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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie grave Christof von Werdenberg und herr Johanns Wernher freiherr von Zimbern die herrschaft Bickenbach dem landtgraven von Hessen verkaufen müeßen und zu völliger bezallung letzstlich beschwerlichen komen mögen.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 214–226
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[214]
Wie grave Christof von Werdenberg und herr Johanns
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Wernher freiherr von Zimbern die herrschaft Bickenbach dem landtgraven von Hessen verkaufen müeßen und zu völliger bezallung letzstlich beschwerlichen komen mögen.
Wiewol hernachvolgende zwai nechste capitel in die
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zimbrischen handlungen der jharzall und zeit nach und damit ein ordnung gehalten, eingemischt sollten werden, so hat mich doch für guet angesehen, die erpachischen und bickenbachischen sachen von bössers verstands und behalts wegen ainandern gleich nachzusetzen, damit hernach die
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zimbrischen auch in gueter ordnung und richtigkait volgen mögen. So haben wir in vorgehendem nechsten capitel gehört, welcher gestalt schenk Eberhart von Erbach beide fröle zu handen und gewalt irer fraw muetter stellen müesen; daruf ist zu wissen, das er von solcher ursach wegen ein
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großen unwillen gegen baiden seinen mümlin gefast und derhalben einer großen ansprach gegen inen sich angemast. Nemlichen gab er für, wie er gleich nach absterben ires herrn vatterns, schenk Erasmusen, etliche [421] und der nit wenig schulden von gedachter seiner mümlin wegen hett
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bezallt; legt derhalben etlich register und außgaben[1] für, so doch menigclichem wissen was, das er vil ain mehrers und höchers von irentwegen ingenomen hette. Nun hette er, wie obgehört, in der capitulation mit graf Christofen under anderm angenomen und verwilligt, das er die frölin irer
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güeter und einnams zu friden stellen und vermügen welte, derhalben, als der reichstag zu Costanz anno 1508, kam schenk Eberhart auch dahin. Der understand sich durch hilf graf Ludwigen von Leonstain, doctor Florenzen von Venningen, pfalzgrevischen canzler, Ludwigen von Hutten
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und Hannsen Landschadt, beide ritter, bei bischof Jacoben von Menz außer der capitulation in dem zu schreiten, das er begert, umb alle vorderung mit seinen mümlin vor be-

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[215] meltem erzbischof oder doch vor etlichen von der freundtschaft so güetlich, so rechtlich fürzukomen, und was er daselbs gewisen, dem wellt er nah setzen. Diese forschleg[2] wolt graf Christof nit annemen, begert bei der bewilligten
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capitulation, auch allem glaublichen zusagen, von schenk Eberharten beschehen, zu bleiben, nemlichen: so sollte schenk Eberhartus den frölin ire güeter, vermeg der abredt, in der capitulation vergriffen, ohne alle vernere waigerung zustellen; waverr dann er, schenk Eberhart, an seine mümle was zu
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sprechen, wisse er die an gepürenden orten wol zu finden. Und damit ist die sach mit schenk Eberharten, zugleich wie mit Bickenbach, allerdings aber ain weil angestanden. * [1416] Ich kan nit underlassen, ain abenteurlichen fürtrag, der zu Costanz domals von ainem frembden oratore
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beschehen, zu vermelden. Das het die gestalt. Herzog Reinhardt von Lottringen, seins herkommens ain graf von Widamont, het seine lehen, die besten[3], vom reich, aber darneben das herzogtum Barr von der cron Frankreich. Nun het er aber in etlichen sachen zuvil uf die franzesischen
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seiten partisiert, also das er in höchsten ungnaden beim kaiser stande und der herzog besorgt, der kaiser mögte nach dem Schweizer krieg was thätlichs gegen im fürnemen, oder doch besorgt er des kaisers große list, der im one alle schwertschleg ain große unruhe hett zurichten künden.
