Zedler:Neustadt, eine Landes-Fürstliche Stadt in Unter-Oesterreich


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Band: 24 (1740), Spalte: 320–321. (Scan)

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Literatur
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Neustadt, Lat. Neostadium, und Neapolis Austriae, eine Landes-Fürstliche Stadt in Unter-Oesterreich, insgemein Wienerisch-Neustadt genannt, liegt an dem Fiuß Leita, 6 Meiten von Wien, gegen die Steyermärckische und Ungarische Gräntze, und ist von dem Hertzoge Leopolden VII. den ruhmwürdigen von Oesterreich, so 1230 gestorben, wider die Einfälle der Ungarn erbauet. Sie ist viereckt, hat einen grossen Marckt, und ist mit doppelten Mauren, Basteyen und dreyfachen Wasser-Gräben umgeben, auch mit einem guten Zeug-Hause versehen, und kan gantz unter Waher gesetzet werden. Dabey ist ein Kayserliches Schloß, welches gleichfalls befestiget, und mit einem Wasser-Graben umgeben ist, darinnen grosse Forellen und Hausen aufbehalten werden. Es ist vornemlich vom Kayser Friedrichen III. erbauet und erweitert, auch mit vielen in Stein eingehauenen Wapen gezieret worden, wie er denn auch fast an unzehlichen Orten, sein gewöhnlich Symbolum A. E. I. O. U. einhauen und anmahlen lassen. Er hat sehr gerne sich allhier aufgehalten, desgleichen auch der Kayser Maximilian I. welcher eine Erimitage zu seiner Andacht allhier gehabt, und auch in dieser Schloß-Capelle bey dem Altar, ohne einige Grabschrifft, neben Sigismunden, Freyherren von Dietrichstein, sich begraben lassen. Das Schloß ist zu einer Kayserlichen Wohnung aptirt, und hat der Kayser Leopold sich zum öfftern allhier aufzuhalten pflegen. Es sind auch im Schlosse Gefängnisse, darinnen der Graf Serini, Marquis Frangipani, Fürst Ragotzi, und andere vornehme Ungarische Herren gesessen, die zwey ersten auch im Jahr 1671 allhier enthauptet worden. Bey dem Schlosse ist ein grosser Thier-Garten. In der Stadt ist eine Dom-Kirche und Bischoffthum: der Bischoff, welcher auf dem Reichs-Tage keinen Sitz und Stimme hat, stand ehedem unmittelbar unter dem Pabst, ward aber unter Kayser Carls VI. Regierung im Jahr 1722 ein Suffraganeus des neu-errichteten Ertz-Bisthums zu Wien. Der Bischoff hat zwar seine Residentz allhier, die Stadt aber gehört dem Kayser. Der ietzige Bischoff ist Graf Johann Frantz Anton von Khevenhüller, gebohren den 22 November 1707, wel der im Junius 1734 an die Stelle des Ertz-Bischoffs zu Prag ernennten Johann Moritz Gustav, Graf von Manderscheid zum Bischoff erwehlet, und den 24 Februarius 1735 eingeweihet ward. Im Jahr 1445 wurde Kayser Friedrich III. von den Ungarn hier belagert weil er ihren Cron-Printzen, Ladislaum Posthumum, nicht sogleich der Vormundschafft entlassen wolte. Nachgehends hat der König Matthias von Ungarn diesen Ort lange Zeit bloquiret, und 1487 den 13. Aug. durch Hunger zur Ubergabe gezwungen. Im Jahr 1490 aber setzten die Bürger sich wieder in Freyheit, und jagten die Ungarn zur Stadt hinaus. Im Jahr 1529 hat der Türckische Kayser Solymann diesen Ort siebenmal in einem Tage, bestürmen lassen, aber doch nicht erobert. Desgleichen ist er auch 1683 bey der andern Wienerischen [321] Belagerung, und hernach in der Coruzzen Unruhe unbeschädiget geblieben. Roo Annal. Bonfin. Cuspinian. Austr. Birckens Ehrensp. Topogr. Austr.