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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: In disem capitel werden erzellt die erpachischen spenn mit schenk Eberharten und wie die erst nach langem uf dem reichstag zu Wormbs in der güete sein hingelegt und vertragen worden.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 226–235
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[226]

In disem capitel werden erzellt die erpachischen spenn mit schenk Eberharten und wie die erst nach langem uf dem reichstag zu Wormbs in der güete sein hingelegt und vertragen worden.

In nechstem capitel hab ich gemeldet, welchermaßen
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die ansprachen beider schenkin von Erpach, schenk Erasmusen döchtern, die sie an Bickenbach gehapt, mit dem fürstenthumb Hessen verglichen und ir endtschaft erraicht haben. So will nun von nöten sein, was mit schenk Eberharten von Erpach, irem oheim, von wegen ires vätterlichen
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erbs gehandelt worden, auch in ainer somma zu beschreiben. Und ist zu wissen, als schenk Eberhart ein capitulation oder verzetlung (also geben im die acta ain namen) mit graf Christofen von Werdenberg, domals der jungen frölin von Erpach formünder und nechster verwandter, uf aim tag zu
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Neckersulm angenomen und zugeschriben, in dero fürnemlich begriffen, das schenk Eberhart beide fröle irer fraw muetter in ainer benannten zeit überliffern, auch inen 1500 gulden für alle vahrende haab, sampt etlichem silbergeschier zustellen sollte, so wolt er doch hernach solcher bewilligten

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[227] capitulation nit nachkomen, understande sich dargegen einer großen forderung, legt etliche register für, was er von beider frölin wegen als negotiorum gestor, darin er sich aber eigents gewalts eingetrungen gehabt, bezalt het, und war die
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rechnung also gestellt, das er vil bevor und im die frölin herauß hetten geben müeßen. Zu dem begerte er, demnach die herrschaft Erbach von weilunt schenk Erasmusen und seinen vorfarn umb etlich tausendt guldin hauptguets beschwert worden, ohne bewilligung sein, schenk Eberharts,
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vorfarn, das dann die baide frölin im solche herrschaft und güeter von dem iren wider ledigen sollten. Der ursach halb ward ain güetlicher tag geen Hailprun gelegt. Den besucht schenk Eberhart personlich. Es kam auch dahin herr Johanns Wernher von Zimbern; der pracht mit im herr
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Reinhalten von Neunegk, ain seer theuren ritter; so vermocht graf Christof von Werdenberg sein vettern, grave Joachim von Zollern; der kam an seiner statt uf den tag. Gleichwol nichs ußgericht wardt, dann grave Joachim als anwalt graf Christofs und dann herr Johanns Wernher[1] trangen uf
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die capitulation, die schenk Eberhart zugeschriben hett, mit erpieten, so er derselbigen nachkommen, het er dann was an die frölin zu sprechen, wellten sie im aller pillichkait vor sein. Dargegen beharret schenk Eberhart uf seiner angemasten vorderung. Also, do kein theil weichen, zohen sie
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ungeschafft wider von dannen. Gleich darnach [427] lud schenk Eberhart seine mumen obgehörter seiner ansprachen halb an das kaiserlich cammergericht; daselbs wolt im aber die sach auch nit von statt geen. Mitler weil ward das ander fröle von Erbach herr
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Hainrichen Onargen freiherren von Stöfeln von graf Christoffen von Werdenberg, wie hieob gehört, vermehelt. Do name im schenk Eberhart für, mit ime zu handlen, und wardt die sach uf 4 von der freundtschaft und ain obman veranlasst. Iedoch sucht schenk Eberhart ain außzug über den andern,
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pracht hiedurch die sach dahin, das er vor dem von Stöfel, der ain seltzamen, unverdreglichen kopf het und ain großen anhang, auch an ligenden güetern nichts zu verlieren, guet achtung haben und schier in höchster unsicherhait steen mueste. Aber der from herr starb in seinem bösten alter,
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wie in vorigem capitel auch gemelt; dann so er gelebt und

1 [228] schenk Eberhart in seiner unrichtigkait beharret sollt haben, er hete im in ainer nacht die halb herrschaft Erpach umkeren dörfen. Nach seinem absterben bliben die erpachischen handlungen ain zeitlang ruhen.

