Zeugnis der Reife des Prinzen Wilhelm von Preußen (späterer Kaiser Wilhelm II.)

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Titel: Zeugnis der Reife des Prinzen Wilhelm von Preußen (späterer Kaiser Wilhelm II.)
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aus: Staatsarchiv Marburg Best. 152, Nr.94.
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1877
Erscheinungsdatum: 1877
Verlag:
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Erscheinungsort: Kassel
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Originaltitel: Zeugnis der Reife für den Zögling des königlichen Gymnasiums (gen. Lyceum Fridericianum) zu Cassel Ludwig Wilhelm Victor Albert Prinz von Preussen
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Quelle: Commons
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Einleitung

Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich nicht um die offizielle Zeugnisurkunde, welche dem Absolventen (dem späteren Kaiser Wilhelm II.) ausgehändigt wurde, sondern um den Entwurf des Schulzeugnisses. Das Dokument beruht auf einem gedruckten Formular, welche es ermöglichte, Informationen zum jeweiligen Schüler (z. B. Name, Zeit an der Schule etc.) sowie Bewertungen zu dessen Leistungen in freien Stellen zwischen gedruckten Passagen handschriftlich einzufügen.

Allein schon wegen Rechtschreibfehlern, Streichungen und Umformulierungen, die die Autoren selbst vorgenommen haben, verbot es sich, das Dokument in der vorliegenden Form an die Schüler auszuhändigen.

Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit um eine Vorlage, welche im Rahmen einer Zeugniskonferenz von den Lehrern/Dozenten des Schülers erstellt wurde. Die Tatsache, dass die Handschriften wechseln, legt nahe, dass diese Vorlagen in einer Art „Umlaufverfahren“ erstellt wurden. War ein Lehrer/Dozent bei der Spalte fertig, die seinem Fach zugeordnet war, reichte er das Dokument an seinen Kollegen weiter. Die so zustande kommenden Dokumente wurden zur Erstellung der Reinschriften verwendet. Die Unterschrift des Schuldirektors fehlt im Entwurf. Vermutlich, um diesem keine Rechtskraft zukommen zu lassen.

Das Stück entstammt einer Sammlung von Zeugnisentwürfen. Offensichtlich haben diese bis zu ihrer Archivierung nie den Weg in die Hände der betreffenden Schüler gefunden.

Editionsrichtlinien

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      • Die handgeschriebenen Stellen werden durch Kursivschrift dargestellt.
  • Die originalen Zeilenumbrüche werden wiedergegebeben.

Das Dokument

[1] St[aats]A[rchiv]M[A]R[burg] Best[and] 152, Nr. 94[1]

Zeugnis der Reife

für den Zögling

des Königlichen Gymnasiums (gen. Lyceum Fridericianum)

zu Cassel

Friedrich Wilhelm Victor Albert Prinz von Preussen, Königliche Hoheit,

aus Berlin, 18 Jahre alt, evangelischer Confession,

Sohn des S[eine]r Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preußen,

hat das hiesige Gymnasium Jahr, die Unter-Prima ein Jahr, die Ober-Prima ein Jahr

besucht.


Sittliche Aufführung und Fleiß.

Sein Betragen war in jeder Beziehung stets [2] untadelhaft, und durch seinen

Fleiß und sein reges wissenschaftliches Streben erwarb er sich

die volle Zufriedenheit seiner Lehrer.


Deutsch. Er versteht es im Ganzen ein Thema richtig aufzufaßen, zweck-

mäßig anzuordnen und in einer hinreichend gewandten Darstellung

auszuführen. Die Hauptlehren der philosophischen Propädeutik kennt

er und hat sich eine zum Teil eingehendere Kenntnis Bekanntschaft[3]

mit den Hauptepochen der deutschen Litteraturgeschichte erworben.

befriedigend.


Lateinisch. Er besitzt eine im Ganzen genügende grammatische Sicherheit und zeigt

in seinen stilistischen Leistungen eine im Ganzen befriedigende Gewandtheit.

Im Uebersetzen und Interpretieren der Schriftsteller hat er sich eine befriedigende

Fertigkeit erworben. Mit den gewöhnlichen Versmaßen ist er vertraut bekannt[4].
befriedigend


[2] Griechisch. Er übersetzt die gewöhnlichen Schulschriftsteller mit befriedigendem

Verständnisse und nicht ohne Gewandtheit, besitzt eine im Ganzen

ausreichende Kenntnis der Formenlehre und der Hauptregeln

der Syntax und ist hat[5] auch in der schriftlichen Anwendung der gelernten

Regeln recht[6] befriedigende Fortschritte gemacht.
Befriedigend.


Französisch. Er spricht fertig und geläufig französisch und weiß sich in dieser Sprache

auch schriftlich mit großer Leichtigkeit und Gewandtheit auszudrücken.

Seine Kenntnisse in der französischen Grammatik sind gut. Die franzö-

sischen Schriftsteller übersetzt und erklärt er mit recht gutem

Verständniß. Der von demselben noch besonders gelieferte französi-

sche Aufsatz ist sachlich und sprachlich als gut zu bezeichnen.
Recht gut;


Hebräisch.


