Zedler:Werder, (von dem)


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Werder, nach Anzeige des Wappen-Buches

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Werder, ein altes Adeliches Geschlechte in dem Hertzogthum Magdeburg und der Marck Brandenburg

Band: 55 (1748), Spalte: 323–330. (Scan)

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Werder, (von dem) eine uralte vornehme Adeliche Familie im Fürstenthum Anhalt und den umliegenden Grentzen, so von denen 1344 abgestorbenen Grafen von Woldenberg in dem Stiffte Hildesheim, unter welchen sich eine Linie von der Insul oder Werder, Lat. DE INSULA, genennet, ihren Ursprung herleitet. Denn Otto I, Graf von Woldenberg, ein Sohn Ludolphs I, wurde sowohl als sein jüngerer Bruder Ludolph II, mit Kindern gesegnet, daher musten sich beyde Brüder in die Grafschafft Woldenberg theilen, und zwar muste Graf Otto Raum geben; Graf Ludolph aber blieb auf dem Woldenberge. Es bekam aber Graf Otto in seinem zugetheilten Theile zwischen dem Woldenberge und der Stadt Bockenem eine Insul oder Werder, worauf er eine Burg bauete, welches Hauß zum Werder, und in Lateinischen Briefen INSULA genennet wird, und seine Nachkommen heissen daher die Herren von Werder oder INSULA. Mehrgedachter Otto hinterließ drey Söhne, Conraden, Burcharden, und Heinrichen I. Von diesen ward Conrad Geistlich und ein Canonicus zu Hildesheim, ferner 1167 Probst auf dem Berge St. Mauritii vor Hildesheim, endlich auch 1188 Advocat des Stiffts Gandersheim. Sein Bruder, Burchard, Herr zum Werder, muste mit seinem andern Bruder Heinrichen abermahl theilen, und bekam Burchard das Hauß Woldenstein; Heinrich aber behielt den Werder. Nach Becmanns (in der Historie des Fürstenthums Anhalt P. VII, c. 2. p. 285) Berichte findet sich Gerhard Werder in denen Anhältischen Documenten benennet, so nebst Cuno Latorpen, als Zeuge angeführet wird in derer Fürsten Siegmunds, Albrechts und Woldemars Donation eines halben Gartens von der Vincken porte bey Zerbst, ad semitam dictam Vincken porte, an das Stifft zu St. Bartholomäi, an. 1387. Vigil. Epiphan; Ingleichen Cuno Werders, so bey der Stadt Zerbst mit caviret vor Henning Crachten wegen Verwaltung des Hauses Lindow. Wiewohl nun ferner gedachter Becmann meynet, es habe sich dieses vornehme Geschlecht albereit in den 11 und 12 Jahrhundert bekannt gemacht, indem 2 Jöbste von dem Werder zu den Zeiten gelebet, deren, einer ums Jahr 1019 dem Turnier zu Trier beygewohnet, [324] der andere aber um das Jahr 1119 mt Margarethen von Bünau, welcher im Turnier zu Göttingen gedacht wird, verehlichet gewesen; so waren doch sothane des Geschlechts derer nunmehro in Reichs-Grafen-Stande erhobenen Grafen von Werdern, oder Werthern, des Heil. Röm. Reichs Erb-Cammer-Thür-Hüter. Indessen ist doch gewiß, daß die von dem Werder schon vor alten Zeiten im Braunschweigischen anseßig gewesen. Sie hatten auf dem unweit Hameln gelegenen Schlosse Bisperode ihren Sitz, wie denn Otto von dem Weder annoch im Jahr 1481 sothanes Schloß bewohnet, und mit Hedewig von dem Busch, Aschen, Aschwin oder Ascan gezeuget. Dieser hat zu Bisperode noch Lopke erkaufft und ist 1549 daselbsten mit Tode abgangen, nachdem er sich mit Sophien von der Wense aus Wintersdorf verehlichet gehabt, die ihm 2 Söhne, Heinrich und Jobsten, gebohren, von welchen Heinrich 1572 verstorben, und Hartwigen nach sich gelassen, so 1612 erbloß Todes verblichen; Jobst von dem Werder, auf Bisperode und Lopke, aber hat sich Marien, Heinrichs von Saltza auf Ebersbach und Annen von Freytags aus Marienthal Tochter, ehelich beylegen lassen, die ihm, ausser einer Tochter Marien von dem Werder, eine Gemahlin Curts von Börstel, auf Wester-Engel, Aschen Heinrich, Jobst und Heinrich Julium gebohren. Er hat vielen Feld-Zügen beygewohnet, und ist als Braunschweigischer Obrister-Lieutenant 1579 verstorben, von dessen Söhnen hat Asche Heinrich zu Lopke gewohnet, und mit Helenen, Philipp Ludwigs von Canstein, und Margarethen von Münchhausen Tochter, Margarethen gezeuget, so an Rudolph Wilhelm, Freyherrn von Holtzhausen, Hochfürstlich-Hessen-Darmstädischen Regierungs- und Kriegs-Rath, Haupt- und Amtmann, auch Kriegs-Obristen, und Ober-Commendanten zu Giesen, welcher 1667 mit Todte abgangen, vermählet gewesen. Heinrich Julius aber ist 1626 erbloß verstorben. Jobst aber hat seine Geschlechts-Linie fortgepflantzet, hat Bisperoda und Lopke inne gehabt, und ist 1665 Todtes verblichen, nachdem er mit Catharinen, Erichs von Rhoden auf Hüpeda, Glehre und Rheden, Hochfürstlich. Braunschweig-Lüneburgl. Geheimden-Raths, und Catharinen von Alter aus Wierborn Tochter, fünff Töchter, Margarethen, Elisabeth, Catharinen, Lucie Dorotheen, und Julianen gezeuget, wovon Margarethe, Raban Elmershans von Harthausen, Elisabeth, Raban Jobst von Harthausen, Catharine, einen von Steuben, Lucie Dorothee, Achaz von Arnstädten, und Juliane, welche den 30 April 1647 das Licht dieser Welt erblicket, 1705 aber Todtes verfahren, Ernst Wilhelm, von Pistoris, auf Merschwitz, ehelich angetrauet worden. Und von dieser Linie ist Heino von dem Werder der letzte Probst von dem Adelichen Stiffte Ebsdorf vom Jahr 1533 bis 1522 gewesen, welchem Magdalene von dem Werder von 1554 bis 1595 als Aebtißin vorgestanden. Hiernächst findet sich, daß Peter von dem Werder noch 1455 gelebet, welcher Thesaurarius und Custos des hohen Ertz-Stiffts [325] Magdeburg gewesen; Man hat aber keine Nachricht, aus welcher Linie er abgestammet.

