil in herr Wilhalmen Wernher zu verhetzen, aber es wollten sich die selbigen nit weiter mit gewalt
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einlegen, sonder der burgermaister daselbs, Hanns Messner, sodann Hanns Herderer und andere kammen zu herr Wilhalmen Wernhern, baten ine, er wolt doch den ungerüebigen man widerumb zu gnaden kommen lassen, auch den uf ain newes widerumb zu eim underthonnen oder hünderseßen
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annemen. Solchs baten sie ine so ernstlichen und so hoch, das er inen wilfart und bewilliget, iedoch mit dem anhang, so er ie hünder ime sitzen, das er dann, so lang er in der herrschaft, kein büchs tragen oder brauchen, auch nit schießen oder pürschen well, im werde dann ain sollichs vergont.
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Das alles hat er angenommen, und nachdem er sich widerumb in die herrschaft gethon, hat er deren keins gehalten, auch der büchsen sich nit wellen meßigen. Derhalben ine herr Wilhelm Wernher beschickt und ime das schießen personlichen verbotten, bei dem aide, den er geschworn.
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Und wiewol er das abermals zugesagt, so hat er doch das

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[592] hernacher nit allain nit meiden wellen, sonder auch offenlich vor aim rath zu Oberndorf gesagt, wer da sprech, das ime die büchsen oder das schießen verbotten, derselbig liege als ain wissentlicher bösswicht, unangesehen das herr
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Wilhelm Wernher zuvor in der ganzen herrschaft ein gebott außgeen lassen und allen seinen underthonnen und armen leuten gemainlich an zehen pfundt verbotten, kain hochgewildt zu schießen. Es war an aller obgehörter ungehorsame und verachtung des pauren nit genug, er bewegt zu
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Altenoberndorf, da er gesessen, under den pauren ain meuterei, das sie iren fromen herren zu fronen sich sperten, allain der ursach, seitmals der dorfvogt daselbs der fron enthept. Dieweil aber von alter her ein ieder vogt des fronens frei in der herrschaft gesessen, so kont mans der zeit an den
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vogt auch nit begern. Herr Wilhelm Wernher, wiewol er wuste, das die paurn allain durch disen unnutzen, ufrürigen man, den Ludwig Scheffer, waren entpört, so kont er inen doch ain solliche große ungehorsame nit nachlassen; derhalben schickt er geen Altenoberndorf, ließ die ungehorsamen
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paurn alle fahen, geen Oberndorf fieren und daselbs in thurn legen. Sie waren nun übernacht gefangen, dann so baldt sie von denen ambtleuten bericht und underricht wurden, do erkannten sie ir dorheit und das sie unrecht hetten. Darauf begerten sie gnad. Die wardt inen mitgetailt und
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wurden ohne alle beschwerdt oder entgeltnus ußgelassen, ohne der Ludwig Scheffer, der wolt nit ußer dem thurn, sonder verhofft, es sollten in die von Rotweil, als iren leibaignen man, geholet und mit gewalt heraußgenommen haben. Hiezwischen het er stettigs sein post geen Rotweil, damit
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sie seiner gefengnus sich annemen und ine ledigen wellten. Das thetten sie und schriben derhalben herr Wilhelm Wernhern. Der ließ ine uf vilfältigs beschehens bit, als er im thurn wol erküelet, wider ledig. Noch kunt der widerwertig man nit feuren oder ruhe haben, er verclaget herr Wilhelm
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Wernhern uf ain newes bei denen von Rotweil, uf mainung, als ob er seinem herrn järlichs müeste ain somma gelts für die frondienst geben und doch dieselbigen nichs desto weniger laisten und fronen, ain weg wie den andern; darneben practiciert er abermals bei den paurn von wegen
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der frondienst, sprach offenlich vor ainer ganzen gemaindt zu Altoberndorf, waver sie ime volgen und beistendig sein, so welt er zu wegen bringen und frei hinauß drucken, das