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Solches abzulainen, do schickt er seiner rät ainen gen Costanz uf den reichstag, war ain doctor, sollt ine beim kaiser entschuldigen, darneben die ungnad understen abzubitten. Wie aber der doctor gen Constanz kompt und sich beim kaiser lasst mermals anzaigen, so kont er doch nie
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fürkommen, dann der kaiser so hoch über den herzogen erzürnt, das er weder vom doctor, oder seim herrn wollt heren reden. Dem guten doctor, der vorhin in teutsch landen nit vil gewest, auch nit wisst, wie er sich weiter halten sollt (dann er den kaiser nit zwingen kind oder audienz über sein
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willen bei ime erhalten), dem war zu weck geschnitten, wie man spricht, schickt ain botten hinder sich zum herzogen, den bericht er, wie oblaut, und begert sich weiter beschaids zu erhollen. Der herzog war übel zufriden, sahe wol, das der doctor kain hoffman und das er sich liederlich ließ
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abweisen. Darumb schrib er ime wider, mit befelch, er sollt

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[216] sein werbung beim kaiser verrichten laut der instruction, oder er sollt im nit wider under augen kumen. Solcher beschaid macht den guten doctor noch ängstiger, und nach lang gehapter beratschlagung do thet er sich zum Conzen
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von der Rosen, der war des kaisers schalksnarr, durch den bei dem kaiser vil seltzamer handlungen warden ußgericht, wie dann sein in diser historia mermals gedacht worden. Dessen rat het er, wie er doch nur ain audienz beim kaiser erlangen mögt. Conz war gleich verfasst mit eim ratschlag,
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gab im ain guten trost, das er die leichtlichen bekommen mögte, doch sover, das er ime volgen wellt; welches im der doctor versprach zu thun. Hierauf het Conz sein achtung uf den kaiser und gewaret einer zeit, das der kaiser het die fürsten zu gast gehapt und gar frölich war. Do holent er
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eilends den lottringischen doctor (der war gar erlich in ainem langen rock beklaidt), fürt in ins pallatium. Als sie nun für das gemach baid kammen, legt sich Conz uf den boden uf alle viere; das must der doctor auch thun, wie schwerlich es in ankam, auch das ungeren thet, wie wol zu
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erachten. Hierauf krochen sie baide, der doctor und der schalksnarr, zum gemach hinein uf den fieren für den kaiser. Derselbig thet dergleichen, als ob er nit wisst, was sollichs bedeuten thet, fragt den Conzen, wer dieser mann wer und was er begeren. So spricht Conz: »Er ist des herzogen
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von Lottringen[4] gesandter und dieweil er dir oft ist nachgangen und geriten und in nit thest[5] verheren, so kreucht er dir iezo nach und ich mit ime. Lieber, here ine doch! so kommen wir baide seines nachlaufens ab.« Der kaiser lacht über alle maßen und hieß sie baide ufsthen, verhört
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den doctor; den ließ er mit gnaden widerum abschaiden. Und wiewol sollichs bei vilen ain seltzams und unglaublichs ansehen haben möcht, so habs ich doch von hohen leuten gehert, die dozumal darbei und mit gewest und sollichs alles [1417] augenscheinlich gesehen. Ich hab auch
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domals heren darvon reden, das man vermainte, es hett der kaiser Maximiliano zuvor ain wissens hievon gehapt und wer durch ine dem herzogen von Lutringen zu ainer besondern verachtung und spott also zugericht worden und der Conz darauf gewisen. Das mag auch wol sein und sücht im auch
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gleich, dann der kaiser hierzu lüstig und geschwündt gnug