Heinrich von dem Werder, welcher schon um das Jahr 1400 gelebet, ist der erste, von welchem man in unzertrennter Ordnung aller jetztlebenden dieses vornehmen Geschlechts Abstammung darthun kan; man hat aber noch nicht gefunden, mit welchem er seine beyden Söhne, Heinrichen und Hartwigen, gezeuget hat. Der erste Heinrich, ist ohne Erben mit Tode abgegangen, hatte aber vom Ertz-Bischoff Johannes zu Magdeburg das Hauß Ummendorf Pfands-Weise überkommen. Hingegen der jüngere Hartwig, auf Ummendorf, hat das Geschlecht fortgepflantzet. Er war Hauptmann zu Sommerschenburg, und starb 1502. König in der Adels-Historie schreibt, man finde nicht, von wem er eine Tochter und drey Söhne verlassen. Die Tochter Amalie ist Andreas Schlegeln auf Gnetzschke (Gartzsch) ehelich anvertrauet worden, und die Söhne waren: 1) Heinrich, welcher zu Ummendorf gewohnet, aber 1515 erbloß verstorben; 2) Hyppolitus, welcher ebenfalls Inhaber des Hauses Ummendorf gewesen, und hat seine Ehegattin Dorothee geheissen, man weiß aber nicht, aus welchem Geschlechte sie entsprossen, und ob er Kinder mit ihr gezeuget; und 3) Gebhard, der gleichergestalt Ummendorf inne gehabt, und mit Fredicken von dem Werder, zwey Söhne gezeuget, von welchem Heinrich 1570 unverehlichet Todes verblichen. Der andere Sohn, Hartwig, auf Gröbzig und Werdershausen, war Hauptmann zu Wolmerstädt, und hat 1566 die Güter Gröbzig, und das Vorwerk die Sorge, nebst dem dabey liegenden Dorffe Gerbisdorf von denen von Schaderitz erkaufft, welches Gerbisdorf, in dem Ertzstiffte Magdeburg gelegen, er zu einen Adelichen Sitz zubereitet, und ihm den Nahmen Werdershausen beygeleget hat, welches nachmahls dieser vornehmen Familie beständige Wohnung worden; er hat auch das Haus Ummendorf nach zurück erhaltenem Gelde abgetreten, und ist 1567 mit Tode abgegangen. Seinen Ehestand hat er geführet mit Annen von Alvensleben aus dem Hause Kalbe, die ihm vier Söhne gebohren, von welchen 1) Hanß frühzeitig verstorben, 2) Dietrich aber zu Gröbzig gewohnet, und sich mit Metten von Hahn aus Seeburg verehlichet, aber 1599 ohne Erben aus dieser Zeitlichkeit gegangen; 3) Bernhard, auf Gröbzig, 1606 verstorben, und mit Elisabethen von Dorstädt vermählet gewesen, mit selbiger auch zwey Söhne, Ludolphen und Joachim gezeuget, deren der erste zu Leyden in Holland auf der Reise, der andere aber unverheyrathet 1633 verstorben; und 4) Gebhard, auf Gröbzig und Werdershausen, der erstgebohrne unter seinen Brüdern, sich Catharinen, Cunens von Hahn, Inhabers des Amtes Seeburg, auf Basedow und Liepe, Tochter, ehelich hat beylegen lassen, mit ihr ausser einer Tochter, Fröde Sophie, deren Gemahl Johann George von Mücheln, auf Gärfenhaynichen und Strowalde Erbherr gewesen, vier Söhne, Cuno Hartwig, Heinrich Hippolytus Paris, und Dietrichen, gezeuget, un 1612 das Zeitliche mit dem Ewigen [326] verwechselt. Von denen Söhnen ist 1) Cuno Hartwig 1640 unverehlichet mit Tode abgegangen, und hat die Stelle eines Rittmeisters bedienet, auch vielen Feidzugen beygewohnet: ob er aber derjenige Cuno Hartwig von dem Werder sey, welcher 1628 in die Fruchtbringende Gesellschafft getreten, können wir mit Gewißheit nicht sagen; 2) Heinrich, ein Vater verschiedener Kinder worden, wie wir bald mit mehrern anzeigen werden; 3) Hippolitus Paris 1620 als Rittmeister in der Schlacht bey Prage geblieben; 4) Dietrich, auf Reinsdorf, 1584 den 17 Jenner zu Werdershausen gebohren und 1657 den 18 December auf seinem Gute Reinßdorf in hohem Alter aus dieser Welt abgesordert worden, welcher sich durch den Degen und die Feder berühmt gemacht, wie in dem von ihm folgenden besondern Artikel befindlich. Seinen Ehestand hat er angefangen mit Dorothee Catharinen, Wolffs von Waldau, auf Schwanewitz, Fürstl. Anhaltischen Cammer-Raths, Hof-Marschals und Stallmeisters Tochter, welche er sich 1618 den 21 Junius zu Cassel ehelich hat antrauen lassen, und die ihm einen Sohn, mit Namen Paris, von dem hernach, und vier Töchter gebohren, so ihsgesammt in der ersten Jugend verstorben. Nachdem sie aber 1627 den 12 Febr. Todes verblichen, hat er sich anderweit 1629 mit Juliane Ursulen von Pöblitz, Adolph Wittichs von Krosigk Wittben, vermäahlet, die ihn zum Vater einer einzigen Tochter, und 1655 mit irem Absterben zum andernmahle zum Wittber gemachet. Sein eintziger Sohn, der schon genannte Paris, auf Reinßdorf, Werdershausen, Reupzig und Bresen Hochfürstl. Anhältischer Rath zu Dessau, war den 12. Junius 1623 gebohren, hat sich von Jugend an fleisig in Adelichen Exercitien geübet, womit er sich auch auf denen Hochfürstlichen Beylager zu Gottorp und Zelle ein sonderliches Ansehen erworben. Im Jahr 1639 ward er ein Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschafft und erhielte darinnen den Nahmen des Friedfertigen. Er begab sich 1646 auf die Reise und nahm seinen Weg über Oßnabrüg, allwo damahls wegen des Friedens tractiret worden, in Franckreich. Nach dessen Rückkunfft verehlichte er sich mit Rebecce Catharinen von Köhlern, (Kößlen aus Priora) und erzeugete mit ihr sechs Töchter und einen Sohn, Johann George Lebrechten, der noch vor dem Vater mit Tode abgegangen. Von den Töchtern ist eine frühzeitig verstorben, und hat man bis dato dero allerseits Nahmen, und wie sich die übrigen verehlichet haben, nicht erfahren. Er, der Vater, starb den 12 Junius 1674 und ist zu Reinßdorf beerdiget worden.