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Mitler weil geschach der heirat zwischen graf Jörgen von Lupfen und weilunt herr Hainrichs von Stofeln selligen nachgelassne witib. Alsbald thetten sie ire anforderungen an schenk Eberharten. Es begab sich aber umb die zeit, demnach schenk Eberhart in der jugendt in Frankreich
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und Italia als ain kriegsman umbzogen war, das er die Franzosen fürgeschlagen; deren war er noch nit recht geheilet worden, das sich seine sachen üblen wurden. Nun war der zeit ain doctor der arznei zu Ravenspurg, mit namen doctor Mathis Ile. Derselbig war mit dieser krankhait zu vertreiben
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in aim solchen rum, das hoches und auch niders standts zu im geen Ravenspurg ußer Bayren, Österreich, dem Reinstram und andern orten kamen; die suechten ir hail daselbst; deren etlich er von dieser schandtlichen krankhait wol hailt, die andern er zu zeiten dermaßen, wie sie zu im kommen,
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auch widerumb hinschickt. Diesen weitberüempten doctor besuecht schenk Eberhart; er lag etlich monat alda in der cura. Hiezwischen vermegten graf Joachim von Zollern, herr Hanns Jacob von Landow, ritter, der zeit landtvogt in Obern- und Nidern-Schwaben, auch Jacob vom Stain zu
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Emmerchingen, beid herren, herr Johann Wörnher von Zimbern und schenk Eberharten, das sie baide in ein vergriffnen, beschribnen anlaß verwilligeten. Darauf erpott herr Johann Wernher iezbemelten herr Hanns Jacoben von Landow und herr Rudolphen von Ehingen, baid ritter, sodann schenk
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Eberharten Conradten von Helmstat und Bernharten Gölern; den obman erbatten sie baide, nemlichen graf Hannsen von Montfort. Diese fünf, obman und zusetz, beschriben beid partheien vermeg des anlaß im obernempten 1516 jhar geen Ravenspurg. Also beschahen die clagen und gegenclagen
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gegen ainandern. Wie es aber an ain treffen und die underhandlung beschehen sollte, dann obman und zusetz sich kainer mühe betauren liesen, sonder alles möglich was, sie zu vergleichen versuchten, doch begerte schenk Eberhart ain ufzug, sich weiter zu berathen, welches baiden thailn
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zugelassen ward. Dabei haben aber obman und zusetz in der güete erkent, das schenk Eberhart die verschreibung umb die 1500 gulden in zwaien monaten nach dato nach