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[217] gewest. Wie aber der doctor hernach, als er wider haim kommen, seiner expedition halb beim herzogen bestanden, das hab ich nie kinden erfaren; on zweifel würd er ain schlechten dank haben darvon getragen, soverr es anders
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fürkommen, wie dann nichts verschwigen bleibt; dann neben ander auch herzog Ulrich von Würtenberg darbei gestanden, der hats darnach zu mermaln ob seiner taffeln erzellet. Das aber Conz von der Rosen[6] ainer sollichen audatia und freche seie gewesen, das er ain sollichs auch für sich
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selbs het dörfen fürnemen, das geben vil sachen, die an andern orten in diser zimbrischen historia eingemischet, reuchlichen zu erkennen. Es kam der apt von Fulden, war ain burggraf von Kürchberg, uf ain reichstag gen Augspurg; der wollt auch was durch disen schalksnarren beim kaiser
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verrichten, gab im aber des scheffers warzaichen nit darbei. Conz wollt gesalbet sein und er sücht[7] ain marderschauben, mit seiden überzogen, uf dem disch ligen; die war des apts. Solche schauben erwüscht der Conz, legt sie an, gehet damit zur thür hinauß und sagt zum apt: »Herr, soll ich was
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beim kaiser ußrichten, so muß ich auch darnach beklaidet sein, sonst würd mich der kaiser in meinem klaidt für ain narren ansehen und villeucht ain schlechten beschaid erlangen. Der apt het die schauben das letst mal gesehen; wolt sie hernach wider fordern[8] lassen, aber durch herr
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Raimundum Fugker den alten ward er[9] darvon abgewisen, der widerred im das, mit bericht, das in der ainig schalksnarr höchlichen mögte beim kaiser verhindern. Also waren die tempora dozumal beschaffen. Zudem was es dem apt ain schlechter schad, het noch gelts gnug, ain andern belz zu
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kaufen. Sollt im billich ain warnung sein, hinfüro sich wissen zu halten, da er was durch schalksnarren oder ander dergleichen leichte leit willens zu verrichten. Er hat sich noch in seinen schreiben und briefen ain canzler der römischen kaiserin genennt, wie das ains ieden apts von Fulden titel[10];
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auch ist er des bapsts sigrist.

Man sagt von disem Conzen von der Rosen wunderbarliche ding, die er bei disem kaiser getriben, der im vil

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[218] vertrawet. War in somma ain rechter advertenzer, und möcht der kaiser durch ine alles, so fürgieng, erfarn. Uf ain zeit spillt der kaiser mit etlichen fürsten, Conz must auch spillen[11], und galt des besten gleichs[12]. Füegt sich, das
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vil reinisch guldin im satz stuenden. Under den fürsten het ainer drei eß uf der karten, so hett Conz drei könig. Es war ain greisenlichs pieten vom fürsten und dem Conzen, und wollt kain thail nachgeben. Conz markt wol, das drei eß vorhanden. Damit er nun nicht den verlust und spott
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hett zu gewarten, do zog er seine drei könig, wie der fürst die drei eß uflegt, herfür, ergriff mit der ainen hand den kaiser, mit der ander zog er das gelt aller für sich, sprechend: »Das sein drei könig und das ist der viert,« maint den kaiser. Solche freche namen die fürsten zu hohem verdruß
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an, aber do der kaiser lachte und zufriden, musten sie es auch passieren. * * [1512] Kaiser Maximilians gemahel, die herzogin von Mailand, ist vom reichstag zu Costanz geraist und gen Messkürch zu denen zeiten, als die grafen Zollern und
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Fürstenberg die herrschaft sequesterweis [1513] ingehabt, kommen und über nacht aldo im alten schloß bliben. Denselbigen abent ist sie ain gelust ankommen, und hat man ir ain große soma gens müßen kaufen. Denen hat sie lassen die zungen ußschneiden und kochen und domit wol gelept.
