Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Pacius (Marius)

Band: 26 (1740), Spalte: 107–108. (Scan)

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Pacius (Julius) von Beriga, Ritter St. Marci, ein Weltweiser und Rechtsgelehrter, des berühmten Arztes Fabii Pacii Bruder, war zu Vicenza in Italien den 9 April 1550 gebohren. Im 13 Jahr seines Alters soll er schon einen Tractat de arithmetica geschrieben haben. Hierauf studirte er zu Padua die Weltweisheit und Rechtsgelehrsamkeit, erlernte auch in sehr weniger Zeit die Sprachen, sonderlich die Griechische und Hebräische, und brachte Raimund Lullii geheime Künste in einen kurtzen Begriff, die er selbsten auch sehr glücklich ausgeübet. Nachdem er in Padua die Doctor-Würde angenommen, und hierauf wieder in sein Vaterland gekehrt, ward er bey dem dasigen Bischof angegeben, daß er ketzerische Bücher läse, wobey ihm einige so bange machten, daß er also bald die Flucht ergriff, und sich ohne Geld gantz alleine nach der Schweitz begab. Hier mußte er eine zeitlang Kinder unterrichten, weil er sonsten keinen Unterhalt hatte, bis er sich endlich durch einige Schriften so berühmt machte, daß er von dar nach Heidelberg zum Professore der Weltweisheit berufen wurde. Als er einige Zeit daselbst gewesen, kam er wieder nach Italien, ward aber bald darauf nach Ungarn verlangt, allwo er 10 Jahr die bürgerliche Rechte gelehret. Nach dieser Zeit berief ihn der Hertzog von Bouillon auf seine neue Universität zu Sedan, welcher er durch seine Gelehrsamkeit ein Ansehen zu wege brachte. Als er von dannen durch die Grausamkeit des Krieges verjaget worden, gieng er nach einiger Zeit nach Nimes in Languedoc, und ferner nach Montpellier, woselbst er zum Professor des bürgerlichen Rechtes gemacht wurde. Wegen des bekannten Peirescii, welcher ihn an letzgemeldtem Orte besuchte, gieng er nach Aix in Provence, um daselbst zu lehren, und von dieser Universität nach Valence in Dauphine, allwo er es noch besser hatte. Nachdem nun sein Ruhm in gantz Europa sich ausgebreitet, wurde ihm letztlich auf einmal zu Leyden, Pisa und Padua eine Professor-Stelle angeboten, davon er 1616 den letztern Ort erwählte. Ehe er aber noch selbst dahin gekommen, schickte er zuvor seinen Trackat de jure Adriatici maris an den Rath zu Venedig, welcher ihn zur Danckbarkeit mit dem Ritter-Orden St. Marci, und seinen Sohn mit einer Professor-Stelle, welche auch von demselbigen mit Ruhm [108] verwaltet wurde, alsobald beehrte. Als er aber kaum ein Jahr daselbst gewesen, wurde er des beschwerlichen Lesens überdrüßig, und gieng unter dem Vorwand, als könnte er die Luft und Speisen in Padua nicht mehr vertragen, wiederum nach Valence in Franckreich, allwo er seine vormalige Arbeit fortsetzte, und 1635 dieses Zeitliche gesegnete, nachdem er sein Leben, welches er selbst in Versen kürtzlich beschrieben, auf 85 Jahr gebracht hatte. Uber verschiedene Philosophische Tractate, und die vielen Bücher von Aristotele, welche er Griechisch und Lateinisch mit seinen Noten und Anmerckungen heraus gegeben, hat er eine grosse Anzahl von Juristischen Schriften verfertiget, zu denen gehören

1. Institutiones logicae in usum scholae Sedanensis.
2. Organum Aristotelis graecum & latiaum cum notis.
3. Rudimenta logica.
4. Aristotelis libri physici VIII graeci & latini cum Commentario.
5. Ejusdem libri de caelo graeci & latini Commentario illustrati.
6. Ejusdem libri de anima graeci & latini cum Commentario.
7. Doctrinae Peripateticae Tomi III. Logicus, Philosophicus, Politicus.
8. Disputationes Logicae.
9. Aristoteles de caelo cum notis perpetuis.
Seine Juristischen Wercke sind:
10. De contractibus tractatus VI.
11. Commentarius ad tit. Cod. de rebus creditis seu obligationibus, quae re contrahuntur.
12. Centuriae aliquot.
13. Isagoge in Institutiones Imperiales, Lion 1606 in 8vo.
14. Notae in Institutiones.
15. Epitome juris secundum ordinem Institutionum.
16. In decretales libri V.
17. De juris methodo Libri II.
18. Synopsis juris civilis, Straßburg 1607.
19. Comment. ad Lib. IV. Cod. de obligationibus & de rebus creditis.
20. Libellus de jure maris Adriatici, Lion 1619 in 8vo. Franckfurt 1669 in 8vo.
21. De arte Lulliana.
22. Oeconomia juris.
23. Commentarius in tit. de pactis & transactionibus.
24. Analysis V. partis Digesti.
25. Picturae II. de gradibus secundum jus civile & canonicum.
26. Tractatus de gradibus affinitatis.
27. Corpus juris civilis cum notis & legum argumentis.

Gaßendus in vita Peirescii. Freher Theatr. Witte diar. Tomasini Elogia. Craßo Elogia. Impetrialis Museum histor.