Zedler:Wein, (Salbey-) zu machen

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wein, (Salbey-)

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Wein, (Sanickel-)

Band: 54 (1747), Spalte: 600–603. (Scan)

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Wein, (Salbey-) zu machen, lehret der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, im II Theile seines Kunstbuchs, p. 443. u. f. folgendermassen; Als 1) nimmt man eine halbe Tonne, oder wie viel man selber will, lässet sie durch den Bötticher ausnehmen, und leget darnach unten auf den Boden espene Spähne darnach eine Schicht Kreutzsalbey darauf, und darnach wieder eine Schicht espene Spähne, und wieder eine Schicht Kreutzsalbey u.s.f. und also immer eine [601] Schicht um die andere, bis das Faß schier voll wird, darnach lässet man den Boden fein wieder hinein setzen, und füllet den Wein darein, wenn derselbe ausgetruncken ist, so mag man wieder andern Wein darauf füllen, und wenn derselbe abermahls ausgetruncken ist, wieder andern, und darnach abermahls also; so hat man immerfort solchen Wein. 2) Auf andre Art Salbeywein zu machen. So bald der Most zu gähren beginnet, und aufzubrausen, so wäschet man grüne Kreutzsalbey fein rein, und läst das Wasser daraus triefen, auf ein Viertel nehmen sie etwann drey Hände voll, man muß es bisweilen kosten, hat er nicht genug, so muß man mehr nehmen, und sie oben zum Spunde hinein werfen, und darinne vergähren lassen. Wenn er ausgegohren hat, so spündet man es zu, füllet es bisweilen, wie die andern Weine, lässet es also liegen, bis um Mitfasten, darnach giebet man ihm einen kleinen Einschlag, und ziehet es in ein ander Faß ab, thuts Tüchlein drauf, spündet es mit Werge oben zu, leget einen frischen durchkneteten Klumpen Leim fein dicke auf den Spund, bis nach Ostern, denn mag man ihn trincken oder ausschencken. 3) Noch anders. Man nimmt Salbey die recht dünne ist, und thut sie ins Faß, so viel genung ist, und schüttet guten Most darauf. Dieser Wein heilet alle Versehrung des Mundes, befestiget die Zähne, stärcket die Nieren und alle erlahmte, schwache Glieder, trocknet, stärcket, erwärmet das feuchte Hertz, verwehret den Krampf, Zittern und Gicht, wenn man ihn trincket, und die Glieder damit reibet, oder den heissen Dampf davon daran gehen läst, doch muß er auch gemächlich getruncken werden. Denn wenn man zuviel davon trincket, so thut einem das Haupt davon weh, sonsten aber widerstrebet er den bösen Dünsten, die aus einem trocknen Magen über sich ins Haupt steigen. Er bewahret, daß man nicht leicht ein Fieber bekömmt. Denn weil er die bösen Feuchtigkeiten austreibet, so hindert er, daß dieselben nicht faulen und ein Fieber gebähren. 4) Oder, man bricht vor dem St. Johannes Tage oder der Sonnenwende die Salbey ab, dörret sie entweder an der Luft, oder in einem Backofen, wenn das Brod heraus genommen ist, machet solche im Mörsel zu Pulver, thut es in ein Säcklein so viel man des Pulvers bedarf, und in der Weinlese, wenn der Most vergohren hat, und im Saltze ist, so hänget man das Säcklein mit der Salbey in das Faß, und vermacht den Spund gar wohl, daß keine Dunst herausgehe, weder vom Weine noch von der Salbey. Dieser Wein ist sonderlich gut und gesund der Leber, auch zu vielen andern Gebrechen mehr. 5) Von vielen Hauswirthen wird er auf folgende Art gemachet, wie der Wermuthwein, entweder mit Moste oder alten Weine, daß man die Salbey in ein Säckelein thue und hinein hänge. Der Wein nimmt den Geruch und Kraft in dreyen Tagen an sich, darvon mag man täglich trincken, und wieder zufüllen, wenn dann der Geschmack vergangen, muß man die Salbey erneuern, ein 3 oder 4 Tage ruhen lassen, und wieder davon trincken. Etliche nehmen die frischen Salbeystäutlein, giessen [602] süssen Most darüber, und lassen ihn also darüber vergähren. Andre sieden den Most auf den halben Theil ein, thun dürre oder grüne Salhey darzu. Dieser Wein ist herrlich gut, das kalte und schwache Haupt und Hirn zu stärcken, und zu erwärmen, ist gut wieder alle Gebrechen und Gepresten desselben, als vornehmlich im Schlage, Schwindel, Zittern und Erstarren der Glieder, im Krampffe und der Schlafsucht. Wird nützlich gebrauchet denen, die einen kurtzen Athem haben, stetig husten und lungensüchtig sind, treibet das Gift aus, erwärmet den Magen, stärcket das Hertz, und eröffnet die verstopfte Leber und Mutter, treibet den Harn und die Weiberkranckheit. Es sollen aber schwangere Weiber solches Weins müßig gehen. 