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Von Messkürch ist sie nach Sigmaringen zu den grafen von Werdenberg zogen und von dannen dem land nach abhin, nach Österreich. * Hiezwischen wardt das elter frölin Catharina, herr Johannsen Wernhern freiherren von Zimbern, wie oben
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gehört, verheirat. So baldt das beschehen, haben sich graf Christof von Werdenberg und herr Johanns Wernher von Zimbern verglichen und sein mit ainandern geen, Martpurg geritten, von wegen irer basen, gemahl und geschweien die herrschaft Bickenbach erfordert; dann nach absterben
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landtgraf Wilhalms von Hessen die 4 herzogen von Sachsen, herzog Friderich, churfürst, herzog Johanns, sein brueder, sodann baid gebrüeder von Sachsen, herzog Jörg und herzog Hainrich des jungen landtgraf Philipsen vormünder gewesen, vermög ainer alten erbainigung; die haben ain landt-

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[219] hofmaister und rath geordnet, das landt zu regiern. Die haben baiden herren die antwurt geben, sie künden sich ußer irer vorderung nit allenglichen verrichten, dann es vermaine schenk Eberhart von Erpach auch etwas des orts
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gerechtigkait zu haben, dergleichen die herren von Reupolzkirchen und dann die Euler; sie megen aber von irer basen, gemahln und geshweien wegeu in specie darthuon, was inen an der herrschaft Bickenbach zustendig, so wellen sie sich mit inen darumb vertragen. Hierauf graf Christof, auch
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herr Johanns Wernher sich nit wol berathen oder in sonderhait laut der hessischen räth beger, was sie ansprechen, gründtlichen darthuen künden, dann schenk Eberhart alle brief und die canzlei, so er zu Erbach hünder seinem vettern selligen, schenk Erasmusen, gefunden, gleich zu seinen
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handen genomen und die auch behalten gehapt. In dess sie ungeferdt erfaren, das schenk Eberhart von Erpach seiner gescheften[13] halb zu Martpurg ankomen, sein sie baid zu ime gangen, ine von irer basen, gemahel und geschweien wegen angesprochen, das er welle bedenken, das seinen momen
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vil an den bickenbachischen briefen gelegen, mit pit, inen zu guetem, dieweil doch die ohne das ine nit sonders [422] vil nutzen mögen, zuzustellen, die irer notturft halben[14] zu gebrauchen, und die sach dahin pracht, das sich schenk Eberhart bewilliget, herr Johannsen Wernhern alle brief, die
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herrschaft Bickenbach belangen, hinauß zu geben, darauf auch in kürze herr Johanns Wernher zu im geen Fürstenow kommen und daselbst die brief laut der abrede und bewilligung empfangen hat. In etlicher zeit hernach, nemlichen nach pfingsten anno
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1510 sein graf Christof von Werdenberg und herr Johanns Wernher von Zimbern widerumb geen Martpurg geritten. Domals haben sie vor landthofmaister, regenten und räthen des fürstenthumbs Hessen ire gerechtigkaiten und was sie von der zwaier frawen und frölin von Erpach wegen an
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Bickenbach zu sprechen, gründtlichen fürgebracht, mit begern, seitmals dieselbig herrschaft den frölin in iren unmündigen und küntlichen jharen mit gewalt, auch unverschuldt, auser verwarlosung ires vettern, schenk Eberharts, entwert und ingenomen, die inen wider mit allem ingenomen
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interesse zuzustellen und zu übergeben. Es sein auch der zeit

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[220] die churfürstliche und fürstliche räthe von Sachsen zu Martpurg gewest, nemlich graf Philips von Solms, Friderich von Thun, hauptman zu Weinmar, Wilhalm von Buchschütz, doctor, graf Botto von Stolburg, Christof von Taubenhaim,
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amptman zu Freiberg, Wolf von Schleunitz, Hainrich Löser, erbmarschalk in Sachsen, und Günther von Bünow zu Braitenhaim, baide ritter, die sein von dem churfürsten, auch andern herzogen von Sachsen als erblichen vormündern des fürstenthums Hessen der zeit, dero auch andern handlungen
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halb, dohin verordnet worden. Die haben haben dem landthofmaister und seinen zugeordneten räthen des fürstenthumbs Hessen sie gnugsamlich verhört und nach vilen und langen underhandlungen Ietzstlich die sach dahin geratten, das graf Christof als vormünder [der][15] frölin Anna, sodann herr
