Zedler:Mansfeld, das Geschlecht

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Mansfeld, das Kloster

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Mansfeld, Albert V. Graf von

Band: 19 (1739), Spalte: 1062–1065. (Scan)

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Mansfeld oder Mannsfeld (das Geschlecht). Das Geschlecht derer Grafen und Fürsten von Mansfeld ist eines derer ältesten und berühmtesten in gantz Deutschland, und hat Votum und Sitz auf denen Reichs- und Ober-Sächsischen Creyßtagen. Wer der erste Graf zu Mansfeld gewesen, oder in welchem Jahre die Gräfliche Würde auf dieses Haus gekommen, ist gar schwer anzuzeigen, so viel aber ist gewiß, daß sie unter die ältesten Deutschen Grafen gehören, und von den ältesten Zeiten an biß auf gegenwärtige, bey denen Römischen Kaysern, bey den grösten Reichs-Ständen, auch bey auswärtigen Potentaten in besonderm Ansehen gestanden. Es sind aus ihnen nicht alleine unterschiedliche Ertz-Bischöffe und Bischöffe, sondern auch Kayser und [1063] Churfürsten entsprossen. In dem XIII, XIV, und XV Jahrhunderten haben sie ihre Lande nach und nach um ein merckliches durch mancherley Kauff- und Tausch-Contracte, durch Verheyrathungen und auf andere Wege, vermehret, und sich in solchen Zuständen befunden, daß sie sich im schönsten Flor und Ansehen hätten erhalten können. Sie wurden zu den solennesten Geistlichen und Weltlichen Handlungen mit gezogen, und auf mancherley Weise von Päbsten, Kaysern und andern geehret. Die Historie dieses Geschlechts betreffend, so stammet es her von denen Edlen Herrn von Querfurth, die aber nach Abgang des alten Mannsfeldischen Geshclechts, so sich um das Jahr 1264 in Busso und Rupert, beyderseits gebohrnen Grafen von Mansfeld und letzterer Ertz-Bischoff zu Magdeburg, zugetragen, dessen Nahmen und zugleich die Gräffliche Würde angenommen, indem sie durch Heyrath und Kauff die Mansfeldischen Güter an sich gebracht. Unter denen alten Mansfeldischen Grafen hat sich Hojer durch seine Treue gegen Kayser Heinrich den V. verdient gemacht, indem er in dem Treffen bey Welphsholtz, so 1115 den 11 Febr. gehalten worden, um seinet willen das Leben in die Schantze geschlagen.

Die heutigen Grafen von Mannsfeld haben, wie gedacht, ihren Ursprung von denen Edlen Herrn zu Querfurt. Von diesen ist Bruno I. der erste, welcher sich in denen Historien um das Jahr 880 bekannt gemacht. Er ward in weniger Zeit aller seiner Kinder beraubet, und daher um so viel mehr durch die, auf gethanes Gelübde, erfolgte Geburt seines Sohns Proze I. erfreuet. Dieser war Obrister über das Merseburgische Kriegs-Volck, so Kayser Heinrich I zu Merseburg wieder die Ungarn und Wenden in Besatzung liegen gehabt. Er zeugte 4 Kinder, unter denen Dieth I. und Wilhelm I. die Proben ihrer Tapfferkeit dem Kayser Otto zu Dienst in verschiedenen Kriegen abgeleget, dessen ohngeachtet aber um das Jahr 952 in des Kaysers Ungnade gefallen, und ins Elend verwiesen worden, wovon aber Dieth bey Zeiten Befreyung erlanget, indem er dem Kayser in der grossen Schlacht wieder die Ungarn bey Augspurg ritterlich beygestanden. Ihre Schwester Machthild ward um das Jahr 933 Graf Siegfrieden von Osterburg, der Kayserin Hoffmeister, vermählet. Der mittlere Sohn aber, Proze II. hat das Geschlecht mit seiner Gemahlin Ada fortgepflantzt; unter dessen Söhnen soll Dietrich II. mit Kayser Otto in Italien wieder die Saracenen gezogen, und im Jahr 982 in einer grossen Schlacht todt geblieben seyn. Sein ältester Bruder, Bruno II. lebte unter allen dreyen Ottonen in gar grossen Ansehen, und erwieß seine Geschicklichkeit so wohl in Staats-Sachen als Kriegs-Bedienungen.

Er ward ein Vater verschiedener Kinder, unter denen Dietrich III. und Wilhelm II. dem Krieg nachgezogen; Elisabeth aber Aebtißin in Prag in dem St. Georgen-Kloster worden; Bruno III. verdienet wegen seines Eifers, die Religion fortzupflantzen, unter die Heiligen gezählet zu werden; und Burckard I. nebst Gebhard I. führten den Stamm fort. Erstgedachter Bruno III. legte den Grund seiner [1064] Studien zu Magdeburg, und ward daselbst Dom-Herr. Er stifftete auch die Schloß-Kirche zu Querfurt, und nachdem er in den Benedictiner-Orden getreten, ward er von Pabst Syvester II. im Jahr 1000 nach Preussen gesandt, da er die Christliche Religion ausgebreitet, aber so übel von diesen Völckern belohnet worden, daß er im Jahr 1008 oder 1009 gemartert, und ihm Hände und Füsse abgehauen worden. Immittelst als er einstens aus Preussen wieder in sein Vaterland zurück kehrte, hat sich mit seines Bruders Kindern, Gebhards I. eine wunderliche Begebenheit zugetragen; Denn dieses seine Gemahlin, Sophia, gebohrne Gräfin von Mannsfeld, brachte 9 Kinder auf einmal zur Welt. Die Mutter nun, welche sich einige Verdrießlichkeit daraus besorget, soll nur einen Sohn, Burckarden II. zurück behalten, die übrigen 8 Söhne aber einem Weib zu ersäuffen gegeben haben. Doch als sie im Begriff war, den unbarmhertzigen Befehl der Gräfin zu erfüllen, soll Bruno ohngefehr dazu gekommen seyn, welche denn die Kinder sämtlich mit dem Nahmen Bruno getaufft, und sie ohne Wissen des Vaters und der Mutter aufferziehen lassen. Nachdem sie nun etwas erwachsen, hat er sie auf das Oster-Fest alle gleich gekleidet und denen Eltern fürgestellet, worauf sie alle achte Geistliche worden seyn sollen.

