Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 10

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 56–62
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* [1324] Vom geschlecht der herren von Bodmann.[1]
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Das[2] geschlecht der herren von Bodmen ist zu der zeit und auch darfor umb die regierung Caroli magni in großer achtung und vermegen zeitlicher güeter gewesen und sollen iren ursprung anfengclichs von den grafen von Montfort her haben, unangesehen das in wappen was underschidt und sie
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die seebletter füren. Man sagt, nachdem gar vor alten zeiten die drei grafengeschlechter, als Bregenz, Montfort und Hailigenberg gar nahe den ganzen Bodensee ingehabt dishalb, so hat sich Montfort derzeit weit ausgetailt, wie das ire alte güeter, die sie vor jaren besessen, wol bezeugen; und als
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iren ainer seinen nechsten pluetsfründt und verwandten in ainem zorn umbgebracht, soll er von gemainer fründtschaft von seinem namen und angeborner wappen hindangewisen und im das alt schloß Bodman sampt seinen zugehörden ingeben sein worden, auch das er und seine nachkommen
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hinfüro die drei seebletter füren und sich herren von Bodmen

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[57] schreiben megen. Also ist es hernach über vil jar under denen grafen von Würtemberg zugangen, under denen einer sein leiblichen brueder umbbracht, ist er von dem landt Würtemberg abgetailt, hat sich ain grafen von Landow
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schreiben müeßen, wie noch von desselbigen grafen von Landow nachkommen beschicht. Etwas vor derselbigen würtembergischen unruhe under denen gebrüedern hat sich ain gleicher fahl under den grafen von Kirchberg begeben, das auch ain brueder den andern entleipt; aber demselbigen
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theter und todtschleger ist im vertrag sein nam, das er und seine nachkommen sich grafen von Kirchperg schreiben megen, zugelassen worden; iedoch hat er was enderung im wappen annemen müeßen, wie das im closter zu Wiblingen, das von bemelten grafen von Kirchberg gestift worden,
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clärlichen zu befinden. Aber die herren von Bodmen sein vor alten zeiten ganz vernampte herren, auch vor andern geschlechtern weit berüempt gewesen. So befindt sich auch ußer warhaftigen historien, das aine des geschlechts von Bodmen bei der kaiserin Hilgarten, des großen kaisers Caroli
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gemahl, im frawenzimmer gewest und bemelter kaiserin ganz gehaim und vertrawt gewesen. Es haben auch die römischen [1325] kaiser der zeit vil wandels und wonung bei den herren von Bodma zu Bodmen gehapt vermeg der freihaiten, so alda ußgangen und deren datum ußweist »in pallatio nostro
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imperiali,« gleichwol man vermaint, solch pallatium sey nit uf dem schloß, so iezmals unser Frawen berg genannt wurt, gestanden, sonder es hab noch ain schloß oder kaiserliche wonung schön hieunden im flecken Bodmen gehapt, darin die kaiser dern enden gewonet, welches aber iezundt alles
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vergangen; und wol zu achten, das und anders sey von den unglaubigen Hunnis und andern barbarischen völkern in grundt zerstört und vergengt worden, oder die von Bodmen selbs habens ußer ursachen und mit willen abgeen lassen.

* [1408] Man fündt[3], das kaiser Conradt der erst, ist ain

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herzog von Franken gewesen, das kaiserlich pallatium zu Bodman hab lassen abbrechen von wegen der tat und gewaltsame, so herzog Berchtoldt und herzog Erchinger von Schwaben wider bischof Saloman von Costanz geübt haben. Allen anzaigungen nach so ist das pallatium nit weit vom

1 [58] Bodensee und der kirchen daselbst im flecken gestanden und in der nidere gelegen; möglich, so man suchen, man wurde noch die fondamenta desselbigen finden. *