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Johanns Wernher von wegen seins gemahels, fraw Chatarina, dem fürstenthumb Hessen die herrschaft Bickenbach mit aller zugehörde und was sie daran zu sprechen oder gerechtigkaiten haben mögten, umb 8500 gulden in minz zu kaufen geben. Umb solche somma haben sich
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landthofmaister und räth in Hessen gnugsamlichen, wie die bezallung beschehen und in allweg gehalten soll werden, verschriben, vermeg domals ufgerichter verträg, gleichwol die herrschaft vil ain merers und höhers werd wardt. Ich hab zu mehrmaln von Philips Echtern gehört, das ime sein[16]
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schwager und freundt, herr Caspar von Berleps, ritter, so der fürnempsten räth ainer in Hessen gewesen, gesagt: waver graf Christof und herr Johanns Wernher mit irer vorderung lenger behart, es hetten die räth in Hessen oder auch der fürst selb hernach die herrschaft umb 20,000 gulden
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nit dahinden gelassen. Die bezallung umb Bickenbach ist erstlichs richtig gewesen, dann das erst zil, nemlich 3000 gulden, ist inen uf die bewilligit und ernempt zeit zu Frankfort erlegt worden. Mitler weil ist ein heiratsabredt und vermehlung
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zwischen herr Hainrichen Onargen, freiherren zu Stöfel und dem jungen fröle Anna von Erpach beschehen und auch anno 1512 die hochzeit gehalten worden. Do vermainten die baid herren, herr Johanns [423] Wernher, dergleichen herr Hainrich Onarg, es würde mit der hessischen
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bezallung, irer gemahln heiratguet, ganz richtig zugeen. Es be-

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[221] gab sich aber vil anders, dann zu der herrschaft Bickenbach gehört ain dorf, genannt Oberrorheim; dasselbig ward von den alten herren von Bickenbach, oder villeucht von den schenken von Erpach umb 1800 gulden hauptguet gegen
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denen stiften zu Wormbs und andern verschriben worden. Dieweil aber in etlichen jharen in solcher turba, do niemandts wüste, wess Bickenbach bleiben, kain zins wolte geraicht werden, manten die gleubiger die underthonnen zu Oberrorheim in laistung, triben sie mit rotweilischem und
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andern gerichten; derhalben zogen die hessischen räth die bezallung uf, mit anzaig, graf Christof von Werdenberg und herr Johanns Wernher hetten inen die herrschaft Bickenbach für frei ledig und aigen zu kaufen geben; so befindt sich aber, das ob ernempt dorf, in der herrschaft gelegen, umb
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ain namhafte somma gelts verschriben, welches sie, die verkeufer, im kauf verschwigen und nit angezaigt; derhalben seien sie urpittig, die überig bezallung vermeg ufgerichter verträg zu thuon, doch sover sie von irer gemahln wegen die beschwerdt zuvor abthuon und das dorf ledigen. Hergegen
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so wandten baide herren von wegen irer gemahln für, es hette weilunt landtgraf Wilhelm die herrschaft Bickenbach, so doch ohne mittel oder zweifel irer gemahln vätterlich erb were, ingenomen, etlich und nit wenig jar ingehapt, die mit allen nutzungen genossen; die hetten sie dem
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fürstenthumb Hessen, was sie daran ansprach oder gerechtigkait gehapt, mit aller ufgehepter nutzung umb ain todten pfening zu kaufen geben, derhalben sie billich sich benügen lassen und irer gemahln die bezallung nit weiter ufhalten sollten; das sie aber von inen bezigen, sie haben die beschwerden
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uf Oberrorheim im kauf verschwigen, geschehe inen unrecht, dann sie hierum kain wissens haben künden, seitmals iren gemahln die herrschaft also in iren küntlichen, unmündigen jharen gewaltigclichen seie entwert worden und das hernach nieh ingehapt, wie sie dann dessen bericht hetten sein
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künden, vil weniger das sie hievon im kauf meldung thon hetten künden. Dieser stritt hat so lang geweret, das baid herren, Zimbern und Stöfel, bei dem churfürsten zu Sachsen, herzog Friderrichen, als obersten formünder sich desshalber beclagt und begert, die regierung in Hessen dahin zu weisen, das