Gebhards I. Bruder, Burckard I. hat durch seine 2 Söhne, Gebhard II. und Gerhard I. das Geschlecht fortgepflantzt. Gebhard II. Edeler Herr zu Querfurt, Graff zu Suplinburg und Arnsberg, lebte um das Jahr 1053, und vermählte sich erstlich mit Hedwig, Friederichs von Farenback Tochter, die ihm die Grafschafft Suplinburg in dem Braunschweigischen zugebracht, gleichwie er mit der andern Gemahlin Hedwig, Hertzog Ottens von der Weser Tochter, die Grafschafft Arnsberg erheyrathet. Die erste gebahr ihm nebst 4 Töchtern, so allerseits ihrem Stand gemäß verheyrathet worden, den Lotharius, nachmaligen Kayser, und Conrad I. der von nur besagten seinem Bruder, dem Kayser, im Jahr 1130 mit der Pfaltz-Sachsen beliehen worden, und 1147 mit Kayser Conrad III. ins gelobte Land gezogen. Die andere Gemahlin Gebhards II. gebahr ihm 2 Söhne Simon und Friedrich. Der erste davon ward von dem Ertz-Bischoff Adelbert zu Trier an einem Oster-Tage in den Bann gethan, und muste würcklich aus der Kirche weichen, solte anders der Ertz-Bischoff das Evangelium lesen. Sein Bruder Friedrich wohnte 1119 dem Turnier zu Göttingen bey. Er hieng sich an den Kayser Heinrich V. setzte sich wieder alle Westphälische Bischöffe, und überantwortete Bischoff Burckarden zu Münster dem gedachten Kayser. Er war auch mit in der Schlacht bey Welfesholtz, und hinterließ 2 Töchter, davon die erste Herrn Gottfried von Arn die Grafschafft Arnsberg zugebracht.

Als Gebhard II. in der Schlacht bey Nägelstadt wieder Kayser Heinrich IV. im Jahr 1075 umgekommen, verwaltete sein Bruder, Gerhard I. dessen Herrschafften. Eben dieser wohnte im Jahr 1119 dem Turnier zu Göttingen bey, und zeugte mit Uda, Graf Dittmars zu Alvenslöwen [1065] Tochter, 4 Söhne und 3 Töchter. Unter denen ersten ward Gebhard III. von Jugend auf zu dem Krieg gewöhnet, und blieb auch in dem Römischen Zug im Jahr 1126. Sein Bruder, Conrad II. ward im Jahr 1126 zum Ertz-Bischoff von Magdeburg erwählet, aber erst nach Norberts Todte im Jahre 1145 investiret. Er zog mit dem Kayser Lotharius im Jahr 1137 in Italien, führte auch mit Marggraf Albrechten zu Brandenburg Krieg, und starb 1142.

Der letzte Sohn Burckhard III. pflantzte den Stamm fort. Er war der erste seines Geschlechts, welcher 1136 Burggraff zu Magdeburg worden. Das Kloster Marien-Zell unter dem Schloß Querfurt hat ihm sein Auffnehmen zu dancken. Sein Sohn dieses Nahmens der IV. hatte zur Gemahlin Mechtild, eine Thüringische Gräfin, und zeugte mit ihr 5 Söhne, unter denen absonderlich Burckard V. als Stamm-Vater derer jetzigen Grafen von Mannsfeld, und Gebhard IV. als Stamm-Vater derer Herren von Querfurt zu mercken, von welchen beyden besondere Artickel.

Von dessen übrigen Söhnen zog Gerhard II. 1197 mit ins gelobte Land, und starb 1205 plötzlich. Sein Bruder Conrad III. war Kayser Friedrichs des I. Cantzler, hernach Bischoff zu Lübeck, hierauf Kayser Heinrichs des VI. Cantzler und Bischoff zu Hildesheim, wie auch zu Würtzburg, und ward endlich in einem Tumult erschlagen. Von diesem so berühmten als weitläufftigen Geschlechte können nachgesehen werden Ditmar in chron. Krantz. Sax. l.6. c.1. Marian. Scotus ad an. 1075. Spangenbergs Mannsfeldische Chronicke. Autor chron. Magd. ap. Meibom. rer. Germ. tom.2. pag.328 & 329. Brotuf. chron. Anhalt. Sleidan. comment. l. 16. Seckendorff de Lutheranismo l.3. §.133. pag.634.seq. Thuan. hist. I. 114. p.612. Rittershus. tab. geneal. Imhoff N.P. l.6. c.10. und Zeidler im Mannsfeldischen Stamm-Baum etc. Souverainen von Europa pag.1248 seq.