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[229] aller gepür ufrichten und die dem obman zustellen solle. Darauf hat er sein keller zu Freienstain, Hannsen Förster, das stritig silbergeschier hünder ain rath zu Hailpronnen erlegen lassen, aber die verschreibung umb die 1500 gulden
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hat nit wellen ufgericht, vil weniger graf Hannsen von Montfort, als dem obman, überantwurt werden. Also ist anno 1517 hierin nichs weiters gehandlet worden, dann schenk Eberhart über [428] alles, so im der abschiedt zu Ravenspurg uferlegt, die sachen in ain verzug richten thette, und
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als er aber sonst weiter kein außflucht finden, recusiert er den fromen, alten graf Hannsen von Montfort, mit beger ains andern obmans in dieser sachen. Darum erpott er sich, mit herren Johannsen Wernhern sich zu vergleichen. Es geschahe aber allain außer der ursach, damit er ain
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aufzug oder verhünderung machen konte, dann er sich selbs wol zu erinnern, so er mit seiner ansprachen weiter fürkommen, wenig gewins haben wurd. Zu dem hette schenk Erasmus von Erpach noch ain schwester in ledigem standt, fröle Magdalena, verlassen; dieselbig hett irem brueder alle
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ir vätterlich und müetterlich erb, gegen ainem leibgeding übergeben, zugestellt. Das war nur ir etliche jhar geraicht worden, als aber schenk Eberhart sich seiner vermainten anforderungen wider seine mumen anmast, wolt er derselbigen das leibgeding, unangesehen das er sein vetter, schenk
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Erasmusen, geerbt, nit mer raichen, sonder wolt solche ußgab uf gedachte seine mumen richten, derhalben das guet fröle, so domals zu Wormbs seßhaft, uß erhaischender not dahin trungen wardt, schenk Eberharten an der chammer umb ir järlich verschriben leipgeding fürzunemen. Aber der
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allmechtig, der aim ieden sein zill ufsetzt, der schied den krieg, dann gemelt frölin in aller rechvertigung zu Wormbs 15[10][2] mit todt vergienge. Damit hett schenk Eberhart schon bezallt und war im aber ain betzlin (also hett er ein sprüchwort) in ain aug gefallen.
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Es waren aber weder herr Johanns Wernher von Zimbern, noch auch graf Jörg von Lupfen von irer gemahl wegen von schenk Eberharten bezalt, derhalben uf lange berathschlagung letzstlich der weg funden ward, das herr Johanns Wernher schenk Eberharten von wegen seiner
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gemahl und seiner geschweihen von Lupfen mit rotweilischem

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[230] hofgericht fürnemen solt. Was aber die ursach, das grave Jörg von Lupfen, der gleichfals von seiner gemahl wegen interresse des orts gehapt, sich solches process zu Rotweil nit angenomen oder beladen, hab ich in actis noch nie
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finden künden. Es hat aber herr Johanns Wernher schenk Eberharten, wie wunderbarlich ußzüge er gesucht, vor dem hofgericht beclagt und ist soweit procediert, das daselbs mit urthl und recht erkennt worden, das die sach bei dem anlaß bleiben und darauf baide partheien den obman umb
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annemung der sachen bei peen der acht wider pitten und ansuchen sollen. Solcher urthl kam herr Johanns Wernher nach; dieweil aber schenk Eberhart ungehorsam, auch kein antwurt weiter geben, wardt uf verner anhalten herr Johanns Wernhers schenk Eberhart im jhar 1518 in aucht des
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hofgerichts zu Rotweil erkennt. Wa nun der zeit herr Johanns Wernher und graf Jörg von Lupfen sich in die sach schicken, hetten sie dess wol genießen künden, aber es gieng hierin zu, wie in andern sachen, darvon hernach an seinem ort geredt wurt; dann so herr Hainrich Onarg von Stöfeln die
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zeit erlept haben sollt; wurt er schenk Eberharten auß chraft der acht ain anders liedlin haben singen Iernen. Noch dann hat sich schenk Eberhart in dieser sach also gewunden, das er die vom hofgericht appellationsweis an das kaiserlich cammergericht gepracht, da hat er die sach abermals
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anhengig gemacht und in ain solchen verzug gericht, das die biß uf den reichstag, zu Wormbs, den kaiser Carle der fünft anno 1520 dohin außgeschriben, gehalten, ansteen bliben. Uf solchen reichstag sein gar nahe alle chur- und [429] fürsten, auch graven und herren teutscher nation
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kommen. Dieweil nun vilbemelter schenk Eberhart von Erpach und herr Johanns Wernher anderer sachen halben, insonderhait aber von wegen irer regalien und lehen sich auch dohin verfüegt, namen sich irer baider nechsten freundt [und][3] verwanten, so domals auch zu Wormbs, diser spenn und
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irrung an, bevorab grave Michel von Werthaim, graf Sigmundt von Lupfen, graf Rudolph von Sulz, graf Philips von Hanow zu Liechtenberg, herr Schweigkhart von Gundelfingen und schenk Valentin von Erbach. Die underwanden sich der strittigen handlungen mit allen trewen und prachten
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auch die letzstlichen mit vorwissen und bewilligen beider

