Textdaten
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Titel: Zeichen der Zeit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 200
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[200] Zeichen der Zeit. In Nr. 70. (vom 24. März) des Magdeburger Correspondentenden steht wörtlich folgende Todesanzeige:

„Verwandten und Freunden hiermit die Hiobspost, daß uns Gott heute in der Frühe unsre Gertrud wieder genommen hat; das Kind starb an des Satans Stickhusten. Weil wir uns just an diesem Mägdlein fast zu sehr erfreuten, hat uns der Herr gezüchtigt. Gelobt sei Er!
Tangermünde, den 21. März 1858.
Steinbrecht, Superintendent.“     

Das Blut möchte Einem in den Adern erstarren bei Lesung dieser wenigen Zeilen. Wer jemals ein liebes Kind unter den grünen Rasen gebettet hat, vermag den Schmerz zu ermessen, unter dem Elternliebe und Elternlust bei der Leiche des geliebten Wesens zittert. Von einem Lehrer der christlichen Liebe müssen wir jetzt erfahren, daß diese Liebe etwas Verwerfliches, ein Verbrechen war! Und welch’ einen traurig-niedrigen Begriff muß dieser Mann von der Hoheit Gottes haben, daß er in ihm nur den Gott der Strafe sieht, ein Wesen untergeordneter Art mit menschlichen Rachegelüsten, das den Satan benutzt, um allzuheiße Vater- und Mutterliebe zu bestrafen mit dem Tode des Lieblings! Die große, schöne Lehre unseres Herrn und Heilandes – wie falsch und lieblos wird sie doch von Vielen aufgefaßt!