Vorhin gedachter Heinrich, Gebhards Sohn und Dietrichs Bruder, auf Gröbzig etc. Hochfürstl. Anhaltischer Land- und Cammer-Rath, war 1580 gebohren und 1624 in die Fruchtbringende Gesellschafft getreten, worinnen er den Nahmen des Fortkommenden erhalten. Er verehlichte sich erstlich mit Elisabethen, Ludolphs von Alvensleben, auf Gatersleben, und Adelheids von Veltheim Tochter, und nach deren 1624 erfolgten [327] Absterben zum zweytenmahl mit Magdalenen von Veltheim aus Wesen; er selbst aber starb 1636. Aus der ersten Ehe sind ihm vier Söhne und vier Töchter gebohren worden. Von denen Töchtern starben: (1) Catharine Marie und (2) Margarethe als Kinder; hingegen (3) Adelheit, die andere Tochter, wurde an Friedrich Siegmund Schlegeln, vermählt, und von (4) Elisabethen, der vierten Tochter, können wir nicht sagen, ob sie erwachsen sey und sich verehlichet habe. Was nun die Söhne anlanget, so ist (1) Ludolph 1641 unbeerbt, (2) Cuno 1633 den 25 Mertz auf dem Gymnasio zu Zerbst, und (3) Heinrich 1634 frühzeitig mit Tode abgegangen; aber der andere Sohn (4) Gebhard Paris, auf Gröbzig etc. hat sein Geschlechte fortgepflantzet. Selbiger war den 19 April 1621 gebohren, liebete von Jugend auf die Studien, zu welchem Ende er 1632 nach Halle gegangen, woselbst er sich befliessen, sothane in vollkommenen Stand zu bringen. Als aber bald darauf gedachte Stadt von dem Kayserl. Feld-Marschall, Grafen von Pappenheim, erobert worden, it er eiligst abgehohlet und nebst andern vom Adel nach Helmstädt verschicket worden, woselbst er etliche Jahre, so wohl die Studien, als Adelichen Exercitien und Sprachen mit ungemeinem Fleiß getrieben. Nachdem aber der schwere Krieg und die damahls kümmerlichen Zeiten, denen Besitzern von ihren Land-Gütern wenig übrig gelassen, als hat er sich entschliessen müssen, seine vorhabende Reise in fremde Lande einzustellen, hingegen die väterlichen Güter selbsten zu verwalten; Nichts destoweniger ist er verschiedenemahl in Hochfürstl. Aufwartung ausserhalb Landes verschicket worden, und hat anfangs Hochfürstlich-Anhaltische Raths-Bestallung angenommen; ist bald darauf Geheimder Rath worden, und hat das Directorium bey denen Geheimden und Cammer-Sachen zu Cöthen geführet, auch denen sämmlichen Aemtern Cöthenschen Antheils als Landes-Hauptmann und der Landschafft Unter-Director vorgestanden, nicht weniger 1673 in einer Gesandschafft nach Wien von dem Hochfürstl. Hause Anhalt verschicket worden, von Kayserlicher Majestät die Lehen zu empfangen. Im Jahr 1642 war er ein Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschafft worden, und hatte er darinne den Nahmen des Zeitigenden bekommen. Er brachte die Werderischen Lehn-Güter inn- und ausserhalb des Fürstenthums Anhalt, nach vielen sich ereigneten Todes-Fällen, sämmtlich an sich; und ist endlich den 19 Febr. 1679 verstorben, nachdem er mit Dorotheen, Achaz von Bartensleben auf Wülffsburg und Brohna, Tochter, die er sich den 3 Febr. 1650 ehelich beylegen lassen, 4 Söhne gezeuget, von welchen August Lebrecht und Achaz Dietrich, 1655 in erster Kindheit Todes verblichen; Heinrich Gottlieb aber und Lebrecht Emanuel haben ihr Geschlecht fortgesetzet:

1. Heinrich Gottlieb, der dritte Sohn Gebhard Paris, auf Gröbzig, ist 1654 gebohren worden. Er hat anfangs Churfürstl. Brandendburgische, nachmahls Königl. Preußische Kriegs-Dienste gethan, und einige Jahre bey dem Schöningischen [328] Leib-Regiment als Hauptmann, etlichen Feldzügen beygewohnet. Im Jahr 1677 den 19 September hat er sich Brigitte Sophien (Brigitte Sydonien), Johann Augusts von der Asseburg, aus dem Hause Ampfort, Tochter, so den 29 September 1659 gebohren, ehelich antrauen lassen, mit welcher er vier Töchter und vier Söhne gezeuget, und die 1703 Todes verblichen. Die Töchter sind: (1) Eleonore Dorothee, die 1678 den 23 October gebohren und an Sittichen von Wülcknitz vermählet worden; (2) Barthe Sophie, so einem von Trotta ehelich beygeleget worden; (3) Henriette Auguste, welche 1681 den 7 December gebohren und eine Gemahlin Gebhard Paris von dem Werder, auf Posterstein und Volmersheyn, worden; und (4) Johann Christiane, die Hieronymus Caspar von Arnstädt geehlichet. Von denen Söhnen ist 1) Gebhard August 1683, 2) Ernst Gottlieb 1686, und 3) Friedrich August 1697 mit Tode abgegangen; der jüngste aber 4) Carl Emanuel, auf Gröbzig, so 1694 den 14 October das Licht der Welt erblicket, noch 1727 am Leben gewesen.