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[231] theil zu endtlicher vergleichung, nemlichen, das schenk Eberkart beiden seinen mommen, schenkinen von Erpach, für die ansprach der 1500 gulden an parem geben solte 1200 guldin, dargegen soll schenk Eberharten bleiben das
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erpachisch haus zu Haidelberg; mer sollte schenk Eberhart das silbergeschier, so hünder ain rath zu Hailpronn erlegt, seinen momen zustellen und verfolgen lassen, mit andern articeln mehr, in dem vertrag begriffen; und damit sollten alle und iede ire irrungen und stritt ufgehept und verglichen
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sein, auch hinfüro freundtlich lieb schweger und freundt sein und bleiben; actum circa Oculi anno 1521. Solchem vertrag ist schenk Eberhart nachkomen, dann er die 1200 gulden an barem erlegt, auch gleich selbigs jars nach pfingsten Philipsen von Schweinsberg und Hannsen Förster, keller zu
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Freienstain, geen Hailpronnen gefertiget; die haben herr Johannsen Wernhers von Zimbern, auch graf Jörgen von Lupfen gesanten das hünderlegt und spennig silbergeschier gegen gepürlicher quitung überliffert, welche das iren herrn principaln gebracht. Daran ist weder staub noch flug mehr[4]
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vorhanden. Und hiemitt sein die erbachischischen handlungen allerdings zu gleich den bickenbachischen vertragen gewesen. Es hat bemelts schenk Eberharts söne ainer, graf Valentin, mit mir deren alten spenn halber vor jharen in Frankreich vile rede gehalten, vermaint ie, waverr die
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baid, schenk Eberhart, sein herr vatter, und herr Johanns Wernher, ainandern recht versteen oder gemainen hetten wellen, hett es kains solchen uncostens, auch kainer solchen rechtvertigungen bedurft; dann, seitmals die strittigen güeter baiden iren momen, schenk Erasmusen selligen döchtern,
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so gar ferr und weit entlegen, sollten dieselbigen niemandts pillicher, dann dem geschlecht Erpach vor andern gegunnet[5] sein worden; es wurden auch dieselbigen seins erachtens vil höcher und mehrers bezalt sein worden, zudem aller uncosten, so also vilfeltigclichen uf die tagsatzungen und
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rechtvertigungen geloffen, vermitten were bliben. Das war fürwar weislichen und wol betrachtet; dann so das von baiden herren, sampt graf Christoffen von Werdenberg als vormünder von anfangs also betrachtet und nachgesetzt worden und das schenk Eberhart die überschwenglich
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untrew und unglauben vermiten, es baiden geschlechtern zu

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[232] großen ehren und rhum, auch nutz und rhueen megen widerfaren. Aber im seie, wie im welle, so ist doch von schenk Eberharten zu loben nit, das er seinem nechsten vettern und agnaten, schenk Erasmusen, von dem er sovil
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guets ererbt und bekomen, noch nie kain grabstain, uf dem die zeit, tag und jhar seines absterbens gemerkt, zu Schonaw uf seiner begreptnus machen lassen, welcher doch gleichwol in der memoria [430] oder gedechtnus des allmechtigen und aller auserwellten ruhet, und aber an seine
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söne, die doch sonst von Gott mit höchstem verstand und sonder gnaden begapt, das die ain solchs, von irem herren vatter übersehen, gleichsfals hingeen lassen, gleichwol ain solches das erst und fürnemest begern von beiden seinen döchtermänern an schenk Eberharten in allen iren
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vorderungen und ansprachen gewesen sein sollt. Aber mentschen sein wir, die bleiben wir auch. Und dieweil ich ain linia der schenken von Erbach biß zu dero abgang gemeldet, so will ich auch die ander linia, von abgang der andern anzurechnen, biß uf unser
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zeit zu continuiern. Es hat vilbemelter schenk Eberhart bei kaiser Carolo dem fünften den gravennamen anno 1531 erlangt, und als derhalben seine herrschaften und güeter, welche doch merthails lehen von der churfürstlichen Pfalz sein, dem reich zu lehen angebotten, ist er in merclich
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ungnad bei pfalzgraf Ludwigen, dem churfürsten, kommen. Es ist aber doch bei der kaiserlichen Majestät, auch dem churfürsten solchs widerumb gestillt worden. Er ist anno 153[9][6] zu [Fürstenau] gestorben und zu [Michelstadt] begraben worden. Von seiner gemahl, fraw Maria grevin von
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Werthaim, hat er drei söne und ain dochter, [Margaretha][7] genant, bekomen. Die dochter hat [er][8] graf Philipsen von Reinegk, dem letzsten seins stammens und namens, vermehlt. Die hat er irer fürbindigen schöne halb, das er under zwei und zwainzigen grefin und freienen die wahl
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gehapt, genomen; wiewol die kain kündt nie bei ime gehapt, und ist also das uralt geschlecht mit ime abgestorben, wie dann uf disem erdtboden nichs wirigs oder bestendigs. Seine drei söne sein diser zeit bei der churfürstlichen Pfalz in

