<<< Kapitel 11 >>>
aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 62–67
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Wie kaiser Hainrich der dritt ain schlacht mit herzog Vratislaen von Behem gethon, in welcher her Wernher freiher von Zimbern sambt grave Arnolten von Dierstain, hern Cuno von Altenclingen und andern gefangen, die aber volgendts von Got wunderbarlich widerumb
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erlediget wurden.
[36] Zu Rotweil in dem Johannser haus findt man, das ain freiherr von Zimbern, herr Cuno genannt, im eelichen fraw Mechtilden, ain geborne pfalenzgräfin von Tübingen, vermehelet und mit derselben willen und vergonnen Got
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dem herrn zu lob und umb merung seiner diensten willen ain legatum oder gotzgab in die pfarrkirchen zu sant Pelagio in der alten stat Rotweil verschaffet hab, doch ist unbewist, in welchem jar das beschehen und was solch legatum gewesen. Doch waist man, das solchs under der re-

1 [63] gierung kaiser Conradi des andern, genannt salici, sich zugetragen, und ist den jaren nach zu rechnen, güetigclichen zu glauben, diser[1] herr Cuno seye herrn Wörnhers, von dem hienach gesagt wurt, vatter gewesen etc.

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Dann in dem closter zu sant Jergen auf dem Schwarzwald, da die freiherrschaft Zimbern vor vil jarn ir begreptnus gehabt, findt man in ainem fast alten[2] bermentin buch mit kurzen ainfeltigen worten dise nachvolgende geschicht geschriben, das umb die jhar, als man zellet nach Christi
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unsers lieben herrn gepurt ain tausendt und vierzig jhare, ain freiherr von Zimbern, herr Wernher gehaißen, sambt seinem gemahel, frawen Sopheien, geborne grevin von Feringen, in leben gewesen. Hernach anno domini ain tausendt und ainsundvierzige hat der römisch kaiser Hainrich, der
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dritt des namens, genannt Niger, mit großer macht herzog Vratislaen von Behem als den, der sein lehen vom reich nit empfahen, auch hinfüro nit gehorsam sein wolt, gewaltigclichen überzogen. Es waren in seiner hilf gar vil treffenliche und namhafte fürsten, graven, herrn, auch andere von
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der ritterschaft, sonderlich auß dem landt zu Schwaben, die im alle getrewlichen dienten, under welchen grave Arnoldt von Dierstain, herr Wernher freiherr zu Zimbern, herr Cuno freiherr von Altenclingen und ain herr von Geroltzegk, auch andere mehre auch mit zogent. Hinwider
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het nit minder ernempter fürst sich auch auf das aller böst zu der gegenwör geschickt, dem könig Petter von Ungern und andere mehr große hilf und beistandt erzaigtent. Mit denen zog er dem römischen kaiser under augen, wöret im den eingang des waldts, und nachdem er alle gelegenhait
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des selben waldts baß bericht und mehr wissens het, dann die Hochteutschen, dienet im solichs zu mergclichem vorthail. Dann wiewol da von baiden thailen gar hart und ernstlichen gestritten, so mocht doch der kaiser die lenge vor der macht und sterke der Behem so ganz in irem
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vorthail nit beharren, sonder ward von denen feinden umbgeben und mit seinem großen nachthail und verlurst zu der flucht getrungen, auch seins volks ain großer thail erschlagen, iren vil, besonder aus dem adel und der ritterschaft, gefangen und hinweg gefüert, also das der kaiser beschwerlich mit

