Zedler:Peking, Pecking, Pekin, Peckin, Pequing, Pequin, Peosching


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Peking, Pequin, Pekin, Pekingh, Pecheli, Peckeli, Pekeli, Xuntien

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Pekingh

Band: 27 (1741), Spalte: 144–147. (Scan)

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Peking, Pecking, Pekin, Peckin, Pequing, Pequin, Peosching, Lat. Pechinum, die Kayserliche Residentz und Haupt-Stadt in China in der Provintz Peking. Sie liegt unterm 138 Grad 30 Min. der Länge und 40 Gr. der Breite. Der Name: Peking, ist zusammen gesetzet von Pe, das heißt Nordlich, und Kin, das ist, Königliche Hofstadt. Solchemnach ist Peking dem Namen nach so viel als die Nordliche Hauptstadt. In den historischen Büchern heisset dieser Ort sonst Xuntien, (Xuentuim) und die Tartaren [145] haben ihn Cambalu, das ist, die Stadt des Herrn, genannt. Dieses haben einige Erdkreis-Beschreiber nicht gewust, und haben deswegen aus einer Stadt drey Städte gemacht. Der Ort ist mit zwey Mauern umgeben, und rings herum sind unzählige Bollwercke. Sie lieget ins gevierte, und jede Seite ist anderthalb Meilen lang, und also ist der gantze Umkreis 6 Deutsche Meilen. Des Nachts über werden die Thoren und Mauren dieser Stadt so starck besetzt, als wenn Hannibal vor den Pforten wäre. Die Gassen sind nicht gepflastert, also giebts entweder viel Koth, oder auch viel Staub, deswegen jederman einen Flor vor dem Munde trägt. Die Vornehmen lassen sich auf Sänfften tragen, und die gemeinen Bürger bedienen sich eines Pferdes. Die Häuser sind durchgehends schöne, und die Palläste, Thürne und Götzen-Tempel können nicht gezählet werden. Alle Officianten, alle Gelehrten, und sonderlich alle Graduirten, ingleichen alle Officirer, müssen zum wenigsten dann und wann nach Peking kommen: da kan man gedencken, was da vor eine Menge Volcks beysammen seyn muß. Denn nach dieser Stadt müssen alle andere Städte im gantzen Reich ihre Gesetze, Policey, ja alle ihre Gewohnheiten, einrichten. Es ist eben keine so gar fruchtbare Gegend, darinnen dieser entsetzlich grosse Ort gelegen ist: dem ohngeachtet ist alles daselbst im Uberfluß zu haben, was im gantzen Reiche nur delicat genennet werden kan. Das kömmt daher, weil von allen Gegenden der Welt her die Flüsse durch Menschen-Arbeit nach dieser Stadt geleitet worden sind, daß also die Lebens-Mittel und andere Waaren von 100 Meilen her zu Wasser dahin gebracht werden können. Daher man in Peking täglich etliche tausend kleine Schiffe aus und einfahren siehet. Ingleichen soll kein Tag vorbeygehen, an welchem nicht über 100 Wagen mit Seide beladen hieher geführet würden, und gleichwohl kleide sich der König und seine Bedienten nur in Leinwand. Die Stadt hat ausser der Mauren die grossen Vorstädte, welche ebenfalls fast über eine Deutsche Meile im Umkreis haben sollen. Die Stadt wird in die alte und neue Stadt getheilet. Denn als sich der Tartar-Chan des Sinesischen Throns bemächtiget hat, so sind mehr als 80000 Tartarn in diese Stadt gezogen, welche die Chineser genöthiget, eine neue Stadt anzulegen, welches die Vorstädte ausser der Stadt-Mauren sind, und werden zusammen Xuntien-Fu genennet. Die alte Stadt wird sie genennet, alldieweil sie fast von lauter Tartarn bewohnet ist. Die neue Stadt heisset auch der Chineser Stadt, weil diese solche bewohnen. In Der neuen haben die Herrn Jesuiten unter dem Commando des P. Thomas Pereira, ein Kloster gebauet, voelcher in der kostbaren Kirche selbst eine vortreffliche Orgel gesetzet hat. Dieses Kloster ist mit einer hohen steinernen Mauer umgeben, welche mit zwey Thoren nach der Italiänischen Bau-Kunst von ausgehauenen Steinen künstlich aufgerichtet waren. Bey dem Eingange auf der lincken Hand sollen gewisse Häusergen seyn, darinne man die beyden Globos, nemlich die Himmels- und Erd-Kugel, von ausserordentlicher Grösse verrwahret hält, welche mehr [146] als eine Klaffter hoch seyn sollen. Die Kirche ist mit schönen Bildern und Altären nach Römischer Art gezieret, und so groß, daß sie mehr als 3000 Menschen beherbergen kan. Oben auf der Kirche ist eine Uhr und Glocke, welche die Stunden andeutet, und ein Glocken-Spiel, so von der Uhr getrieben wird. Die Herren Jesuiten besitzen auch daselbst eine vortreffliche Kunst-Kammer, von Europäischen, Sinesischen, Türckischen, Persianischen, Ost-Indianischen und aus West-Indien herkommenden Raritäten, welche allen Fremden, so in Respect eines Ambassadeurs oder dessen Begleiter, oder sonst in grosser Autorität von Mißionen stehen, gewiesen wird. Diese beyde Städte sind zwar einander an Grösse, doch nicht an Galanterie gleich: denn in der alten Stadt findet man nun den grossen Königl. Pallast, welcher eine gute Deutsche Stunde im Umfang hat, und ist derselbe mit dreyfachen Mauren, breiten und tieffen Gräben und Wällen umgeben, welche allezeit durch eine Garnison von zehen tausend Mann besetzet sind. Der Pallast ist ein vierecket Gebäu, zwey mahl so lang als breit, von Mauer-Steinen aufgeführet, und das Dach ist mit gelben glasurten Ziegeln gedecket, darauf stehen Löwen, Drachen und andere Figuren abgebildet. Die Höhe des Pallastes bis unter das Dach mag ungefehr acht Klafftern seyn, darinne ein grosser Saal ist, welcher vortrefflich ausgeputzet zu sehen, weil darinne Comödien gespielet, und Audientzen ertheilet werden. Auf einer Seiten des Pallastes sind lauter Fenster, und da ist die Anti-Chambre und der grosse Saal, wohin man durch eine hohe und breite Treppe kommt. Die andere Seite des Pallastes ist entweder mit Papier oder Bast zugemacht, denn man siehet daselbst keine gläserne Fenster. Auf beyden Seiten des Saals sind zwey Thüren, und über denenselben ein nach Kronen-Art starck vergöldetes höltzernes Schnitzwerck. In diesem Saal ist kein Gewölbe, sondern er ist bis unter das Dach offen, welches mit Oel-Farbe und anderer vergöldeter Arbeit schön gemahlt, und mit prächtigem Lack verfertigten Sachen gezieret ist. In diesem Saal stehen 12 grosse und gemahlte, aber starck vergöldete Pfeiler, davon einige berichtet haben, daß sie von purem Golde wären, so doch der Moscowitische Abgesandte, Herr Ysbrand Ides, anders befunden hat. Die Länge des Saals soll ohngefehr 60 Manns-Schritte, und die Breite etwa 30 Schritte seyn, welcher einen Fuß-Boden nach Tartarischer Art von Filtz hat. Gegen Morgen in diesem Saal stehet der Thron gegen dem fördersten Eingange an der hintern Mauer, welcher über drey Klafftern breit und eben so lang seyn soll. Bey der Stadt herum sind schöne Lust-Gärten von Cedern und Cypressen-Bäumen, welches nicht allein annehmlich, sondern auch ein recht königliches Ansehen hat. Diese Lust-Häuser gehen von der grossen Mauren bis an die Stadt Pequing. Alle Viertel-Stunden von der grossen Mauer stehet ein steinerner Wacht-Thurn, darauf des Kaysers Flaggen von gelber Farbe fliegen, und jeder Thurn ist mit 6 bis 8 Soldaten besetzet, welche, so bald sie einen Feind erblicken möchten, Feuer anstecken, damit man sich in Positur [147] setze. Das ist also die kurtze Relation von Peking, welche noch über 26 andere grosse Städte unter ihrer Bothmäßigkeit hat, und einer der vortrefflichsten Handels-Plätze in China mit ist, weil täglich eine grosse Anzahl Wagen mit Porcellanen Gefässen und Seiden hinein gcführet und verhandelt werden. Diese Stadt hat mehr als 10 feste Citadelle. Martini Atlas Sinic. Neuhoffs Sinesische Reiseb. Arnold in Addit. ad Roger. de gentilismo c. 9. p. 665. u. ff. Im Jahr 1730 im September wurden die meisten Häuser, Palläste und Kirchen dieser Stadt durch ein starkes Erdbeben übern Hauffen geschmissen, dergleichen auch 1731 und 1732 geschehen. Im Jahr 1733 stifftete der 1735 verstorbene Kayser Yon-Te-Chim hier ein Gymnasium, darinne die Chinesische Jugend zu Erlernung der Lateinischen Sprache angehalten werden solte.