II. Lebrecht Emanuel, der vierte Sohn Gebhard Paris, auf Gröbzig, war 1658 den 16 Julius gebohren, und ist 1696 den 1 April mit Tode abgegangen. Er hatte sich mit Elisabeth Sophien von der Wense aus Mörß verehlichet, mit welcher er sieben Töchter und drey Söhne gezeuget. Die Töchter sind: 1) Henriette Auguste, so 1684, und 2) Friedericke Christiane, die 1697 frühzeitig die Welt verlassen; 3 ) Louyse Amalie; 4) Henriette Sophie; 5) Dorothee Auguste; 6) Ehrengard Elisabeth; und 7) Anne Sophie, Die Söhne hingegen sind: 1) Heinrich August, welcher 1684; 2) Frantz Otte, der 1687 in der Jugend gestorben; und 3) Gebhard Paris, auf Posterstein und Volmershayn, Fürstlich-Cöthenischer Geheimder Rath. Dieser iat 1681 den 21 Februar auf die Welt gekommen, hat 1719 die in dem Fürstenthum Altenburg gelegene Güter Posterstein und Vollmershayn kaufflich an sich gebracht, auch daselbst seine Wohnung aufgeschlagen, und sich mit seines Vaters Bruders Tochter, Henriette Augusten von dem Werder aus Gröbzig, ehelich verbunden, die ihm zwey Söhne zur Welt gebracht: 1) Der jüngere, Gebhard Johann, der 1707 gebohren, ist frühzeitig verschieden, und 2) der ältere, Heinrich Emanuel, auf Somritz, der 1706 den 13 Februar das Licht der Weit erblicket, war noch 1728 am Leben, auch soll auf ihn das gantze Geschlecht beruhen.