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[64] seiner person [38][3] darvon komen mocht. Auf den tag behielt der herzog von Behem das veldt. Es wurden die gefangnen gar hertigclichen und ohn alle erbermde von denen barbarischen, vichischen leuten, die sie nit kannten, auch
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nit verstunden, in die eisen geschlagen und also biß in das ander jhar enthalten, under denen obernennter herr Wernher freiherr zu Zimbern ainer war, sambt grave Arnoldten von Dierstain und herr Cunen von Altenclingen, aim graven von Nellenburg, aim graven von Pfierdt, aim graven von
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Wolkperg, aim von Tennesperg, aim herrn von Geroltzegk und andern mehr in guoter anzal vom adel, nicht allain aus Schwaben, sonder auch aus Franken, Sachsen, Bayern und andern lendern. Es hetten die eisen, in denen die gefangen so lang enthalten worden, etlichen die hend, auch etlichen
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die füeß abgefeulet, also das ir der merer thail und sonderlich gemelter herr Cuno von Altenclingen mit todt vergiengent, dieweil inen nicht allain an essen und trinken, sonder an allerlai wartung und phlicht abgienge. Nun so was eben der selben zeit ain fürneme und große
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wallfart zu sant Lienhart, so ain kirchen auf dem Schwarzwaldt bei dem closter Ethenhaim-Münster, auf ainem berg gelegen, da täglichs große mirakel und wunderzaichen geschahent, sonder zweifel aus sonderer verhengknus des allmechtigen. Dahin geloptend und verhießend sich die
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gefangnen ainhelligclichen in irem großen kommer und letzsten sterbenden neten, aus angeben ires aines, dem die fart wissend gewesen. Gott der allmechtig, so allweg genedig und barmherzig ist allen denen, welche ir hoffnung und vertrawen vestigclich und von grund ires herzens in ihn setzen,
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sahe an iren großen rewen und vesten glauben; dann als sie ains tags abermals mit innigkait irs herzens Gott sich bevelchen und von schwerer krankhait, auch großem unmuot iezund daran entschlafen, begab sich das. Nachdem sie über ain cleine weil widerumb erwachten, befanden sie
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sich wunderbarlich alle ire eisen und bandt, in denen sie so lange zeit jamerlichen gelegen, erlediget, derhalben sie mit großen freuden Gott dem allmechtigen irer erlösung ehr, lob und dank sagtent, halfen darnach ainandern mit brüederlicher trew und ainigkait über die mauren hinab,
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versprachen sich zusamen bei ainandern leib und leben zu

1 [65] lassen, so lang biß das sie solche fart, wie sie die verhaißen, volpracht hetten. Und wiewol die rais sorgclich und gefärlich, auch der weg weit auß Behem biß in Schwaben, auch sie ains thails so schwach und presthaft, das sie ainandern

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tragen und füeren muosten, so lang das sie auß der feind landt kamen, noch behüetet und beschürmet sie Gott allezeit, der inen so wunderbarlichen und gnedigclichen [40][4] außgeholfen, das sie gelücklichen und wol geen Etenhaim kament, daselbst sie abermals Gott mit innigkait und
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andacht dank sagtend. Und damit dise wunderzaichen in ewigkait nit vergessen, sonder zu ainer zeugnus der ehr und macht Gottes denen nachkomen kundt thon wurd, liesen sie sich alle mit iren wappen, bei denen sie erkannt werden mechten, in ain aufschlag wurken, denen etliche die ketten
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an füeßen, etlichen an armen oder an leiben hiengen, nachdem dann ain iegclicher gefangen und eingeschmidt gelegen war. Diser gewurkt aufschlag ist bei vierzig jharen in gemelter kirchen bei sant Lienhart zu Etenhaim noch verhanden gewesen, nachvolgends anno domini fünfzehenhundert
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fünfundzwainzige ist er sambt vilen andern monumenten, daraus dise historia zu thail gezogen, in der beurischen aufruor zerhawen und verbrennt worden. Dieweil nun dise geschicht, wie iezund gehört, zu sant Jörgen auf dem Schwarzwaldt erfunden, welche sich eben der zeit zugetragen, als das gemelt
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gotzhaus zu dem andern mal widerumb ernewert worden, will alhie von neten sein anzuzaigen, durch wen solichs beschehen.

Derhalben zu wissen, als man zellet nach Christi unsers herrn gepurt tausendt dreiundvierzige, waren in leben zwen

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gebrüeder, Hesso und Athila oder Etzel genannt, ires geschlechts und herkomens freiherrn von Degernow, welches schloß und herrschaft unferr von der statt Biberach gelegen. Dise namen inen für, nachdem inen Gott kain leibserben verliehen, auch sonst kainer mer ires namens und stamens,
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ire herrschaft und güeter zu dem Lob Gottes zu verwenden und etwan ain closter zu pawen, in dem Gott ewigclichen geprisen und geehret werden mechte. Wiewol sie nun erstlichs ganz des willens, solchen ir fürgenomnen baw aus dem schloß und sitze ires namens zu volstrecken, auch etwas
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daran angefangen, bedachten sie doch, das es füegclicher