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sie inen die überig bezallung lenger nit ufhalten wellen. Das hat nun der churfürst gethon, den räthen ernstlichen geschriben. Gleichwol wenig damit außgericht worden, dann

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[222] sie dem fromen churfürsten ain gegenbericht gethon, wie oblaut. Nachgends ist es aber ersessen, derhalben sie anno 1514 ein edelman, genannt Hannsen von Stuternhaim, ire sachen mit volmechtigem gewalt in Sachsen zu sollicitiern
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geschickt. Der hat brief an hochermelten churfürsten gehapt, die er neben mündtlicher werbung laut seiner instruction zu Torgow überantwurt. Neben dem hat er fürgeschriften gehapt an die churfürstlichen räth, nemlichen graf Philipsen von Solms, pfleger zu Koburg, herr Onargen freiherren zu
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Wildenfels, dergleichen an Friderrichen Thuon, Hannsen Canitz von Treben und Degenharten Pfeffingen. Und wiewol der edelman domaln fürkommen, auch verhört worden und gnedigen beschaidt erlangt, so hat doch, in bedacht das ein formünder uf den andern sich zogen, kain bezallung
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volgen wellen. Hiezwischen ist ain enderung in Hessen fürgefallen; dann wiewol die chur- und fürsten von Sachsen als erbliche formünder des fürstenthumbs Hessen vermeg irer erbainigungen Ludwigen von Baineburg als ain landthofmaister in Hessen geordnet, dem etlich vom adel und
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ander zugeben, das sie das landt regieren [424] und verwalten sollten, so lang landtgraf Philips zu seinen jaren kommen megte, so hat doch die landtschaft Hessen umb die zeit, ußer was ursachen ist unnot alhie zu melden, solch regiment abgethon, oder doch, als dieselben den unwillen
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vermerkt, sein sie selbs abgedretten und ist die regierung weilunt landtgraf Wilhelms verlassne witib, der herzogin von Meckelburg, auch andern zugeordneten zugestellt und übergeben worden. Solcher verenderung in Hessen ist herr Johanns Wernher, auch herr Hainrich Onarg von Stöffel durch
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Philips Echtern, auch herr Wolfen von Affenstain, ritter, bericht worden. Also haben sie an rath erfunden, one verzug bei der newen regierung umb bezallung ires usstenden gelts anzuhalten, welches auch one zweifel beschehen, waverr das nit durch den unzeitigen todt herr Hainrichs Onargs von
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Stofeln verhündert und angestellt worden, dann er in seinem bösten alter anno 1515 zu . . . gestorben und zu . . . begraben worden. Er ist der letzst seins stammens und namens gewesen und ist schilt und helm mit im vergraben worden. Er hat von seiner gemahl, der schenkin von Erpach, nit
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mehr dann ain ainzige dochter verlassen, welche, nachdem sie erwachsen, von irem vetter, herr Schweigkarten von Gundlfingen, der sie erzogen, herr Walther von Geroltzeck

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[223] vermehelt worden. Von allem irem vätterlichen erb ist ir nit mehr, dann . . . thausendt . . ., worden, unangesehen das sie ain ainige erbtochter gewesen. Sie hat mit ires herrn vatters schwester, Anastasia, so graf Joachim von
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Zoller vermehelt, in aller erbschaft den merertail zu gleich tailen müesen; alle lehenschaft ist iezermelter irer basen von Zollern bliben. Also geet es gemainlichen, wann die eltern iren kündern zu früe, ehe sie erwachsen, mit todt abgeen. Herr Hainrich Onarg ist sonst ain reuterischer,
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verstendiger und der in aim besondern hochen ansehen bei herzog Ulrichen von Würtemberg gewesen; der hat in zu ainem amptman geen Nagolt verordnet. Dieselbig vogtei hat er die zeit seins lebens, wie kurz dann die gewesen, versehen. Uf ain zeit hat er ain hengst gesprengt, so hart, das
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im misslungen und ain bruch überkomen, und wiewol er vil darfür arzneiet, so hat doch nichs helfen wellen; derhalben er sich haimlich und ohne wissendt seiner gemahl schneiden lasen, und, wie man sagt, ist er schier hail gewesen, hat er sich im spazieren vermüedt, darneben sich also verderbt,
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das er sich wieder zu bett legen müesen. Als er aber vor etlichen jaren an den Franzosen krank gelegt und daran nit recht curirt worden, hat der maister die haut nit maistern oder wider zurecht bringen künden, sonder ist in wenig tagen hernach mit todt, iedoch christenlich zuvor