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[233] hochem ansehen, dann der eltest, graf Jörg, des iezigen churfürsten bei Rhein schwester, fraw [Elisabeth][9], zu ainer gemahl, gleichwol ime dieselbig kein kündt nihe gegeben. Der ander, graf Eberhart, hat sich mit ainer rheingrefin,
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genannt [Margaretha][10], verheirat, von dero er nur ein ainzigen sone Jörg, und etlich döchtern bekommen. Der jungst under inen, graf Valentin, ist in ledigem standt gestorben. Der hat das schloß Reichenberg mit seiner zugehördt ingehapt und were seins verstands und geschicklichait halben ains
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höchers standts und vermegens wol wert gewest, darzu er dann auch wol kommen, waverr [er][11] uf dem churfürstlichem stift Menz beharet were. Die drei grafen, gebrüeder, regieren ire landtschaft in großer ainigkait, aber der newen religion und glaubens sachen nemen sie gleichwol sich vil an,
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welches inen mehrmals zu unstatten komen, dann sie im schmalkaldischen[12] krieg, als kaiser Carle die protestierenden fürsten und stendte überzogen, von herr Maximilian von Iselstain oder Beuren derhalben umb 10000 daller gestraft und gebrantschatzt worden.
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* [1304] Dises graven Jergen gemahel war ain pfalzgrefin und des curfürsten, herzog Friderichs, schwester, also desselbigen religion und glaubens. Wie sie nun uf ain zeit von iren bruder zu Haidelberg ußfure, der mainung, zu iren zwaien schwestern gen Poparten, die daselbst im closter
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waren, und die von der alten catholischen uf die uncrüstenliche calvinisch lere zu weisen oder zu tringen, do ist ir ain wunderbarliche sach uf dem weg begegnet; dann wie sie also tanquam alter Saulus ufgeblasen daher gefaren, do ist sie in ain großen luft kommen, darauß sie und ainstails irer
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mitgeferten ain stim gehört, ganz haiter sprechend: Ehe du dahin kombst, so würstu nit bei sinnen sein.« Das ist ir auch gleich bald darauf gefolgt, das sie iren fürgenomnen weg verlassen und umbkeren müßen. Sie ist hernach ir lebenlang zu kainer rechten vernunft mer kommen, gleichwol
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man sagt, das sie nit vil über ain jar nacher gelept; sei wenig stund vor irem absterben wider bei guten sinnen gewest; ist beschehen anno 156[3][13]. *