* [1434] Man sagt und findt auch geschriben, das zu

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selbigen zeiten der gewaltig hauf der Unger zu und umb Laugingen sey gelegen, auch weiter in unser landtsart nit herauf kamen, ußerhalben der straifenden pferdt und vastatori, wie dann die ungleubigen derselben ainest vil gehapt, auch der Türk solchs noch zu unsern zeiten im geprauch.
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Dieselbigen straifenden pferd haben sich unser gegne und dann umb den Bodensehe angenomen, aber der remisch kaiser Conrad der erst, so inen dozumal biß gen Laugingen mit großer macht sein entgegen gezogen und zu baiden thailen vil sein gedinget worden, doch letstlich ain solch
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groß blutvergießen zu verhieten, dahin kommen, das man uf ieder seiten ain man sollt erwelen, die baide dan für menigclichen kempfen, und welcher uß inen obleg, da sollt der sig sein, und damit der krieg sein entschaft haben. Wie das also abgeredt und beschlossen, soll der kaiser ain herren
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von Calatin uß seinem volk erwelt haben. Dieweil aber nun[4] gedachter von Calatin ainsmals in großen gedanken ainig umbhergangen und seinem bewilligten kampf nachgedracht[5] so seye ime ain unbekannter man begegnet, welcher in angeret, was er mit im selbs so ernstlich bedenk, und
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gesagt: »Ich sprich, du wurst nit kempfen für den kaiser, sonder ain schuchmacher von Henfweil (welches iezunder die statt Laugingen ist) wurt mit seiner weer den kampf erhalten.« Solcher rede der von Calatin nit wenig erschrocken und gesagt: »Wer bistu? sollt ich meinem herren, dem
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kaiser, den kampf nit laisten, wurd mir zu spott und ewiger schand raichen, auch mir sollichs niemands glauben.« Darauf sprach der unbekannt man: »Ich hab dir die warhait gesagt, ich bin der ritter sant Jerg, und nim dessen zu ainer zeugnus disen daumen.« In dem het er ab seiner rechten
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Hand den daumen genommen und denselben dem herr[6] von Calatin geben. Der sey mit dem daumen den nechsten zum kaiser gangen und dem alle handlung, was sich begeben, als oblaut, angezaigt; hierauf der kaiser den schuchmacher kempfen lassen. Der hab kempft und den sig erhalten und

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[59] dardurch seyen auch der kaiser und die Unger uf das mal befridet worden und die find abzogen. Uf sollichs der kaiser seinem kempfer drei walen ufgeben zu begeren; was er wellt, des wellt er im[7] geweren. Darauf begert der schuchmacher
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erstlichs fur ain gemaind bei der statt ain wismad zu ainer vichwaid, zum andern, das die statt mit rotem wachs siglen ließ oder möcht, zum dritten, das die von Calatin ain merin mit ainer cronen uf dem helm zum klainat füren möchten. Sollichs alles soll dem guten man[8] vom kaiser sein geweret
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worden. Es füren auch noch heutigs tags die marschalken von Bappenhaim solch helmklainat, wie sie dann von den herr von Kallatin abkommen. So besiglet die statt Laugingen von alter her mit rotem wachs, das sonst von kainer fürsten- oder herrensteet beschicht in unsern landen. Dise
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historia, wie iezo vermeldet, soll zu Laugingen bei dem schloß Faimingen[9], nit weit von der Tonaw, sich zutragen haben, soll auch also vor alten zeiten an dem kürchenthurn zu Laugingen gemalet sein worden, und hat dise historiam nit allain doctor Matheus marschalk von Bappenhaim in
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seines geschlechts cronica beschriben, sonder auch ain [1435] gelerter und erfarner prediger münch, genannt frater Felix Hemmerlin[10], thut der in seinen büechern meldung. Man sagt auch für gewiss und habens die alten darfür gehalten und glaub, der halb thail s. Jergen daumens, darvon
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hieoben meldung beschehen, werd das halb thail darvon zu Kaishaim in gold ingefasst behalten und das ander thail zu Bappenhaim. Es mag ain ieder glauben, was er will, und ist niemands verbunden zu glauben, aber man finds also geschriben und habens unsere vorfaren glaubt und als ain
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ganze warhait gehalten. * [1325] Man hat noch heutigs tags für gewiss, s. Othmar sey zu Altenbodmen in der gefengknus gelegen und, nachdem er denen herren von Bodmen von etlichen schwebischen fürsten fengclichen überantwurt, sey er etliche zeit
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ganz hertigclich und ohne alle erbermde von inen gehalten worden uf unser Frawen perg, da ainest das recht alt Bodmen gestanden und darvon auch die herren iren namen gehapt. Do zaigt man noch ain finsters ungehewrs gewelb oder kemmerlin, darin der hailig man ist gepeiniget worden,