Uebrigens sind noch folgende zu mercken: Anne von dem Werder, aus Bisperode, war mit Gerd von Wettberg, auf Munder; Anne von dem Werder mit Otte Raben von Landsberg, auf Wurmthal, Braunschweig, Lüneburgischen Obristen und Burg-Hauptmann; von Marie von dem Werder aus Bisperode, mit, Curt von Börstel, auf Hattmerßleben, vermählet. Gebhard von dem Werder auf Ummendorf, hatte Fredicken von dem Werder aus Werdershausen zur Gemahlin, und zeugete mit ihr Hanßen von dem Werder, dem seine Gemahlin, Hedewig von Alvensleben, [329] Christinen gebohren, die Johann von Niemeck, auf Zahne, geehlichet. Eine von dem Werder, aus Posterstein, ist in diesem Jahrhunderte Heinrichen von Arnstädt, auf Barleben, Königl. Pohlnischen und Chur-Sächsischen Obrist-Lieutenant von der Cavallerie, ehelich beygeleget worden. Amalie von dem Werder heyrathete Georgen von Wallwitz, der um das Jahr 1450 gelebet.

Es führen die von dem Werder einen quatrirten Schild, in dessen ober rechten und unter lincken blauen Feldung stehet ein silberfarbenes Roß, mit einem rothen Zaum und rothen Sattel beleget, das lincke obere und rechte untere Feld aber ist Schachts-Weise 9 mahl roth und silbern abgetheilet, auf dem golden gekrönten Adelichen Turniers-Helm stehet ein dergleichen silberfarbenes Pferd, mit rothen Zaum und Sattel, hinter welchem eine braune Seule hervor raget, so oben mit einem natürlichen Pfauen-Wedel bestecket ist; Die Helm-Decken sind zur rechten blau und silbern, zur linken aber roth und silbern. Auf die Pferde hat ein ehemahliger Rector zu Cassel, Friedrich Cöler, durch Gelegenheit eines künstlich abgerichteten Pferdes so Dietrich von dem Werder, zu der Zeit Fürstlich-Heßischer Stall-Meister, bey einem Einzuge geritten, folgendes Carmen gemacht:

Non potuere dari meliora insignia vestro
Stemmati ab antiquis, quam generosfus equus.
Scilicet ut bellis Werderum stemma coruscat,
Sic Musis ingens floret in orbe genus.
Gaudet equo campus, gaudet Parnessus eodem,
Pegasus invenit flumina docta pede.
Testis ades, Theodore, rei audacissimus ecce,
AJES cum sub Te Pegasus alta petit,
Ter trecies saliit de cuspide montis ad astra
Cassellis niveus Te Duce pulcher equus.
Conveniunt Terno, o Heros, tibi Jure caballi,
Et celebris Phoebi & Martis & Artis eques.

Was die Ritter-Güter, Stamm- und Geschlechts-Häuser derer von dem Werder anlanget; so haben dieselben, wie bereits am Anfange gedacht, um das Jahr 1481 das umweit Hameln gelegene Schloß Bisperoda im Besitz gehabt, zu Anfange des 16 Jahrhunderts aber, hat der Ertz-Bischoff zu Magedeburg Johann diesem vornehmen Geschlechte das Haus Ummendorf verpfändet, und als selbiges im Jahr 1566 wieder eingelöset worden, haben sie das Dorf Gerbißdorf, in dem Ertz-Stifft Magdeburg zu ihrem Wohn-Sitz erkaufft und Werdershausen benahmet, so haben auch Gröbzig, Lopcke, Reißdorff, Reuptzig, Bresen denenselbigen zugehöret. Im Jahr 1719 aber haben sie das Schloß und Ritter-Gut in dem Fürstenthum Altenburg, Posterstein und Volmershayn erkaufft, und ihre Wohnung daselbsten bezogen.

Lauensteins Diplomatische Historie des Bißthums Hildesheim, II Th. p. 58. Becmanns Historie des Fürstenthums Anhalt, P. VII, c. 2. [330] p. 285. Königs Adels-Historie, I Th. p. 1024 u. ff. II Th. p. 72. 85 und 1198, und III Th. p. 14. 76. 272. 784. 916 und 918. Abels Deutsche und Sächsische Alterthümer, II Th. p. 575. Gauhens Adels-Lexicon. Wappen-Buch P. III, p. 197 und P. V, p. 144. Leichen-Predigt auf Job Cuno von Mücheln, Wittenberg 1688 in Fol. Neumarcks neusprossender Palmbaum, p. 248. 239. 270 und 389. Müllers Sächsische Annales, p. 389.