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[234] Als graf Michel von Werthaim der junger 155[6][14], der letzst des geschlechts, ohne ainiche leibserben mit todt abgangen, ist ain tail an der herrschaft Breuberg erbweis an sie gefallen, davon sie sich iezundt schreiben, auch das
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wappen quartiert neben dem iren füeren, auch also uf iren münzen, die sie schlahen lassen, befunden wurt. Graf Eberhart hat ain ainigen sone, Jörg genannt, uf dem der stamm und nam, auch das ganz geschlecht diser zeit beruhen ist. Graf Eberhart ist beim churfürsten, nach absterben pfalzgraf
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Ott Hainrichs, pfalzgraf Friderrichen, in großem ansehen gewesen und sein landtshofmaister worden. Man sagt, er hab sein herrn verfiert mit der calvinischen lere und solle in demselbigen inconvenient aller schuldig sein etc. Er ist nur zu gelert und zu vil witzig gewest, anno 1564
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gestorben. * [1424] Es sein des curfürsten[15] söne gar übel zufriden mit der verhassten[16] secta, und soll sich namlich der eltest sun, herzog [Ludwig][17] vernemen haben lassen, so im Gott gnad verleih, das er das leben, welle er sich noch an allen
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denen rechen, die seinem herr vatter zu solcher ungereimpten religion geraten und geholfen und die auch ain ursach seien, das sein herr vatter so große unschick begangen und damit kaiser und könig, auch alle stende des reichs zu ungnad und unwillen bewegt haben. Und wiewol er die grafen
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von Erpach nit benennt, so waist doch menigclich wol, das bemelte grafen hieran die maist schuld tragen. Was vermags aber der jung und der ain ainiger son und erb ist zu Erpach? Der allmechtig verleihe im gnad und such seiner elter missenthaten nit bei ime! *
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* [1517] Was für ain gefallen des curfürsten söne an diser gottlosen calvinischen religion ires herrn vatterns getragen, das ist bei dem abzunemen, das sein junger sone ainer bemeltem graff Eberharten[18] von Erpach, großhofmaister, in dem jar, wie der graf gestorben, höchlichen verwisen hat,
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das er seinem herr vatter zu solcher verfürischen, kain nutzigen religion geraten hab, und sei sonst hieran niemands, dann er, schuldig, mit ander mer worten. Dieweil sich aber

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[235] dise reden im großen sal zu Haidelberg ver- [1518] [loffen][19], in beisein viler vom adel und sonst, do sagt man, sei der graf über die reden so gar erzürnt worden, das er im selb nit hab enziehen künden, sonder dem jungen fürsten ain
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backenstraich geben, sprechend; «Herr, was nement ir euch diser sachen an? warten euerm studieren auß!« Do soll der jung fürst gesagt haben: «Fürwar, graf, so ich erwachsen und zu meinen tagen kommen soll, so will ich euch dises straichs, den ich unbeschuldt von euch entpfach,
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ingedenk sein!» Darbei ist es dozumal bliben, aber im selbigen jar ist der großhofmaister gestorben. *



  1. Wernher] hs. Wernhers.
  2. 15[10] die minderzahl ergänzt nach Simon a. a. o. stammtafel I.
  3. und] dürfte zu ergänzen sein.
  4. mehr] hs. mehr mer.
  5. gegunnet] hs. gegumet.
  6. 153[9] die lücken der hs. und zwar 9, Fürstenau, Michelstadt, wurden ergänzt nach Simon a. a. o. s. 379.
  7. Margaretha] die lücke der hs. ergänzt nach Simon a. a. o. s. 378.
  8. er] fehlt in der hs.
  9. Elisabeth] die lücke der hs. ergänzt nach Simon a. a. 0. s. 382.
  10. Margaretha] ergänzt nach Simon a. a. o. s. 392.
  11. er] fehlt in der hs.
  12. schmalkaldischen] hs. manalkaldischen.
  13. 156[3] die zahl 3 ergänzt nach Simon, Erbach s. 383.
  14. 155[6] die Zahl 6 ergänzt nach Aschbach, Geschichte der Grafen von Wertheim, Theil I, s. 330.
  15. curfürsten] d. i. Friderichs III.
  16. verhassten] hs. verhaissten.
  17. Ludwig] die hs. hat eine lücke.
  18. Eberharten] da Eberhart XIII. im j. 1539 gestorben, so ist wohl Eberhard XIV († 1546) gemeint.
  19. ver[loffen] die hs. hat nur ver-, das fehlende dürfte so zu ergänzen sein.