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[60] daher von altem ain sag uf unser zeit kommen, es haben sich die von Podmen derzeit an s. Othmarn also verschuldt und versündigt, das ain fluch uf sie und ire nachkomen erwachsen; dann der merer tail alle im geschlecht schadhafte
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schenkel und füeß haben, welcher gebresten sich gleichwol bei unsern zeiten bei etlichen des geschlechts war sein befunden. Ob es aber der ursach halb, wie iez gemelt, beschehe, das mag sein oder nit, der waists am basten, dem nichs verborgen oder unbewist. Bemelte herrn[11] von Bodmen
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haben umb dise zeit und kurzlich nach s. Otmars todt, ain große ehr am Bodensee erlangt, dergleichen im landt zu Schwaben[12], dem sie in ungerischen kriegen, als die selbigen sampt andern ungleubigen völkern gar nahe ganz deutsche nation überzogen und durchstreift, die stat Costanz und ain
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großen tail des Bodensees vor überfall und verderpnus verhüet haben. Welcher gestalt aber sollichs beschehen, das ist aber von unsern unfleißigen, liederlichen vorfaren nit verzaichnet worden, aber wol zu gedenken, sie haben die feindt zu wasser und zu landt angriffen, inen allen abbruch
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gethon und damit ein solliche herrliche victoriam erlangt. Daher dann von selbiger zeit an der geprauch und ain sonderliche freihait bei denen von Bodmen, das sie järlich zu ainer besondern zeit im jar, so der gangfischfach am bösten, in ainem jagschiff von Bodmen aubents außfaren,
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den see biß geen Costanz nach irem gefalln durchstraifen mit großem jubel und geschrai »Huno, Huno,« zu ewiger gedechtnus des sigs. Alsdann so flühen alle vischer vom see und last sich niemands sehen oder von inen ergreifen; dann so das bescheh, were inen derselbig mit leib und guet
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verfallen, oder es mochten in die von Bodmen nach irem gefallen strafen. Was visch sie underwegen ankomen in laidtschiffen oder anderm, das megen sie alles mit inen hinweg nemen. Sie faren mit aim sollichen triumph biß geen Costanz zu der Reinbrucken; da hat es dann andere
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ceremonien und gebreuch, wie die hernach in diser historia an gepürlich ort mit allem bericht gründtlichen vermeldet werden. Und dise freihait inen von allen römischen kaisern zu lehen verlihen, und ist ain große herrligkait, dergleichen in unserm bezürk nit leuchtlichen befunden wurt. Zu was