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[66] an aim stillen und von den leuten abgesonderten ort geschehen mechte. Also nach langem bedenken und fleißigen nachfragen kamen sie auß sonderer fürsehung und anschickung Gottes auf den Schwarzwald an das ende, da noch sant
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Jörgen closter stat. Die selbig hofstatt und einfang des kunftigen closters fanden sie mit großen furchen und eitelen beumen verwachsen, dann vormals auch ain closter der enden gestanden, so erstlichs angefangen und gepawen worden zu zeiten des kaisers Constantini Pogonati, ungeverlich nach
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Christi geburt sechshundert zwai und [41] achtzig jhar, und volgends zum mer maln von denen Arianern widerumb biß in den grundt zerstört und dermaßen in vergess komen, das es zu zeiten iez gemelter freiherrn von Degernow mehr dann anderthalbhundert jhar wüest und unbewonet gelegen und
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ain eitelige wildtnus worden. Auf dise hofstatt fiengen obernennte zwen freiherrn das closter sant Jörgen widerumb an zu pawen, und demnach der paw gar volbracht, kamen sie baide in den orden als laienbrüeder. In dises closter Benedicter ordens namen sie allain personnen vom adel, der
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selben ain mergcliche anzall zu inen kam. Under denen waren namlich grave Mangolt von Adelshausen, grave Eberhart und grave Hainrich, gebrüeder von dem Hailigenberg etc., grave Otho von Hochenberg und ganz vil vom adel, als von Mettingen, Weiler, Riethausen, Othelschwang,
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Büttelschüeß und andere mehr. Wie nun diser zeit herr Wernher freiherr von Zimbern von seiner gefenknus erlediget und noch unlangs anhaimsch gewesen, erforderet Gott sein gemahel, fraw Sophiam grevin von Feringen, auß diser welt, welche er zu sant Jergen füeren und alda zu der erden
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bestatten ließ. Alsbald schicket er sich darein, noch bei leben baider freiherrn von Degernow, verließ sein herrschaft, entschlug sich aller zeitlicher handlungen und gescheften, die er seinen sünen bevalch, verfüeget sich hernach in das gemelt closter; darin leget er, wie die andern, den orden an,
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füeret ainen erbarn gaistlichen wandel biß in sein ende, und nach seinem todt ward er bei seiner hausfrawen begraben. Hernach erwellten inen die freiherrn von Zimbern, dises herrn sün und andere derselben nachkomen, in disem closter ir begrebtnus, dahin sie etlich hundert jar gemeinlich nach
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irem tödtlichen abgang gefüert und allda der erden bestattet sein worden.

* [1557] So man die alten geschlechter, ir herkommen 1

[67] und sachen[5] erwigt, befindt sich, das vil under denselbigen ersetzt sein worden ußer ander geschlechter. Zu zeiten haben sie die voriger[6] wappen behalten, zu zeiten auch haben sie die müßen verenderen, als ich eracht von der lehen
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wegen, die sonst von den lehenherren nit weren gelichen worden. Also soll das geschlecht der alten grafen von Tübingen vor vil jaren auch sein ersetzt worden, dann die ersten grafen von Tübingen sind grafen von Calv[7] gewest, haben auch das wappen Calv gefürt, zugleich wie die graven
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von Leonstain und Fahingen oder Leenburg; hernach aber, als dieselbig linia alles uß gestorben, do soll es von aim remischen kaiser mit ainem grafen von Montfort sein ersetzt worden; er soll aber das wappen Montfort haben müßen endern[8] und an statt des weißen schilts hat er ime ain gelen
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schilt geben, den roten blutfanen hat er ime gelassen, den helm hat er ime mit ainer gelen infln beziert mit ainer roten blege. Zu was zeiten aber oder under welchen remischen kaiser das beschehen, das ist grundtlich nit bewist, sonder user lenge der zeit in vergess kommen. Aber ußer aller
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hand vermuetungen so muest es ain lange zeit sein; zu rewen ist es, das unser vorfarn so liederlich sein gewest, irer sach nichts geachtet, auch nichts verzaichnet haben, darum auch so vil schener historien und guter erlichen taten sein verloren worden. Aber Calv der nam sol von den
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deutschen völker, den Caluconen, entspringen, zugleichen der nam Tübingen von den völkern der Tubanten herkompt. *



  1. diser] hs. dise.
  2. alten] von hier an fehlen in A 9 blätter, und zwar bl. 22—30.
  3. 38] auf s. 37 stehen die wappen von Zimmern und Tübingen.
  4. 40] auf s. 39 stehen die wappen von Zimmern und Veringen.
  5. sachen] hs. sachten.
  6. voriger] so die hs.; sollte wohl vorigen heißen.
  7. grafen von Calv] über diese s. Bauer, Die Grafen von Kalw und Löwenstein, in Wirtembergisch Franken. Zeitschrift, 1869, s. 211 ff.
  8. endern] hs. ender. schilts] hs. schiltzt.