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versehen, abgangen, und mit ime ist alles manlich geschlecht der freiherren von Stöfeln, der freiherrn von Hansen im Kinzigerthal und dann der herren von Malperg im Breisgew außgestorben, welche drei ains geschlechts und wappens, durch ain brueders theilung vor vil jharen sich zertheilt,
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under vil erlicher geschlechter geheirat haben. Sein verlassne wittib, die schenkin von Erpach, hat sich nach seinem absterben zu irer schwester und irem schwager, herr Johannsen Wernhern, gethon, bei denen ist sie ain zeitlang bliben. * [1341] Es war dise wittfraw von Stöffel bei irer fraw
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muetter, der grefin von Werdenberg, zu Mespelbronn gewest und bei irem stieffatter, dem eltern Philips Echter; do hett man ir ain schöne wagendecke geschenkt von rotem duch, das sich schier eim schlechten iezigen scharlach mögte vergleichen. Damit kam sie geen Seedorf zu irer schwester
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und irem schwager, herr Johannsen Wernhern. Als sie aber ain kurze zeit alda gewest, beredt sie die schlechten hosen der diener und das er die so übel beklaidet. Also über

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[224] etlich tag, do niemands an den wagen und die rotte decke gedacht, ließ herr Johanns Wernher zu ingang des sommers die wagendecke herabnemen und seinen dienern capen und hosen darauß machen. An ainem feirtag frie standen baide
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schwestern uf, sahen zum fenster auß, dieweil es ain sollicher schöner tag war; so ersicht die witfraw von Stöfeln die knecht in den hüpschen hosen, verwundert sich ires schwagers miltigkait, weist das irer schwester. Es war inen gleich seltzam. Aber über etlich tag kam ain magt und
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sprach: sie were in der scheur gewest und die wagendeckin were darvon. Die witfraw befaret sich der bosshait, und da sie den grundt erfure, da markt sie wol, das an irem schwager nichs zu gewinen, dann er het ir ain schwarze wagendeckin lassen zurichten; damit muest sie von ires
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gespais wegen verguet haben. Hernach hat er sein Iebenlang ungereimbte farben in seinen claidungen gehapt, als nemlich mörlegraw, die farben schwarz, eschenfarb und gelb. Aber marggraf Ernst von Baden der übertraff in, der hett nur schwarz und eschenfarb zu farben. Es kam letzstlich dahin,
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da man von ainer ungeschaffnen farb sagen, sprach man, es were die zimbrisch farb.* Im andern jhar, namlich anno domini 1516, hat sie grave Jörg von Lupfen genommen, bei dem sie nun ain sone, Joachim genannt, überkomen. Die hochzeit ist dozumal zu
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Mösskirch bei herrn Johannsen Wernhern von Zimbern gewesen. Bald hernach haben sich baide schwäger, graf Jörg und herr Johanns Wernher, verglichen und ire ausstendige schult in Hessen an die landtgrefin und ire zugegebne räthe erfordert. Die haben sie von Martpurg auß gleichfals mit
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worten [425] bezalt, mit vermeldung, die vorigen räth seien irer regierung abgedretten, das sie nit wissen megen, was die selbigen in diser oder andern sachen gehandelt, dann sie haben über vilfeltige beschehne ermanung irer verwaltung weder bericht, rechnung oder bezallung gethon; so sie aber
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das thuen werden, wellen sie sich gepürlichen halten. In somma, es ist aller verzug alda gewesen; dann demnach sie die herrschaft Bickenbach iez kaufweis an sich gepracht, haben sie vermaint, die gueten herren mit worten abzutreiben und inen umb das überig nichs zu geben. Derhalben
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handleten graf Jörg und herr Johanns Wernher mit Philipsen Echtern, mit dessen rath die handlung dohin gepracht, das sich der churfürst zu Menz, graf Eberhart von Künigstain,

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[225] auch merthails der adel in Franken und der Wederow der sach halben wellen annemen, durch deren hilf und rath baid herren sich zu der herrschaft nehern, dasselbig wider einnemen und zu handen bringen, oder doch ir gelt sampt