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[593] sie hinfüro aller frondienst vertragen, frei und unverbunden weren. Wie aber hiezwischen [1330] die von Rotweil von herr Wilhelm Wernher uf des pauren unbegründt fürnemen bericht empfiengen und sein fürgeben eitel befanden, do
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befalhen sie ime, als irem leibaignen man, seiner obrigkait, wie andere mit der fron und sonst gehorsam und gewertig zu sein. Wie er den beschaidt wider sein verhoffen erholt, do gab er für, sie solten ine doch bei brief und sigel als iren leibaignen man handthaben und zu recht verhelfen.
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Aber der bueb het sie iez etlichmal in stich gesetzt und die unwarhait fürgeben, das sie im weiter nit glauben oder dergestalt nach vermeg seins begerens sich sein annemen wellten. Wie er das vermarkt, do verließ er sich weiter nit mehr uf die von Rotweil, sonder er lief geen Rotenburg in
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die herrschaft Hochenberg, auch hinab geen Stutgarten, do der zeit erzherzog Ferdinandus von Österreich sein hoffhaltung. Daselbst und allenthalben verclagt und verunglimpft er sein frommen herren, sovil im müglich; so frech ist er gewest, das er in beiwesen graf Johann von Zollern,
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war hauptman der herrschaft Hochenberg, und etlicher vom adel offenlich und unverholen gesagt, er welle hünder seinem herren, herr Wilhelmen Wernher, sitzen und wonnen, es seie im gleich lieb oder laidt, welle ime auch nimmermer fronen, es werde dann zuvor recht. Interim hat er abermals
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ain hirß über alles verbot und vor ergangne handlungen und sein bewilligen geschossen, darumb er auch zu Altoberndorf ist ußgedretten und abermals denen von Rotweil nachgeloffen. Mit denen hat er sich umb den geschossnen hirß guetwilligclichen, gleichwol sie an ine nichs hetten
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gefordert, vertragen und darbei anzaigt, die straff, sovil die freie pürs belang, gehöre denen von Rotweil und nit seinem herren. Aber die von Rotweil namen das gelt von ime, weiters wolten sie sein nichs mehr beladen, dann mit fürgeschriften; die erschoßen nun, sovil sie mochten. Wie
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er das markt und das im die zuflucht bei denen von Rotweil abgestrickt, do schickt er sein freundtschaft an herr Wilhelmen Wernhern und begert luft und zil und das man ine mit gnaden wellt lassen abschaiden, so wellt er hinfüro die herrschaft Zimbern ungesaumpt und ungeirt lassen.
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Hierinnen hat ime der from herr abermals gewilfaret und ime von Corporis Christi biß Michaelis, nechst kommendt, alles im 1522 jar, geraumpte zeit und zil geben, und damit er ie

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[594] sein auch mit lieb abkom, so hat er im hiemit die herrschaft nit wellen verbotten haben, sonder meg uß und inwandln. Das alles hat der paur angenommen, aber nichs gehalten. Als nun s. Michels tag herzu genahet, do ist er
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abermals außgedretten, hat fürgeben, es hab in sein herr in thurn legen und übel mit ime umbgeen wellen, und wiewol er uf ein newes ein große unruhe, iez bei dem rath, dann bei der gemaindt zu Rotweil, anzurichten sich understande, so haben doch dieselbigen zu letzst, als sie sein
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ufrürigs gemüet und vilfältige, erdichte clagen erkundiget, sich sein genzlichen entschlagen, ine der leibaigenschaft erlassen und außdruckenlichen anzeigt, er werde oder solle hinfüro dieser sachen halb weder rucken oder schürm bei inen [haben][2]. Do ist er wider den ambtleuten in der
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herrschaft Hochenberg nachgeloffen, auch zu den räthen gen Stutgarten und dann geen Ensheim; mer hat er an kaiser Carln suplicirt und sovil mit seinem unaufhörlichen importuniren erhalten, das kaiser Carl grave Joachim von Zollern und die ambtleut in der herrschaft Hochenberg zu
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commissarien verordnet. Was drutz und hochmuet vor dem selbigen grafen diser paur erzaigt, das er derhalben uf bitlich und rechtlich anrüefen herrn Wilhelm Wernhers in bemelts grafen gefengknus uf Werstain kommen, darvon were wunder zu schreiben. Er brach aber zu Werstain außer
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der gefengknus und kam darvon. Da fieng er die unruhw von newen dingen an und langt die sach so weit, das herr Wilhelmen Wernhern von menigclichem gerathen wardt, er sollte sich vor dem unnutzen, aidbrüchichen man wol fürsehen, oder mitel an die handt nemen, damit er mit glimpf
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und gueten fuegen sein abkeme. Insonderhait aber do underfieng sich grave Joachim von Zollern der irrung ganz freuntlich und mit allem ernst. Er beschrib herr Wilhelmen Wernhern vermeg der commission und seines habenden gewalts zu sich geen Rotenburg. Daselbs wardt vor den
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hofrichtern und räthen ein vertrag gemacht: Erstlich sollt Ludwig Scheffer [1331] von wegen aller ergangnen handlungen und zusprüch ein verschriben urphedt über sich geben, und damit sollten die spenn gegen ainandern ufgehept sein, auch ieder thail seinen costen selbs tragen. Am andern,
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woverr der Scheffer lenger begerte in der herrschaft Zimbern