Religionslehre. Vom Inhalte und Zusammenhange der heiligen Schrift sowie

von den Grundlehren der evangelischen Kirche hat er eine

gute Kenntniß erlangt.
Gut.


Mathematik. Er[7] Derselbe besitzt befriedigende Kenntnisse in

der Trigonometrie und ebenen Geometrie

im Ganzen befriedigende in der Stereometrie

und Arithmetik und verwerthet dieselben

in befriedigender Weise bei der Lösung

mathematischer Aufgaben.
Befriedigend.


Geschichte und Geographie. Mit Bei seinem[8] lebendigen historischen[9] Interesse für die Er-

scheinungen der Geschichte vereinigt er hat er[10] ausreichen

de, zum Theil eingehende, geographisch wohl begründete

und chronologisch ziemlich sichere geordnete[11] Kenntnisse in

der Geschichte der alten und neueren Culturvölker

sowie insbesondere der deutschen und des bran-

denburgisch-preußischen Staates gewonnen[12].[13] Er versteht sein

Wissen in zusammenhängender, geläufiger Rede[14] Darstellung

darzulegen werthen [15] darzulegen.
Gut.


[3] Physik. Er[16] Derselbe ist mit den wichtigsten Gesetzen der

Physik bekannt und versteht dieselben in

befriedigender Weise mathematisch zu entwickeln.

Besonderes Interesse hat er für die Lehre

von der Elektricität gezeigt.

Im Ganzen gut

Turnen. Von derm Besuche Theilnahme[17] am Turnunterrichte war er dispensiert.


Die unterzeichnete Prüfungs-Commission hat ihm demnach, da er jetzt das hiesige Gymnasium

verläßt, um Rechts- und Staatswissenschaft zu studieren, das Zeugnis

der Reife

ertheilt und entläßt ihn unter den besten Segenswünschen.


Cassel, den 24ten Januar 1877


Königliche Prüfungs-Commission


Königl[icher]. Commissarius   Der Director des Gymnasiums


(Unterschriften:) Rumpel[18]


Professor Dr. Weber[19]. Schorre[20]. Dr. Lindenkohl[21]. Dr. Auth. I[22] Dr. Hartwig[23].
Dr. Zuschlag[24]. Dr. Schmidt[25]. Dr. Heußner[26]. Dr. Heldmann[27]. Stoll[28].



Quellen

Quelle für die Angaben zu den Lehrern und deren Fachgebieten:

  • Dr. Gideon Vogt, Gymnasial-Director: Jahresbericht, das Schuljahr 1876/77 betreffend in: Schulprogramm 1876/77, S. 44–57 Digitalisat der UB Giessen



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Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gegenwärtige Archivsignatur.
  2. Nachträglich anstelle der Streichung eingefügt.
  3. Nachträglich anstelle der Streichung eingefügt.
  4. Nachträglich anstelle der Streichung eingefügt.
  5. Nachträglich anstelle der Streichung eingefügt.
  6. Nachträglich eingefügt.
  7. Vor die Streichung eingefügt.
  8. „Bei seinem“ anstelle der Streichung nachträglich eingefügt.
  9. Nachträglich eingefügtes Wort.
  10. „hat er“ anstelle der Streichung eingefügt.
  11. Anstelle der Streichung nachträglich eingefügt.
  12. Nachträglich eingefügtes Wort.
  13. Streichung eines unleserlichen Wortes am Zeilenanfang.
  14. Anstelle der folgenden Streichung nachträglich eingefügtes Wort.
  15. Unsichere Lesung.
  16. Nachträglich anstelle der Streichung eingefügt.
  17. Nachträglich anstelle der Streichung eingefügt.
  18. Provinzial-Schulrat Dr. Rumpel.
  19. Professor Dr. Otto Weber, Oberlehrer und Ordinarius der „Oster-Ober-Prima (I a)“, Altphilologe.
  20. Oberlehrer Carl Schorre, Physik und Mathematik.
  21. Oberlehrer Dr. Georg Lindenkohl, Religion, Französisch.
  22. Oberlehrer Dr. Eduard Auth I, Physik und Mathematik.
  23. Oberlehrer Dr. Theodor Hartwig, Geschichte und Geographie, auch Latein und Griechisch.
  24. Oberlehrer Dr. Carl Zuschlag, Mathematik.
  25. Oberlehrer Dr. Bernhard Schmidt, Deutsch.
  26. Oberlehrer Dr. Friedrich Heußner, Deutsch, Latein, Griechisch.
  27. Gymnasiallehrer Dr. Carl Heldmann, Deutsch, Latein.
  28. Gymnasiallehrer Adolf Stoll.

Literatur

Margret Lemberg: Civis germanus sum. Wilhelm II. und seine Zeit im Friedrichsgymnasium in Kassel, in: Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897 - 1997. Festgabe dargebracht von Autorinnen und Autoren der Historischen Kommission. Bd. 2. Marburg: Elwert (1997) S. 987-1016