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erloffnem interesse und uncösten hetten megen erlangen. Es war der anschlag gerecht, so der volzogen und in das werk het sollen gebracht werden, sie weren doch zum wenigisten zu ainer gueten tedting kommen. Es liesen aber baid herren, graf Jörg und herr Johanns Wernher, die sachen an andern
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orten auch berathschlagen. Da fanden sie an rath, sie sollten an die kaiserlich Majestät die sachen gelangen lassen und die vecht oder neherung zu dem iren, wie man dann das nennen soll, mit Ir Majestät gnedigister bewilligung fürnemen. Das hett nun ain große weiterung geben, were auch aller
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handlung ein verhünderung neben ainer gefhar gewest. Diese mainung schriben sie Philipsen Echtern. Der hett nur außer irer bevelch und geheiß den churfürsten von Meinz, etlich grafen und seine verwandten und freindt darunder bemüehet und angesprochen, war im auch hierauf nit klainer uncosten
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gelofen; dieweil nun baid herren eins andern zu rath worden, muest der getrew, guet, edel man solchs alles in ain gedult stellen und dabei besorgen, das der churfürst, auch ain anderer darfür achten mögten, als ob er inen zugeschickt worden sei, zu versuchen und zu erlernen, welches im dann
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hernach gegen landtgraf Philipsen und andern zu grosen unstatten kommen. Und also ist alle handlung wider Hessen desselbigen 1517 jhars angestanden und ersessen, das weiters nichts zu allen theilen fürgenomen worden. In nachvolgenden jharen 1518 und anno 1519 haben
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baide herren, graf Geörg und herr Johanns Wernher, abermaln bei Hessen umb den ausstand irer bezallung angehalten, haben aber kein ander antwurt, dann wie inen im 1516 jhar von der landtgrevin und iren zugeordneten räthen zuvor auch gegeben, erlangen mügen. Im jhar 1520 hat landtgraf
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Philips baiden herren uf ir schreiben und begern geschriftlichen geantwort, mit beger, das sie irer sachen halb etwarn mit gnugsamem bericht und gewalt zu im geen Cassel wellen verordnen, welle er denselben hörren und uf vorigen vertrag handlen, oder nach andern wegen trachten, die
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baiden thailen zu erleiden seien. Uf solchs graf Jörg und herr Johanns Wernher in Hessen geritten und mit dem landtgraven in handlung sich eingelassen, also das sie ires us-

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[226] stands der 6000 gulden nach langem entricht und bezallt sein worden. Alles interesse, so sich über die 2000 gulden erliefe, sampt costen und scheden, das sich dem wol vergleichen möcht, muesten sie fallen lassen und fro sein, das
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inen dennest das mechte werden. Aber es geet also, welcher den fürsten in die handt kompt, der kan selten ungerupft darvon entrinnen; was [426] sie für lender innemen, die behalten sie. Das ist bei dem fürstenthumb Hessen vilfeltigclichen beschehen; also haben die landtgraven von
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Hessen die fürstlichen und mechtigen grafschatz Catzenelenbogen sampt iren zugehörden mit gewalt an sich zogen, dieselbigen auch behalten und den graven von Nassow, so die ererbt und denen die vor menigclichem zugehört, das zusehen gelassen, biß zu letzsten die graven in ein vertrag
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sich haben müeßen begeben und gelt für ir ansprach und gerechtigkait nemen. An sollichem der merertheil den gueten grafen uf die rechtvertigung und andere uncösten sovil jar gelofen, das inen, gleichfals graf Georgen und herr Johanns Wernher auch beschehen, der weniger theil bliben.
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  1. außgaben] hs. außgeben.
  2. forschleg] hs. freschleg.
  3. besten] hs. bestem.
  4. Lottringen] hs. Littringen.
  5. thest] hs. theilt.
  6. Conz von der Rosen] über ihn s. Flögel, Geschichte der Hofnarren s. 190—204; Kunz von der Rosen, kaiser Maximilians I. lustiger Rath. München 1841; Die Hofnarren, Lustigmacher u. s. w. Von Fr. Nick. I, 176, 189.
  7. sücht] s. oben s. 261, 29.
  8. fordern] hs. forder.
  9. er] hs. es.
  10. titel] hs. titil.
  11. spillen] hs. spullen.
  12. gleichs] d. i. wer die höchsten drei gleichen karten, z. b. 3 aß, 3 könige hatte.
  13. gescheften] hs. geschepften.
  14. halben] hs. haben.
  15. [der] fehlt in der hs.
  16. sein] hs. seine.