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[595] zu wonnen, das er dann von seiner vilfältigen überfallung wegen fünf tag und fünf nächt in herr Wilhelms Wernhers gefengknus sollte gestrafft werden und nichs destoweniger hinfüro gehorsamlich sich erzaigen und halten, wie andere
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hündersaßen diz orts iederzeit zu thuon pflegen. Wover er aber nit weiter oder mehrer begerte under seinem herren hausheblich zu bleiben, so sollte er in zwaien monaten, den nechsten darnach, die herrschaft raumen und ohne herr Wernhers wissen und bewilligen ferners darin nit wonen.
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Das waren ungefärlich die artikel des vertrags. Hierauf bedacht sich der Scheffer nit lang, sprach, er wellt in der herrschaft bleiben sitzen und nit hinauß ziehen; und demnach, wie er widerumb haim kam, do stallt er sich geen Oberndorf in die gefengknus, wie abgerett. Darin lag er
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die bestimpten zeit gefangen. Er hat sich darnach merken lassen, er hab seinem herren nit wellen sovil zu lieb thuon, das er ußer der herrschaft hab wellen ußziehen, derhalben ine auch die gefengknus zu Oberndorf dester ringer seie ankommen. In etlichen jaren darnach do ist er von
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Altoberndorf hinweg und geen Hailgenzimbern in die herrschaft Haigerloch gezogen, und als er allerlai unruh daselbs mit den ambtleuten auch anrichten wellen, ist er dardurch bei graf Josen von Zollern in ungnaden kommen. Wie der paur das vermerkt, hat er ohnverzügenlich sich, auch weib
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und kindt an herzog Ulrichen von Würtemberg ergeben. Darumb ist er vor dem grafen nit wol sicher gewest, ist ußgedretten und hat an den fürsten supliciert; aber wiewol er alle mittel understanden, den fürsten in den grafen zu verhetzen, so hat man doch allenthalben den unrüebigen
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man so wol erkannt, das im wenig glaubens wardt gegeben. Zu letzst ist er in großer armuet und mangel im ellendt gestorben, wie er alles sein vermegen verzanket und verhadert gehapt. Und wiewol sollichen losen leuten ir bueberei, hochmut und drutz nit wol nachzugeben, so ist an inen
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doch auch nit vil zu erholen oder zu erjagen, sonder vil mehr unruhe und allerlai gefar, dieweil sie nichs zu verlieren, zu gewarten. Bei wenig jaren sein deren zenkischen leut mehr gewesen, die an den fürnembsten gerichten deutscher nation gar wol sein bekannt gewest, als der Jecler
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von Schlettstatt und andere mehr, die mit irem unaufhörlichen zank umb den merertail irer güeter kommen, auch

1 [596] iren erben ain mergliche unmueß und unruw haben verlassen. *



  1. kein] so wohl, hs. ein.
  2. haben] ist wohl zu ergänzen.