6) Noch ein anderer Salbeywein eines andern Erfinders. Der Salbeywein wird auf zweyerley Weise gemachet, etliche hängen das Kraut nur mit einem Säcklein in den Wein. Etliche aber sieden es mit Weine, lassen ihn hernach kalt werden, und brauchen ihn also, sie sind aber beyde gut, und halten wir die erste Weise für die beste. Wenn man aber viel wolte haben, so wäre zu rathen, daß man solte ein Fäßlein von 6. 8. oder 10 Vierteln, oder so viel man haben wolte, nehmen, die Salbey nach Gestalt des Weines darein thun, und Most darüber giessen und gähren lassen. Dieser Wein ist gut beydes zu trincken und zu bähen und überzuschlagen. Er ist gut für das Zahnweh, im Munde gehalten, so lange man kan. Alle schwache und zitternde Glieder werden dadurch gestärcket, wenn er getruncken oder aufgeschlagen wird. Er treibet alle böse Feuchtigkeiten hinweg. Er ist den Gelähmten gut, ingleichen zum Bauchweh, die Colick genannt, oder Grimmen, und zu aller Verstopfung der Nieren ist er sehr köstlich, und den Mondsüchtigen ist er sehr bequem: Das Magenweh und die Schmertzen der Mutter vertreibet er. In Summa er ist in allen nervichten Theilen dienlich. 7) Einige nehmen frische Trauben, legen solche in ein Fäßlein, zwischen Salbeyblätter, eines um das andre, bis das Faß voll ist, denn giessen sie den Wein darauf, und lassen ihn einige Wochen liegen. Die Trauben kan man so frisch aus dem Fasse essen. Dieses ist an dem Orte zu practiciren, da der Wein wächst, bey uns aber kan man es ohne die Weinbeeren machen, welches auch gut ist, 8) Andre machen, einen guten Salbeywein auf diese Art. Man nimmt ein fein sauber Fäßlein, so groß man selbst will, schläget es auf, und nimmt den Zapfenboden heraus, leget darauf in den andern Boden des Fäßleins wohl aufgekochte und wieder getrocknete Hobelspähne, eine Lage, denn eine Schicht Kreutzsalbey, hernach wieder eine Lage Spähne, und machet so fort eine Lage um die andre, bis das Fäßlein voll werde, (worbey denn in acht zu nehmen, das zuletzt wieder Spähne kommen, und diese allezeit mehr zur Lage als der Salbey genommen werden) machet alsdenn das Fäßlein wieder zu, und verwahret es so wohl, daß es nicht auslauffe, füllet es darauf entweder mit Moste oder alten Weine an, und verfähret darmit, wie sonsten mit einem Rosmarien- [603] oder andern Kräuterweine. Man kan davon trincken und andern Wein nachfüllen, so lange es nach der Salbey schmecket. Andre legen oder hängen etliche Hände voll frischer und wohlabgewaschener oder auch gedörrter guter Salbey in ein Fäßlein, giessen Most darauf, und lassen ihn darmit vergähren, ziehen ihn zu rechter Zeit ab, und handeln ihn in allem, wie andre Weine, man kan sie auch in guten alten Wein hängen und nach Belieben davon trincken. Mercke: Schmecket der Wein zu starck nach der Salbey, so mag man ihn mit andern guten Weine, nach Belieben, vermischen und trincken. In Francken und Hessen richtet man den Salbeywein folgender Gestalt zu, welche man an den Fürstlichen Höfen zu Römhild und Darmstadt Videlles heisset, nemlich sie füllen ein Faß Lagen-Weise mit groben Hobelspähnen, süssen Weintrauben, und etwas frischer reiner Salbey, wie schon oben gelehrt worden, schlagen den Boden wohl wieder zu, und lassen hernach durch das Spundloch von einem alten guten Weine so viel darauf lauffen, daß es voll werde, verspünden es darauf, und lassen es dem Winter über liegen, so wird ein sehr herrlicher Wein daraus. Dieser Wein erwärmet und stärcket den gantzen Leib, sonderlich das Haupt und die Nerven, machet ein gut Gedächtniß und Geist, verzehret und trocknet aus die wäßrichten und bösen Feuchtigkeiten im Leibe, und heilet alle davon herkommende Kranckheiten. 9) Guter Salbey-Most. Man nehme drey guter Hände voll an der Lufft wohl getrockneter Salbey, nebst einem Theile weisser häselner Spähne, die wohl gewaschen und wieder an der Lufft getrocknet sind (und ja nicht an der Sonne, denn die Sonne ziehet die Krafft heraus) binde alles zusammen, und thue sie in das zugerichtete Faß, darein giesse man guten Most, und lasse bey dem Einfüllen, den Einschlag nicht sehr heraus gehen spünde hernach das Faß auf das festeste zu, und mache es nicht eher auf, bis man mercket daß es gähren will; wenn es vergohren, so fülle man das Faß wieder zu, so ist er gut und bewährt; was man des Tages herauszapffet, füllet man des Abends wieder zu. Man kan auch Zimmet und Nägelein, jedes ein Loth, gröblich zerstossen, doch ein jedes absonderlich, mit einem Quart Weine sieden lassen, hernach den gekochten Wein in das Faß thun, und die Gewürtze in einem Tüchlein dazu thun. Solcher Wein ist dann sehr angenehm zu trincken.