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[61] zeiten aber hernach die von Bodmen den herrenstandt verlassen und sich under den gemainen adel gemischt, wie auch von den herrn von Emps und andern mehr beschehen, das mag man aigentlichen nit anzaigen, ich acht aber, es
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sey weniger nit dann bei vierthalbhundert jaren ungefärlich. Iedoch werden sie noch bei [1326] den fürnembsten vom adel geachtet. Ire eltsten brief und urkunden sein inen anno 1307 uf dem schloß Altenbodmen verbronnen; ist fürwar ain großer unfall gewest, und darbei der zorn gottes
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mag vermerkt werden. Solliche historia wurt hernach auch an gepürlichem ort gemeldt werden. Aber nach sollichem großem unfal ist inen baldt hernach widerumb ain glück zugestanden, das inen die herrschaft Meckingen durch ain heirat worden, wie man sagt.
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Die füeren sie zu irem alten wappen quartirt, ist ain schwarzer wider oder stainbock in ainem guldin veldt. So hat auch ainer von Bodmen ain apt in der Reichenow zu gefatter über sein sone gewonnen; do strickt derselbig abt dem jungen, seinem taufgotte, den Mindelsee, so vormals dem
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gotzhaus der Reichenow mit der aigenschaft zugehört, im tauf ein und ward auch der see denen von Bodmen gleich zugestellt und übergeben. Were aber derselbig abt in der Reichenow vom geschlecht gewest, mag ich aigentlich nit wissen, aber zu gedenken, es sey grave Friderrich von Zollern
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gewesen, der hat so liederlich haus gehalten, das in die andern conventuales haben absetzen wellen, ist aber doch seiner einfalt halb von kaiser Sigmunden bei dem convent wider erbeten worden, das er sein lebenlang bei der abtei ist bliben. Nach des abts in der Reichenow absterben, der
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also liberal und den see vom gotzhaus verschenkt, do fieng es die andern münch und nachvolgenden prelaten an zu rewen, gleichwol zu spat, und hetten gern den see widerumb zum closter gehapt, aber die edelleut wolten den nit von handt lassen. Do rusten die münch ein spectrum oder
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ein lebendigen gaist zu, der fur nachts in eim schiff uf dem see, ließ sich etwan mit feur oder prennenden liechtern sehen. Er wardt durch anschiften des abts in der Reichenow befragt, was er alda thet oder zu schaffen, gab der gaist antwurt; er wer der vorgendt prelat und mocht nit
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selig werden oder zu ruwen komen, es hetten dann die von Bodmen dem gotzhaus den see widerumb zugestelt. Darumb waren die edelleut vilmals ernstlichen angesucht, aber sie

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[62] woltens nit merken oder den see faren lassen. Also da alles versuchen vergebens, do stunden die münch von irer forderung, und damit so wardt auch der lebendig zugericht gaist auch abgestellt. Der wardt hinfüro bei dem see nit mher
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weder gesehen oder gehört. Solliche costliche einstricketen an kindteufeten sein vor jaren vilmals beschehen. Also soll ain abtissin von Buchow, ist ain geporne grefin oder ain freiin von Tengen gewesen, vor vil jaren den Bussen eim truchseßen von Waltpurg eingestrickt haben, wie dann sollich
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geschlecht iezo vil jar nichs behalten kinden; und von wegen diser einstricketen mit dem Bussen do hat ain capitel zu Buchow, gleichwol zu spat, ain statut gemacht, das hinfüro ain abtissin von Buchow zu ewigen zeiten nit solle gefatter sein, ein sollichs inconvenient kunftig zuvorkommen. Dis
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statut ist vil jar gehalten worden bis uf unsere zeit, do hat die grefin von Montfort deshalb mit ir selbs wider dispensiert und darf auch kein sorg mehr, dann sie kinden schier weder schlösser oder anders mehr instricken oder hingeben. Wie weislich oder nutzlich es dann gehandelt, das einest ain
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erzbischof und churfürst von Menz seinem taufgöte, eim landtgrafen von Türingen, das landt zu Hessen (welches domals dem erzstift Menz aigenthumblichen zustendig und das Hetzenlandt vom waidwerk ward genennt) im tauf ingestrickt, das gib ich dem mer verstendigen zu urthailn und zu erkennen. *



  1. diese überschrift wurde beigefügt. Die hs. bemerkt: Ain besonders capitel, gehört nach den ungerischen sachn und von Obitriten. Ist dem geschlecht Bodma zu ehren zu inserirn.
  2. Das] s. Pfeiffer, Germania IV. 51 ff.
  3. Man fündt] bis finden [58, 3] abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 51 anmerk. 34.
  4. nun] hs. nur.
  5. ,nachgedracht] vielleicht statt nachgedacht.
  6. dem herr] hs. den herr.
  7. im] hs. in.
  8. dem guten] hs. der gut.
  9. Faimingen] d. i. Feimingen, hs. Haüningen.
  10. Hemmerlin] s. Reber, Fel. Hämmerlin von Zürich.
  11. Bemelte herrn] bis anzaigen [61, 4] abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 54—55.
  12. Schwaben] hs. schwagen.